|
|
Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
16.04.2011, 21:29 | #1 |
Heiland
Der du über allem bist,
alle Schmach und Trauer stillest, und was für mich schwierig ist, einfach annimmst und verhüllest. Der du meine Sünden tilgest, der du meine Schuld erträgst, der du mich, wenn ich nur willig zu vergeben, nicht erschlägst. Der du mich mit keinem Zeichen wie den Kain beschrieben hast, auf dass alle Zeichen weichen, alle Schuld und alle Last. Der du mich, obgleich ich düster, ich voll tiefer Trauer bin, immer neu erquickst und heller wirst für mich zum Neubeginn. Der du mich erstehen läßt von der Sünde und der Schuld, keine Schmach und Leiden sähst, mich still anblickst, mit Geduld, dir will ich, mein Heiland folgen, dir will ich ergeben sein! Deine Liebe wird mir bleiben, auch wenn ich allein, allein durch die Schatten wandern werde, durch die tiefste Trauer gehn, deine Liebe hält die Erde in der Hand, beim Untergehn. |
|
16.04.2011, 21:46 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
heiland
Der du Kinder sterben lässt,
der auch Stürme über Japan sendet, der du Cholera und Pest wüten lässt, damit ein ganzes Volk verendet, der im Himmel über Wolken thront, im Prachtgewand auf Wolke sieben, im Krieg nicht Frau noch Mann und Kind verschont, sag an: Wofür soll ich dich lieben. Liebe Isabel, Deine (versmäßige Anleihe ganz zu Beginn "Der di von dem Himmel bist...") ist ja okay. Was mich schreckt, ist diese völlig unbegründete Lobhudelei. Liebe Grüße, Heinz |
16.04.2011, 22:49 | #3 |
R.I.P.
|
Halli Hallo,
Der du über allem bist, alle Schmach und Trauer stillest, (kann man Schmach stillen?? Schmach brachte ich immer mit dem Verb tilgen in Verbindung) und was für mich schwierig ist, (Komma nach "und") einfach annimmst und verhüllest. (warum verhüllen?) Der du meine Sünden tilgest, der du meine Schuld erträgst, der du mich, wenn ich nur willig zu vergeben, nicht erschlägst.( Erschlägt Dein "DU" diejenigen, die dem Kinderschänder nicht vergeben können?) Der du mich mit keinem Zeichen wie den Kain beschrieben hast, (Kain wurde mit dem Mal gezeichnet, damit er nicht getötet werden soll! Lies nach!) auf dass alle Zeichen weichen, alle Schuld und alle Last. (Schulden, Lasten, Sünden etc. wurden doch schon getilgt! s.o.) Der du mich, obgleich ich düster, ich voll tiefer Trauer bin, immer neu erquickst und heller wirst für mich zum Neubeginn. Der du mich erstehen läßt von der Sünde und der Schuld, (Sünde und Schuld sind eo ipso durch Taufe gegenstandslos!) keine Schmach und Leiden sähst, (kommt das von säen oder von sehen?) mich still anblickst, mit Geduld, (1. Komma weg) dir will ich, mein Heiland folgen, (Komma nach "Heiland") dir will ich ergeben sein! Deine Liebe wird mir bleiben, auch wenn ich allein, allein durch die Schatten wandern werde, durch die tiefste Trauer gehn, deine Liebe hält die Erde in der Hand, beim Untergehn. (Komma nach Hand weg!) Das nur die in Kürze mir wichtigen Anmerkungen. Nach etwas längerer Überlegung: Heiland („Retter“) ist ein deutschsprachiger Ehrentitel für Jesus Christus. Der Begriff ist die deutsche Lehnübersetzung von lateinisch salvator‚ Retter, Heiler und griechisch Σωτήρ, Retter, Heiler. Er leitet sich vom Mittelhochdeutschen und Althochdeutschen heilant her, dem Partizip Präsens des Verbums heilen.[1] aus wikipedia Dein Gedicht ist die Apotheose par exemplum. Durch nichts gerechtfertigt, es sei denn, durch blinden Glauben. Insofern schließe ich mich Schamansky an. Sein Gedicht ist zwar auf die Jetztzeit bezogen. Ein kurzer Vierzeiler dazu: In Bergen-Belsen, falls man Dich dort sah, gabts Du sehr rasch Dein Fersengeld, keine Rede mehr davon "Der Retter ist nah!". Halte bitte weiterhin den Mund, Du Held! Liebe Isabel, Jedem sei sein Glaube unbenommen. Aber eine solche Lobpreisung ist in meinen Augen schlicht und einfach ohne Niveau. Thing |
17.04.2011, 15:00 | #4 |
Hallo Heinz
schön wie du das durch Menschenhand verbrochene Gott zuschiebst. Immer wieder erstaunlich, wie die Menschen verdrängen, dass sie die freie Wahl haben. Blinder Glaube macht nicht frei, er macht unfrei. Dass du Atheist ist, dürfte kaum mein Problem sein. |
|
17.04.2011, 17:04 | #5 |
R.I.P.
|
Das darf doch nicht wahr sein!
Kein Atheist schiebt menschliche Verbrechen einem gott zu. Du verdrehst nach Lust und Laune. Aber ohne jegliche Logik. Aber wer bin ich, daß ich bei Gottglauben nach Logik suche... |
17.04.2011, 18:54 | #6 |
gesperrt
|
Liebe Isabel
Ein schönes Gedicht hast Du geschrieben. Jedenfalls reimt es sich ganz leidlich. Über den Text will ich mich nicht weiter auslassen, nur soviel. Bedenke bitte, dass mit der ganzen Scheiss-Religion die Misere anfing. Leider gibt es immer noch eine der größten Verbrecher-Organisationen, die Kirche. Und den Papst sollte man mit Psycho-Pharmaka ruhigstellen bis er aufhört an Dinge zu glauben, die man nicht sehen kann. Würde es die verdammten Katholen und auch Evangelen nicht geben, wäre der Menschheit viel Leid erspart geblieben. Als Agnostikerin kommt mir immer die Galle hoch, wenn ich Lobhudeleien wie Heiland lese. Nichts für ungut. Babsi |
17.04.2011, 20:11 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
heiland
Beste Isabel,
wer sagt, ich sei Atheist? Wenn ich Deine Verse lese, dann gibt es da einen allgütigen, allwissenden, allmächtigen Gott. Diesen Galuben will ich Dir nicht nehmen. Wenn er Schmach und Trauer stillen kann (Thing hat dazu schon seine richtigen Einwürfe gemacht), wenn er alles annehmen und verhüllen kann, was für Dich schwierig ist (???), wenn er in der Lage ist, Deine Sünden zu tilgen und Deine Schuld ertragen kann, der Dich erquickt, der Dich zum wiederholten Male trotz Sünde, Schmach, Schuld und Leid still und mit Geduld anblickt und Dich erstehen lässt usw. - und oft unverständlich daher gebrabbelt -, dass muss sich dieser Erderhalter auch vorwerfen lassen (besser als Goethe kann ich es nicht) "Hast du die Schmerzen gelindert je des Beladenen,/hast du die Tränen gestillet je des Geängtstigten,/hat mich nicht zum Manne geschmiedet die allmächtige Zeit und das ewige Schicksal...?". Bist Du so blind, dass Du nicht erkennen kannst, wieviel Unrecht im Namen dieses Heilands geschehen ist? Die dümmste Bemerkung aber ist diese: "... schön wie du das durch Menschenhand verbrochene Gott zuschiebst". Was haben die Menschen am Fuße des Vesuvs verbrochen, was die Japaner bei dem gewaltigen Erdbeben? Es gibt für diese ignorante Behauptung nur eine Erklärung: Das alles sind Strafen Deines allgütigen Gottes - der hat ja schon in Sodom und Gomorrha üben können. Du bastelst Dir da einen Gott zurecht und ich empfehle Dir, meine Worte zu lesen "Es werde Gott". Gruß, Heinz |
17.04.2011, 23:20 | #8 |
abgemeldet
|
Man muß das Gedicht natürlich im Kontext der christlichen Theologie sehen. Nach der ist die Menschheit dermaßen in Sünde verstrickt, daß es nur göttlicher Geduld zu verdanken ist, daß das letzte, abschliessende Gericht nicht bereits über die gesamte Welt hereingebrochen ist. Auch im Neuen Testament ist ganz eindeutig die Rede vom Zorn Gottes, der sich über uns bis in die Knochen sündhaften Menschen zusammenbraut.
Da Gott gerecht ist, muß er strafen; doch da sein Wesen Liebe ist und nicht wirklich gerne straft, nahm er in Christus unsere Strafe auf sich und schenkt jedem Menschen die Möglichkeit, sich dieser Gnade anzuvertrauen und ein neues Leben zu beginnen (um es einmal recht schlicht auszudrücken). Mit anderen Worten: Das Gedicht passt durchaus zum Ernst der Lage. Isabel sieht sich nur auf Seiten derer, die dieses Heil bereits für sich in Anspruch genommen haben. Es soll ihre Dankbarkeit für den Akt der Vergebung zum Ausdruck bringen, den sie hat erfahren dürfen und immer wieder aufs Neue erfährt. Ob man diesen Glauben nun für den richtigen hält oder ihm eher ablehnend gegenübersteht, bleibt einem jeden selbst überlassen. LG Abendstern |
18.04.2011, 00:29 | #9 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Nur zur Klärung, daß keiner etwas falsch versteht: die vier Zeilen dort oben sind nicht von mir. |
|
18.04.2011, 20:29 | #10 |
Ich bin nicht blind. Danke für den Vorwurf! Aber in Japan (Fukushima) hat nicht Gott gewütet sondern die Menschen, die diese Atomkraftwerke gebaut haben, haben sich das selbst zuzuschreiben.
An einen strafenden Gott glaube ich nicht, da Gott einfach Geist ist. Im Universum, auf der Erde, er hat uns die freie Wahl gegeben! Dass ihm aber auch die Taten eines Kinderschänders in die Schuhe geschoben werden, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Erstaunlich, was der Pessimismus aus Gott macht. Demzufolge kommt alles Böse von Gott, aber niemand sieht das Gute. Wer in Gottes Namen, sagt es kommt von Gott, wenn die Sonne scheint, wenn es einem gut geht? Wenn man sich erfreut an der Natur und an seinen Kindern? Wenn die Kinder gesund sind und die Eltern alt werden, wenn man ein gutes Verhältnis hat oder wieder aufbaut. Wirklich lachhaft, wenn einige unter euch die Greueltaten Gott zuschieben, die schönen Dinge aber nicht. Überall wo ein Mord geschieht, ein Kindermord, ein Reaktor platzt, überall wo der Teufel wütet, war das Gott. Erstaunlich dieser Irrtum! Abendstern hat erkannt, was ich gemeint habe. Vielen Dank, Abendstern! |
|
18.04.2011, 20:34 | #11 |
R.I.P.
|
Lieber Schamansky -
ich dachte, daß das klar sei: Der Vierzeiler ist von Thing! Das nächste Mal weise ich aber darauf hin, auf daß man Dich nicht für meine Frechheit strafe. MM (Mini-Maki): Thing |
18.04.2011, 21:11 | #12 |
abgemeldet
|
Schien mir ein wenig mißverständlich. Nichts für ungut.
|
18.04.2011, 21:21 | #13 |
Jeder hat das Recht auf eine Meinung!
|
|
18.04.2011, 21:48 | #14 |
abgemeldet
|
Ich meine (wenn es nicht schon gesagt wurde), daß der Anfang ziemlich bei Goethe geklaut ist ... na schön, sagen wir nachempfunden.
Der du vom Himmel bist, |
19.04.2011, 09:06 | #15 |
Bei Goethe hieß es "der du von dem Himmel bist" - generell klaue ich nicht. Bei diesem Gedicht hast du Recht, es klingt ähnlich wie der Anfang von Goethe, trotzdem ist mein Gedicht (auch der Anfang!!!) anders. Demnach sind die ersten zwei Zeilen "ähnlich" wie die von Goethe.
Gut, dass Goethe (der unbeanstandete Meister) nicht für seine religiösen Lobhuldeleien angegriffen wurde wie ich - aber er hatte Glück, im 18. und 19. Jahrhundert war Religiösität noch kein Angriff auf die Menschenwürde, die von Gott geknechtet wird und zusehen muss, wie er vor ihren Augen alles Unheil über die Welt bringt, die Schuld an allen Verbrechen und Naturkatastrophen trägt, wie er die Menschheit immer wieder ins Verderben stürzt. |
|
19.04.2011, 09:23 | #16 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
Heiland
Liebe Isabel,
"An einen strafenden Gott glaube ich nicht, da Gott einfach Geist ist. Im Universum, auf der Erde, er hat uns die freie Wahl gegeben! Dass ihm aber auch die Taten eines Kinderschänders in die Schuhe geschoben werden, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen" Entschuldige bitte, aber ich habe das Gefühl, Du bastelst Dir einen Gott zurecht und tust um einige tausend Jahre verspätet genau das, was Menschen immer getan haben. Du glaubst an den weichgespülten Friedefreudeeierkuchengott und blendest den strafenden Gott (Sodom und Gomorrha), den eifersüchtigen Gott, der keine anderen neben sich duldet aus. Wer schiebt Deinem Gott die Taten eines Kinderschänders in die Schuhe? Nein, da war ein Mensch am Werk, aber Dein Gott ließ es geschehen (da hat er bei wesentlich geringeren Anlässen dazwischen gehauen). Japan und die Atomkraft - natürlich: Menschenwerk. Aber bei aller entschiedenen Gegnerschaft, was Atomkraftwerke angeht, - das Seebeben und den nachfolgenden Tsunami haben sie nicht ausgelöst. Konsequent gedacht müsstest Du jetzt sagen: Gott hat die AKW-Betreiber (und zigtausend unschuldige Menschen) bestraft. Kurz: Dein Gottesbild ist mir zu simpel, zu naiv. Aber wenn er Dir hilft, dann ist es ja in Ordnung. Liebe Grüße, Heinz |
19.04.2011, 09:51 | #17 |
R.I.P.
|
Hallo, Isabel -
was soll der Spott? Wenn - laut Bibel - ohnen SEinen Willen kein Spatz vom Dach fällt.... Entweder ganz oder gar nicht. |
19.04.2011, 10:11 | #18 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Was ist denn das für eine Menschenwürde, die den Menschen zu einem Knecht Gottes, zur Unterwerfung, zum Niederknien, zu kindlichem Aberglauben und zu Angst vor Strafe, im schlimmsten Fall zum ewigen Fegefeuer verdammt, dann aber im Zuge neuer geistiger Entwicklungen umschwenkt auf einen liebenden Sohn, der die Erlösung bringt? Auch dies ist nur eine neue Knechtschaft, keine Selbstbefreiung und Selbstbestimmung. Genau besehen ist es Personenkult: Jesus Christ - Superstar! Der Titel dieses Musicals ist entlarvend. Der Begriff "Menschenwürde" ist an den weltlichen Staat, an seine Verfassung und an das Vertrauen auf die Kraft des Individuums begründet: "Die Würde des Menschen ist unantastbar ..." Wo steht so etwas in der Bibel? Wer sich selbst vertrauen kann, braucht keinen Gott - selbst wenn es ihn gäbe. |
|
19.04.2011, 17:29 | #19 |
Isabel
Mir gefällt Dein Gedicht und Dein Avatar ist einfach wunderbar .
|
|
19.04.2011, 20:24 | #20 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Wie Du sagst, ähnlich, aber nicht geklaut. Zu Religion habe ich mich nicht geäußert, zumindest hier nicht. |
|
20.04.2011, 11:04 | #21 |
R.I.P.
|
Halli Hallo, Ilka-Maria -
ich kann Dir nur lauthals zustimmen. @ Isabel: Das "sähst" ist mir immer noch nicht klar. Thing |
20.04.2011, 13:53 | #22 |
zu bergen-belsen-kz-scheiße, fällt mir ein gedicht von paul celan ein, ich weiß nicht mehr genau wies hieß, die grundaussage war jedoch sowas wie 'bete zu uns gott damit wirs schaffen'; fand ich ne seltsame klärung der verhältnisse.
|
|
21.04.2011, 09:09 | #23 |
An Ilka-Maria:
Ist es leichter für dich "ohne Gott"? Ich denke, jedem das Seine. Es ist etwas seltsam, dass im Alten Testament noch vom "strafenden Gott" die Rede ist, während im Neuen Testament durch Christus die Erlösung gekommen ist, da gebe ich dir Recht. Nichtsdestotrotz wurde ja die Bibel von Menschenhand geschrieben , etliche Male umgeschrieben und somit bleibt am Ende nur das, was wir Glauben nennen übrig. Ob du das glaubst oder nicht, das ist doch deine persönliche Entscheidung. Schade ist nur, dass hier nicht Metrum etc. meines Gedichtes bewertet wurden, sondern einfach der Gottglaube an sich zerrissen und lächerlich gemacht wurde. Ist es nicht auch die Freiheit des Menschen, zu glauben oder nicht zu glauben? Vielleicht sind es gerade Schicksalsschläge, die einen Menschen, der wie ich seinen Glauben lange verloren hatte, wieder zu ihm zurückführen. Ob dieser Gottglaube richtig ist oder falsch, wem nützt das? Wer kann darüber richten? Gerichtet wird doch immer. Ich weiß, wie viele Verbrechen "im Namen des Glaubens" begangen wurden. Von Menschen, wohlgemerkt, die alles so verstanden hatten, wie sie wollten! Ich weiß, was alles schiefgelaufen ist, in puncto Glauben. Vielleicht hast du Glaube als etwas Unfreies erfahren, was dich zu deinem Unglauben gebracht hat? Dass aber nur Menschen an Gott glauben, die sich selbst nicht vertrauen (Umkehrschluss deiner These) kann ich so auch nicht nachvollziehen. Demnach wären alle Pfarrer etc. ohne Selbstvertrauen weil sie an ein höheres Wesen glauben. An Schamansky: So habe ich es auch nicht aufgefasst |
|
21.04.2011, 10:45 | #24 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Was die Metrik angeht: Perfektion nützt bei einem Gedicht nicht viel, wenn der Inhalt nicht gefällt und der Leser sich nicht damit identifizieren kann. Wem die Aussage Deines Gedichtes aber gefällt - und da gibt es ja eine Userin - könnte sich hierzu ausführlich äußern. Ich schätze Deinen Stil an sich, aber Personenkult und Bauchpinselei sind nicht mein Ding. |
|
21.04.2011, 13:22 | #25 |
abgemeldet
|
An Metrum und Technik gibt es hier nichts auszusetzen, diese Dinge kannst Du ganz offensichtlich. Es ist nur so, daß ich als Nichtgläubiger inhaltlich zu dem Gedicht nichts sagen will. Es ist Dein Glaube. In Ordnung. Dein gutes Recht. Aber was geht es mich an?
Na gut, ich sage folgendes: Du glaubst nicht naiv, "weil es geschrieben steht" und verabsolutierst Deinen Glauben nicht als die totale Wahrheit für alle und jeden. Das respektiere ich allemal. --- Ja, noch etwas: ich meine, aus dem Text könnte man ein gutes Kirchenlied machen. Das ist in keiner Weise ironisch oder abwertend gemeint. |
21.04.2011, 18:55 | #26 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
Heiland
Liebe Isabel,
Du beschwerst Dich ein bisschen, dass niemand etwas zur Form Deines Gedichts gesagt hat (bis auf Schamanskys letzten Beitrag). Das wird Dir zu dürftig vorkommen und deshalb habe ich mir vorgenommen, Dein Gedicht hinsichtlich des Metrums anzusehen. Der du über allem bist, alle Schmach und Trauer stillest, und was für mich schwierig ist, einfach annimmst und verhüllest. XxXxXxX XxXxXxXx XxXxXxX XxXxXxXx Das sind, und da sage ich Dir nichts Neues, viehebige Trochäen, die abwechselnd weiblich und männlich enden. Die Goetheadaption der ersten beiden Verse ist völlig o.k., das Problem lauert im dritten Vers: und was für mich schwierig ist Da liegen Hebungen auf Wörtern (und + für), die dem Vers etwa Leierndes geben. Der du meine Sünden tilgest, der du meine Schuld erträgst, der du mich, wenn ich nur willig zu vergeben, nicht erschlägst. An den Trochäen ist hier nichts zu meckern. Aber das "nicht erschlägst" ist zu sehr reimbedingt und bringt keinen Sinn. Du sprichst Deinen Heiland an, der - Deine Sünden tilgt - Deine Schuld "erträgt" (?) - Dich nicht erschlägt, wenn Du willig bist zu vergeben Heißt das, dass er Dich erschlägt, wenn Du mal nicht zu vergeben bereit bist? Der du mich mit keinem Zeichen wie den Kain beschrieben hast, auf dass alle Zeichen weichen, alle Schuld und alle Last. Der Heiland, wenn wir bei der Abfolge der Dinge bleiben wollen, hat mit dem Kainsmal nun aber auch gar nichts zu tun. Alttestamentarisch gab es den einen Gott (eine Glanzleistung: Die Erfindung des Monotheismus, untermauert von den Worten, dass dieser eine Gott keine anderen Götter neben sich duldet), - davon, dass er mal Papa eines Knaben mit Hilfe des Heiligen Geistes werden sollte, ist keine Rede. Zu welchem Zweck sollte Gott Dich mit einem Kainsmal versehen? Kritisch ist anzumerken, dass in diesem Vierzeiler zweimal "Zeichen" vorkommt. Niedlich finde ich den Binnenreim "Zeichen weichen", - aber welche Zeichen könnten den weichen ... also, das ist mir zu seltsam ausgedrückt. Der du mich, obgleich ich düster, ich voll tiefer Trauer bin, immer neu erquickst und heller wirst für mich zum Neubeginn. Wäre es nicht flockiger zu sagen: Der du mich, obgleich ist düster und voll tiefer Trauer bin, ... Was ist das für ein Schlussvers? Der Heiland erquickt Dich und er (der gar nicht düster ist) wird immer heller? Der du mich erstehen läßt von der Sünde und der Schuld, keine Schmach und Leiden sähst, mich still anblickst, mit Geduld, Ich erstehe von der Sünde und der Schuld? Das ist zumindest seltsam ausgedrückt. Du reimst im dritten Vers "sähst" auf "lässt" (das ß rettet Dich nicht, - lässt wird kurz gesprochen, deshalb zwei s). Die Katastrophe ist der vierte Vers. mich still anblickst, mit Geduld, Du lässt "still" in eine Senkung verschwinden und setzt ein Wort danach, in dem auf der Vorsilbe die Hebung liegt. "anblickst" - da wird die erste Silbe betont, aber die Lösung ist sehr ungeschickt. So, das soll genügen. Vielleicht gehe ich Dir zu akribisch vor, aber ein Gedicht soll ja nicht nur eine Lobhudelei auf einen Heiland sein. Übrigens, eine recht wahllose Aneinanderreihung von Aussagen, in denen ich keine Tendenz zu einer Steigerung erkenne. Liebe Grüße, Heinz |