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Alt 05.11.2006, 19:00   #1
Mori
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 10


Standard Die zweite Stille

Die zweite Stille



Draußen herrschte der Sturm, es regnete und die Tropfen schlugen gegen mein Fenster. Ich lag im Bett, dabei ließ ich die Dunkelheit auf mich wirken. Meine Eltern hatte ich einen Tag zuvor gebeten, alleine in den Urlaub zu fahren. Wir wollten gemeinsam an die Ostsee fahren, aber für mich kam alles anders. Um genau zu sein, es passierte an einem Mittwoch. Der Tag begann wie immer, eigentlich. Meine Eltern waren an diesem Tag nicht zu Hause, sie haben bei Freunden übernachtet. Hätte ich geahnt was mir an diesem Tag passieren würde, wäre ich sicher mit gefahren. Aber sonst hätte ich niemals die Entscheidung treffen können und wäre für immer an ihm gebunden gewesen. Er besuchte mich wie immer, seine Tasche trug er fest auf seinen Schultern, marschierend betrat er die Wohnung. Er hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, auch mir war nicht wohl bei dem Gedanken ihn alleine zu lassen. Ich nahm wie jedes Mal, die Tasche ab. Dann gingen wir gemeinsam in mein Zimmer, dort ließ ich die Tasche auf dem Boden fallen. Er zog mich an sich und drückte mich fest. Ich versuchte krampfhaft diese Gefühle zu erwidern, aber das war so leer. Nun schaute er mich wieder an, küsste mich und untersuchte mit seiner Hand meinen Körper. Er strich von meinem Rücken hin ab, kreisend streichelte er meinen Po und hielt dann bei meinen Brüsten inne. Ich lächelte ihn fehlerlos an und reagierte wie immer nicht. Wir hatten uns auf der Geburtstagfeier meiner Klassenkameradin kennen gelernt, alles schien wie ein Traum zu sein. Die Gespräche waren offen, geheimnisvoll und interessant. Wir hatten uns gut verstanden, dass wir uns jedes Wochenende getroffen haben.

Aber als er an diesem Tag zu mir kam, hatte ich einfach nur noch angst. Ich wusste das er mit mir schlafen wollte, er wollte so vieles, aber wieso habe ich immer wieder zu gesehen. Wie oft lagen wir im Bett und haben miteinander geschlafen, ohne Worte. Wie oft hatte ich das genossen und gemieden? Ich wollte doch nur, dass er mich liebt. Wenn er sich in mir bewegte, fühlte ich mich nicht wohl. Oft hatte ich einfach nur da gelegen und zu gesehen. Manchmal wollte ich ihn einfach nur noch zufrieden stellen und ich tat irgendwann alles, was er von mir verlangte. Ich hatte immer gehofft, dass er mich irgendwann lieben würde. Auch an diesem Mittwoch schliefen wir wieder miteinander, auch diesmal schaute ich ihn einfach nur an. Er wusste wie ich mich fühlte, er wusste dass ich nicht wollte und er wusste, dass ich keine Kraft mehr hatte. Ich hatte an Selbstmord gedacht, das war der einzige Sinn, den ich noch gesehen hatte. Denn ich wollte keine gewaltsame Beziehung, jemanden auf ewig zu lieben, war mein höchstes Gebot gewesen.

Inzwischen ist eine Woche vergangen und ich habe es endlich geschafft. Ich hatte ihm auf wieder sehen gesagt und ich fühlte mich glücklich. Seid langem hatte ich keine angst mehr, ich fühlte mich nur noch frei. Ich bekam den Mut, leben zu wollen. Für mich gab es nichts Schöneres mehr, die Beziehung mit ihm zu beenden, hatte mir Kraft geschenkt. Obwohl er mit meiner Entscheidung nie einverstanden gewesen war, gab er mich kampflos auf.
Denn ich bin nur ein Mensch, von vielen und ich war nur eine, die ihn liebte. Ich werd nie wieder sein schlagendes Herz in seiner Brust sein, nie mehr.

Ich werde nie wieder gezwungen sein Eigentum zu sein.
Mori ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.11.2006, 19:18   #2
weiblich Ex Darkskin
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901


Standard RE: Die zweite Stille

Zitat:
Original von Mori
Wenn er sich in mir bewegte, fühlte ich mich nicht wohl. Oft hatte ich einfach nur da gelegen und zu gesehen.
Liebe Mori,
das hast du sehr schön ausgedrückt, dieses daliegen und sich selbst bei etwas zusehen, was einen anwidert.
Diese Situation hast du sehr real beschrieben.
Der ganze Text ist sehr real und nachvollziehbar - und berührt den Leser.
Da gibt es nichts zu meckern.

An dem Satz bleibe ich freilich bisschen hängen:
"Wie oft hatte ich das genossen und gemieden?"
Der stimmt irgendwie nicht. genossen und gemieden gleichzeitig leuchtet mir nicht ein.
Aber vielleicht hast du das irgendwie so gemeint, dass es einen Sinn ergibt.

Liebe Grüsse

Darkskin
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.11.2006, 19:27   #3
Mori
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 10


Dankeschön freut mich sehr, das dir die Geschichte gefällt.
Hatte die Geschichte dreimal überarbeitet, bis ich sie so gelassen habe,
wie sie jetzt ist.

"Wie oft hatte ich das genossen und gemieden?"


Ich wollte damit ausdrücken, das sie es genauso genossen hat, wie es
auch wieder gemieden hat mit ihm zu schlafen.
Mori ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.11.2006, 19:31   #4
weiblich Ex Darkskin
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 901


Zitat:
Original von Mori
Ich wollte damit ausdrücken, das sie es genauso genossen hat, wie es
auch wieder gemieden hat mit ihm zu schlafen.
ja, ich glaube ich verstehe jetzt, was du meinst.
Alles klar )

Darkskin
Ex Darkskin ist offline   Mit Zitat antworten
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