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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 09.07.2012, 18:51   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Weine nicht!

Weine doch nicht, wenn ich gehen muss!
Wusstest du nicht, dass der Wind,
wenn du weinst, aus bitterem Verdruss
rasch an Heftigkeit gewinnt?

Und die Erde tut sich grollend auf,
droht mich gänzlich zu verschlingen
und Dämonen finden sich zuhauf,
wollen mich vom Weg abbringen.

Ach, du schaust mir traurig hinterher
und ich glaube, ich vergehe.
Also mach es mir doch nicht so schwer!
Weine doch nicht, wenn ich gehe!
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Alt 09.07.2012, 18:59   #2
männlich Ex-Peace
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Oh, das ist schön.
Es wirkt so, als wolle das LI das LD durch eine kleine Geschichte
vom Weinen ablenken und abbringen.

Liebe Grüße
Peace
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Alt 09.07.2012, 19:01   #3
männlich Schmuddelkind
 
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Oh, danke lieber Peace.

Ja, das mit dem Ablenken war ein Teilaspekt meines Konzepts. Aber das ist auch symbolisch gemeint, was ich in S3V3 angedeutet habe.

LG
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Alt 09.07.2012, 20:32   #4
Thing
R.I.P.
 
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Öieber Schmuddelkind,

heut mag ich keine Rätsel mehr lösen.
Der Scheidende wird sich auch durch Tränen nicht aufhalten lassen.
Höchstens leidet er dadurch selbst und das ist ihm nicht recht..

verschlingen
abbringen

stört mein Metrikgefühl.

Lieben müden Gruß
von
Thing
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Alt 10.07.2012, 12:11   #5
männlich Schmuddelkind
 
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Danke Thing für deine Aufmerksamkeit!

Zitat:
Der Scheidende wird sich auch durch Tränen nicht aufhalten lassen.
Höchstens leidet er dadurch selbst und das ist ihm nicht recht..
Ja, so war es gemeint.

Zitat:
verschlingen
abbringen

stört mein Metrikgefühl.
Da hast du sicherlich recht, aber mit etwas Mut zur Sprachvergewaltigung, kann man da sicher ein Auge zudrücken.

LG
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Alt 10.07.2012, 12:23   #6
weiblich Ilka-Maria
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Der Scheidende ist ein Ausbund ein Eigensucht, nicht mal den Preis eines schlechten Gewissens oder zumindest eines flauen Gefühls will er für die Trennung bezahlen. Das soll keine Wertung der Situation sein, denn der Grund für den Abschied ist nicht bekannt und spielt auch keine Rolle dafür, wie der Protagonist damit umgeht, ob er nun wirklich gehen muß oder dies nur vorschiebt. Er will Gefühlen schlicht ausweichen. Finde ich ziemlich heftig und ist so eindringlich gedichtet, daß es weh tut. Gut gemacht!

LG
Ilka
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Alt 10.07.2012, 12:52   #7
männlich Ex-Ralfchen
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grausam und fein geschrieben. ein echter el schmuddo. obschon ILKA: der verlasser iss ebenso traurig oder annähernd wie die verlassenschaft.
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Alt 10.07.2012, 13:28   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Ralfchen Beitrag anzeigen
grausam und fein geschrieben. ein echter el schmuddo. obschon ILKA: der verlasser iss ebenso traurig oder annähernd wie die verlassenschaft.
Das sieht mir in dieser Strophe aber ganz anders aus, da wird die verlassene Person mit Dämonen verglichen:

Zitat:
Und die Erde tut sich grollend auf,
droht mich gänzlich zu verschlingen
und Dämonen finden sich zuhauf,
wollen mich vom Weg abbringen.
Der Abschiednehmende suggeriert die Tränen als Waffe = Erpressungsversuch. Er sieht nicht die Not der verlassenen Person, sondern nur die eigene, wenn er am Weggehen gehindert wird. Da ist es nur schlüssig, wenn der erste Vers als Befehl rüberkommt. Wäre der Abschiednehmende wirklich selbst sehr traurig, wäre ihm das Herz steinschwer, so aber macht er dem Gegenüber den Vorwurf, ihm das Herz erst schwer zu machen.

Wäre der Abschied tatsächlich nicht vermeidbar und fiele er dem Abschiednehmendem aufrichtig schwer, müßte er doch eher darum bitten, ihm dabei zu helfen.
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Alt 10.07.2012, 20:42   #9
männlich Schmuddelkind
 
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Hallo, ich freue mich sehr, dass dieses Gedicht eine beschwingte Diskussion um die Interpretation ausgelöst hat!

Ich mag Ilkas Lesart, aber eigentlich habe ich eher in Ralfchens Richtung gedacht.

Meine Idee war, dass das LI sein Gefühl äußert, dass das Weinen des LD den Abschied umso schwerer macht. Daher übertreibt es in der Darstellung, gerät ins Groteske, um das LD, wie Peace angemerkt hat, zu trösten oder vom Weinen abzulenken. Insofern ist der Imperativ auch nicht wirklich als Befehl zu verstehen, sondern als in die Übertreibung eingebetteter Ausdruck der Wehmut.

LG
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Alt 10.07.2012, 21:36   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Insofern ist der Imperativ auch nicht wirklich als Befehl zu verstehen, sondern als in die Übertreibung eingebetteter Ausdruck der Wehmut.
Nein, das paßt nicht. Es ist ein Befehl, und zwar mit einem Vorwurf im Unterton ("Wie kannst Du mir das antun und jetzt plärren?"). Mit Wehmut hat es auch nichts zu tun, denn Wehmut gibt es nur in Verbindung zu Erinnerungen oder Versagtem. Aber hier geht es um aktuellen Abschied, der (scheinbar) erzwungen, dem Scheidenden aber (anscheinend) gar nicht so unrecht ist.

Hier ist nichts übertrieben. Ganz im Gegenteil - jedenfalls gilt das für mich, weil ich diese Erfahrung oft genug im Leben gemacht habe: Es ist die typische Sprache von Menschen, die sich aus der Verantwortung rausstehlen und gleichzeitig dafür nicht verantwortlich sein wollen.

Sorry, aber ich kann - aus meiner Konditionierung heraus - das Gedicht nur so interpretieren. Aber gerade weil es meine Lebenswege kreuzt, ist es für mich überdurchschnittlich gut.

Paßt eben doch.

LG
Ilka
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Alt 10.07.2012, 21:41   #11
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Zitat:
Sorry, aber ich kann - aus meiner Konditionierung heraus - das Gedicht nur so interpretieren. Aber gerade weil es meine Lebenswege kreuzt, ist es für mich überdurchschnittlich gut.
Ja, daran sieht man mal wieder, dass ein Gedicht erst durch die Interpretation lebendig wird. Ich habe es in einem anderen Geist geschrieben, aber du beziehst eben deine Lesefreude aus deiner Lesart und das macht das Werk ja viel reicher und stimmt mich zufrieden.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.07.2012, 22:02   #12
weiblich Ilka-Maria
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Freut mich, Schmuddel.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 09:57   #13
männlich champus
 
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ich habe mich gefragt was mann sonst machen sollte als nicht traurig sein weil du gehst ? sich freuen ? aber dann fiel mir ein, doch freuen dass du warst.
champus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 13:42   #14
männlich Schmuddelkind
 
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Danke für deinen Beitrag, champ!

Das ist eine schwierige Sache. Kann man sich wirklich freuen, dass du warst? Vielleicht ja, aber im Moment des Abschieds fällt einem das schwer.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 14:09   #15
männlich champus
 
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ich denke irgendwie letzte zeit oft an abschied. und das was ich jetzt denke ist so diametral anders als das was ich mal dachte dass es mich eigentlich nicht wundert wenn mann es nicht versteht. einfach angst weglassen. oder anders das wovon du angst hast ist der wegweiser
champus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 14:32   #16
männlich Schmuddelkind
 
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Ich denke, Abschiede haben immer etwas Trauriges. Aber du hast wohl recht. Im Sinne Goethes: "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

LG
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