Gevatter Urian

[Heinz]

(eine Erwiderung für Winter-Romantiker)



Der Winter ist recht unbeliebt
bei mir und vielen Tausend andern.
Mag sein, dass es Verrückte gibt,
die freudig durch den Schneematsch wandern.

Es beißt die Kälte an den Ohren,
die Zehen jammern laut nach Wärme.
So manche Nase ist erfroren,
nur Glühwein heizt mir mein Gedärme.

Der Schnee, zuerst ganz weiß und friedlich,
vergräbt mein Auto unter Flocken.
Vielleicht empfindet’s mancher niedlich -
ich kann beim Schippen nicht frohlocken.

Wer nie in winterkalter Nacht
bei Minusgraden bibbernd fast erfror,
der spreche nicht von Zaubermacht
und einem Zauber gar im Moor.

Ja, Niklas, komm in unser Haus,
bring auch dein Rentier mit herein,
nicht mal nen Hund jagt man hinaus,
wenn’s wieder mal beginnt zu schnein.

Gar grimmig fegt der Sturm ums Haus
und rüttelt lärmend an den Türen.
Das will ich nicht - und ei der Daus,
ich fluche seinen frostigen Allüren!

Der Tee mit Rum ist meine einzge Wonne,
ich hülle mich in wollne Decken ein
und tränke unter warmer Frühlingssonne
viel lieber kühlen Wein vom Vater Rhein.

Denn in sonndurchglühten Räumen,
da pfeif ich auf die Kerzenfunzeln,
komm, lass uns von dem Frühling träumen
und über Winterlinge schmunzeln.

Der Winter ist ein Urian,
er möge sich alsbald verpissen.
Ich liebe mir, man hört’s mir an,
der Veilchen Duft, das Leuchten der Narzissen.

[Ex Tanja Wagner]

Lieber Heinz,
ich müsste schmunzeln als ich Dein Gedicht eben las, spontan sind folgende Zeilen entstanden. Wer weiß, vielleicht wirst Du ja auch zum Winter-Romantiker ))))))
Grüße Dich!
Tanja

Des Winters schöne weiße Pracht!
Wer da nur schimpft und rüffelt sacht,
sucht nur im Glühwein seinen Trost,
den hat erreicht der Alltagsfrost.

Schau wie die Flocken tanzen munter.
Zieh dich warm an und komm mal runter!
Nimm Schlitten mit und lache endlich!
Der Winter bleibt hier nicht unendlich.

Ein Schneemann will in deinen Garten!
Wie lange lässt du ihn noch warten?
Raus aus dem Bett und lass das trinken!
Es ist so toll im Schnee zu sinken.

Sieh doch wie Kinderaugen strahlen,
wenn sie im Schnee die Engel malen.
Lass dich von weißer Pracht verführen!
Dann wirst du auch die Wärme spüren.

[Heinz]

Liebe Tanja,
was kann ein Dichterling mehr erreichen, als eine Leserin zum Schmunzeln zu bringen?
Du kannst mir unbesehen abnehmen, dass ich zu den großen Romantikern zähle und sehr gut die Schönheiten einer verschneiten Landschaft genießen kann.
Ich müsste den Anlass für mein "Gedicht" hinzu schreiben, aber dafür habe ich keine Berechtigung. Mein Ding ist eine spöttische Replik auf ein allzu romantisierendes Gedicht eines anderen Poeten. Nimm es nicht zu ernst, ich denke, mein Grinsen müsste eigentlich unübersehbar sein.
Liebe Grüße,
Heinz

[Ilka-Maria]

Der Tee mit Rum ist meine einzge Wonne,
ich hülle mich in wollne Decken ein
und tränke unter warmer Frühlingssonne
viel lieber kühlen Wein vom Vater Rhein.

Aha ... erwischt!

Das Geschimpfe um den bösen Winter hast Du doch nur aufgebaut, um Dich dafür rechtfertigen zu können, von dem "weichen" Rheinsommler auf den "harten" Winterfesten umsteigen zu dürfen. Na na, Du Schlimmer!

Bei dieser knackigen Kälte muss ein bisschen Spaß sein. Wie immer bei Dir: Gut gedichtet, alles auf den Punkt gebracht - für meinen Geschmack zu lang, aber trotzdem gerne gelesen.

Weiterhin eine schöne Adventszeit "and a bottle of rum". (Ich bleibe lieber beim Roten, aber den gibt es in diesen Tagen ja auch glühend heiß.)

Lieben Gruß
Ilka

[Heinz]

Liebe Ilka-Maria,
das hört sich ja wie ein Lob an. Tausend Dank!
Die Länge des Gedichts resultiert aus der süß-romantisierenden Vorlage (nachzulesen bei "lyrikern").
Na ja, "glühend heiß", da verführt Dich wohl der Name Glühwein. Soweit ich weiß, darf das Gebräu aber max. 60 Grad heiß sein, damit die Gewürze nicht zerstört werden. Ein Grand Reserva (nebst einem guten Gewürztraminer oder Riesling) ist mir zu jeder Jahreszeit allemal lieber als ein Glühwein oder Grog.
Einen lieben Gruß zurück!
Heinz