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Alt 07.02.2018, 23:38   #1
männlich Vazma
 
Dabei seit: 01/2017
Beiträge: 3


Standard Nomade der Neuzeit

Veröffentliche hier meinen ersten Versuch, ein Stück Epik zu erschaffen.

© Vazma 2018

Nomade der Neuzeit

Ich war an meinem absoluten Tiefpunkt angekommen. Ich saß mitten in der Nacht auf den Boden, bekleidet mit Boxershorts und T-Shirt, beides seit Tagen nicht gewechselt. Neben mir türmten sich getragene Klamotten, die Papiermüllbehälter quollen über, auf dem Tisch das Geschirr der letzten Wochen. Die Rollläden seit ewiger Zeit nicht mehr benutzt, statt Sonnenstrahlen nur künstliches Licht. Ich bemitleidete mich selber, hörte laut Musik um meine Sorgen zu vergessen.
"Wie konnte es nur so weit kommen" dachte ich, während mein Blick durch das Zimmer streifte. Chaos, überall wo man hinsah war Chaos. Ich war einfach nicht dazu fähig, alleine zu wohnen.
Jetzt kamen wieder diese Gedanken auf. Beinahe jeden Tag quälten sie mich: Was wäre, wenn ich verantwortungsbewusster wäre? Was wäre, wenn ich auf einmal nicht mehr da wäre? Wenn ich einfach weglaufen würde? Jeden Tag an einem anderen Ort aufwachen, ja das war mein Traum. Lange hatte ich Angst davor, es durchzuziehen. Hatte Angst vor den Konsequenzen. Lücke im Lebenslauf, die Eltern machen sich Sorgen (War das wirklich ein Grund? Oder wollte ich nur wissen, wie sie reagieren?), Zukunft ungewiss. Doch je öfter ich abends alleine auf dem Boden saß, desto mehr festigte sich der Wunsch und die Ängste fingen an zu schwinden, bis sie eines Tages ganz fort waren.
Ein letztes Mal wollte ich in meiner Wohnung duschen, Wäsche waschen, kochen. Endlich wieder gepflegt aussehen. Vielleicht habe ich gehofft, ich würde mich doch noch umentscheiden. Doch dazu kam es nicht. Ich fuhr in die Stadt, kaufte ein wenig Reiseproviant und die typischen Medikamente, die man auf einen längeren Ausflug mitnimmt. Wieder zuhause packte ich meinen Rucksack. Da stellte ich fest, dass mir wirklich wenig wirklich wichtig war. Abgesehen von Klamotten, Pflegeprodukten und Nahrung hatte ich lediglich mein Notizbuch, einige Stifte und ein Bild meiner besten Freundin dabei (Ich habe immer gehofft, dass sich da mehr entwickelt, aber es sollte nicht sein). Alles andere konnte ich zurücklassen und tat es auch.
Ich löschte alle Lichter, schloss die Tür hinter mir zu und atmete tief durch. Die ersten Schritte waren die schwersten. Es war, also würde ich erneut lernen, zu laufen. Alles geschah mit Vorsicht, jeder Schritt penibel geplant, dennoch etwas wacklig. Nur stand diesmal meine Mutter nicht da, um mich mit offenen Armen zu empfangen. Niemand stand da und niemand würde da stehen, auch wenn ich Bescheid gesagt hätte. Meine einzigen Freunde wohnten über 200 Kilometer entfernt, trotzdem waren sie mein erstes Ziel.

Hier hört es nun erstmal auf, falls es gefällt, schreib ich gerne hier weiter.
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Stichworte
epik, geschichte

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