Das Rad

[AlteLyrikerin]

Ich war sehr jung, da schien das Rad
fast unbeweglich still zu stehn.
Da wollte ich es schneller drehn
mit meiner ungezähmten Tat.

Die Weisen mahnten mich sehr streng.
Das Rad zu drehen, sei kein Spiel!
Der Rat der Alten galt nicht viel -
ihr Denken schien verzopft und eng.

Ich stieg ins Rad voll Übermut.
Warum denn ängstlich fliehn, die Kraft,
die kontrolliert nur Gutes schafft?
Es ging auch anfangs alles gut.

Nun reißt das Rad mit roher Kraft
die Jahre mir wie Stunden fort.
Längst sehn ich mich nach einem Ort,
der Stille mir und Frieden schafft.

Zum Bremsen wie zum Absprung fehlt
mir schon der Mut. Dass ich dem Sog,
der Fortschritt schien, noch Jünger zog,
das ist es, was mich jetzt noch quält.

[gummibaum]

Sehr schön, dein Rad. Das Zeitempfinden ändert sich mit dem Älterwerden.

Liebe Grüße
gummibaum

[Ilka-Maria]

Zitat von AlteLyrikerin

Längst sehn ich mich nach einem Ort,
der Stille mir und Frieden schafft.

Stillstand bedeutet Tod, AlteLyrikerin. Wer das Rad dreht, schafft Bewegung, und nur die Bewegung kann Zeit spürbar machen. Ohne Raum und Bewegung existiert sie nicht. Solange der Mensch das Rad dreht, lebt er.

Du hast Ideen vorgetragen, die darüber nachdenken lassen.

LG
Ilka

[AlteLyrikerin]

Lieber gummibaum, liebe Ilka-Maria,
herzlichen Dank für Eure freundlichen Kommentare. Nachdenklichkeit anzuregen ist eine schöne Wirkung für ein Gedicht. Ich wünsche Euch beiden einen guten Weg ins neue Jahr, AlteLyrikerin.