Sterbenswort

[obsidere]

Sterbenswort

Du läufst, atemlos und am Ende jeder Kraft. Ecke um Ecke, Wendung um Wendung, immer weiter in die tiefe Verwirrung hinein.
Stund um Stund suchst du die Mitte, das Zentrum allen Verstehens, die Zuflucht zur Ruhe.
Doch mit jedem Ticken, jedem Glockenschlag, versinkst du weiter in den Abzweigungen reflektierender Spiegel eines Kaleidoskops aus Splittern.
Verspottend brechen sich die letzten Bilder klaren Verstandes daran.
Das Lachen, irgendwo kommt es her.
Gequält, belustigt, verstört.
Ein Echo für jeden Schritt.
Ein Schrei für jeden Pulsschlag.
Ein Klagelied für die Zeit … und ein schwarzes Lichtspiel, geblendet von Schattierung.

Wann hörst du es, das Sterbenswort?

[November]

Schön düster! Gefällt mir. Nur der zentrierte Text verwirrt mich immer ein bisschen beim Lesen, aber sonst echt gut
LG November

[obsidere]

Guten Morgen, November!

Das freut mich und lieben Dank für deinen Eindruck! Gut zu wissen, dass die Zentrierung ihren Zweck erfüllt und Verwirrung bestärkt.

Liebe Grüße
obsidere

[Thing]

Hallo, obsidere -

rein etymologisch gibt es "das Sterbenswort" nicht. Das Wort wird m.M.n. immer mit dem vorhergestellten kein verwendet.
Heutzutage mit totaler Aussageverweigerung gleichgesetzt.
Auch unter der Folter kam kein Sterbenswort/Sterbenswörtchen über seine Lippen.
Meist infolge eines Versprechens, das nicht gebrochen werden durfte, weil es Verrat bedeutet hätte.

Aber neugierig bin ich doch auf das Sterbenswort!


LG
Thing

[obsidere]

Hallo, Thing.


Oh, ich auch! Würde ich es hören, würde es mir Frieden bringen

Zitat von Thing

Heutzutage mit totaler Aussageverweigerung gleichgesetzt.

Du verstehst mehr aus dem Text als du wahrscheinlich glaubst. Das „Kein“ ist bewusst nicht wiedergegeben, da es nie eine Antwort zu dem „Warum“ geben wird. Wenn kein Sterbenswort gesagt wird, hört man nichts. Von einem „Ruhe in Frieden“ ist dies nur leider weit entfernt. Stille kann zuweilen auch sehr laut sein.

Liebe Grüße
obsidere