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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 22.06.2014, 15:02   #1
männlich Beteigeuze
 
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Dabei seit: 03/2014
Alter: 51
Beiträge: 113

Standard Die Versunkenen

Die Versunkenen


Sie liegen ineinander eng umschlungen
in ihrer Tiefe. Geist in sich zusammen,
der wie Gewicht ins Andere geschwungen.
Nur Innen – wortlos – wogen, sprechen Flammen
aus ihrer Mitte mit Vernichterzungen,
als Mahnung an die Welt, aus der sie stammen,
den Frieden nicht zu störn, den sie errungen.

So träumen sie sich fort
in eine Miteinanderferne.
Ihr Wille ist das Wort
und ihr Geschwiegenes die Sterne.

Um sie ist alles Grund,
ist nur Moment, ist alles Gehen.
Doch wir sind für sie Mund,
durch den sie nichts und alles sehen.
Und nur ein Kuss versenkt uns ins Verstehen.

© Beteigeuze
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Alt 22.06.2014, 16:55   #2
Thing
R.I.P.
 
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Beiträge: 34.998

Prachtvoll.
Muß aber noch ein paar Male grübeln, ob ich auch mit des Rätsels Läsung richtig liege.


LG
Thing
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Alt 22.06.2014, 20:59   #3
männlich Meishere
 
Dabei seit: 05/2014
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Alter: 28
Beiträge: 875

Auch, wenn es mir ähnlich wie Thing geht bzw. sich mir der Text in seiner ganzen Pracht noch nicht entfaltet hat, muss ich sagen, dass mir deine Bilder und einfach deine Art zu schreiben sehr gut gefallen.
Ich bin vollkommen hingerissen könnte man sagen!

Danke

LG,
Meishere
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Alt 23.06.2014, 10:47   #4
weiblich Ex Täubchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Beiträge: 432

Lieber Beteigeuze,

da kommen mir die Tränen. Einfach schön geschrieben.

Wenn Schmerz Wunden und die Zeit den Schmerz heilt, dann geht es auch so.

LG Täubchen
Ex Täubchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2014, 17:19   #5
weiblich poetra
 
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Ort: mittendrin
Alter: 45
Beiträge: 164

DAS ist richtig schön!
Stark finde ich "so träumen sie sich fort in eine Miteinanderferne" (tolles Wort!!)
Und beim ins Verstehen versinkenden Kuss wird man spätestens emotional Teil des Textes.

So einen Kuss möcht ich auch mal erleben 😉

Poe
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Alt 24.06.2014, 23:06   #6
weiblich shoshin
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2014
Beiträge: 1.073

wenn ich denke, dann denke ich an yin und yang.
wenn ich nicht denke, dann lösen sich alle gegensätze in diesen wundervollen bildern ineinander verschlungen auf.
lieben gutenachtgruß
shoshin
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Alt 26.06.2014, 14:38   #7
männlich Beteigeuze
 
Benutzerbild von Beteigeuze
 
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Beiträge: 113

@Thing

Als Rätsel ist es nicht gedacht. Aber es ist wohl meiner zumeist symbolistischen Herangehensweise geschuldet, dass es so wirkt. Meiner Ansicht nach kann man Poesie gar nicht komplett aufdecken. Jedes Gedicht, dass dies über die Klarheit versucht, ist zwar direkter verstehbar, spart dafür dann aber weite Teile dessen, was Poesie darin sein könnte, aus. Ich selbst mag es z.B. sehr, wenn mich ein Gedicht poetisch herausfordert. Und es ist gar nicht schlimm, wenn es dabei ein kleines Geheimnis für sich behält.

Ich danke Dir mal wieder!


@Meishere

Das freut mich natürlich. Ansonsten gerne den Komm an Thing mitlesen.

Danke Dir!


@Täubchen

Sehr interessant, Dein Kommentar. Besonders wenn ich davon ausgehe, welche Vorstellungen ich selbst beim Schreiben hatte, und was Du mir zurückspiegelst. Dass Du Dinge wie "Schmerz", "Wunden" und die "Zeit" einbringst, gefällt mir. Du hast etwas im Gedicht gespürt, was tatsächlich auf gewisse Weise Teil davon ist. Du bist also auf Deine Art Mund geworden

Das ist für mich als Verfasser des Gedichts spannend und wertvoll. Danke!


@poetra

Es freut mich, dass Du den Kuss erwähnst, bei dem man spätestens emotional Teil des Ganzen wird. Er drückt genau das als Schlüsselsymbol aus. Man könnte es als Kuss der Muse sehen oder als einen Kuss, mit dem man sich der Poesie hingibt oder vielleicht auch einen Kuss, den man seiner Liebsten/seinem Liebsten gibt, um so letztlich in die Versunkenen selbst zu versinken und sie dadurch zu verstehen.

Danke auch Dir!


@shoshin

"Ineinander verschlungen" ist schön. Dabei wäre ich auch gespannt gewesen, wie sich "yin und yang" in Deinem Denken dabei ergeben haben.

Auch Dein Hineinleben freut mich, danke schön.

LG euch,
Beteigeuze
Beteigeuze ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.06.2014, 16:19   #8
weiblich Tuva
 
Dabei seit: 06/2013
Beiträge: 30

Auch wenn es sinngemäß nicht ganz übereinstimmt, mußte ich, als ich dein Gedicht las, unwillkürlich an ein Lied von Theodorakis denken, das Edith Piaf gesungen hat - "Les amants de Teruel":

https://www.youtube.com/watch?v=ImNcSYpRjvE

Dein Gedicht ist wirklich wunderschön.
Tuva ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.06.2014, 23:56   #9
männlich Meishere
 
Dabei seit: 05/2014
Ort: Berlin
Alter: 28
Beiträge: 875

Es freut mich, Beteigeuze, dass du da ähnliche Ansichten hast wie ich. Ein wichtiger Punkt der Poesie ist eben ein gewisses Maß an "Mystik" die ihr inne wohnt, egal auf welche Art und Weise
Und auch, wenn das natürlich an shoshin gerichtet war, sei dir gesagt, dass auch ich beim Lesen an Yin und Yang denken musste. Ich habe es nicht erwähnt, weil ich mir dachte die Interpretation sei wohl zu persönlich, war aber froh, dass shoshin ähnliche Assoziationen hat.
Die ersten drei Verse beschreiben für mich die Gestalt von Yin und Yang.
Der Rest des Gedichtes weicht dann aber wieder etwas von dieser Vorstellung ab. Denkbar wäre aber folgendes:
Die letzten vier Verse von Strophe eins beschreiben den Mittelpunkt des Symbols, in dem Bewegung und Stillstand perfekt ausgeglichen sind.
Dann folgt mit Strophe 2 ein Hinweis auf Yin und Yang als Basis des Universums, allen Gesprochenem und allem Verhalten.
Strophe 3 zeigt dann, dass die Menschen das Prinzip umsetzen müssen, damit es funktioniert.
Der Kuss als wichtigstes Bild symbolisiert die perfekte Vereinigung von Yin und Yang, die als einziges erstrebenswert ist.

Ich hoffe du bist durch diese Interpretation nicht "beleidigt". Ich freue mich einfach sehr über dieses Gedicht, welches offenbar so vielseitig ist, dass selbst du, als Autor, mit dieser Interpretation nicht gerechnet hast (?)

LG,
Meishere
Meishere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2014, 14:41   #10
männlich Beteigeuze
 
Benutzerbild von Beteigeuze
 
Dabei seit: 03/2014
Alter: 51
Beiträge: 113

@Tuva

Eigentlich empfinde ich es als sehr passend, dass Du dabei an das Lied von Theodorakis denken musstest. Das ist sozusagen ganz dich an meiner eigenen Intention, an den Dingen, die mich zu diesem Gedicht inspiriert haben

Vielen Dank!


@Meishere

Wieso sollte ich ob einer Interpretation beleidigt sein? Es ist doch vielmehr etwas sehr Schönes, wenn sich jemand derart mit einem Gedicht beschäftigt. Zu Deinen Yin und Yang-Gedanken in Verbindung mit meinen eigenen, fiel mir folgendes ein, was Hegel einmal über die Liebe schrieb, wodurch er gleichzeitig das Grundprinzip seiner Dialektik erklärte:

Zitat:
Da ist ein Mensch, ein einzelnes Ich, das liebt. Seine Persönlichkeit ruhte bislang in sich selbst. Er steht souverän auf eigenen Beinen.
Aber in der Liebe passiert etwas Eigentümliches. Der Betroffene tritt aus sich heraus, vergisst sich und gibt sich in der totalen Hingabe auf. Dies ist eine klare Negation, eine Verneinung seines ursprünglichen Ich. Bliebe es bei dieser Negation, wären die fatalen Folgen Hörigkeit und ein tragisches Ende.
Aber jetzt passiert etwas Entscheidendes. In der Hingabe an den geliebten Menschen, in der Aufgabe der eigenen Persönlichkeit findet der Liebende zu sich selbst, er erfährt sich selbst ganz neu, er sieht sich im anderen und stößt dabei zu einer ungewohnten Tiefe vor.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Vielen Dank auch Dir!

Liebe Grüße euch beiden,
Beteigeuze
Beteigeuze ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2014, 14:56   #11
männlich Meishere
 
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Beiträge: 875

Dann bin ich beruhigt, Beteigeuze. Ich habe "beleidigt" ja extra in Anführungszeichen gesetzt, mir fiel kein passender Ausdruck ein.
Ich bezog mich nur darauf, dass Yin und Yang offenbar nicht deine eigentliche Intention war und du vielleicht nicht erfreut bist, dass dazu trotzdem eine ausführliche Interpretation erfolgt.
Da reagiert ja jeder Autor anders, Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Dass du jetzt auch noch ein passendes Hegel Zitat auf Lager hast beeindruckt mich direkt noch mehr.

Ich ziehe meinen Hut

LG,
Meishere
Meishere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2014, 09:26   #12
weiblich shoshin
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2014
Beiträge: 1.073

Zitat:
Zitat von Beteigeuze Beitrag anzeigen
@shoshin

"Ineinander verschlungen" ist schön. Dabei wäre ich auch gespannt gewesen, wie sich "yin und yang" in Deinem Denken dabei ergeben haben.
lieber beteigeuze,
hegel hat offensichtlich meine gedanken gelesen, lange bevor ich dazu in der lage war zu denken; ich habe dem nichts hinzuzufügen
lieben gruß
shoshin
shoshin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2014, 08:05   #13
männlich Phönix-GEZ-frei
 
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Hallo Beteigeuze

Es ist schwieriger den Frieden zu halten denn Krieg zu führen!

Deine Umsetzung ist fantastisch. Hoffe ich irre mich nicht ganz.

Aber warum 1S/V7 nicht stören? Also mich störn das nicht so.

Ich lese und lese und wie ein Taucher immer wieder nach unten ins Betrachten

Auch hatte ich an Shakespeares Hamlet und das Bild der Ophelia vor Augen
doch etwas anders als in dieser Tragödie.

Ein umschlungenes Paar in der dunklen See an einem Ort, der Licht abstrahlt,
der von ihnen ausgeht. Dein Gedicht löst in mir eigenartige Bilder aus.
Aber nicht unangenehme, vielmehr Mystische fast schon ...

Lieben Gruß
Vom Phönix
Phönix-GEZ-frei ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2014, 19:08   #14
männlich Beteigeuze
 
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Hallo, Phönix!

Wirklich sehr gut, wie Du dich in mein eigenes Ursprungsbild zu diesem Gedicht hineingelebt hast. Das freut mich gerade ungemein, dieser Volltreffer

LG
Beteigeuze
Beteigeuze ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2014, 19:21   #15
männlich Pit Bull
 
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Hallo Beteigeuze!

Ich glaube noch nie etwas von Dir kommentiert zu haben … liegt ggf. daran, daß Du nicht allzu oft hier unterwegs bist.

Dein Gedicht jedenfalls hat mich aufgewühlt, und die für mich beeindruckendste Stelle ist der Mittelteil:

So träumen sie sich fort
in eine Miteinanderferne.
Ihr Wille ist das Wort
und ihr Geschwiegenes die Sterne.

Manchmal staune ich über so viel Fantasie und Wortreichtum, und wenn Dich die Muse an die richtige Stelle küsst, muss das für Dich doch ein Augenblick der Erleuchtung sein. Für mich wäre er es (und ich erlebe das höchst selten).

Ein eindringlicher überzeugender Text mit Tiefe und Botschaft.
Sehr gute Arbeit - Respekt.

VG Pitti
Pit Bull ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2014, 19:44   #16
weiblich anna amalia
 
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Beiträge: 3.534

Lieber Beteigeuze,

Jedes Wort habe ich in mich eingelassen, gespürt und mich entdeckt...

Danke dafür...

Anna
anna amalia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2014, 20:48   #17
männlich Sylvester
 
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Ort: Nördliche Hemisphäre
Alter: 55
Beiträge: 438

Hallo Beteigeuze,

das ist ein sehr schönes, auch etwas mystisches Gedicht, das der Fantasie viel Raum zu eigenen Gedanken ermöglicht.

Die Bilder sind exzellent.

Gruß,

Sylvester
Sylvester ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.07.2014, 23:07   #18
männlich Beteigeuze
 
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Alter: 51
Beiträge: 113

@Pit Bull

Es freut mich, dass Du das Gedicht so empfindet. Sehr interessant und nicht minder erfreulich ist, dass Du den Mittelteil so hervorhebst. Tatsächlich habe ich ihn selbst so erlebt, wie er sich offenbar für Dich darstellt. Er ist auch für mich sozusagen das Herzstück, um das sich alles andere herumschmiegt.


@anna amalia

Wir verstehen uns


@Sylvester

Etwas Mystisches haftet wahrscheinlich all meinen Gedichten an. Liegt wohl an meinem Stil. Werden nicht alle mögen bzw. etwas mit anfangen können, daher freut mich umso mehr, dass Du dem etwas abgewinnen kannst.


LG, Beteigeuze
Beteigeuze ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.02.2016, 11:25   #19
männlich Ex-Lichtsohn
abgemeldet
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.493

Standard Lieber Beteigeuze

ein weiterer Favorit für mich. Dabei fällts mir schwer was dazuzuschreiben, weil deine Worte und Gedanken immer noch so hell und klar in mir klingen und ich Angst hab sie mit meinen einfachen Sätzen dabei zu stören.

LG
Ex-Lichtsohn ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.02.2016, 12:24   #20
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.467

heul, Beetljuice ist doch garnichtmehr da

Beetljuice
Beetljuice
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