Nachtgemaltes Uferbild

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nachtgemaltes
uferbild:

dein auge wird mond
licht
auf wind
gepeitschten wellenrücken

zur blinden uhrzeit
pflücken wir
angeschwemmtes
scherbensilber

und rätseln
heimlich

wie dunkelschlägig
uns wohl ziffern
blätter

blühn.



-

[Vanitas]

schön..
mag dein ausdruck
..das gelesene
so weit tragende
ins schimmernde gedankenmeer
gebrochen von ein paar tränen
die am Ufer brach liegen...

hallo!
danke dir für das lesen und
die atmosphärisch angehauchte antwort.
mlg
tchanny

[U-hEXe]

Hallo Tchanny,

mir gefallen Deine Zeilen ebenfalls. Sie beinhalten zwar mehrere oft verwendete Bilder, doch vermag dies nicht die wunderschöne Stimmung zu zerstören, in der angedeutet, doch nichts entschieden wird, wodurch sich (gemütsabhängig) verschiedene Lesarten eröffnen. Sehr gelungen finde ich diese Strophe:

Zur blinden Uhrzeit
pflücken wir
angeschwemmtes
Scherbensilber

(...)

Was mich dagegen stört, sind die Bindestriche. Würdest Du sie streichen, würde das Gedicht größeren Interpretationsfreiraum bieten. Um dabei den Eindruck beliebiger Groß-/Kleinschreibung zu vermeiden, wäre es vielleicht sinnvoll, einheitlich klein zu schreiben.

Genauso würde ich das Komma nach 'heimlich' streichen, da m.E. die Trennung durch die Leerzeile völlig ausreicht.

Und zu guter Letzt: die 3.-letzte Zeile ist für mein Sprachempfinden eine Silbe zu lang, wodurch das ruhige Stimmungsbild ins Holpern gerät. Ich dachte erst daran, dass das 'wohl' vielleicht verzichtbar wäre, jedoch veränderte sich dann die Aussage doch wesentlich. Deshalb schlage ich vor, den Plural zu wählen:

wie dunkelschlägig
uns wohl ziffern
blätter

blühen.

Dies hätte den (wie ich finde) positiven Nebeneffekt, dass das Ende nicht so hart abbricht, wie bei 'blatt // blüht.'


Trotz der erwähnten Meckerpunkte habe ich es wirklich sehr gerne gelesen. Liebe Grüße
u.

Hallo U.

danke dir für das Lesen, doch noch mehr für die, wie ich finde, sehr guten Anregungen. Auf die Bindestriche zu verzichten würde den gewünschten Effekt der Mehrschichtigkeit weiter steigern und es sieht dann optisch auch etwas anregender aus.
Die konsequente Kleinschreibung wäre dann unverzichtbar und auch die Interpunktion sollte dem angepasst werden.
Nur befürchte ich, dass dann Stimmen kommen, die dies als künstliche Verwirrung diffamieren - aber schließlich hat der Verfasser keinen Einfluss auf die Fähigkeit der Auffassungsgabe seiner Leser

Die Pluralform würde zwar eine von mir geöffnete Tür schließen, gleichzeitig aber eine andere Tür öffnen, die mir auch gut gefällt und in den Zusammenhang passt. Außerdem ist des dann auch der Orthographie wegen notwendig.

Es ist zwar richtig, dass das trochäische "blühen" bei richtiger Aussprache weicher klingt, als eine betonte Abschlusssilbe.
Dennoch möchte ich auf den einsilbigen Abschluss nicht verzichten, da es m.E. für die absinkende Dynamik wichtig ist. Außerdem ist Aussprache nicht rigide Definiert und man hat dennoch Freiheiten. So würde ich die Schlusssilbe/die Schlussstrophe etwas langezogener und ruhiger Betonen um den Ausklang weicher zu gestalten.

Danke nochmals für diesen wertvollen Kommentar.
(so einen habe ich schon lange nicht mehr bekommen)

mlG
Tchanny

[El_Hefe]

hey t-c,
anmerkungen:

uferbild:

dein auge wird mond
licht
auf wind

viermal ein t/d als endung hintereinander stört mich ein wenig, das klingt leider arg monoton
dann: durchaus nette sprache, aber wie die u-hexe sagte, ist das teilweise nicht gerade neu und teilweise erinnert es mich ungut an die romantik

mfg, hefe

Hi Dingsda

monoton oder kohärent?
Was hat dir die Romantik denn Böses angetan? Scheint dich ja sehr zu belasten. Danke dir für die Zeilen.

mlG
Tchanny

[U-hEXe]

Hi Tchanny,
wenn Viellesbarkeit als künstliche Verwirrung abgetan wird, diffamiert dies den Leser, nicht den Autoren.
Freut mich, dass Du mit dem Kommentar etwas anfangen konntest. Zugegeben, es gefällt mir jetzt noch besser!

Liebe Grüße
u.

Hi U-hExe,

verzeih, dass ich jetzt erst antworte, hatte wohl etwas übersehen!
Schön, dass wir uns in soweit einig sind ... ich wollte es nur nicht aussprechen

Danke nochmals!

Liebe Grüße
Tchanny

[Christoph]

Ja, das ist romantisch, und in den Versen haucht eine schöne Leichtfüssigkeit, die gerade auch dem Lesenden Raum gewährt.

Es gefällt mir sehr gut, dein Gedicht.

Lg Christoph