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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 02.03.2014, 02:17   #1
männlich Reminiszenz
 
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Dabei seit: 03/2014
Alter: 29
Beiträge: 7

Standard D.A.V.

Da sitz’ ich nun mit eitlem Blicke vor dem hohen Tor
Dein stolzes Haar weht hinter dir mit zimtgewebter Wärme
Rostbraune Strähnen wimmeln rangelnd um dein linkes Ohr
Mit Recht bin ich des ewigen Verweilens leid und schwärme.

So strichen meine Hände sanft die Sprossen deiner Wange
Ich fühlte, wie dein Atem leise in den meinen schlich
Die Seelentürchen schlossen sich, und in gewohntem Gange
Erhitzte uns‘re Welt bis alle Zeit der Welt verstrich.

Ich lasse ab von deinem Herzen, stehe vor dem Tor
Und warte auf dass dein Zimtzauber angekommen sei
Doch aus dem Boden neben dir steigt schon dein Freund empor
Und zickenhaft in Freundes Zaumzeug zauberst du vorbei.
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Alt 02.03.2014, 09:48   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Reminiszenz,

die Langzeile lädt zum Betrachten ein, zumal der Rhythmus gut gehalten wird. In S3/V2 muss allerdings widernaürlich auf zau betont werden. Interessant sind die lautmalenden Effekte in diesem Text und eine beachtliche Feinheit in der Wahl der Worte und der Gestaltung der Bilder.

Auch der Inhalt nicht alltäglich: Die ausgespannte Stute kehrt "zickenhaft" in die Hände ihres Besitzers zurück.

Sehr gern gelesen.
gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2014, 10:23   #3
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Hallo, Reminiszenz -

ich finde das wundervoll!
Welch reiche Sprache! Herrliche Metaphern.

Trotzdem Vorbehalte:
Warum wird die Interpunktion so sträflich vernachlässigt?
Und V2S3 scheint mir in der Syntax total mißlungen zu sein.
Der Titel ist mir persönlich zu rätselhaft.

Dennoch:
Leute, nehmt Euch ein Beispiel! Lest das Gedicht und seht, daß ein DICHTER das Forum bereichert!


Herzlichen Willkommensgruß
von
Thing
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Alt 02.03.2014, 15:40   #4
männlich Reminiszenz
 
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Beiträge: 7

Ich fühle mich schier überrannt und beflügelt von eurer derart konzentriert konstruktiven Kritik. Ich hätte wohl doch nicht derart lange hadern sollen, mich hier anzumelden.
Vielen Dank für die schnellen und gesättigten Reaktionen, das entzog sich bisher meinem Erfahrungsschatz.

V2S3 ist mir auch ein spitzer Dorn im Ohr, nur habe ich bis dato nichts gefunden, das mir die gleiche Mischung aus verdrängtem Erwarten und dem Unwohlsein des "Niemals Habens" besser nahe bringt. Mal schauen, wie ich das noch retten kann.

Das Gedicht ist absichtlich von Kommata befreit. Die beiden übrigen stellen einen chronologischen Raffer dar, in dem das Pausieren gewürdigt werden soll. In diesem Sinne sollte die zweite Strophe sich wesentlich langsamer lesen, als die beiden anderen, die den Dichter in der Echtzeit gefangen halten. Vielleicht ist das noch nicht klar genug. In sonstigen meiner Werke befindet sich meist, abgesehen von Punkten am Ende der Strophe, überhaupt keine Interpunktion, weil ich den Rhythmus den Worten und Zeilen selbst überlassen möchte. Eine rein persönliche Vorliebe also.

Vielen Dank noch einmal für die Kritik. Weitere Werke folgen.
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Alt 02.03.2014, 15:58   #5
Thing
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Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von Reminiszenz Beitrag anzeigen
überhaupt keine Interpunktion, weil ich den Rhythmus den Worten und Zeilen selbst überlassen möchte. Eine rein persönliche Vorliebe also.
Das sehe ich ganz anders. Für mich ist die Interpunktion d i e Unterstützung der Betonung, d i e Helferin bei Syntax und Rhythmus.

In einem schönen Fließtest wirken die Versalien für sich, ersetzen aber nicht die Satzzeichen.
Lies mal z.B. den "Cornet" von Rilke!
(Er ließe sich auch in Strophen fassen).
Ein hochpoetischer Prosatext, der - um der Betonung willen - nicht auf die Interpunktion verzichtet.

Mein persönliches Gefühl:
Lieber mit als ohne.


Herzlichen Gruß
von
Thing
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Alt 02.03.2014, 16:05   #6
männlich Reminiszenz
 
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Alter: 29
Beiträge: 7

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Das sehe ich ganz anders. Für mich ist die Interpunktion d i e Unterstützung der Betonung, d i e Helferin bei Syntax und Rhythmus.
Genau das ist mein Problem. Ich hege gewisse Abneigungen gegen Interpunktion in Gedichten, weil sie oft nicht fliessen lassen, was fliessen möchte. Wenn ich mit Farbworten herumspritze möchte ich nicht, dass sie von kleinen Konventionskommata aufgehalten werden sondern autonom ihren eigenen Farbton zusammenmischen. Es mag für einen Interpunktionsliebhaber merkwürdig klingen, aber die Poesie ist für mich der Zugang zu dem, was jeder verstehen kann, indem er die Konvention des hochdeutschen Exakten umgeht.

Letztendlich sind wohl beide Varianten Poesie und es ist dein gutes Recht, Interpunktion zu vermissen. Aber ich schaue in meinem jugendlichen, unreifen Rebellentum vielleicht etwas anders auf diese Dinge.
Reminiszenz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2014, 16:17   #7
Thing
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Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von Reminiszenz Beitrag anzeigen
Aber ich schaue in meinem jugendlichen, unreifen Rebellentum vielleicht etwas anders auf diese Dinge.
Ita est
und es sei Dir unbenommen!
Laß Dich von meinem "ältlichen" Unbehagen nicht stören!


Herzlichen Gruß
von
Thing
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Alt 02.03.2014, 17:53   #8
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo Reminiszens,

bin auch begeistert!

Die Worte fließen gut und so viele schöne, neue, ungewöhnliche Formulierungen!

Sehr schön. Hoffentlich findest du noch eine gute Alternative für den o.g. Vers.

freundlichen Gruß,
simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
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