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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 04.06.2015, 22:55   #1
männlich Tiberius
 
Dabei seit: 03/2014
Beiträge: 50

Standard Kafreitag

Es ist wahrlich ein trüber Tag.

Unter Wolken steh ich allein

unter vielen vor der Pforte

einer kleinen Dorfes Kirche.



Dies ist ein trauriger Moment,

denn tret` ich ein, verspür ich nichts,

als wäre Christus nun schon tot.



Es ist Kafreitagsgottesdienst,

ich lausche Predigt und Gesängen,

und kann doch dabei nichts verspüren.



In der Ferne erwacht ein Sturm.

Im Garten draußen bricht ein Zweig

wie für eine Krone aus Dornen.

Doch durch die Wände hört ihn keiner.

In einem Garten wie jenen dort

wartete ein Mann auf seinen Tod,

so wie ein Tier zur Opferbank.



Wie jeder hier denk ich an ihn.

Und wie den zerbrechenden Zweig

in jenem Hause keiner hört,

so hörte niemand des Mannes Schrei.



So wie im kleinen Garten heut,

einsam ein Ast vom Baume bricht.

So brach im Großen einst ein Bund,

und ward von neuem mit Brot und Wein

von neuer Stärke neu vereint.



Doch jener Tag ist lange her.

Und steh ich heut beim Abendmahl,

so kann ich hier nichts mehr verspüren.



Einst draußen brach damals ein Ast,

durch eines Erhängten Last.

Und doch verspür ich dabei nichts.

Denn Baum und hier trennt eine Wand.



Doch was bleibt dann, wenn Brot und Wein

niemals ein und dasselbe sind.



Es bleibt das Kreuz, und was die Welt

von jenseits dieser Mauern quält.

Vielleicht wenn dies nicht vergessen ward,

so weicht der Schatten von Karfreitag.
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