Dankbarkeit

[R-Lo]

Dankbarkeit

Da es uns gut geht,
wie schelcht`s auch grade laufen mag,
sagt man uns,
seit dankbar, für all das was ihr habt.
Kritik ist hier nicht angebracht,
in anbetracht von anderswo,
wo keiner hat, wo keiner satt.
Kampflos kriegen wir, was wir so brauchen,
Nahrung, Obdacht, Ficken, Saufen,
Ohne Leistung, ohne Fleiß,
zahlen andere den Preis.

Auf dem Rücken von so vielen Menschen,
aufgebaut auf Leid und Not,
industriebedingter Massenmord,
schafft auf die Nachfrage ein Angebot.
Doch durch die mediale Volksverdummung,
erfolgt die nicht bemerkte Volksverstummung,
Systemverblended, konditioniert,
gebildet und vieleicht studiert,
hats der kleine Bürger leicht,
dankbar zu sein, um jeden Preis.

[bipolar]

hey, nur eine kleine Rechtschreibberichtigung: vielleicht anstatt vieleicht (oder ist dies gewollt?)

[Ilka-Maria]

Zitat von R-Lo

industriebedingter Massenmord,

Ich weiß nicht, was ein "industriebedingter" Massenmord ist, denn die Industrie bedarf eines Massenmordes nicht. Es gab und gibt meines Erachtens jedoch den systematisch durchgeführten Massenmord, wie z.B. die Vernichtungsmaschinerie der Nazis oder die Einfuhr und Verteilung von Kriegsgerät und Handfeuerwaffen, um unliebsame Volksgruppen von der Landschaft zu fegen, wobei auf die "modernen Standards" zurückgegriffen wurde und wird, wovon die Industrie immer profitiert. Ich glaube aber nicht, dass diejenigen Staaten, die industriell aufsteigen wollen, dergleichen im Sinn haben, sondern einfach nur ihren Wohlstand steigern wollen. Noch weniger glaube ich, dass es mit dem Massenmord an arbeitsfähigen Menschen möglich ist, eine international wettbewerbsfähige Industrie aufzubauen.

Ich kann es auch kürzer sagen: Das ständige Schlechtreden des wirtschaftlichen Erfolges und das Festmachen daran, dies geschehe nur durch Ausplünderung anderer Länder, geht mir auf die Nerven. Wann schreibt mal jemand gegen die schlechten Regierungen dieser Länder an, die Entwicklungsgelder kassieren und sich davon Paläste hinstellen, statt für ihr Bevölkerung etwas zu tun?

[shoshin]

erinnert mich an fromm "haben und sein":
"Egoismus ist nicht bloß ein Aspekt meines Verhaltens, sondern meines Charakters. Er bedeutet, dass ich alles für mich haben möchte; dass nicht Teilen, sondern Besitzen mir Vergnügen bereitet; dass ich immer habgieriger werden muß, denn wenn haben mein Ziel ist, bin ich um so mehr, je mehr ich habe; dass ich allen anderen gegenüber feindselig bin - meinen Kunden gegenüber, die ich betrügen, meinen Konkurrenten, die ich ruinieren, meinen Arbeitern, die ich ausbeuten möchte. Ich kann nie zufrieden sein, denn meine Wünsche sind endlos. Ich muß beneiden, die mehr haben als ich, und mich vor jenen fürchten, die weniger haben. Aber alle diese Gefühle muß ich verdrängen, um (vor anderen und vor mir selbst) der lächelnde, vernünftige, ehrliche, freundliche Mensch zu sein, als der sich jedermann ausgibt.

Die Habsucht muß zu endlosen Klassenkämpfen führen. Die Behauptung der Kommunisten, ihr System würde den Klassenkampf durch Abschaffung beenden, ist eine Fiktion, da auch ihr System auf dem Prinzip des unbegrenzten Konsums als Lebensziel basiert. Solange jeder mehr haben will, muß es Klassenkampf und, global gesehen, Kriege geben. Habgier und Frieden schließen sich aus."