KontRolle rückwärts

[Zwischenruf]

KontRolle rückwärts

Ich stehe im Garten meines Hauses, wie lange war ich nicht mehr hier.
Er ist verwildert, besiegt von Pflanzen. "Ungepflegt", höre ich mich sagen.
Doch ich drehe mich nicht um, drehe mich im Kreis. Schließe meine Augen, höre mein Lachen.
Sie muss noch hier sein.

Vertraut ist mir der Weg zur Tür, ihr Lack blättert mir entgegen.
Hier lief ich wutentbrannt hinaus und kam bis heute nicht zurück.
Ich überlege noch zu klingeln, doch der Schlüssel in meiner Hand dreht sich im Schloss.
Sie muss noch hier sein.

Vorsichtig, bewußt mein erster Schritt, ich schleiche durch den Flur.
Die Wände haben wir bunt bemalt, die Farben sind schon längst verblaßt.
Doch sind sie leuchtend warm wie nie zuvor, meine Finger berühren die Wand.
Sie muss noch hier sein.

Aber es ist ruhig im Haus, ich kann sie nicht hören.
Mein Hunger treibt mich in die Küche, ich weiß, hier wurde ich immer satt.
Alles steht, wo es immer stand, alles schmeckt nach mir.
Sie muss noch hier sein.

Ich setze mich in die warme Stube, im Regal gegenüber ein Bild von mir.
Wie wunderschön sie doch ist, bei ihr musste ich nie lügen.
Sie glaubte mir sogar die Wahrheit, ich fühle mich Zuhause.
Sie muss noch hier sein.

Ich lege mich auf das Bett, hier haben wir uns geliebt.
Geborgenheit, geweint vor Glück.
Ich vergrabe mein Gesicht im Kissen, es riecht nach mir.
Sie muss noch hier sein.

Mein Herzschlag ertönt aus dem Keller, ich gehe ihm nach, spüre meinen Atem.
Ich fühle mich. Ich sehe sie, zusammengekauert in der hintersten Ecke.
Ich möchte ihr erklären, wo ich war. Ich möchte mir versprechen, nicht mehr zu gehen.
Und gehe gleich.

[Flügel]

WOW!

[Zwischenruf]

Danke fürs Lesen.

[tagedieb]

Ja, ich mag keine langen Gedichte. Aber das hier hat mich bis zum Schluss nicht losgelassen. Der "Refrain" bekommt einen ziehenden Drive.

Doch ... gut!