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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 16.11.2009, 16:06   #1
weiblich Rollce
 
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Standard Naiver Brief an einen Präsidenten

Sehr geehrter Herr Präsident,

Ich habe das Gefühl, ich muß Ihnen schreiben,
denn viel Zeit wird nicht mehr verbleiben.
Ich beobachte das Leben nun schon seit Jahren,
sehe den Fortschritt und die Gefahren.
Fühle wie ein falsches Bild,
Ängste und Vereinsamung mitsichbringt.
Stehe fassungslos vor der betonierten Landschaft
und kenne auch die Antriebskraft.
Lehrt man doch in aller Welt,
je mehr produziert wird,
um so mehr gibt es Geld.
Aber sind Sie sicher,
das ist das Gelbe vom Ei?
Niemand bekommt mehr ein natürliches High.
Ich kann mich erinnern als Kind
hielt ich die Nase in den Wind,
konnte riechen die Erde und den Frühling
und spürte, daß es den anderen genau so erging.
und wissen sie, was die Folge war,
man fühlte das Leben so wunderbar nah!.
In den späten Abendstunden saßen alle
zusammen und haben gesungen.
es war ein herrliches Lebensgefühl,
die meisten von uns besaßen nicht viel.
Doch zu der Zeit waren wir noch nicht verdorben
und die Liebe war noch nicht gestorben.
Geben sie wenigstens den Kindern eine Gnadenfrist.
Es ist doch nicht der Sinn des Lebens,
daß jeder nur ein gut funktionierendes Rädchen in Staat und Gesellschaft ist.
Darf ich mir erlauben Ihnen zu sagen,
die Situation ist noch nicht ganz verfahren.
Wenn man in den Schulen lehrt,
Selbsterkenntnis und Kreativität.
Wenn man sie lehrt zwischenmenschliches Verhalten
und ihnen hilft, ihre Persönlichkeit zu entfalten.
Sie sind doch ein erfahrener Mann
und wissen um die Dinge,
die Neid und Eifersucht erzeugen kann.
Geschickt gesteuert, nimmt das Materialdenken überhand,
die Werbung macht die Menschheit glauben,
mit all dem Besitztum wären sie jemand.
Wenn jeder hätte ein gesundes Selbstwertgefühl,
bräuchte der Mensch garnicht mehr viel.
Ich wage nicht zu denken,
die falschen Wertordnungen wurden mit Absicht gemacht,
von einer kleinen Gruppe mit teuflischer Macht.

Noch hoffe ich, es war nur ein menschliches Versagen
und ich glaube, es liegt auch ihnen schwer im Magen.
Darf ich sie bitten, zu reden mit der gesamten
Allianz, sonst kann uns nur noch helfen
eine höhere Instanz.
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Alt 16.11.2009, 17:09   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ja, Rollce, die gute alte Zeit, als sich die wenigsten eine Waschmaschine oder gar ein Auto leisten konnten! Da stand man einen ganzen Tag in der dampfenden Waschküche und hat geschrubbt, um anschließend, wenn es Winter war, an der frostigen Luft die Wäsche im Hof aufzuhängen. Das war sehr gesund! Und die Einkäufe wurden per pedes nach Hause geschleppt, daß es im Rücken krachte. Zum Singen hatten wir keine Zeit, denn die Arbeitszeit betrug 48 Stunden pro Woche, da waren meine Eltern abends fertig. Nur ein kleiner Ausschnitt aus meiner Kindheit. Sehr romantisch!

LG
Ilka-M.
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Alt 16.11.2009, 17:56   #3
weiblich Rollce
 
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Ilka ich habe von meinem 9. Lebensjahr an, hart in der Landwirtschaft mitarbeiten müssen, aber vieles hat mir Spaß gemacht. Ich glaube, ich habe da von Natur aus ein anderes Gemüt mitbekommen.
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Alt 16.11.2009, 20:56   #4
weiblich Ilka-Maria
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Ja, das Landleben ist hart, das prägt sicherlich anders als die Stadt. Ich hatte das Glück, viele meiner Ferien in meiner Kindheit auf dem Land zu verbringen und in Kontakt zu kommen mit den Tieren, der Feldarbeit, dem Heumachen und dem Korndreschen. Habe auch dabei geholfen, abends die Kühe des Bauern von der Weide nach Hause zu treiben. Es ist schade, daß viele Stadtkinder das heute nicht mehr kennenlernen.

Ich glaube, das Landleben war schon immer hart, wenn auch früher auf andere Art und Weise. Aber in Deinem Gedicht geht es wohl um etwas anderes, nämlich um die Hinwendung zum Materialismus. Darin kann ich aber eigentlich nur einen Fortschritt sehen, der das Leben leichter macht. Und was jemand an materiellen Werten akzeptieren will, bleibt einem doch selbst überlassen - jeder hat die Wahl, und an die Allmacht der Werbung glaube ich sowieso nicht. Das Konsumverhalten von Menschen ist durch die Werbung sehr schwer manipulierbar - behaupten jedenfalls die Medienforscher. Ich selbst kenne kaum Werbung, weil bei mir das Fernsehgerät zu selten läuft.

LG
Ilka-M.
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Alt 16.11.2009, 21:29   #5
weiblich Rollce
 
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Standard Landleben

auch hier gilt:
Alles was man in Maßen macht, arbeitet für einen
und alles was man in Unmaßen macht, arbeitet gegen einen.
Ich denke bei der Arbeit im Landleben hat man früher auch eine gewisse Erfüllung gespürt.
Heute sind es leider nur noch Quotenmarionetten geworden, was bestimmt keine Befriedigung ergibt, abgesehen davon, daß sie gezwungen werden, ihre Produkte wegzuwerfen, wo es doch überall in der Welt Hunger gibt.
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Alt 16.11.2009, 22:19   #6
weiblich Ilka-Maria
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Nee, Rollce, früher war das so hart, daß ich mir nicht sicher bin, ob es zu einer Befriedigung geführt hat. Der Bauer, bei dem ich in den Ferien gewohnt hatte, mußte mehrere Tätigkeiten ausüben, um seine Familie am Leben zu erhalten. Neben Hof, Weide, Feld und Vieh arbeitete er in der örtlichen Holzfabrik, und am Wochenende machte er für diese Fabrik noch Heimarbeit. Dafür hatte er in einem Nebenraum eigens eine Maschine stehen. Wenn wir abends um acht Uhr vor dem Fernsehgerät saßen, waren Bauer und Bäuerin vor Erschöpfung bereits eingeschlafen. Ich habe aus diesen Erinnerungen eine kleine Geschichte geschrieben und hier eingestellt. Fall sie Dich interessiert: "Das blöde Mädchen".

Aber da ich selbst nie zupacken mußte, bist Du auf diesem Gebiet wohl kompetenter. Ich kann eben nur aus meinen Beobachtungen urteilen.

LG
Ilka-M.
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Alt 19.11.2009, 19:50   #7
weiblich Rollce
 
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Ort: Bonn
Beiträge: 228

Standard Ich suche Deine Geschichte

Hallo Ilka-Maria,

vielleicht bin ich ja etwas blind, aber ich habe Deine Geschichten rauf und runter nach dem blöden Mädchen abgesucht und nicht gefunden.
Dafür habe ich andere schöne Sachen von Dir gelesen und für sehr gut befunden. Werde mich mal am Wochenende etwas näher damit befassen.

lG
Rollce
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