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Schreibwerkstatt / Hilfe Gedichte und diverse Texte, an denen noch gefeilt werden muss.

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Alt 09.03.2024, 22:30   #1
männlich Aaron
 
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Standard Ich verlor

Ich verlor etwas an dem Tag,
als die Zigarette nicht mehr im Hals zu brennen mag
Als der Alkohol anfing zu schmecken und ich mehr davon trank
Weggerissen ist die Hand, die sich schützend auf meinem Haupt befand,
Nun, als ich allein unter dem Himmel stand
Trägt die Wehmut mit leichtem Hauch
Tiefe Narben in meine Haut,
Ich trage mich bucklig den Alltag hinauf
Reiße neben mir Blumen und Sträucher heraus
Und komme nur mit Schnitten an meinen Händen am Ende an
Weinend kommt dann die Nacht, bevor ich wieder von vorne anfang...
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Alt 10.03.2024, 01:29   #2
weiblich Lee Berta
 
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Hallo Aaron,
inhaltlich gefällt es mir sehr gut, sprachlich auch. Ob sich so eine offene Form unbedingt reimen muss oder ob einen das nicht einschränkt, wäre mal eine überlegenswerte Frage.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 10.03.2024, 22:20   #3
männlich Aaron
 
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Hi Lee,
Danke für deine Antwort. Ich hab das Gedicht ausversehen hier hochgeladen und weiß nicht, wie man das löscht. Aber wo wir schonmal hier sind:
Mir gefiel es nicht, dass ich nur an Zigaretten und Alkohol als übertragenen Sinn für das Erwachsenwerden denken musste. Klar hat man mit den beiden Sachen ein großes Publikum angesprochen, aber mir fehlt eine oder mehrere Sachen, die unbemerkt Geschmäcker oder Gewohnheiten der Kindheit abgelöst haben. Fallen dir solche Sachen ein?
Liebe Grüße,
Aaron
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Alt 10.03.2024, 22:31   #4
weiblich Lee Berta
 
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Hi Aaron,
mir fiel neulich auf, dass ich ununterbrochen rauche und als Kind habe ich Nägel geknabbert oder ständig irgendwas Süßes gegessen.
Ich bin noch genauso neurotisch, ich habe es nur verlagert.
Als Kind bin ich auch gerne gerannt, aus Spaß, und jetzt renn ich zum Bus, weil ich muss. Ich habe Bilder für meine Mama gemalt und nicht, um sie zu verkaufen, Gedichte für Tanten an Geburtstagen geschrieben und nicht Sekundärliteratur auf Honorarbasis verfasst. Aus Spaß wurde Geldnot.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 10.03.2024, 22:43   #5
männlich Aaron
 
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PS. Ich habe mich verlesen und habe Forum statt Form gelesen.
Ich stimme dir nicht ganz zu. Klar hätte ich bei der Wortwahl und auch in der Satzstellung freier schreiben können. Ich empfinde das Reimen an sich gibt einen Ramen, in dem man sich beschränkt bewegen kann. Die Schwierigkeit in dem Ramen zu bleiben, seine Gefühle in Worte zu fassen, welche sich reimen, ist für mich die Kunst, die das Schreiben erst interessant macht.
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Alt 10.03.2024, 23:11   #6
männlich Aaron
 
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Hi Lee,
Ich stimme dir total zu mit dem Rennen. Man rennt im Alter nirgendwo mehr hin, einfach weil man da sein will. Und ja, Geld ist wirklich etwas, woran man in der Kindheit keinen Gedanken verschwendet hat, zumindest nicht solche Gedanken oder Ängste, wie man sie jetzt hat.
Das Schwarz und Weiß Denken fällt mir noch ein, was eigentlich ein gutes Werkzeug war, um schnell mit Dingen abzuschließen, um dann danach weiter zu spielen. Blöd, dass jetzt alles Graustufen bekommen hat.
Ich finde es übrigends bewundernswert, dass du mit Schreiben Geld verdienst.
Liebe Grüße,
Aaron
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Alt 11.03.2024, 01:12   #7
weiblich Lee Berta
 
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Hi Aaron,
ich verdiene ja meist kein Geld mit Schriftwerken, die mich glücklich machen. Sogar Bedienungsanleitungen habe ich schon übersetzt, als es noch keine KI gab.
Graustufen finde ich gut als Veränderung. Aus einem übersichtlichen Schachbrett wird ein chaotischer Kiesweg.
Ich habe weiter über das Thema nachgedacht. Als Kind freut man sich, wenn man älter wird, später nicht mehr. Man kann sich Sex überhaupt nicht vorstellen und findet die Idee eklig, Körperteile, die mit Urin zu tun haben, zusammenzustecken. Man ist sich außerdem nicht sicher, ob es nicht doch Monster oder magische Gegenstände geben könnte, obwohl die Erwachsenen sagen, dem sei nicht so. Man glaubt an den Weihnachtsmann, den Osterhasen und den lieben Gott.
Man hat Freunde und Feinde und begreift andere Menschen nicht als komplexe Persönlichkeiten. Die Fähigkeit, einen anderen Standpunkt einzunehmen, ist beschränkt, falls überhaupt vorhanden. Man hört und riecht sehr viel besser. Bier schmeckt überhaupt nicht und Kaffee ist so bitter, dass man ihn ausspuckt. Nahrung muss süß sein, denn was süß ist, ist nur sehr selten giftig. Giftige Beeren schmecken immer Scheiße.
Man kann im Traum fliegen, weil man noch nicht weiß, dass das ganz bestimmt nicht geht, denn schließlich kann Supermann fliegen. Realität und Traum oder Film können noch nicht gut auseinandergehalten werden. Als ich zum ersten Mal einen Leinwandtod erlebt habe, mit etwa vier, konnte ich mich stundenlang nicht mehr beruhigen, weil ich nicht verstand, was eine Schauspielerin ist. Ich dachte, die Frau sei wirklich tot.

Jetzt haben wir doch einige Sachen gefunden und bestimmt gibt es noch mehr. Vielleicht bietet sich das ein oder andere für ausdrucksstarke Metaphern an und da würde ich an deiner Stelle nicht darauf achten wollen, was sich wo reimt. Das wäre hier nur behindernd, weil das Projekt in einer Phase ist, in der du den Kern deines Themas herausarbeitest und Ideen sammelst. Die passende Struktur ist vermutlich der nächste Arbeitsschritt.
Manche Leute können mit einem groben Rahmen besser arbeiten, aber für den Rahmen braucht man keine Reime. Man kann zum Beispiel auch sagen: "Okay, ich mache zwei Strophen mit je sechs Zeilen und je 10 Silben." Ob das dann am Ende ein Sonett oder ein Haiku wird, steht in den Sternen.

Man kann manche Sachen nicht löschen, das ist mir auch schon aufgefallen. Vielleicht hat es mit der 333-Minuten-Regel zum Beiträge bearbeiten zu tun.

Liebe Grüße,
Lee
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Alt 11.03.2024, 09:01   #8
männlich Aaron
 
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Hi Lee,
das sind sehr tolle Anregungen. Vielen Dank für deine Gedanken und Offenheit.
Ich werde mal versuchen, mich aus Ramen des Reimens zu trauen.
Liebe Grüße,
Aaron Wesch
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Alt 11.03.2024, 09:55   #9
weiblich Lee Berta
 
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Hi Aaron,
gerne doch. Dann wünsche ich viel Spaß beim Reimen

Liebe Grüße,
Lee
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einsamkeit, moderne, schmerz - traurig




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