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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 28.10.2012, 02:51   #1
weiblich Richard Lindley
 
Dabei seit: 10/2012
Beiträge: 1

Standard Der Turm

In der Mansarde weilt ein weiser Mann, ergraut, nicht Greis, bescheiden,
auf sein Wort man bauen kann, nur mag man ihn nicht leiden
da er der Wahrheit sich verpflicht´, und, eh man sich versehe
sie einem werfe ins Gesicht, so dort, er meint,
der Platz dafür geeignet scheint und wehe, höret die Geschicht´,
es dem ergehen kann der nicht der Wahr´ bestehen kann.

Nicht allzulange ist es her, im letzten Jahr, dass man begehr´
dem Turm zu bauen obendrauf ein Rad, es drehe sich geschwind
im Wind. Das Rad, ein Streich, zwar nicht sogleich, er wurd´ zur Tat.
Auch konnte nicht verborgen sein der Qualität der alten Warte,
morsch der Balken, mürb´ der Stein, so man dann nicht verharrte
und jeden Kreuzer sparte, man lud ein den Mann vom Bau,
den Meister seines Faches, schlau,
empfahl er die Abtragung des Daches.

Sogleich begann ein Treiben, ein Zerreiben, ohn´ übertreiben kaum zu beschreiben.
Denn jeder wollt´ der Erste sein in dessen Hand die letzten Stein´
und Nageleisen, Ziegel, klein - und lose, unbemerkt die Symbiose,
Schimmelpilz, Ameis´, Blattläuse, die kleine Welt im Feuchten,
beleuchten man die Lage gar des Nachts, man tat um der Gefahr
des Sturzes, ein kurzes Weil nur, so man dacht´,
nicht alle Nacht.

Der graue Weis´ am frühen Tag begab er sich zu schauen,
der Müh´ der Arbeit und dem Schweiß so ihn vergoss man weiß.
Zur Arbeit ihn nicht konnt´ verdingen man, vor langen Jahr´n
ein Schicksal nahm ihm Kraft, die Hand, ein Bein, gemein
man ihn bestraft mit Haft für seine Worte, am and´ren Orte
er saß ein mit niederem Gesind´, des Vokabular es Schläge
sind sie zu verteilen, beeilet man sich nicht geschwind, ist träge,
setzt es Keile, die Wund´ des Grauen nicht verheile,
nun ist er nicht mehr gesund.

Ein wenig schaut´ er hier und dort, fort trug manch Mulde Bruch, Ramsch
und Tand, er fand es gleich, und auch sofort nahm er den Mann vom Bau
zum Wort, erinnert ihn der Ehre, es sei doch wohl der Lehre, dass man beginne
nicht bei der Zinne, denn beim Fundamente, auch sollen Dokumente sein
die man beschaue, und nicht ins Blaue einfach baue einen Turm fürs Rad
das so weit oben auf der Stelle wird verschoben bei einem Wetter, toben
die Gewitterstürme, nicht der erste aller Türme wärs der falle. Die Galle
stieg dem Mann vom Bau des Tadels, denn eine Rüge konnte dieser Herr des Adels
nicht verdauen, dulden, waren es Schulden die ihn bewogen, betrogen sollten alle sein,
den lud man ein.

Aristokraten sollt´ man raten nicht zu verraten die Privaten, doch er tats,
und zum Beleg der Sabotage Vorsatz genügt ein Wort man es verdreht,
schnell enfernt man ihn vom Platz, den Weisen. Der weiß um was es geht,
vergebens jedes weit´re Wort, im Gegenteil, barg es Gefahr sodass er gar
ums Leben fürchten musste, so er dann mit seinem Trachten missachte den Bann
ihm wurde auferlegt. Gutachten erspart, und schlachten konnte bald die Sau
man zum Fest am fertig´ Bau, das Rad an seiner Spitze noch war es zu nichts nütze,
und doch es summte flink im Winde, indes jede Kritik verstummte und Lob und Ehre in der Tat
gewährt man dem Aristokrat.

Es war das Fest schon voll im Gange es Abend wurd´ und auch die Schlange
die sich vorm Zapfhahn fand war lange, auch Gejohle und Gesange, ein Radau,
der vom stark geword´nen Winde getragen ward genau wie jed´ einzelne Triole fort,
bis in den Nachbarort zu hören, dort man schloss Fenster jedes Tor
nicht des Gesangs, waren es Wolken und das Wetter so sorgt man vor
und nagelte die Bretter, derweil nahm zu die Lustbarkeit, man tanzt schon auf den Tisch´,
die Mahlzeit ward zur Völlerei gar Fresserei und Sauferei so ein Gelage ist nicht alle Tage, frisch
wehte der Wind.

Es dauerte nicht lange, dass sich die Spange, die der Kurbelstange voll im Gange Stabilisierung
und ein Wehr der Scheidung, zur Vermeidung derer, macht sich von dannen.
Ein letzter Umlauf, eine Schleife, ein kleiner Sprung, ein Riss, der Bruch, dann brechen Radwerk
und Getriebe, und alles fliegt weit durch die Luft, indes man "Hoch dem Baumann!" ruft. Ein Zwerg
er ist, man schaut die Macht in jener Nacht ohne Verdacht, unüberwacht und gar der Tracht,
die Trümmer der Maschine tragen so sie die Schar der Truppe jagen, erschlagen in Sekunden
jeden sie vorgefunden, verwunden schwerst, gar Mancher erst nach vielen Tagen leiden tat verscheiden,
schuld war der Zwerg daran, ohn´ Zweifel. Erst jetzt entsann sich an die Mahnung man des Weisen, dann
in den Kerker zu den Lumpen, derweil man ihn gefunden hat, bar der Kratzer, ohne Ritz, Aristokrat,
sein´ letzte Tat.

Sich zu bessern von nun an, so schwört aufs Höchsten Namen, schreit´ auch die Zeit voran, nicht zu vergessen,
dass Mann und Frau ließ Frau und Mann und´s Kind geschwind in dieser schweren Nacht, auch
um den Verstand gebracht hats deren Zweie, "sei Teufelei" im Wahn sie schnauben, auch glauben kann
ihr Medikus nicht an Genesung, eine Lösung. Das Jahr vergeht nimmt ab der Schmerz, noch lange
man den Namen nennt des der die Schuld, und mit Geduld, wie abgetrennt von dem Geschehn, der Weise,
den man schnell vergaß, erinnert sich nur an den Schmerz, vergessen wird der Warner, gebrochen längst der Schwur
dem Höchsten, dem man ja auch nur dann gedenkt wenn Not ist groß, was sind das bloß all´ für arme Leut?
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