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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 08.02.2013, 19:24   #1
Thing
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Standard Kreuz-Träger

Unvergessen




Fürchtete nicht das Schlimme.
Über nichts kam Kummer, kam Sorge.
Ruhte in bevorzugter Ehe.
Jäh kam die grausig braune Stimme.
Unbarmherzig. "Keine Sorge!
Die Hure ist längst aus der Nähe."
Elendiglich, wie wir verdarben.
Not denen nicht mehr, die starben.

Von Haus und Hof und Leben verbannt:
Es hat seit neunzehnhundertdreiunddreißig Jahren
Reißend der konstantinische Haß gebrannt.
Bitter wahr mein allerletztes Fahren.
Osten das ungewollte Ziel. Ein Ahnen:
Tod, das hakenkreuzige, stolzes Gebaren.
Endlich: Gaskammer. Grube. Erschlagen.
Noch mein Vater hat das Eiserne Kreuz getragen.
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Alt 09.02.2013, 10:23   #2
weiblich Ilka-Maria
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Die zweite Strophe finde ich gut, sie hat Aussagekraft. Aber mit der ersten Strophe komme ich nicht zurecht. Kam die "braune Stimme" wirklich "jäh"? Die drei folgenden Verse erschließen sich mir nicht, aber vielleicht fällt der Groschen ja noch.
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Alt 09.02.2013, 10:26   #3
Thing
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Na ja, in dem Akrostichon geht es um eine "Mischehe":
Jude und Nichtjüdin.
Die Blutschande treibende Nichtjüdin (die Hure!) kam auch nicht mit dem Leben davon.
Der Vater des LI bekam im 1. WK das eiserne Kreuz.
Da war der Antisemitismus noch nicht so ausgeprägt wie später.


LG
Thing
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Alt 09.02.2013, 10:36   #4
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Die Verbindung mit dem 1. WK war mir bewußt, aber das Akrostichon habe ich natürlich mal wieder übersehen.
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Alt 09.02.2013, 12:13   #5
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Hallo Thing

Ein aufrüttelndes Akrostichon. Beim ersten lesen, auch für mich, Stellenweise etwas verworren. "Seit 1933 Jahren". Kommt mir immer noch etwas unklar vor. Sicherlich willst du damit sagen das der Antisemitismus ab 1933 besonders krass war.

Lieben Gruß von hopi
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Alt 09.02.2013, 14:16   #6
Thing
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Ja, hopi, darauf wollte ich selbstverständlich hinaus.


LG
Thing
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Alt 09.02.2013, 14:48   #7
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Zitat:
Es hat seit neunzehnhundertdreiunddreißig Jahren
Reißend der konstantinische Haß gebrannt.
Ich brachte diese beiden Verse mit dem Christentum zusammen: Geburt Jesu und Bekehrung Kaiser Konstantins nach dem Sieg an der Milvischen Brücke.

Ein Gedicht mit einer Fülle von Andeutungen - das muss Dir erst mal jemand nachmachen.
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Alt 09.02.2013, 15:21   #8
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Hallo Thing

Ich weiß zwar das du deine Gedichte immer verteidigst, mache hier aber trotzdem einen Vorschlag für die zweite Strophe.

"Es hat seit Hitlers Sieg in den dreißiger Jahren"
Reißend der konstantinische Haß gebrannt.

LG. hopi
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Alt 09.02.2013, 15:37   #9
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Neee, bitte nicht ändern, sonst ist der Bezug zur Entstehung des Christentums nicht mehr da, und ohne Christentum hätte es den Antisemitismus nicht so gegeben, wie wir ihn kennen.
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Alt 09.02.2013, 16:37   #10
Thing
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Stimmt genau.
Ich ändere nicht.
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Alt 09.02.2013, 16:55   #11
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Hallo Ilka

Judenfeindlichkeit gibt es seit etwa 2500 Jahren. Dann wäre die Jahreszahl 1933 auch nicht richtig im Bezug auf verstärkten Antisemitismus. Den gibt es erst seit etwa 1800. Und ab da in verschiedenen Stufen. So steht es jedenfalls bei Wikipedia geschrieben. Deshalb finde ich den Bezug auf Hitlers Judenhetze,
besser zum Gedicht passend.

Lieber Gruß. hopi
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Alt 09.02.2013, 16:58   #12
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Das ist richtig, hopi, aber so weit geht das Gedicht nicht zurück.
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Alt 09.02.2013, 17:19   #13
Thing
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Zitat:
Zitat von hopi Beitrag anzeigen
Hallo Ilka

Judenfeindlichkeit gibt es seit etwa 2500 Jahren. Dann wäre die Jahreszahl 1933 auch nicht richtig im Bezug auf verstärkten Antisemitismus. Den gibt es erst seit etwa 1800. Und ab da in verschiedenen Stufen. So steht es jedenfalls bei Wikipedia geschrieben. Deshalb finde ich den Bezug auf Hitlers Judenhetze,
besser zum Gedicht passend.

Lieber Gruß. hopi
Lieber hopi -

da muß ich aber wirklich staunen.
Lies mal z.B. "Und wurden zerstreut unter alle Völker" von Werner Keller.
(Die nachbiblische Geschichte des jüdischen Volkes).

Herzlichen Gruß
von
Thing


Liebe Ilka-Maria -

ja, ita est.
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Alt 09.02.2013, 17:34   #14
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Leute, was soll das?

Die Judenfeindlchkeit begann wahrscheinlich während der Existenz der ersten Juden, vielleicht schon, bevor Abraham seine Heimat Chaldäa veließ.

Na und? Fremdes wird immer beargwöhnt.

Nach dem Krieg waren die Flüchtlinge aus den Ostgebieten für die Westdeutschen zunächst auch nur "Pack". Das ist ungerecht, aber so tickt nun mal die Psyche - gottseidank gibt es Ausnahmen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2013, 09:24   #15
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen

Nach dem Krieg waren die Flüchtlinge aus den Ostgebieten für die Westdeutschen zunächst auch nur "Pack". Das ist ungerecht, aber so tickt nun mal die Psyche - gottseidank gibt es Ausnahmen.
Das ging aber wenigstens nur über Jahzehnte.
Die Juden wurden seit über 2000 Jahren verfolgt, aber das hat ganz andere Gründe.


LG
Thing
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