A Poem is a naked Person

[talking head]

A Poem is a naked Person,

in Maß und Wort so fein gekleidet,
liegt es matt
auf weißem Blatt;
sein Dichter sich dran weidet,
der endlich Schlafes matt
doch in der Seele seltsam matt
entflieht dem nächsten weißen Blatt

morgens um vier,
jetzt ein Bier
nach der Gedankenschlacht;
müde noch zur Ruh' in die späte Nacht
oder wach in den so jungen Morgen
ohne des Dichtens suchende Sorgen?

In seines Gedichts Leben
aber beginnt erst jetzt das Beben,

dem Blatt will's entschweben,
hin zu dir,
süchtig nach Erwiderung.
strebend nach gemeinsamer Vollendung

schau in Herz und Hirn,
geschätzter Leser,
geschätzte Leserin,
nach neuem feinem Zwirn.

Wenn auch schön gekleidet für meine Reise,

steh' ich doch nackt vor jedem neuen Blick,
weiß nicht, ob darin gewogen
oder gebogen;
liebe jeden Augenblick,

wenn von dir gelesen
entsteigt dem Blatt
mein lyrisches Wesen.
Bin ich dann endlich satt?

Keine Spur, süchtig nach Erwiderung,
dürstend nach Vollendung
in zweisamer Begegnung
lieg' ich vor dir froh und heiter;

schick mich nicht zurück,
sind doch geschaffen für lyrisches Glück.

Wer bist du, wie heißt du,
wann schmückst du mich
mit welchem neuen Kleid?

Lass dir nicht
soviel Zeit,
zeig mir dein lyrisches Gesicht
oder geh mit mir ins Gericht;
gib von Deiner Schönheit
mir Form und Sinn; bin bereit,

liebe Grüße, dein Gedicht.

Inspiration: Titel eines Films über Leon Russel; hier hält diese obercoole Socke gut behütet für Joe Cocker den Laden rhythmisch zusammen:

https://www.youtube.com/watch?v=kHA2afBxmbs

wie ich finde, sensationell, dieser Vortrag; noch immer; fällt er doch heute tiefer noch in meine Pensionärs- als einst in meine Schülerseele.