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Alt 27.02.2024, 20:22   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Was hättet ihr getan?

Hallo, ihr Poetrianer. Ich reihe diesen Text unter "Geschichten" ein, obwohl er dazu dienen soll, euch eine Frage zu stellen, die auf einen wahren Sachverhalt zurückgeht. Wie hättet ihr euch verhalten?

Mein Sohn war immer ein guter Schüler gewesen, bis er auf der Realschule in Schwierigkeiten geriet. Mathe und Naturwissenschaften waren kein Problem, deutsche Grammatik war okay, Aufsatzschreiben ging flott von er Hand … aber. Literatur und Fremdsprachen, in diesem Fall das Pflichtfach Englisch, waren nicht sein Ding.

Es war ein Kampf, meinem Sohn klarzumachen, dass man im Englischen die Fragesätze mit "to do" umschrieb. Da hatte er sich noch bemüht, sich in die Regeln einzufinden. Als aber zur Aufgabe gestellt wurde, für den Literaturunterricht Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker" zu lesen und eine Analyse zu schreiben, kapitulierte er.

Zwei Tage vor dem Abgabetermin gestand er mir seine Misere: Hab nix gemacht. Ich verstand es nicht als Resignation, sondern als Hilferuf. Also setzte ich mich in der Nacht nach meinem Arbeitstag hin, las das Buch und fertigte eine Analyse an, die ich am nächsten Tag im Büro in die Tasten haute, ausdruckte und meinem Sohn mitgab.

Obwohl ich mich bemüht hatte, meinen Sprachstil einfach zu halten, war es mir nicht gelungen, die Deutschlehrerin zu täuschen. Ich wurde in die Schule zitiert. Der Klassenlehrer empfing mit einem breiten Lächeln: "Gute Arbeit. Ich habe sie gelesen." Die Deutschlehrerin war weniger amüsiert. Nach unserer Aussprache ging die Sache jedoch glimpflich aus. "Ich kann die Arbeit nicht bewerten", war das Fazit. Zu meiner Zeit hätte man für so einen Betrug eine Sechs eingetragen bekommen.

Damals habe ich mich gefragt, weshalb man junge Menschen von dreizehn bis sechzehn Jahren mit derart schwierigen Stoffen konfrontiert, mit denen Vierzigjährige nicht zurechtkommen. Woher sollen blutjunge Menschen die Lebenserfahrung haben, damit umzugehen? Zumal ich immer wieder habe feststellen müssen, dass der Stoff im Unterricht nur minimal bis gar nicht durchgenommen wurde. Da hieß es: Lest euch den Text durch. Und das war's dann. Das kann ich gut behaupten, weil ich es während der Schulzeit meines Sohnes oft genug erfahren hatte und abends die Lücken füllte, sprich: mit ihm den Text durchging und die Arbeit leistete, für die seine Lehrerin bezahlt wurde, ich aber nicht, sondern sie durch meine Steuergelder finanziert hatte.

War es falsch, zu versuchen, meinen Sohn aus dieser Patsche herauszuhelfen?

Was hättet ihr getan?
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Alt 27.02.2024, 21:29   #2
männlich MonoTon
 
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Vermutlich flog es auf, weil die Lehrer den Verdacht hatten, dass das plötzlich auftretende Engagement und die Eigeninitiative sehr Auffällig waren?
Und vermutlich gab es dadurch atypische Verhaltensweisen im Sprachmuster.
Man kann Dinge einfach halten, aber selbst ein Sprachbild kann Muster erzeugen.
Zusätzlich das Wissen, dass ein Elternteil selbst Lehrer ist, kann andere Lehrer ebenfalls aufhorchen lassen.
Ich denke er hatte großes Glück, dass die Lehrer derart "nachsichtig" waren und keine Benotung erfolgte.
Man kann nicht alles von seinen Kindern erwarten, hin und wieder wird man enttäuscht. Kinder müssen selbst auf die Nase fallen und spätestens beim nächsten Test oder abhören wäre der Betrug wohl aufgeflogen, wenn ein guter Aufsatz plötzlich aus dem Mund eines Ahnungslosen kommt der sich einen abbricht etwas zu formulieren.
Hätte mein Elternteil mir eine solche Arbeit untergejubelt, ich wäre verletzt gewesen. Man kann mir gerne in den Ohren liegen dass ich mich auf meinen Arsch setzen soll und lernen soll, oder an Erfahrung reicher werden durch Schaden. Aber mir die Arbeit abzunehmen hilft mir nicht.
Es würde in mir Schuldgefühle wecken gegenüber meiner/em Mutter/Vater und es wäre ein Eingriff in etwas, dass ich mir eigenmächtig zuzuschreiben hätte. Niemand hat danach gefragt. Lieber mache ich nichts und stehe dazu, als mich der Lüge und des versuchten Betrugs betiteln zu lassen.
Und wenn Mitschüler im Spiel sind hört man sich danach Kommentare an wie: "dem hat die Mutti geholfen, aber so sind die Lehrerkinder ja."

Tut mir leid das zu sagen aber ich find es scheiße, auch wenn du es sicher gut meintest. Meine Eltern hätten das nicht getan. Aber meine Eltern gestehen mir auch zu, dass es in Ordnung ist, nicht immer der Beste zu sein.

Das Kindern heutzutage aber viel zu schwerer Lernstoff fernab ihrer Erfahrungen zugemutet wird, dem kann ich beipflichten.
Man pumpt derart viel und oft unnötiges Wissen in Köpfe, das kein Platz mehr bleibt für konkretes und sachhaltiges.

Hat es ihm im Nachhinein geholfen oder geschadet bei seiner jetzigen Berufswahl? Ist es Teil seines Alltags englisch zu sprechen/schreiben?
Vielleicht lagen seine Präferenzen schon früh einfach woanders und er wollte keine Energie verschwenden auf etwas das bei einem Vorankommen in seinem Leben ohnehin keine Rolle spielt? Nur weil von ihm erwartet wird, dass in dem Fach eine gute Note im Zeugnis steht?

Natürlich muss mein Ansatz nicht stimmen, aber ich wurde als 13 jähriger schon für weniger in meiner Klasse schief angeschaut, als dafür, dass meine Mutter mir mal etwas vorgesagt hatte und mir dennoch das Verständnis für das Vermittelte fehlte.

Lg Mono
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Alt 27.02.2024, 22:05   #3
weiblich Ilka-Maria
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Interessant, Mono Ton, was zu dazu zu sagen hast. Kann ich gut verstehen. Vorausgesetzt, du hattest es als junger Mensch schon so gesehen, wie du es jetzt bewertest. Aber egal, guter Kommentar von dir.
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Alt 28.02.2024, 01:40   #4
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen

Was hättet ihr getan?
Ich hätte versucht herauszufinden, ob es im vorliegenden Stoff Dinge gegeben hat, die er interessant fand. Und dann da gemeinsam angesetzt.
Was er interessant fand, warum, danach gefragt, wie er es mit eigenen Worten formuliert hätte, was er am Stoff kritisiert und das kontextualisiert.

Menschen in dem Alter sind eigen und jeder Mensch hat seine Neigungen. Gegen diese Natur anzugehen, ist das größte Verbrechen unseres Bildungssystems.
Man darf nicht vergessen, dass junge Menschen sehr schnell lernen, vor allem dann, wenn sie für etwas richtig brennen. Ich will überhaupt nicht wissen, wie viel Potential da schon verbrannt wurde. Gegen diese trockene Bildungslandschaft kommt man nur mit Spiel(erisch) an.

Dein Handeln war mütterlich. So sind Mütter eben.
Außerdem: Jeder Mensch gibt doch für seinen derzeitigen Lebensabschnitt ohnehin das Beste. Das heißt nicht, dass man es nicht immer besser machen könnte. Hier greift aber die Realität, in der sich oft Unterforderung mit Überforderung überschneidet. Das ist beispielsweise das große Problem mit Minderleister in der Schule: Langeweile, Verweigerung und dann werden sie durch die Versäumnisse des Stoffes erschlagen, was in Überforderung mündet.
Alles bedingt sich.
Soll also heißen: Er und du, ihr habt euer Bestes für damalige Verhältnisse gegeben, Ilka.

Heads up.

lg EV
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Alt 28.02.2024, 06:55   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ich hätte versucht herauszufinden, ob es im vorliegenden Stoff Dinge gegeben hat, die er interessant fand. Und dann da gemeinsam angesetzt.
Das war nicht möglich, Eisenvorhang, da zum einen die Sperre gegen literarische Texte bei meinem Sohn zu strikt war, ich andererseits von der Sache erst auf den letzten Drücker erfuhr und deshalb keine Zeit für ein gemeinsames Erarbeiten war. Ich musste ja zur Arbeit gehen. Aus meinem Sohn wird nie ein Bücherwurm werden, er neigt zum Analytiker, Mathematiker und Logiker. Auf Literatur kann er sich nicht konzentrieren, Geschichten zieht er sich durch Kinofilme rein, davon allerdings en masse.

Hast du mal versucht, mit jemandem an einem Projekt zu arbeiten, der sich dafür nicht die Bohne interessiert? Kann man vergessen.

Zitat:
Gegen diese Natur anzugehen, ist das größte Verbrechen unseres Bildungssystems.
So hart habe ich das zu meiner Schulzeit nicht empfunden, Eisenvorhang. Schließlich bekommt man in allen Fächern ja nur die Grundlagen vermittelt, und darin sehe ich eine gute Voraussetzung, herauszufinden, was einem liegt und was man später selber vertiefen möchte. Heute wünschte ich, ich hätte für Physik und Chemie damals mehr getan, weil ich das heute hochinteressant finde - als Teenager aber nicht. Ich weiß aber auch, dass in meinem Fall die Lernbereitschaft stark davon abhing, wie ein Lehrer oder eine Lehrerin den Stoff zu vermitteln vermochte. Da lagen mir Sprache, Literatur und Geschichte eben näher als Reagenzgläser, Newtons Gesetze und der Vorgang der Photosynthese. Unsere Lehrerin hatte den naturwissenschaftlichen Stoff nur als Abfragefächer, aber nicht lebensbezogen behandelt, und darin lag - denke ich heute - ein großer Fehler.

Zitat:
Gegen diese trockene Bildungslandschaft kommt man nur mit Spiel(erisch) an.
Das wusste bereits Friedrich Schiller, der den Satz prägte: "Der Mensch ist da nur Mensch, wo er spielt."
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Alt 28.02.2024, 13:49   #6
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Hast du mal versucht, mit jemandem an einem Projekt zu arbeiten, der sich dafür nicht die Bohne interessiert? Kann man vergessen.
Ich gehöre zu jenen, die unbeweglich sind, wenn etwas nicht interessant ist.
Mein Realschulzeugnis war eine bunte Mischung: Deutsch 4, Mathe 5, Physik 5 - alle anderen Fächer einsen.
Als ich später in Breitenbrunn das Abi nachholen wollte aufm zweiten Bildungsweg, kam ich nach der Aufnahmeprüfung direkt in die 11. Klasse und aus den ehemals schlechten Noten wurden guten Noten.
Grund waren die Lehrer. Während die Lehrer in der damaligen Realschulschule nur trockene Theorie prügelten, sah das später anders aus. Es war spielerisch und auch mehr praktisch als theoretisch. Es gab in Mathe und Physik eine Art Projektwoche, die viele Themen umfasste und bevor wir in den Bereich abtauchten, mussten die Schüler gemeinsam eine Kartoffelkanone bauen, die dann auch benutzt wurde. Und daraufhin erfolgten die Ableitungen und Erklärung der Formeln. Das blieb natürlich hängen. Und das machte sehr viel Spaß und Freude und löste Faszination aus.

Aber es geht mir auch jetzt noch so, ich kann keinen Job machen, der mich nicht interessiert, sonst brenne ich nach vier Wochen durch und die Psychosomatik schlägt zu.

Deinen Sohn kann ich also sehr gut verstehen.
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Alt 28.02.2024, 16:19   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Während die Lehrer in der damaligen Realschulschule nur trockene Theorie prügelten, sah das später anders aus. Es war spielerisch und auch mehr praktisch als theoretisch.
Das ist der Punkt: Nicht jeder Pädagoge ist gleichzeitig ein guter Didaktiker, und vice versa.

Wie oft musste ich die Nachhilfelehrerin geben, weil man Sohn in der Schule nix kapiert hatte. Dann sagte er zu mir: "Warum verstehe ich bei dir immer alles, in der Schule aber nix?" Gute Frage. Vielleicht deshalb, weil manche Leute sich für den falschen Beruf entschieden hatten.

Diese Erfahrung hatte ich nicht nur mit meinem Sohn gemacht, sondern auch mit anderen jungen Schülern und Schülerinnen. Denen hatten die Ohren geschlackert, wenn ich ihnen Sachen aus dem Kopf heraus aufgeschrieben hatte, z.B. in deutscher Grammatik, die ihnen ihre Lehrer hätten vermitteln müssen. Die hatten damals aber lieber über die Vorzüge der DDR gegenüber der Bundesrepublik, über Palästinensertücher und Nudelmaschinen palavert.
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Alt 29.02.2024, 19:44   #8
männlich aufgeklappt
 
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War es falsch, zu versuchen, meinen Sohn aus dieser Patsche herauszuhelfen?
Was hättet ihr getan?

Fiktiv gern. Aber wenn man so die Privatsphäre anderer beim Lesen aufgedrückt bekommt, frag ich mich andere Sachen.
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Alt 29.02.2024, 21:05   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von aufgeklappt Beitrag anzeigen
Fiktiv gern. Aber wenn man so die Privatsphäre anderer beim Lesen aufgedrückt bekommt, frag ich mich andere Sachen.
Was, bitte, ist an Schule "Privatsphäre"? Da hocken in so einer Schulklasse über zwanzig Schüler zusammen, und jeder bekommt die Probleme und Leistungen seiner Kameraden und Kameradinnen mit. Und bei den Elternabenden bekommen auch die Eltern über jeden einzelnen Schüler eine Menge mit. Da ist nichts privat.

Wieso "aufgedrückt"? Entweder will man etwas zum Thema zu sagen, oder man lässt es eben.
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Alt 29.02.2024, 22:52   #10
männlich aufgeklappt
 
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lese nochmal deine Antwort genau: Was bitte, ist an Schule „Privatsphäre“, zwanzig Schüler, und der Elternabend…
(richtig)

jetzt lies nochmal meinen Kommentar und versuch es etwas subtiler
…gib dir Mühe… du kommts drauf…
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Alt 29.02.2024, 23:42   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von aufgeklappt Beitrag anzeigen
jetzt lies nochmal meinen Kommentar und versuch es etwas subtiler
…gib dir Mühe… du kommts drauf…
Wozu?
Du musst nicht kommentieren. Punkt.
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Alt 01.03.2024, 11:56   #12
männlich MonoTon
 
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Ich bin ja ein Freund der direkten Antworten.
Diese Rate-Antwort Kommentare sind scheiße, vor allem bei Themen die jeder anders betrachtet und angehen würde.
Es gibt aus meiner Sicht keine Privatsphäre in Schulklassen, das einzige das dort ins private geht wäre Mobbing und nicht mit jedem Mitschüler schließt man Freundschaften die auf privater Ebene bleiben oder darauf hin arbeiten. Das fällt alles unter Charakterentwicklung und ist individuell.
Man hat nicht mal beim Scheißen gehen Privatsphäre oder an der Pissrinne.

Ich werde aus diesen vagen Hinweisen irgendwie auch nicht ganz schlau. Nenne es doch beim Namen oder erwähne es nicht.
Schulen sind öffentliche Einrichtungen.
Schule war für mich ein Ort der einem vermittelt, das man vor anderen grundlos oder unverdient Respekt hat, aber selbst respektlos behandelt wird wenn man lächelt.

Ich denke im Nachhinein, dass es 2 Sichtweisen gibt in der Thematik.
Ilka als Mutter und Ilka als Lehrerin.
Die Mutter in ihr wollte dem Kind helfen, die Lehrerin in ihr sah sich vermutlich in der Verantwortung und wollte testen wie aufmerksam die Kollegen sind.
Zudem ist man sicher auch etwas neugierig wie schwer der Stoff ist und ob es nicht eventuell immer noch machbar gewesen wäre, hätte er sich etwas mühe gegeben und Interesse gehabt.

Lg Mono
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Alt 01.03.2024, 12:49   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Ich denke im Nachhinein, dass es 2 Sichtweisen gibt in der Thematik. Ilka als Mutter und Ilka als Lehrerin.
Die Mutter in ihr wollte dem Kind helfen, die Lehrerin in ihr sah sich vermutlich in der Verantwortung und wollte testen wie aufmerksam die Kollegen sind.

Wie kommst du denn darauf, MonoTon? Ich war doch keine Lehrerin, insofern hatte ich keine "Kollegen" zu testen. Mein Motiv war viel einfacher: Ich wollte nicht, dass mein Sohn möglicherweise als einziger seiner Mitschüler ohne erledigte Hausaufgaben in den Unterrricht gehen musste und vor der Klasse bloßgestellt wurde.

Ansonsten kann ich deine Ausführungen gut verstehen. Ich selbst hatte zwar Glück mit meinen Lehrern, die behandelten uns fair, aber das war nicht in allen Klassen und mit allen Schülern so. Zweimal musste ich erleben, wie Schülerinnen sich gegenüber Fachlehrern energisch davor verwahrt hatten, sie persönlich anzugreifen oder ungerechte Noten zu geben. Die meisten Mädchen und Jungen im Teenageralter hätten sich das zu meiner Zeit nicht getraut.
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Alt 01.03.2024, 16:18   #14
männlich dunkler Traum
 
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Standard tja Ilka

... selbst mit deiner Geschichte dazu, fühle ich mich nicht in der Lage, es zu beurteilen. Es ist passiert und gut. Da ziehe ich mich mal auf die Juristerei zurück, jeder Einzelfall muss anders beurteilt werden. Falsch oder richtig greifen meiner Meinung nach bei solchen Sachen nicht, weil jede Familie anders ist.

Andere Frage - war die Note abschlussrelevant? Hier hätte ich eventuell noch etwas bei meinen Kindern versucht (heute, damals nicht).

beaux rêves
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Alt 01.03.2024, 18:46   #15
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
Andere Frage - war die Note abschlussrelevant?
Nein. Es handelte sich um eine Hausaufgabe, nicht um eine Prüfungsarbeit. Die Lehrerin hatte sie nicht benotet. Mit Sicherheit bekommen auch andere Kinder Hilfestellung zu Hause, aber in meinem Fall war es wohl zu offensichtlich gewesen, dass es mehr als nur Unterstützung war. Vermutlich wollte die Lehrerin ein Zeichen setzen, dass man bei ihr damit nicht durchkommen konnte. Auf jeden Fall habe ich etwas daraus gelernt, dass ich nämlich nicht fähig bin, mich auf das Reifeniveau eines Dreizenjährigen zurückzubegeben und dass so eine Aktion deshalb nichts bringt. Ich habe das später auch in meinen Lehrgängen in Kreativem Schreiben zu spüren bekommen: Von Kurzgeschichten über Krimis bis zu Romanen, Drehbüchern und journalistischen Texten lief alles wie geschmiert; aber bei Kinder- und Jugendbüchern habe das Handtuch werfen müssen. In diese Welt kann ich mich nur unzulänglich hineinversetzen, mein Versuch war der glatte Flop.

Das KISS-Prinzip - keep it short and simple - ist leicht gesagt, aber nicht einfach umzusetzen.
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Alt 08.03.2024, 17:15   #16
weiblich Lee Berta
 
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Ich hätte versucht, den Stoff mit ihm durchzusprechen und mich dann gefragt, warum ich das eigentlich machen soll und nicht die Lehrerin, deren Aufgabe es ist. Dann hätte ich meinem Sohn gesagt, dass er aufschreiben soll, warum er den Text so langweilig fand, dass er ihn nicht lesen konnte. Die Stelle zu finden, an der er definitiv ausgestiegen war. Gründe zu notieren wie zum Beispiel mangelnder Bezug zu seiner Lebensrealität.
Das hätte sicher zur Vier gereicht, vielleicht auch zur Drei minus.

Ich habe mal einer Freundin aus so einer Patsche geholfen. Sie war multilingual, aber in keiner der 6 Sprachen, die sie beherrschte, besonders herausragend. Die Lehrerin hat es sofort durchschaut, aber da wir nur grinsten und ihr zu verstehen gaben, dass wir ohne unseren Anwalt gar nichts sagen, ließ sie es uns durchgehen.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 08.03.2024, 17:46   #17
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Zitat:
Dann hätte ich meinem Sohn gesagt, dass er aufschreiben soll, warum er den Text so langweilig fand, dass er ihn nicht lesen konnte. Die Stelle zu finden, an der er definitiv ausgestiegen war.
Du setzt voraus, dass er gelesen hat. Dem war ja nicht so.

Die einfachste Lösung wäre vielleicht gewesen zu sagen:
"Hier mein Kind, lies dir das durch, so oft du willst, verinnerliche es und schreibe in deinen Worten neu, bzw. wiederhole das was du noch weißt."
Einen besseren Spickzettel hätte man nicht haben können und für ihn wäre sicher auch was hängen geblieben auf diese Weise.

Er hätte es eventuell von vornherein nicht einfach abgeben, sondern in seine Worte umformulieren und wie ein Brainstorming behandeln müssen. Aber selbst dazu fehlte ja anscheinend die Motivation.

Lg Mono
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Alt 08.03.2024, 18:20   #18
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Du setzt voraus, dass er gelesen hat. Dem war ja nicht so. (...) Er hätte es eventuell von vornherein nicht einfach abgeben, sondern in seine Worte umformulieren und wie ein Brainstorming behandeln müssen. Aber selbst dazu fehlte ja anscheinend die Motivation.
Es war zwei Tage vor dem Abgabetermin. Das Buch hat so hundertzwanzig Seiten, das liest man in zwei Stunden. Dann denkt man zwei Stunden darüber nach. Wenn er aber überhaupt nichts mit dem Buch anfangen kann - kann ja passieren, ich versuche gerade eins zu lesen, das mit einer Herztransplantation beginnt und ich will davon nichts hören - sollte er wenigstens wissen, warum er es nicht lesen will und darüber drei Sätze schreiben können.

Wenn er dazu auch zu blöd ist, droht man ihm mit Kloppischule und einer späteren Karriere bei der Müllabfuhr als Kekspapierzerknüller. Oder man liest es ihm vor wie einem Kleinkind. Dann sperrt man ihn in sein Zimmer ein und lässt ihn erst wieder raus, wenn er irgendwas über das Buch sagen kann. Und wenn er dabei vierzig wird. Da wäre ich knallhart.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 08.03.2024, 18:31   #19
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Du setzt voraus, dass er gelesen hat. Dem war ja nicht so.
Doch, der Stoff wurde in der Klasse gemeinsam gelesen, dazu auch die Verfilmung angeschaut. Zu beidem sollten die Schüler Stellung nehmen bzw. einen Vergleich vorlegen. Es ist auch nicht richtig, dass die Sache mit Langeweile zu tun hatte. Vielmehr wurde den Schülern nie eine Technik an die Hand gegeben, wie man sich der gestellten Aufgabe annähert. Der Stoff wurde ihnen "zur Kenntnis gemacht", aber dann wurden sie damit sich selbst gelassen.

Wenn man einen Tisch bauen soll, reicht es auch nicht, zu wissen, wie er aussieht. Man muss das Handwerk gezeigt bekommen, welche Funktion die Einzelteile haben und wie man sie zusammenbaut, damit die Sache einen Sinn ergibt.
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Alt 08.03.2024, 18:37   #20
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Also, wenn man den Schülern gar nicht sagt, wie man einen Text analysiert und eine Analyse schreibt, dann hätte ich einen Brief an die Dame verfasst und sie gefragt, ob sie es sich nicht ein bisschen zu einfach macht.
Wir haben das in der Schule übrigens auch nicht gelernt. "Analyse" war so: "Ich schreib mal meine Meinung hin und mache möglichst wenig Rechtschreibfehler." Das führte später beim Abitur zu ziemlichen Problemen.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 08.03.2024, 18:54   #21
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Achso, eher das typische Vermittlungsproblem.

Zeichne einen Kreis, zeichne noch einen Kreis, jetzt zeichne eine Eule.

Man kennt das Ergebnis aber nicht den Weg dorthin.

Ich verstand es so, dass du als Mutter zu eifrig helfen wolltest und er einfach keinen Bock hatte. Sorry
Dann haben ja die Lehrer mist gebaut, denn das vermitteln eines effektiven Lernweges ist deren Aufgabe und dass sie an dir ein Exempel statuiert haben, wirkt jetzt eher wie eine Umverteilung des Schwerpunktes. Der da wäre, dass die Lehrer ihre Aufgabe versäumt haben dem Kind das Werkzeug zu vermitteln.
Wären sie schlau gewesen, hätten sie deine Arbeit eventuell sogar als Beispiel einer Herangehensweise hergenommen und anhand deines Textes die Schritte der Analyse erklären und aufzeigen.

Wie Analysiere ich? Wer sind die Protagonisten? Wann findet das ganze statt. Wo handelt die Story? Gibt es Bilder? Kann ich es mir Vorstellen? etc

Fehlendes Interesse ist ja nicht selten fehlendes Engagement der Lehrer.
Wenn ich dröge etwas Vermittel und man merkt, dass ich selber darauf keine Lust habe und den kürzesten Weg auffahre, um zu vermitteln, anstatt es pädagogisch interessant zu gestalten, dann denkt mein gegenüber auch "lass den Lehrer labern."
Kommt mir bekannt vor.

btw an meinen Beispielen merkt man eventuell, dass ich ebenfalls nie konkret Analyse von Texten gelernt habe.
Ich habe es mir sehr spät versucht selbständig anzueignen. Mit eher mittlerem Erfolg. Bei uns war auch eher, so wenig Fehler wie geht und nicht zu viel um den Pudding reden. Beim Thema bleiben.
Wobei ich nie konkret wusste was Thema war. Keine Ahnung ob das nachvollziehbar ist.
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Alt 08.03.2024, 19:28   #22
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Ich verstand es so, dass du als Mutter zu eifrig helfen wolltest und er einfach keinen Bock hatte. Sorry
Schon okay. Aber mit "eifrig helfen wollen" hatte es auch nichts zu tun. Mein Sohn sagte mir einfach nur auf den letzten Drücker, wo es brannte, statt schon Tage vorher damit rauszurücken. Für Nachhilfeunterricht war keine Zeit mehr vorhanden.
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Alt 08.03.2024, 19:36   #23
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Inzwischen kann man schon ein Profil anlegen
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Alt 08.03.2024, 21:03   #24
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Zitat:
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Inzwischen kann man schon ein Profil anlegen
Ja, klar: Man muss bloß blonde Haare sehen, mehr braucht man nicht zu wissen, denn so jemand ist hundert-pro doof. Und wer beim Einkauf auf seinem Kassenzettel besteht, ist mit absoluter Sicherheit ein knickeriger Buchhalter. Du musst ein genialer Typ sein, dass du aufgrund eines einzigen Themas, das 0,00000/+ vom Gesamtleben einiger weniger Menschen ausmacht, ein Profil anlegen kannst - von wem der Beteiligten eigentlich? Leute wie dich braucht man bei der Kripo, die wären von dir begeistert.
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Alt 08.03.2024, 21:51   #25
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