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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 23.03.2014, 22:05   #1
männlich Beteigeuze
 
Benutzerbild von Beteigeuze
 
Dabei seit: 03/2014
Alter: 51
Beiträge: 113

Standard Der Rabe

Der Rabe


Schwarz rauschen seine Schwingen wie sein Blick
ins Alles und ins Über allen Weltgebärdens.
Aus seidnem Faden formt er jenen Strick
um Denkers Hals von einer Phantasie des Werdens,
die schön und eigenständig, berauschend und lebendig
das Einzelne ins Ganze singt
und Ganzes in die Dinge schwingt.

Gesichter zeigen sich dem schwarzen Flug:
uniformiert, gebrochen spielen ihre Mienen.
So selbstbewusst, so wissend scheint ihr Zug.
So stark ihr Schein, so groß ihr Meinen nicht zu dienen.
Doch grad in diesem Lichte enttarnen sich die Wichte
dem strengen Auge, als das Aas,
von dem er früher schon oft fraß.

Der Rabe: steigt als Wissen in ihr Hirn,
schwärzt Schwere federleicht in ihre tauben Seelen,
kräht dunkle Poesie auf ihre Stirn
und pickt die Egel, die als Alp im Herzen schwelen,
heraus und tut sich gütlich an dem, was sie gemütlich
verbleiben lässt in ihrem Tod.
Entreißt dem Leben so die Not.

Er ist ein Berg im Wanderergemüt,
der Ozean, die Sterne im Entdeckersehnen.
Bei seinem Anblick Dichtersinn erblüht,
und alles Spüren, Denken wird ein Dehnen
nach ungeahnten Weiten, wird kühnes, freies Leiten
des Rufens und des Widerhalls
der Einzelnen zu dem des Alls.

Der Anfang schließt im Ende sich zum Kreis,
so wie die Schlinge sich um jenen Geist des Schönen.
Denn Dunkles bloß erzählt uns sein Geheiß,
vermag es aus dem Nichts zu heben und zu krönen:
das Sagen wie das Hören kann Poesie beschwören!
Dies weiß der Rabe seit jeher,
drum fliegt er stets und nimmermehr.

© Sascha Besier a.k.a. Beteigeuze
Beteigeuze ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.03.2014, 22:56   #2
männlich Ex Pedroburla
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2013
Beiträge: 1.359

Sehr gut, vielschichtig und interessant - gefällt mir! *

* In den Jahren, als ich auf Lanzarote - am Rand des Nationalparks "Timanfaya", fernab von jeder menschlichen Siedlung - lebte, kamen zu mir oft auch Raben. Ich "vergaß" damals gerne mal ein Stangenbrot auf der Terrasse, wo ich morgens frühstückte - und wenn sie mit diesem wegflogen, sah es aus wie in der "Fernet Branca"-Werbung ...


Gruß Pedro
Ex Pedroburla ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2014, 23:31   #3
männlich Beteigeuze
 
Benutzerbild von Beteigeuze
 
Dabei seit: 03/2014
Alter: 51
Beiträge: 113

Hallo, Pedro!

Irgendwie ist Dein Kommentar bei mir untergegangen. Ich bin selten lange im Netz, daher passiert das manchmal.

Freut mich, dass Du reingekräht hast

Liebe Grüße
Beteigeuze
Beteigeuze ist offline   Mit Zitat antworten
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