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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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12.04.2023, 15:40 | #1 |
Forumsleitung
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Erbarme, die Hesse babbele!
Beziehen graue Wolkendecken
am Morgen Hessens Südgebiet, und nässen Häuser, Gärten, Hecken, verliert der Hesse sein Gemüt, und trüb gelaunt sagt er zu sich: Es is heut widder duckelich. Es gilt nicht, Arbeit fernzubleiben, ein Hesse wird im Traum nicht krank und holt sich nie das Kassenschreiben. Stark ist er wie ein Eichenschrank, und schwänzt er doch einmal den Platz, raunt man: So krank wie Gettches Katz. Ist mal ein Hesse recht beschlagen, dass er auf alles Antwort weiß, egal, wie kniffelig die Fragen, spricht über ihn der Freundeskreis: En Konderwiddisch, so wie der, der saacht uns halt vom Lebbe mehr. Wird einem Paar ein Kind geboren und ist ein Mädchen ihm geglückt, ist man vernarrt bis zu den Ohren und von dem Baby hochentzückt: Isse net herzisch, die klaa Knoddel. Is die erst groß, dann werd se Moddel. Ein Hessenfrühstück heißt: erleben! Da gibt die Küche alles her, der Kopf kann sich Rezepte weben, an Kalorien reich und schwer, dann heißt es über den Schlammbambes: Der macht sich widder nix als Brambes. Und wenn im Lenz die Knospen treiben, wenn junges Blut in Wallung kommt, mahnt Mutter, bei Vernunft zu bleiben und allem, das die Seele frommt: Es Friejoar kimmt, Bub, denk daraa unn fang mer kaa Gebändsel aa. So babbeln Leut im Hessenland, wo man die aale Worscht erfand. 12.04.2023 |
12.04.2023, 16:18 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Ilka-Maria,
da meine Mutter gebürtige Hessin ist, darf ich in meinen Genen bestimmt ein paar hessische Rudimente finden. Leider kann ich nicht hessisch babbele, also müsstest Du das "Gedicht" mit zwei hessischen Versen beenden: Im Hessenlande, das sei nicht vergessen, da liebt man Äppelwoi und gutes Essen. Im Manschen und Panschen sind sie ganz groß und haben erfunden die Mahlzeit Grie Soß. Selbst Goethe, Gourmet und in Frankfurt zuhause, vermischt Petersilie, natürlich die krause, mit Schnittlauch und Borretsch und Fleiß, gibt saueren Ampfer und Kerbel dazu und pimpert die Nelle und kaum einer weiß, so ganz ohne Kresse gibt er keine Ruh! Liebe Grüße, Heinz |
12.04.2023, 16:33 | #3 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo Ilka,
das Gebabbel erinnert mich an die Zeit des Blauen Bocks mit Heinz Schenk. Hoch den Bembel! LG Nöck |
12.04.2023, 17:06 | #4 |
Hallo Ilka,
mal ein ganz anderes Gedicht von dir. Gefällt mir gut, wie lange hast du daran gewerkelt? Ich finde es enorm kreativ. LG DieSilbermöwe |
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12.04.2023, 17:18 | #5 | |
Forumsleitung
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Zitat:
@Silbermöwe Kann ich nicht genau sagen, wie lange es real gedauert hat mit dem Gedicht. Ich habe gestern angefangen, bin dabei aber mehrfach unterbrochen worden und hatte außerdem einige andere Dinge zu erledigen. Hatte aber bereits vier Strophen geschafft und die restlichen vorhin fertiggeschrieben, ungefähr in einer halben Stunde. Zu verdanken habe ich die Idee dazu Holger Vonhof von der Offenbach-Post. Er schreibt seit einigen Monaten regelmäßig eine Kolumne unter dem Titel "Hessisch für Anfänger", deren Folgen ich gesammelt habe. Ich kann zwar - oh Wunder - selber ganz gut Hessisch, aber zum einen gibt es alle zehn bis zwanzig Kilometer Abweichungen, und zum anderen hatte meine Mutter immer versucht, Dialekt zu unterbinden und mir Hochdeutsch beizubringen. Mein Lieblingsspruch, den man nicht ernst nehmen darf, lautet: "Ich haach dir uffs Aach unn uffs annern Aach aach." Liebe Grüße euch allen Ilka |
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13.04.2023, 13:07 | #6 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.632
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... "Ich haach dir uffs Aach unn uffs annern Aach aach." aber wenns dunkel wird, soll ich nach Hause kommen! Wär gern noch geblieben.
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15.04.2023, 09:34 | #7 | |
Hallo Ilka,
ich hatte doch glatt vergessen, zu antworten. Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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15.04.2023, 11:30 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Wünsche ein schönes, hoffentlich sonniges Wochenende. LG Ilka |
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15.04.2023, 17:38 | #9 |
Wünsche ich dir und allen anderen Forumusern auch!
LG DieSilbermöwe |
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16.04.2023, 09:27 | #10 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
Nöck |
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17.04.2023, 10:21 | #11 |
Liebe Ilka,
als Nordbadener (Karlsruhe) bin ich als "Südfranke" etymologisch noch der Pfalz und Hessen verbunden (und stelle fest, dass ich den dortigen Humor sehr mag und gut verstehe). Insofern gefällt mir Deine poetische Dialekt- Weiterbildung sehr gut! Ergänzend könnte ich mir noch vorstellen, dass Du einige der erklärten Worte unter dem Gedicht noch direkt übersetzt. Kleine Unklarheiten gab es bei: Konderwiddisch Schlammbambes Brambes Viele Grüße von Georg |
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17.04.2023, 10:31 | #12 | |
Forumsleitung
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Zitat:
"konderwiddisch" = Der erste Teil dürfte klar sein: konder/contra. Der zweite Teil kommt vom fränkischen "widdisch", was "lebhaft/agil" bedeutet. Der Wortstamm liegt im althochdeutschen "wizzi", aus dem der "Witz" wurde. Man könnte das Wort als "besserwisserisch" übersetzen. "Schlammbambes" und "Brambes" ist das gleiche, nämlich Brei oder Eintopf, der nach Gutdünken aus vielerlei Zutaten durcheinandergerührt ist, also ein Mischmasch. |
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