Gießkannenregen

[Ilka-Maria]

Ohne Windhauch prasselt Schloß
senkrecht in der Erde Schoß,
kühlt die Hitze ihrer Lenden,
rettet Frucht vor dem Verenden.

Spart dabei mit dem Getöse,
gibt durch Blitz sich keine Blöße,
hat heut keine Lust zu stürmen
und zu rütteln an den Türmen.

Schüttet nur sein pralles Nass
lärmend in die Straß und Gass,
auf die Felder, auf die Wiesen,
gerade so wie Kannengießen.

Wenn der größte Schwupp vorbei,
tut sich noch so allerlei:
Leise regnet es sich ab.
der Natur zum reichen Lab.

25. Juli 2013
by Ilka-Maria

[wüstenvogel]

Hallo Ilka-Maria,

ja, so ein ergiebiger Landregen tut der Natur gut.

Bei uns war es eben ein kurzes, aber heftiges Prasseln.

Deine Hommage an den Regen gefällt mir sehr gut,
nur mit der ersten Zeile habe ich Probleme -
was bedeutet SCHLOß in diesem Zusammenhang?

Viele liebe Grüße

wüstenvogel

[Thing]

Das Gedicht ist so kurz und knapp wie der Regen und ebenso erfrischend.
Gefällt mir ausgezeichnet, erinnert mich von ferne an - ja, an wen?

Schloß(en) sind die kleinen Hagelkörner.

Herzlichen Gruß
von
Thing

[Ilka-Maria]

Zitat von wüstenvogel

was bedeutet SCHLOß in diesem Zusammenhang?

Lieber Wüstenvogel,

"Schloß" (mit einem langen "o" gesprochen im Gegensatz zu dem Bauwerk "Schloss") ist ein altes, nur noch selten verwendetes Wort. Es bezeichnet einen heftigen, dichten, großtropfigen Regen, der - wie Thing erklärt hat - auch bereits in Hagel übertreten kann. Bei festen Körnern spricht man je nach Größe von Grieseln bzw. Graupeln.

LG
Ilka

[Ex-zonkeye]

"Schloß" (mit einem langen "o" gesprochen im Gegensatz zu dem Bauwerk "Schloss") ist ein altes, nur noch selten verwendetes Wort. Es bezeichnet einen heftigen, dichten, großtropfigen Regen, der - wie Thing erklärt hat - auch bereits in Hagel übertreten kann.

Leider ist das Unsinn. Schloßen sind immer was Festes. Natürlich wird man uns sofort von einem Sprachwissenschaftler berichten, den man über seinen "Boss" kennt, der genau weiß, dass es auch "Regenschloßen" gibt.

Aber wenn man danach guhgelt, findet man nur sieben Einträge und stellt fest, dass dort zwar "Regenschloßen" geschrieben steht, aber Hagelkörner gemeint sind. Bei "Hagelschloßen" dagegen gibt es sage und schreibe 8700 Einträge - womit bewiesen ist, dass der Schloß (ebenso wie der Kloß) keineswegs aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden ist. Nach der letzten Rechtschreibreform unterscheidet er sich wohltuend vom Schloss und wird auf Anhieb richtig ausgesprochen - was davor nicht der Fall war. Ein Hoch also auf die unermüdlich tagende Kultusministerkonferenz!

On Topic: Der falsche Gebrauch des Wortes "Schloß" runieret den mühsam zusammegestellten und mühsam verreimten Text leider völlig. Hagel rettet Feldfrüchte nicht vor dem Verderben, sonder er bringt's ihnen.

Tipp: Reim genauer - probiers mal mit "Schauer", Ilkerl!

Heitere Grüße

z

[Ilka-Maria]

Leider ist das Unsinn. Schloßen sind immer was Festes. Natürlich wird man uns sofort von einem Sprachwissenschaftler berichten, den man über seinen "Boss" kennt, der genau weiß, dass es auch "Regenschloßen" gibt.

Okay, wenn Thing und Du das so sagen, nehme ich es an. Ich habe das nirgends gelesen oder nachgesehen, sondern als Kind in der Schule vom Lehrer so erklärt bekommen, wie ich es wiedergegeben habe. Aber die haben damals auch nicht alles richtig gewusst. Das Wort "Schloß" ist in diesem Sinne auch so gut wie nicht mehr gebräuchlich.

[Thing]

Bei uns gab es das gar nicht im Singular.
Seit allen Zeiten hieß es "die Schloße/n" , dagegen hieß und heißt es "es schloßt", wenn Schloße /n prasseln.

[AndereDimension]

Hallo Ilka - Maria,

dieses Gedicht ist dir leider nicht gelungen, dafür aber viele andere. So ist das eben bei uns Reimern.

Ich mach das aber nicht nur am Schloß fest, sondern auch an Stellen wie:

Leise regnet es sich ab.
der Natur zum reichen Lab

Das ist nur optisch gesehen ein Reim.

gibt durch Blitz sich keine Blöße,

lärmend in die Straß und Gass

Kann man zwar schreiben, klingt doch aber mehr nach Mundart.

Wenn der größte Schwupp vorbei

ist


Das nächste Gedicht wird besser - da bin ich mir sicher

Gruß, A.D.

[Thing]

Eine Lanze für Ilka-Maria:

Das Gedicht ist kurz und erfrischend wie ein Regenschauer - für mich.

[AndereDimension]

Die Lanze zu brechen wäre gar nicht nötig gewesen - wir wissen doch, dass sie es kann. Auch Goethe und Schiller hatten öfter mal daneben gehauen, doch gab es damals noch kein Internet. Von ihnen lesen wir nur das beste
vom Besten. Von Goethe weiß man, dass er seine Gedichte über die Jahre immer wieder überarbeitet hat.

[Ilka-Maria]

Zitat von AndereDimension

Von Goethe weiß man, dass er seine Gedichte über die Jahre immer wieder überarbeitet hat.

Ich bin zwar nicht Goethe, aber das habe ich auch vor . Deshalb freue ich mich über die konstruktive Kritik, lieber AnDi. Der Text ist spontan und ziemlich schnell entstanden, ich sollte ihn im Fach "Launengedichte" ablegen .

Lieben Gruß
Ilka

[Ex-zonkeye]

Das Wort "Schloß" ist in diesem Sinne auch so gut wie nicht mehr gebräuchlich.

Wieder falsch!

Im Süddeutschen ist der vom Schloß herzuleitende "Schloz" ("Knödel", durch das "z" stets richtig ausgesprochen) immer noch recht häufig unterwegs. Gebräu wie Ilkerls Ode an den gefrorenen Platzregen bezeichnet man dort gern als "klar wie Schlozenbrühe" und meint damit eine Suppe, die vom Knödelsieden so trüb wurde, dass die Sicht keinen Millimeter weit hinein reicht.

Heitere Grüße

z

[Thing]

Zitat von zonkeye

Wieder falsch!

Im Süddeutschen ist der vom Schloß herzuleitende "Schloz" ("Knödel", durch das "z" stets richtig ausgesprochen) immer noch recht häufig unterwegs. Gebräu wie Ilkerls Ode an den gefrorenen Platzregen bezeichnet man dort gern als "klar wie Schlozenbrühe" und meint damit eine Suppe, die vom Knödelsieden so trüb wurde, dass die Sicht keinen Millimeter weit hinein reicht.

Heitere Grüße

z

Jetzt endlich wissen wir (?), wo der Schlozzer (Sauger, Lutscher, Sabberer) namens z. heimisch ist:
In der Kloßbrühe!

Ei, Zonkerl - daß wir dadrauf nicht früher bekommen sind!
Uns fehlt wohl der bajuwarische Hirnwurm....

[Ilka-Maria]

Vielleicht meint er ja gar nicht die Bayern, sondern die Alemannen - ist aber egal, alle 20 bis 40 Kilometer klingt ein Dialekt sowieso anders. Was den Offenbachern der "Maa" ist, ist den Aschaffenburgern der "Mää".

Mit gehessischen Grüßen,
Ilka