Und wieder raunt ein Wind ...

[Belshiras]

... und weht den Schmutz durch all die Gassen.

Blechdosen rollen klimpernd über den Stein, zerknülltes Zeitungspapier raschelt, bläht sich im Wind. Grashalme werden auf die Straße gewirbelt und tanzen unvollkommen im Staub.
Ein Wind weht und mit ihm eine monatliche Veränderung - nichts ganz alltägliches aber auch nichts ungewöhnliches mehr.
Man kennt den Luftzug, gibt ihm Namen, schenkt ihm Farben, setzt in ihn Wünsche und Träume, Hoffnungen.
Und stets erfüllt sich etwas kleines von alledem, doch Vermessenheit, das weiß man schon, baut Mauern und schwächt den Wind ab in seiner Brise, bremst die Veränderung und lässt ihn verebben.
Ziehende Luft knistert wie der zaghafte, doch unaufgegebene Versuch, das Feuer zu entzünden und die Glut zu frischen.
Und aus der Gasse weht ein Wind, doch kann keiner sagen, was er bringt. Meist nur das, was alt vergangen, oft nur das, was alt bekannt und eines fernen unzufriedenen Abends im flackernden Kaminschein in scheinbar finstre Winkel verbannt.
Winde, die durch ein Leben fegen.
Man darf nicht erwarten, etwas Neues zu finden, wenn man wartet, wartet und schaut, was er einem in die Hände weht. Denn was durchs Leben weht, schleift nur Altes und mit sich, neu in offne Arme.
Doch die allgegenwärtige Frage, die im Winde leise mit sich haucht, ist rethorischer Natur, verlangt sie doch nach keiner Antwort, doch sei es eine leise!

Cui bono?

Mein Wind strich mir heute durch die Gassen, durch mein Haar und in die Hände und brachte vieles, alt vergang'nes, lang geseh'nes - nie vermisstes.
Ein Moment, der mich zweifeln ließ, ob ich das zerknitterte Stück Papier auf meiner Hand mit Blicken las, oder es selbst mich unter strengem Blicke maß, mich erinnerte und vom Vergess'nen sprach.

Mein Wind sprach in vertrautester Handschrift:

"Auch wenn dein Leben nie einfach sein wird, solltest du doch immer zufrieden mit ihm sein, denn ein anderes wirst du nicht bekommen - sei glücklich, denn anzunehmen, dass es hätte anders laufen können, ist vermessen!
Sei froh darüber, wie du bist, wie du froh sein solltest zu werden, was du sein wirst.
Stelle deinen Weg nicht in Frage, denn er ist nur so unterschiedlich wie es deine Gedanken sind."