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Literatur und Autoren Literatur allgemein sowie Rezensionen von Büchern, Stücken und Autoren.

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Alt 30.05.2015, 22:36   #1255
männlich yves
 
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Zitat:
Zitat von muux Beitrag anzeigen
Damit uns in den Pfingstferien nicht allzu langweilig wird dürfen wir für Deutsch Maria Stuart von Schiller lesen -.-

Aber das ist ja wichtig, schließlich bin ich auf dem Friedrich-Schiller-Gymnasium
Pfingsten 2016 ?

(scnr)
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Alt 30.05.2015, 23:29   #1256
weiblich muux
 
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Zitat:
Zitat von yves Beitrag anzeigen
Pfingsten 2016 ?
Ja genau
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Alt 04.06.2015, 23:43   #1257
weiblich Ilka-Maria
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Tom Rob Smith: "Kind 44".

Eine Empfehlung. Aber leider einer der miesesten Roman, die mir je in die Finger kamen. Zuviel Nebenhandlungen, die nicht zur Haupthandlung führen. Zu geschwätzig. Schlechter Stil (das mag zum Teil an der Übersetzung liegen). Absurde Sätze wie: "Hier gab es ein Kind, das genauso ermordet worden war, wie Fjodor es beschrieben hatte. Er [der ermittelnde Beamte] würde nie erfahren, was Fjordos Sohn Arkadi wirklich zugestroßen war ...".

Ja, was nun? Sind die Details bekannt oder nicht?

Der Stoff ist gerade filmisch umgesetzt worden, mit Noami Rapace in der Hauptrolle (weshalb weiblich, weiß ich nicht, denn im Buch ist auf den ersten zweihundert Seiten, die ich bisher gelesen habe, ein Mann der Protagonist).

Ich hoffe, dass der Film Besseres zu bieten hat als das Buch.

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Alt 07.06.2015, 16:17   #1258
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Standard Ihrer ist das Himmelreich

Beim Lesen Martin Walsers „Muttersohn“ bekam ich das Gefühl, hier schreibt einer mit schweizer-badischem Literaturgefühl. Der Percy aus dem Roman erinnerte mich stark an Hesses entlaufene Klosterschüler oder Figuren aus Frischs Werken. Gemeinsam scheint mir diesen Handlungen das süddeutsche Kloster-Flair mit Esskastanien-Bäumen und Charakteren, die mir verwandt scheinen mit Dostojewkis Idiot.
Ein Lesestoff der auf mich entspannend wirkt, Moral und Weisheit ohne Verbindlichkeit aus märchenhaften Geschichten.

-ganter-
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Alt 16.06.2015, 09:33   #1259
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Standard Ein Apfel ist an allem schuld

Nach schwerem Tobak in Literatur und täglichen Nachrichten habe ich zur Entspannung mal wieder eine Prise Ephraim-Kishon-Humor genossen. Seine gewerkschaftskritische Humoreske „Drama im Kindergarten oder Rufmörder fliegen nicht“ hat das Trauerspiel unseres letzten Eisenbahnerstreiks vorweggenommen, nur halt als Komödie.

-ganter-
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Alt 16.06.2015, 13:53   #1260
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Die Elixiere des Teufels
von E.T.A. Hoffmann
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Alt 16.06.2015, 17:45   #1261
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Standard Was gefällt?

Elixiere des Beelzebub - wieso gefallen sie Dir?

Gruß
-ganter-
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Alt 16.06.2015, 17:51   #1262
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Ich habe ja erst gestern angefangen zu lesen also kann ich zum Inhalt noch nicht so viel sagen, aber Hoffmanns Schreibstil gefällt mir. Er hat so eine kalte, sachliche Art die Dinge zu schildern.
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Alt 16.06.2015, 19:05   #1263
Thing
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Zitat:
Zitat von Nihilopheles Beitrag anzeigen
Die Elixiere des Teufels
von E.T.A. Hoffmann
Ich mußte mich hineinlesen.
Nachdem ich spätere und frühere "phantastische" Romane bereits vorher gelesen hatte.
Dann ging das Erzählte zwar nicht ein wie Honigseim - zumal E.T.A. H. atypisch schrieb -
aber es wird haftenbleiben.
Die kulissische Düsternis kann wohl kein Leser vergessen.


https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Elixiere_des_Teufels
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Alt 17.06.2015, 00:19   #1264
weiblich Rosenblüte
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Ein paar Stunden ist es her, da haben wir unserem Freund Marcus Brühl das letzte Geleit gegeben. Wir vermissen ihn sehr, werden ihn nie vergessen und lesen alle seine Bücher. Am liebsten mag ich die "Lebensansichten einer gepflegten Tunte - Ein praktischer Leitfaden von Penelope für Dich".

"In diesem Buch plaudert Penelope über den Sinn des Daseins, Schminktipps, Männer, Kochrezepte und nicht zuletzt über gepflegtes Tuntentum - kurz: alles, was einer gepflegten Tunte den Stöckel stärkt, um in der oft ungepflegten Wirklichkeit bestehen zu können." (aus dem Klappentext)

Das Buch ist witzig, unterhaltsam, zuweilen hochphilosophisch. Mit wunderschönen Fotos vom jungen Marcus alias Penelope.

Ein ganz besonderes Buch, das ich immer wieder mal zur Hand nehmen werde.
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Alt 17.06.2015, 09:34   #1265
Thing
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werd ich mir besorgen.
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Alt 17.06.2015, 16:42   #1266
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Standard Offene Frage in der Fprenüberschift

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
werd ich mir besorgen.
Hallo Thing,

kannst Du Deinen Einfluss bitte geltend machen, die Einbahnfrage "Welches Buch lest ihr gerade" offener zu gestalten.

Gruß
-ganter-
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Alt 17.06.2015, 21:41   #1267
männlich Versard
 
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Will Wiles-Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Jo...da isses...wieder ein Fall aus der Grabbelkiste. Angenehm geschrieben, zumindest sprachlich nichts woran man sich einen abbricht. War ein Bestseller. Warum, vermag ich nach den ersten 100 Seiten kaum zu sagen. Die ganze Geschichte wirkt ein wenig belanglos. Die Wohnung verlässt der Protagonist kaum und wenn doch verliert sich das Ganze in Banalitäten. Vielleicht kommt noch der große Aha-Moment, ich wage es jedoch zu bezweifeln. An sich ein netter Blick auf den Mikrokosmos einer fremden Wohnung, wenn der Autor aber zum dritten Mal dazu ausholt die Edelstahlküche zu beschreiben denkt man sich: Und nun?

Kann man ein paar Stunden mit erschlagen. Oder auch eine Fliege.
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Alt 18.06.2015, 20:04   #1268
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Standard Banalitäten

Hallo Versard,

wenn ein Schriftsteller sich meist in seiner Wohnung aufhält, dann werden ihm halt die Möbel zur Muse. Wiederholt die Küche, na ja, vielleicht gewinnt er ihr je nach Stimmung unterschiedliche Aspekte ab. So wie E. T. A. Hoffmann in „Die Elixiere des Teufels“ eine Lebensgeschichte durch verschiedene Personen immer wieder neu erzählen lässt.

Viel Spaß beim Weiterlesen
-ganter-
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Alt 21.06.2015, 10:14   #1269
weiblich Ilka-Maria
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Ken Follett: "Fall of Giants"

Der Roman beginnt am Vorabend des Ersten Weltkriegs und ended 1924. Es ist der erste Band einer Trilogie, die das Schicksal zahlreicher Menschen in bzw. aus verschiedenen Ländern schildert, deren Wege sich kreuzen.

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Alt 21.06.2015, 10:27   #1270
Thing
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Ken Follet ist unermüdlich!
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Alt 21.06.2015, 11:28   #1271
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Thing: Ja, leider
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Alt 22.06.2015, 13:59   #1272
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TAG Heuer ist ein Name, der bei jedem, der hochwertige Uhren mag, sofort für glänzende Augen sorgt. Techniques d'Avant Garde eben.
Das Buch ist sehr informativ, sowohl über die Firmengeschichte als auch über diverse Uhrenmodelle. Nicht ganz billig, sicher, aber wer sich eine TAG Heuer leisten kann wird wohl kaum Probleme mit dem Preis haben.

5 Sterne
Empfehlenswert

Corazon De Piedra
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Alt 20.07.2015, 19:15   #1273
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Nach Albersmeier/Roloff (Hrg.): "Literaturverfilmungen", Suhrkamp-Taschenbuch Materialien, habe ich jetzt "Literaturverfilmungen", Reclam Interpretationen, nachgeschoben. Da natürlich in diesen beiden Büchern viel vom Drehbuchschreiben die Rede ist, habe ich jetzt mit Syd Field "Das Drehbuch - Die Grundlagen des Drehbuchschreibens" angefangen.

Am Wochende noch schnell dazwischengeschoben: Dirk Blothner, "Erlebniswelt Kino - Über die unbewußte Wirkung des Films". Ist ein älteres Buch, das ich vor fünfzehn Jahren schon einmal gelesen habe, an dem ich bei der Suche nach einem anderen Buch aber hängengeblieben bin.
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Alt 20.07.2015, 19:23   #1274
männlich ganter
 
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Standard Juli Zeh

Ein Buch von Juli Zeh habe ich mir vorgenommen, weil ich von dieser jungen Intellektuellen mal was lesen wollte und in ihrem Buch „Schilf“ Freiburg eine Rolle spielt. Die Stadt kenne ich und so war ich gespannt, wie Zeh diesen Ort schildert. Sie tut es mit einer sehr eigenwilligen Sprache, immerhin bemüht sie sich kreativ zu sein. Weiter beschreibt sie Menschen, insbesondere zwei Männer. Das gelingt ihr nur bedingt; vielleicht fehlt ihr als Frau einfach der Durchblick in komplizierte Männerseelen. Sie beschreibt die Herren wie eine Touristin, die zu Säulenheiligen aufschaut.

-ganter-
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Alt 21.07.2015, 02:10   #1275
weiblich Rosenblüte
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Ich habe von Marcus ein wunderbares Buch mit schönen Illustrationen geerbt, das ich gerne weiterempfehlen möchte:

Das "Heptaméron" von Margarete von Navarra

Die Autorin wurde am 11. April 1492 in Angoulême geboren und starb am 21. Dezember 1549. Sie entstammte der französischen Königsfamilie der Valois und wurde Königin von Navarra. Ihr Bruder war König Franz I. von Frankreich, ihr Enkel wurde als späterer König Heinrich IV. einer der größten Herrscher Frankreichs.

Die Renaissancefürstin zählte zu den mächtigsten Frauen ihrer Zeit, war hochgebildet, literarisch begabt, beherrschte sieben Sprachen, betätigte sich als Mäzenin und zog Künstler und Theologen an ihren Hof. Sie sympathisierte mit den Ideen Martin Luthers, förderte und beherbergte Intellektuelle, die der Reformation zugeneigt waren, z.B. Jean Calvin und François Rabelais, weswegen sie angefeindet wurde.

Das "Heptaméron", Margaretes Hauptwerk, ist von Boccacios "Decamerone" inspiriert. Es besteht aus 72 Novellen, die sich 10 Adlige, fünf Frauen und fünf Männer, erzählen, die wegen eines Unwetters einige Tage in einem Kaff in den Pyrenäen festsitzen.

Die Geschichten sind freizügig erzählt und wurden nach Margaretes Tod vielfach verfälscht, weshalb sie lange Zeit als unzüchtig galten. Doch trotz aller Erotik sind es oft tragische, manchmal sogar grausame Geschichten, in denen vor allem der Klerus nicht gut wegkommt, was Heuchelei, Habgier und Geilheit betrifft. Die Teilnehmenden diskutieren am Ende der Geschichten und geraten sich dabei oftmals in die Haare.

Wenngleich ich über die Offenherzigkeit staune, finde ich die Geschichten gar nicht unzüchtig. Im Gegenteil, sie geben einen Einblick in die Historie und den Verhaltenskodex der Frauen und Männer in der damaligen Zeit. Und eigentlich sind es fromme Geschichten, über die es sogar theologische Abhandlungen gibt:

Theologie als Erzählung – erzählte Theologie: Das Heptameron. Von Merete Nielsen

Liebe Grüße
Rosenblüte
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Alt 21.07.2015, 11:06   #1276
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Standard Gute Buchbeschreibung

Guten Morgen Rosenblüte,

Deine Beschreibung des Buches der Margarete von Navarra gefällt mir sehr gut und macht mich neugierig. Natürlich verfälschen Überarbeitungen alte Texte. Deshalb würde mich noch interessieren, wer und wann die Anpassung an die heutige Sprache vorgenommen hat.

So wie Du es empfindest sehe ich es auch; wir Heutigen sind oftmals überheblich in der Rückschau, dabei gab es auch vor 500 Jahren schon Geister, die fortschrittlicher dachten als manch eine Maus unserer Tage.

-ganter-
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Alt 22.07.2015, 13:25   #1277
weiblich Rosenblüte
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Zitat:
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Guten Morgen Rosenblüte,

Deine Beschreibung des Buches der Margarete von Navarra gefällt mir sehr gut und macht mich neugierig. Natürlich verfälschen Überarbeitungen alte Texte. Deshalb würde mich noch interessieren, wer und wann die Anpassung an die heutige Sprache vorgenommen hat.

So wie Du es empfindest sehe ich es auch; wir Heutigen sind oftmals überheblich in der Rückschau, dabei gab es auch vor 500 Jahren schon Geister, die fortschrittlicher dachten als manch eine Maus unserer Tage.

-ganter-
Lieber ganter,

die Sammlung wurde nach Margaretes Tod 1558 unter dem Titel „Histoires des amants fortunez“ von Pierre Boaistuau als Raubdruck herausgegeben. Der Herausgeber hatte das Werk allerdings im Sinne des gegenreformatorischen Konzils von Trient theologisch und moralisch „gereinigt“. Er nahm nur 67 Erzählungen auf, kürzte viele und ließ auch in den verbindenden Teilen der Rahmenerzählung wesentliche Passagen aus. Schließlich gruppierte er Erzählungen um, so dass der von der Autorin beabsichtigte Kontext zerstört wurde.

Die ursprüngliche Fassung wurde 1559 im Auftrag von Margaretes Tochter Jeanne d’Albret von Claude Gruget wiederhergestellt und erhielt zum ersten Mal den Titel "Heptaméron" (Sieben-Tage-Werk), weil es aus 72 Erzählungen bestand. Das Buch sollte eigentlich, wie Boccacios „Decamerone“ (Zehn-Tage-Werk), 100 Novellen umfassen, blieb jedoch aufgrund von Margaretes Tod unvollendet.

Gruget ersetzte die Novellen XI, XLIV und XLVI jedoch durch neue Geschichten, weil die ursprünglichen Texte zur damaligen Zeit als nicht schicklich empfunden wurden. Leider enthalten die meisten deutschen Ausgaben (in der Übersetzung von Carl Theodor von Riba) die Gruget-Novellen. Ich habe das Glück, eine Ausgabe des Artia Verlages Prag (Übersetzer: Erich Bertleff) in Händen zu halten, in der die Originalfassungen enthalten und die Gruget-Novellen am Schluss abgedruckt sind.

Die erste deutsche Übersetzung von F. A. K. Werthes und J. Ith erschien 1791 unter dem Titel „Margeritha, der Königin von Navarra, romantische Erzählungen“.

Mehr konnte ich auf die Schnelle nicht herausfinden, aber ich recherchiere weiter.

Lieben Gruß
Rosenblüte
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Alt 22.07.2015, 19:29   #1278
männlich ganter
 
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Standard Kriminalistisch perfekt recherchiert

Danke Rosenblüte,

Du hast noch sehr interessante Aspekte erkundet. Das Drum und Dran eines alten Buches ist oft, so auch hier, eine eigenständige spannende Geschichte.

Herzliche Grüße
-ganter-
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Alt 23.07.2015, 03:13   #1279
weiblich Rosenblüte
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Hallo ganter,

das „Heptaméron“ erfreute sich großer Beliebtheit, wurde aber auch oft verändert. Wichen bereits die ersten beiden Ausgaben erheblich vom Original ab, weil die Autoren nach eigenem Gutdünken Änderungen vornahmen, so kam es später noch schlimmer: 1698 erschien in Amsterdam die erste illustrierte Ausgabe sowohl in der Fassung von Gruget als auch in modernem Französisch. Letztere war sprachlich wohl total misslungen, setzte sich aber durch, weil sie einfacher zu lesen war. Erst 1853 konnte anhand des Manuskripts der Autorin eine originalgetreue Fassung erscheinen: „L'Heptameron des Nouvelles de très haute et très illustre Princesse Marguerite D'Angoulême, Reine de Navarre“. Moderne Bearbeitungen erschienen 1967, 1982 und 1999.

Die Sprache des Originals ist jenes alte Französisch, das man als den Anfang der einheitlichen französischen Sprache betrachtet. Die Sprache, die vorher üblich war, ist „nur dem Eingeweihten verständlich“ (C.T. von Riba). Aber auch das Original dürfte den meisten Nichtfranzosen Schwierigkeiten bereiten, wegen der Sprache und wegen der altertümlichen Ausdrucksweise. Ein Beispiel aus dem Prolog:

Ainsy qu'ilz estoient tous à la messe, va entrer en l'eglise ung homme tout en chemise, fuyant comme si quelcun le chassoit, cryant à l'ayde. Incontinant Hircan et les autres gentilz hommes allerent au devant de luy pour veoir que c'estoit, et veirent deux hommes après luy leurs espées tirées, lesquelz, voians si grande compaignye, voulurent prendre la fuyte; mais Hircan et ses compaignons les suiveyrent de si près, qu'ilz y laisserent la vye. Et, quand ledit Hircan fut retourné, trouva que celluy qui estoit en chemise estoit ung de leurs compaignons nommé Geburon, lequel leur compta comme, estant en une borde auprès de Peyrehitte, arriverent trois hommes, luy estant au lict; mais, tout en chemise, avecq son espée seullement, en blessa si bien ung qu'il demora sur la place. Et, tandis que les deux autres s'amuserent à recueillir leur compaignon, voyant qu'il estoit nud et eulx armez, pensa qu'il ne les povoit gaingner sinon à fuyr, comme le moins chargé d'habillement, dont il louoit Dieu et eulx qui en avoient faict la vengeance.

(Da sie alle der Messe beiwohnten, stürzte plötzlich ein Mann in die Kirche, nur mit einem Hemd bekleidet. Er lief, als wäre jemand hinter ihm her, und schrie um Hilfe. Sogleich eilten ihm Hircan und die anderen Edelleute entgegen, um nachzusehen, was das zu bedeuten hätte, und sie erblickten zwei Männer, die ihn mit gezücktem Degen verfolgten und die, da sie eine so zahlreiche Gesellschaft versammelt sahen, die Flucht ergreifen wollten; Hircan jedoch und seine Begleiter blieben ihnen auf den Fersen, und die beiden mussten schließlich ihr Leben lassen. Als dann Hircan zurückkehrte, erkannte er in dem Mann im Hemd einen von ihren Gefährten namens Geburon, der ihnen nun erzählte, er habe in einem Bauernhaus in der Nähe von Peyrehitte genächtigt und sei, während er im Bett lag, von drei Männdern überfallen worden; er aber, obwohl nur im Hemd und mit nichts als seinem Degen bewaffnet, habe einen von ihnen so schwer verwundet, dass er auf der Stelle tot liegenblieb. Und während die beiden anderen damit beschäftigt waren, ihren Gefährten fortzuschaffen, und er erkannte, dass er fast nackt war, die anderen aber bewaffnet, dachte er, dass er sich vor ihnen lediglich durch die Flucht retten könne, da er am wenigsten durch Kleidung am Laufen behindert war, wofür er nun Gott sowie jene preise, die Rache für ihn geübt hatten.)


Die Sprache mag uns heute altertümlich erscheinen, trotzdem können wir Margarete von Navarra als Wegbereiterin der modernen Literatur bezeichnen. Boccaccio gilt mit seinem „Decamerone“ als Begründer der Novelle. Er fand zahlreiche Nachahmer. Auch die Königin von Navarra interessierte sich für das noch junge Genre und verfasste mit dem „Heptaméron“ ihre eigene Novellensammlung. Dabei ging sie neue Wege und schuf für Frankreich den Typ der Problemnovelle, den vor ihr nur Boccaccio realisierte. Das „Heptaméron“ gilt als Höhepunkt der französischen Novellistik des 16. Jahrhunderts.

Lieben Gruß
Rosenblüte

Geändert von Rosenblüte (23.07.2015 um 04:28 Uhr)
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Alt 23.07.2015, 11:11   #1280
männlich ganter
 
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Standard Literatur-Archäologie

Hi Rosenblüte,

Deinen höchst interessanten „Nachschlag“ habe ich mit viel Aufmerksamkeit gelesen. Da steckt so viel drin, etliches habe ich neugierig aus anderen Info-Quellen vertieft. Diese brave Königin hatte aber auch einiges um die Ohren bzw. es muss auf sie eingewirkt haben: Die Teilung Navarras, in ihrem Geburtsjahr die Entdeckung Amerikas, die religiösen Auseinandersetzungen. Das alles und natürlich ihre Privilegien traf auf natürliche Intelligenz. Spannend und anregend für neue Fragen.

Danke für Deine Literatur-Archäologie
-ganter-
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Alt 23.07.2015, 11:42   #1281
weiblich Rosenblüte
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Hallo ganter,

Margarete von Navarra war eine talentierte und couragierte Frau!

Sie scharte nicht nur die geistigen Größen Frankreichs und Europas um sich und gewährte verfolgten Protestanten Zuflucht, sondern drängte auch ihren Bruder König Franz I., das Collège de France zu gründen und sorgte dafür, das Platons Werke in Frankreich bekannt wurden. Sie ließ viele Spitäler bauen und unterhalten, u.a. das erste Pariser Kinderspital.

Ja, es waren bewegte Zeiten! Margaretes Mann Henri d'Albret entstammte der Dynastie der Foix, die die Katharer geschützt hatten, welche jedoch von der Inquisition ausgerottet wurden. Nur wenige Jahre nach Margaretes Tod tobten in Frankreich die Religionskriege, die 36 Jahre dauern sollten und das Land in den Ruin trieben. Margaretes Enkelsohn Heinrich von Navarra, später Heinrich IV. von Frankreich, musste anlässlich seiner Hochzeit mit Margarete von Valois die Bartholomäusnacht und das Massaker an seinen protestantischen Gefährten miterleben und jahrelange Gefangenschaft erdulden. Als er später König von Frankreich wurde, gelang es ihm, mit dem Edikt von Nantes (1598) Religionsfreiheit zu garantieren (wurde später von seinem Enkel Ludwig XIV. revidiert). Heinrich einte Frankreich und führt es zu neuer Blüte. In seiner Heimat wurde er "lo nòstre bon rei Enric" (unser guter König Heinrich) genannt. Um so weit zu kommen, musste er mehrfach seine Konfession wechseln, was ihm von den Protestanten verübelt wurde und dazu führte, dass er einem Attentat durch einen Katholiken zum Opfer fiel. Heinrich selbst dürfte die Glaubensfrage ebenso wenig verbissen gesehen haben wie seine Großmutter Margarete. Toleranz war ihnen das Wichtigste. Auch Margaretes Humor und Reiselust hatte Heinrich geerbt.

Lieben Gruß
Rosenblüte

Geändert von Rosenblüte (23.07.2015 um 17:14 Uhr)
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Alt 23.07.2015, 19:02   #1282
männlich Blobstar
 
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Reinhard Jirgl - Nichts von euch auf Erden
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Alt 24.07.2015, 11:01   #1283
männlich ganter
 
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Standard Patrick Modiano

Hi Rosenblüte,

wenn ich auf Deiner Spur bliebe, könnte ich Monarchist werden. Aber hier zeigt sich wieder, es kommt auf den Charakter von Herrschern und Künstlern an. Zwei Jahrhunderte später haben die Franzosen ihr Königspaar geköpft.
Ironie der Geschichte ist, dass auch Margarete von Navarra zu den geistigen Wegbereitern der Revolution gezählt werden kann.
Frankreich wurde die führende Literaturnation bis hin zum Nobelpreisträger Patrick Modiano. Sein neues Buch „Damit du dich im Viertel nicht verirrst“ werde ich bestimmt lesen und dabei nach Spuren der Navarra Ausschau halten.

Ich wünsche Dir einen schönen Sommertag
-ganter-
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Alt 24.07.2015, 14:01   #1284
weiblich Rosenblüte
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Hallo ganter,

ja, wüsste man nichts von den vielen Untaten des Adels und würde nur diese ehrwürdige Familie betrachten, die von königlichem Geblüt im besten Sinne ist, man könnte wirklich zum Monarchisten werden! Nun ja, ich bin mir sicher, dass in Deutschland „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ ein für allemal Vergangenheit ist. Und das ist gut so, denn all die Kaiser und Könige haben unsere Vorfahren nur ausgepresst und in der Regel einen Scherbenhaufen hinterlassen.

In Frankreich dagegen streiten sich wie zur Zeit Heinrichs IV. auch heute noch Legitimisten und Orléanisten um den rechtmäßigen Thronfolger aus dem Hause Bourbon. Den Anspruch auf die Titel des Königs von Frankreich und des Titularkönigs von Navarra erhebt Louis-Alphonse, Herzog von Anjou. Er stammt direkt von Heinrichs Enkel Ludwig XIV. ab und ist gemäß der seit dem Mittelalter geübten Erbfolgeregelung der Kapetinger somit erster Prinz von Geblüt. Er ist jedoch Spanier, und der Herzog von Anjou, später König von Spanien, hatte im Vertrag von Utrecht 1713 auf jegliche Ansprüche Spaniens auf den Thron von Frankreich verzichtet. Die Legitimisten berufen sich jedoch auf das kapetingische Erbfolgerecht. Juan Carlos I. von Spanien missbilligt die Ansprüche seines Vetters Louis-Alphonse und unterstützt unter Verweis auf den Vertrag von Utrecht die Ansprüche von Henri Philippe Pierre Marie d’Orléans, der einer Nebenlinie entstammt. Ebenso wie damals trifft also heute ein Nachkomme Heinrichs IV. auf dessen größte Widersacher: den König von Spanien und den Herzog von Orléans. Zum Glück fließt heute deswegen kein Blut mehr, denn das französische Volk hat in seiner Geschichte schon reichlich Blut vergossen. Selbst die ruhmreiche Französische Revolution endete bekanntlich in einem Blutbad. Auch Heinrich IV. wurde damals postum geköpft:

Am 10. Oktober 1793 stürmten aufgehetzte Revoluzzer die Basilika von Saint-Denis im Norden von Paris, wo traditionell die französischen Könige beigesetzt wurden, schändeten die Gräber und verwüsteten das Gotteshaus. Vor allem Heinrich IV. erregte die revolutionären Gemüter, wohl weil er dem Volk immer noch als der „gute König“ galt. Der Leichnam des 183 Jahre zuvor von einem Religionsfanatiker ermordeten Monarchen wurde auf makaberste Weise geköpft und zerstückelt. Heinrichs Haupt gilt seither als verschollen, andere Körperteile fanden sich Jahrzehnte später in einem Massengrab in Saint-Denis.
(Quelle: Preußische Allgemeine, Frankreichs „guter König“ kehrt zurück)

In der „Histoire de la Revolution française“ fragte Firmin Didot: „Man kann Frankreich in Zukunft auf die Dauer nicht anders regieren, als wenn man ihm zwei Forderungen gewährt, worauf es sich durch die Revolution verstehen gelernt hat. Es verlangt in der Regierung reelle politische Freiheit und in der Gesellschaft ein materielles Wohlsein, nach Maßgabe fortschreitender Zivilisation. Worauf gründet sich dieser Schluss? Darf man nach den Angaben nicht eher schließen, dass Frankreich die Frucht getragen, die zur Zeit des vergötterten Heinrich IV. gesäet worden?“

In der heutigen Zeit verschafft sich der Literaturnobelpreisträger Patrick Modiano mit der Forderung nach Freiheit und sozialer Gerechtigkeit weltweit Gehör. Es bleibt zu hoffen, dass seine Stimme der Vernunft das Geschrei gewisser reaktionärer Kräfte übertönt und dass Frankreich ein aufgeklärtes Land im Sinne von Margarete und Heinrich bleibt, in dem Frieden und Toleranz das Zepter schwingen.

Dir ebenfalls einen schönen, sonnigen Tag!

Lieben Gruß
Rosenblüte

Geändert von Rosenblüte (24.07.2015 um 15:30 Uhr)
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Alt 25.07.2015, 17:07   #1285
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Standard Codex Manesse

Hallo Rosenblüte,

die aufgehetzten Revoluzzer von 1793 und die Kulturzerstörer des IS sind leider
in der Geschichte immer wieder bei Umwälzungen in gleicher Form anzutreffen. Die Vandalen haben aber geistige Führer, oft Schöngeister der Literatur. Als Brandstifter kann man die zwar nicht bezeichnen, weil ihre Botschaften eigentlich Gutes bewirken sollten.

Die geistig-künstlerische Entwicklung vor Margarete von Navarra zeigt informativ "Der Codex Manesse und die Entdeckung der Liebe" auf. Mit diesem Buch des Universitätsverlages Winter, Heidelberg, beschäftige ich mich seit einiger Zeit sporadisch.

Herzliche Grüße
-ganter-
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Alt 25.07.2015, 18:05   #1286
weiblich muux
 
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Looking For Alaska von John Green

Auch wenn es so was von ein Teenie-Roman ist, ist es jedem Alter zu empfehlen. Warum sollte gute Literatur nur für eine bestimmte Gruppe der Gesellschaft bestimmt sein?
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Alt 25.07.2015, 19:34   #1287
männlich Blobstar
 
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Zitat:
Zitat von muux Beitrag anzeigen
Looking For Alaska von John Green

Auch wenn es so was von ein Teenie-Roman ist, ist es jedem Alter zu empfehlen. Warum sollte gute Literatur nur für eine bestimmte Gruppe der Gesellschaft bestimmt sein?
Haben wir in der Schule gelesen im Englisch-Unterricht. Hat mich damals nicht so angesprochen.
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