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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 13.02.2022, 13:08   #1
männlich Anaximandala
 
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Standard Schmetterling

Es muss in Sehnsucht sich verbrennen
als Schmetterling im Flammentod
das Wesen dessen, der sich kennen
und enden will des Trüben Not.

So könnte Goethe von der Reise
des Geistes, nach dem Sinn,
gedichtet, (ich sag's lieber leise,)
dass Sehnsuchtsflammen selig Kreise
sich klärend brennen hin.

Es dachte Dschuang Dschou im Traume
er wär ein Schmetterling, so klein,
doch eine Frage stand im Raume:
ja könnt es umgekehrt auch sein?

Die Wahrheit würde anders klingen,
sein Menschsein wär der Traum,
er flattert mit den Schmetterlingen.
Doch Fragen, die uns Klarheit bringen,
die fragt man leider kaum.

Es wandeln sich zwar Welt und Dinge,
ein jedes kommt zu seiner Zeit,
aus Raupen werden Schmetterlinge
mit zierlich schönem Flügelkleid.

Doch manchmal wächst ein Flügelschlagen
des Schmetterlinges bald,
von Winden um die Welt getragen,
zu Kräften, derer Grund zum Klagen,
ein Hauch wird Sturmgewalt.


*die ersten beiden Strophen standen ursprünglich so:

Es muss in Sehnsucht erst verbrennen
als Schmetterling im Flammentod
ein jeder, der das Leben kennen
und enden will des Trüben Not.

So sagte Goethe, führ die Reise
uns wahrhaft zu Gewinn:
das Dasein wird erst klar und weise
wenn Sehnsucht sich im Feuer speise;
zum Tod durch Flammen hin.

Geändert von Anaximandala (13.02.2022 um 16:37 Uhr)
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Alt 13.02.2022, 15:42   #2
männlich Heinz
 
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Hallo Anaximandala,
was sagte Goethe? Er las Dein Gedicht und murmelte: "Du sprichst ein großes Wort gelassen aus!"
Ich meine, hier hast Du Dich übernommen. Ne Nummer kleiner bitte.
Heinz
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Alt 13.02.2022, 15:56   #3
männlich Anaximandala
 
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Hallo Heinz,
danke für deine Ehrlichkeit, und ja, ich denke du hast recht. Ganz sicher habe ich Goethe's Absicht nicht getroffen.
Es handelt sich bei Selige Sehnsucht um ein Gedicht, das mir gefällt und mich die letzten Tage beschäftigt hat, den Bezug so zu setzen war wohl wirklich 3 Nummern zu weit geworfen.

Zitat:
Du sprichst ein großes Wort gelassen aus!
Passend getroffen, ich schau mal ob ich meinen Text etwas differenzieren kann.

Viele Grüße
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Alt 13.02.2022, 18:31   #4
männlich Heinz
 
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Hallo Anaximandala,
ich freue mich immer, wenn ein Kritisierter nihct gleich die Schotten dicht macht.
Das wunderbare Gedicht "Selige Sehnsucht" gehört zu den paar Goethe-Gedichten, das ich auswendig kenne und bei entsprechenden Gelegenheiten rezitiere.
Um die richtige Betonung zu treffen, brauchts vorher eine Interpretation und ich habe mich mit einem sehr bekannten Rezitator (Lutz Görner) schon fast gestritten, wie der Vers
"und wenn du das nicht hast, dieses stirb und werde"
betont werden muss. Er, Lutz Görner, betont "...STIRB" (mit gehobener, heller Stimme) "und werde" (mit abfallender, beschließender Stimme) und ich mach es genau umgekehrt und lass das "werde" siegreicher klingen.
In ähnlicher Weise ergeht es mir mit den anderen Versen und man könnte stundenlang über den Sinngehalt und die Art und Weise der Betonung diskutieren.
Sich solchen tiefsinnigen Gedichten zu nähern (wo sich der Schmetterling der Flamme nähert und die Flügel verbrennt), ist der todbringende Flug ins Zentrum der Sonne. Schön, wenn man nicht vergißt: "das Lebendge will ich preisen, das ...".
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 13.02.2022, 21:35   #5
männlich Anaximandala
 
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Hey Heinz,
nein die Zeiten mit dem Schotten dicht machen sind zum Glück vorbei, mitlerweile weiß ich eine Kritik, allem voran eine gute Kritik, sehr zu schätzen und bin sehr froh, dass ich den Text ein wenig angepasst habe, dafür ein großes Danke von mir.

Für mich zählt 'Selige Sehnsucht' zu meinen großen Favoriten, auswendig zitieren kann ich es leider nicht, aber gerade in den letzten Tage ist es mir wieder viel im Kopf rumgeschwirrt.
Der ganze Inhalt lässt ja schon einiges an Gedanken zu, über die Betonung hab ich mir bisher kaum Gedanken gemacht, aber ich glaube spontan würde ich in diesen wunderbaren Zeilen das "Werden" und das "Sterben" ähnlich werten, mit Tendenz zu deiner Betonung, schließlich geht es ja darum zu werden, nicht zu sterben.
Aber ich glaube die stärkste bzw. wichtigste Betonung hätte für mich das "Das".

"Und so lang du 'Das' (vielleicht etwas melodischer betont, ohne es jetzt drastisch vorzuheben) nicht hast! dieses (vielleicht ein Stück ruhiger als auftakt für die folgende Aussage) 'Stirb' (ein wenig schärfer betont) und 'Werde' (hier wieder etwas melodischer, aber ich denke alle drei würde ich sehr subtil betonen)
bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde

Oh wie spannend, während ich für die ersten beiden Zeilen direkt eine Vorstellung habe, bin ich mir bei den letzten beiden noch nicht im Klaren, "nur", "trüber", "Gast", "dunklen" und "Erde" legen ja alle einen eigenen kleinen Akzent, du hast recht, die Betonung lässt wirklich viiel Stoff für Gespräche.

Ich danke dir für deinen Kommentar

Lieben Gruß
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