Ganz und gar Speziell. bei Poetry.de

Theophil · 09.05.2007, 11:53

Früh morgens rennt er für gewöhnlich,
gemütlich in Richting Blödsinn.
Dazu knabbert er hysterisch an der Tiefgarage des Lebens
und reibt sich erstaunt den Schlaf aus den Augen.
Woraufhin ihn eine unsägliche Langeweile überkommt,
die ihn seltsam glücklich stimmt.
Aus dem Blödsinn wird der Wahnsinn,
denn jetzt gilt es ernst.
Die Grossmutter hängt an der Wäscheleine im Garten.
Es regnet und sie hängt mit dem Kopf nach unten.
Nun wird aus dem Wahnsinn Schwachsinn.
Er wendet sich ab,
raucht seine Jugend und wirft sie achtlos auf den Boden.
Seine Hände stinken, er wäscht sie in den Haaren des Nachbarn.
Er setzt sich an denn Mittagstisch und wird schlagartig traurig.
Die Uhr tickt nicht weiter,
sie hat noch nie getickt,
seit 20 Jahren ist sie digital.
Es tropft,
doch es ist kein Blut,
es ist Sirup.
Wie schrecklich.
Der Grill brennt und es wird Abend.
Der Fernseher wird lauter gedreht und Erdnüsse aus dem Fenster gesäht.
Der Mittwoch geht ins Bett.
Doch einschlafen kann er nicht,
er denkt zu sehr an Dienstag.
Da schleicht sich der Blödsinn zurück in seinen Kopf,
er ist zufrieden.
Und schon ist übermorgen.
Bis dann mein Freund.

22. Februar 2005

Neofelis Nebulosa · 09.05.2007, 19:20

Hallo Theophil!

Finde ich teilweise richtig, richtig gut. Ich such Dir mal raus, was mir so zusagt. =)

Zitat:

Früh morgens rennt er für gewöhnlich,
gemütlich in richting Blödsinn. -> Richtung

Dazu knabbert er hysterisch an der Tiefgarage des Lebens
und reibt sich erstaunt den Schlaf aus den Augen.

Wunderbar formuliert, neu und unverbraucht, schön gemacht.

Zitat:

Woraufhin ihn eine unsägliche Langeweile überkommt,
die ihn sehr glücklich macht.

Klingt im Gegensatz zu dem davor wie "Grundschuldeutsch". Sehr einfach gehalten, das mag ja amnchmal passen, hier leider nicht. Und warum macht Langeweile glücklich?

Zitat:

Aus dem Blödsinn wird der Wahnsinn,
denn jetzt gilt es ernst.
Die Grossmutter hängt an der Wäscheleine im Garten.
Es regnet und sie hängt mit dem Kopf nach unten.
Jetzt wird aus dem Wahnsinn der Schwachsinn.
Er wendet sich ab,
raucht seine Jugend und wirft sie achtlos auf den Boden.
Seine Hände stinken, er wäscht sie in den Haaren des Nachbarn.
Er geht zum Mittagessen denn das macht ihn traurig.

Wieder sehr schöne Formulierungen, die Zustandsbeschreibung mit der Großmutter finde ich super gemacht. Bis auf das doppelte "jetzt" in den ersten fünf Zeilen und der hier letzten Zeile wirklich gut. Die letzte Zeile ist wieder so ein "Grundschuldeutsch", es klingt einfach nicht schön.

Zitat:

Die Uhr tickt nicht weiter,
sie hat noch nie getickt,
seit 20 Jahren ist sie digital.
Es tropft,
aber es ist kein Blut,
es ist Sirup.
Wie schrecklich.

Genial. =) Das "wie schrecklich" lese ich ironisch, richtig?

Zitat:

Der Grill brennt und es wird Abend.
Der Fernseher wird lauter gedreht und Erdnüsse aus dem Fenster gesäht.
Der Mittwoch geht ins Bett.
Doch einschlafen kann er nicht,
er denkt zu sehr an Dienstag.
Da kommt ihm der Blödsinn wieder in den Sinn, -> Das doppelte Sinn ist nicht schön, kannst Du es ersetzen?
er ist zufrieden.
Und schon ist übermorgen.
Bis dann mein Freund.

Auch sehr gut gemacht. Dickes Lob von mir! =)

Ach ja, wie die Zeit vergeht... Es ist schon übermorgen. 8o

NN

Theophil · 10.05.2007, 08:25

Hallo Neofelis Nebulosa!

Das ist ja eine sehr anregende und umfangreiche Kritik, vielen Dank dafür!
Deine Bemerkungen erscheinen mir äusserst sinn- und wertvoll.
Ich freue mich, dass es dir gefällt. Ich bin immer relativ unsicher, gegenüber
meinem Geschriebenen. Hab das jetzt nach über zwei Jahren mal "jemandem" gezeigt.
Ich werde die Sache nochmal überarbeiten und in den nächsten Tagen dann auch
hier irgendwann "anpassen".
Würde mich also freuen, wenn du in nächster Zeit mal wieder vorbeischaust.

Nochmals Danke und viele Grüsse
Theophil

HALLO!
HAB GERADE EIN, ZWEI PASSAGEN GEÄNDERT... viel spass.
Es grüsst
Theophil

Neofelis Nebulosa · 11.05.2007, 16:32

Hallo nochmal. =)

Zitat:

Die Grossmutter hängt an der Wäscheleine im Garten.
Es regnet und sie hängt mit dem Kopf nach unten.

Das ist mir gerade eben noch aufgefallen, nur weiß ich nicht wirklich, ob mich das doppelte "hängt" jetzt stört oder nicht.

Zitat:

Nun wird aus dem Wahnsinn, Schwachsinn.

Komma weg!

Zitat:

Da schleicht sich ihm der Blödsinn zurück in die Gedanken,

Schon besser als vorher, aber immer noch nicht ganz perfekt. =)
Ich hätte da eine kleine Änderung:

Da schleicht sich der Blödsinn zurück in seine Gedanken,

Klingt nicht ganz so verdreht, finde ich.

Zitat:

Das ist ja eine sehr anregende und umfangreiche Kritik, vielen Dank dafür!
Deine Bemerkungen erscheinen mir äusserst sinn- und wertvoll.

Danke danke..

NN

MORDS TUSSI · 11.05.2007, 16:58

mir gefällt es auch recht gut. es gibt jedoch einiges was ich umformulieren würde um es flüssiger zu gestalten.

außerdem:
Der Fernseher wird lauter gedreht und Erdnüsse aus dem Fenster gesäht.

fände ich ne gute schlusszeile

Theophil · 16.05.2007, 08:45

Danke Euch beiden für die Kritik.

Ich hab noch etwas weniges geändert.

Das doppelte «hängt» ist vielleicht nicht
wirklich elegant, aber hab im moment
keine bessere Idee, deshalb lass ichs
vorerst mal so. ;-)

«Der Fernseher wird lauter gedreht und Erdnüsse aus dem Fenster gesäht»
Das ist auch einer meiner Lieblingssätze, aber wenn dort schon fertig wäre...
ich weiss nicht... das "Schlafengehen" ist mir irgendwie schon wichtig.

Ich denke, ich vergesse es jetzt mal wieder für zwei Jahre.
Vielleicht fällt mir nach zwei Jahren etwas besseres dazu ein.

pusteblume · 16.05.2007, 09:35

hallo,
also die kritiker warn ja schon am werk. ich hab nur mehr zu sagen, dass es mir gefällt. nur, dass es gegen ende "dünner" wird mag ich nicht, aber gut, halb so wild.

lieben gruß

MORDS TUSSI · 16.05.2007, 13:18

ich finde das schlafengehen zu viel und die wochentage sind auch blöd.
ich finde es interssanter wenn es offen gelassen wird. vielleicht schläft das lyr.ich ja vorm fernseher ein?

09.05.2007, 11:53	#1
Theophil Dabei seit: 05/2007 Beiträge: 5 Meine Gedichte	Ganz und gar Speziell. Früh morgens rennt er für gewöhnlich, gemütlich in Richting Blödsinn. Dazu knabbert er hysterisch an der Tiefgarage des Lebens und reibt sich erstaunt den Schlaf aus den Augen. Woraufhin ihn eine unsägliche Langeweile überkommt, die ihn seltsam glücklich stimmt. Aus dem Blödsinn wird der Wahnsinn, denn jetzt gilt es ernst. Die Grossmutter hängt an der Wäscheleine im Garten. Es regnet und sie hängt mit dem Kopf nach unten. Nun wird aus dem Wahnsinn Schwachsinn. Er wendet sich ab, raucht seine Jugend und wirft sie achtlos auf den Boden. Seine Hände stinken, er wäscht sie in den Haaren des Nachbarn. Er setzt sich an denn Mittagstisch und wird schlagartig traurig. Die Uhr tickt nicht weiter, sie hat noch nie getickt, seit 20 Jahren ist sie digital. Es tropft, doch es ist kein Blut, es ist Sirup. Wie schrecklich. Der Grill brennt und es wird Abend. Der Fernseher wird lauter gedreht und Erdnüsse aus dem Fenster gesäht. Der Mittwoch geht ins Bett. Doch einschlafen kann er nicht, er denkt zu sehr an Dienstag. Da schleicht sich der Blödsinn zurück in seinen Kopf, er ist zufrieden. Und schon ist übermorgen. Bis dann mein Freund. 22. Februar 2005

10.05.2007, 08:25	#3
Theophil Dabei seit: 05/2007 Beiträge: 5 Meine Gedichte	Re: Neofelis Nebulosa Hallo Neofelis Nebulosa! Das ist ja eine sehr anregende und umfangreiche Kritik, vielen Dank dafür! Deine Bemerkungen erscheinen mir äusserst sinn- und wertvoll. Ich freue mich, dass es dir gefällt. Ich bin immer relativ unsicher, gegenüber meinem Geschriebenen. Hab das jetzt nach über zwei Jahren mal "jemandem" gezeigt. Ich werde die Sache nochmal überarbeiten und in den nächsten Tagen dann auch hier irgendwann "anpassen". Würde mich also freuen, wenn du in nächster Zeit mal wieder vorbeischaust. Nochmals Danke und viele Grüsse Theophil HALLO! HAB GERADE EIN, ZWEI PASSAGEN GEÄNDERT... viel spass. Es grüsst Theophil

16.05.2007, 08:45	#6
Theophil Dabei seit: 05/2007 Beiträge: 5 Meine Gedichte	Hm. Danke Euch beiden für die Kritik. Ich hab noch etwas weniges geändert. Das doppelte «hängt» ist vielleicht nicht wirklich elegant, aber hab im moment keine bessere Idee, deshalb lass ichs vorerst mal so. ;-) «Der Fernseher wird lauter gedreht und Erdnüsse aus dem Fenster gesäht» Das ist auch einer meiner Lieblingssätze, aber wenn dort schon fertig wäre... ich weiss nicht... das "Schlafengehen" ist mir irgendwie schon wichtig. Ich denke, ich vergesse es jetzt mal wieder für zwei Jahre. Vielleicht fällt mir nach zwei Jahren etwas besseres dazu ein.

11.05.2007, 16:58	#5
MORDS TUSSI Dabei seit: 10/2006 Beiträge: 369 Meine Gedichte	mir gefällt es auch recht gut. es gibt jedoch einiges was ich umformulieren würde um es flüssiger zu gestalten. außerdem: Der Fernseher wird lauter gedreht und Erdnüsse aus dem Fenster gesäht. fände ich ne gute schlusszeile

16.05.2007, 09:35	#7
pusteblume Dabei seit: 04/2007 Beiträge: 277 Meine Gedichte	hallo, also die kritiker warn ja schon am werk. ich hab nur mehr zu sagen, dass es mir gefällt. nur, dass es gegen ende "dünner" wird mag ich nicht, aber gut, halb so wild. lieben gruß

16.05.2007, 13:18	#8
MORDS TUSSI Dabei seit: 10/2006 Beiträge: 369 Meine Gedichte	ich finde das schlafengehen zu viel und die wochentage sind auch blöd. ich finde es interssanter wenn es offen gelassen wird. vielleicht schläft das lyr.ich ja vorm fernseher ein?