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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 23.11.2013, 13:20   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Im November

Mein Tisch ist überhäuft mit alten Tassen,
drin Abgestandenes, schon halb zersetzt,
und hartes Brot, das mir den Mund verletzt,
muss ich zerbeißen, müde und verlassen.

Das Grauen nistet, lässt sich nicht mehr wenden,
die Lampe dringt durchs Dunkel kaum zu mir,
sie frisst ihr eignes Licht mit stiller Gier
und draußen lauert Tod an allen Enden.

Der Uhr sind ihre Zeiger abgebrochen,
es geht nicht weiter, dieses Dickicht hockt,
nur an der Tür fühl ein wildes Pochen

kaum hörbar deutlich, dass das Blut mir stockt,
dann reiß ich mich, die Angst lässt überkochen,
aus einem Blick, der mich gespenstisch lockt.

Geändert von gummibaum (23.11.2013 um 15:49 Uhr)
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2013, 13:53   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Hallo, gummibaum -

mein erster Eindruck:
Das ist nicht grau, das ist tiefste Schwärze.
Die poetisch-lyrisch äußerst gelungene Beschreibung einer manifesten Despression.

(und draußen lauert Tod an allen Enden)

die Metapher mit den Uhrzeigern ist besonders bedrückend.

Das Gedicht ist ebenso gut wie deprimierend.
Es kommt auf meine Favoritenliste.


Trüben Gruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2013, 15:30   #3
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Lieber Gummibaum,

in diesem beeindruckenden Sonett bringst du die Novemberstimmung auf der Gefühlsebene sehr gekonnt und eindringlich zum Ausdruck. Das düstere und beklemmende Empfinden teilt sich mir hautnah mit.

Zu S2 V4: Die von Thing empfohlene Version gefällt mir auch sehr gut.

Zu den Terzetten:
In V3 des ersten Terzetts ist eine Hebung mehr als in allen anderen Versen.
Möglich wäre: ...an meiner Tür fühl ich ein wildes Pochen... oder ...nur an der Tür fühl ich ein wildes Pochen...
In V1 des zweiten Terzetts beginnt die Zeile betont. Statt "unhörbar" ginge "kaum hörbar" oder Ähnliches.

Ein sprachlich hervorragendes Gedicht, gefällt mir richtig gut!

LG Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2013, 15:42   #4
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Lieber Thing, liebe Daisy,

das Gedicht habe ich schnell herunter geschrieben, vielleicht kann ich die Schnitzer noch beheben. Erst einmal vielen Dank.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2013, 15:47   #5
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Alle Achtung, Gummibaum, für ein schnell heruntergeschriebenes Sonett ist das eine Glanzleistung vor der ich den Hut ziehe! Chapeau!

LG Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2013, 15:53   #6
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Ich bin baff!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2013, 15:55   #7
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Es gibt Momente, in denen man alles klar sieht, wie sonst nicht. Da fällt es leicht, ohne abzusetzen zu schreiben. Gut, wenn man sie gerade nutzen kann, aber natürlich unterlaufen dabei sprachliche Ungenauigkeiten. LG g
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2013, 18:10   #8
männlich Herkel
 
Benutzerbild von Herkel
 
Dabei seit: 05/2013
Alter: 35
Beiträge: 50

Besonders gelungen finde ich das den Mund verletztende Brot und das Bild der abgebrochenen Zeiger.
Herkel ist offline   Mit Zitat antworten
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