Nacht in fremder Stadt bei Poetry.de

mcblie · 08.11.2016, 14:48

Nacht in fremder Stadt.
Natriumdampfgelbes Straßenlicht
gewellt und gekräuselt
in den Lacken vergangenen Regens.

Herbstkalter Windhauch
pflückt letzte Blätter von den Bäumen.
Beziehungslose Straßen
führen ins unbekannte Irgendwo.

Namenlose Schemen
hasten belanglos vorbei.
Schritte verklappern im Dunkel
der Nacht in fremder Stadt.

gelberhund · 08.11.2016, 16:32

Ganz gut gelungen. Ein wenig kurz vielleicht. Stadtnächte können seltsam sein, und doch sagen sie ein Stück Normalität. Es gibt ein Geheimnis in allem. Und dennoch den bekannten Menschenmund der es ausspricht. Oder anders herum, der Mensch ist das Geheimnis, und alles andere liegt offen. Es ist wie ein Feuer das in allem brennt. Und man muß als Mensch viel nachmachen. Ob die tausendste Kopie Gottes die Wahrheit ist? Oder, ist die tausendste Erfahrung die die uns erfüllen wird?

Ex-Ralfchen · 09.11.2016, 17:38

Zitat:

Zitat von mcblie

Herbstkalter Windhauch
pflückt letzte Blätter von den Bäumen.
Beziehungslose Straßen
führen ins unbekannte Irgendwo.

Namenlose Schemen
hasten belanglos vorbei.
Schritte verklappern im Dunkel
der Nacht in fremder Stadt.

einzelne gute bilder aber nichts wirklich neues ein unbekanntes nirgendow= doppelmoppel der sich ent-angelt...schemen sind namenlos =wieder dm...wie kann ein strasse beziehungsvoll sein? eine zulassend bzw. vielsagende strasse. du vermenschlichst hier etwas dass völlig unpassend ist um einfach nur eine andere formulierung für ein tausend mal abgelutschtes thema zu verwenden. leider nicht passend...wenn man so etwas anders und doch bildhaft sagen könnte dann ev so:

Finster umhüllt in namenloser Stadt.
Überkopf blüht Natrium gedämpftes Gelb.
Strahlt quantiv verschränkt
in rohölig gewelltes Rinnsal.

Wangenklirren kalt geweht,
windamputiert wirbelt letzter Baumschmuck.
Straßen die Blindheit erzwingen,
und Nulldestination versprechen.

Ex-Richard 42 · 09.11.2016, 18:19

Eine Straße könnte bezugslos sein. Wenn man das mal bildlich sieht.

Alles in allem aber schöne Bilder, zu denen Ralfchen schöne Alternativen geboten hat. Das mit dem Doppelmoppeln sehe ich persönlich nicht so eng. Kann ja auch eine Verstärkung sein. Man darf es nur nicht übertreiben.

lg

Richard

Ex-Ralfchen · 09.11.2016, 19:02

grundsätzlich sehe ich es mit DM auch nicht eng nur es muss sinn-bild-bleibend geschrieben sein und nicht gegenseitiges auflösen mit sich bringen. vor allem das theme mit winddurchquälten finsteren strassen ist uralt und da muss man neue vitale metaphern schaffen.

Unar die Weise · 09.11.2016, 23:21

Ich finde deine Formulierungen überhaupt nicht "abgelutscht".
Natürlich ist das Bild einer nächtlichen Stadt, in vielen Gedichten thematisiert.
Ich freue mich aber, das du neue Wortwendungen geschaffen hast,
z.B. natriumdampfgelbes, verklappern im Dunkeln, gekräuselt.
Das macht es spannend.
Ich glaube, du hast Talent, mcblie.
Lass dich nicht unterkriegen.Ich freu mich auf das nächste Werk.

herzlichst, Unar die Weise

Ex-Ralfchen · 10.11.2016, 12:30

Zitat:

Zitat von Unar die Weise

Ich finde deine Formulierungen überhaupt nicht "abgelutscht".

herzlichst, Unar die Weise

ich sprach nicht von mb's abgelutschten worten, sondern dass das thema allgemein abgelutscht ist...allerliebste UDW

talking head · 10.11.2016, 13:07

"verklappern" gefällt mir, werd' ich aufnehmen in den Fundus neuer Wörter, vielleicht als Anker für ein eigenes Gedicht.
Die Stadt bleibt fremd, keine Chance auf mehr weil belanglos die Schemen, beziehungslos die Straßen...; dichte Stimmung; hab mich in fremden Städten nach langen Sitzungen auf dem Weg ins Hotel schonmal so gefühlt...wenigstens war das Hotel kein Irgendwo...
weiter so
LG ,th

mcblie · 11.11.2016, 09:05

Als Neuling auf dieser Seite bedanke ich mich mal für die schon zahlreichen Rückmeldungen. Bezüglich der Straße: Ist es nicht gerade in der Lyrik eine Möglichkeit, auch eine Straße als lebendes Wesen zu empfinden?
talking head: Lustig, das Gedicht ist auf dem Weg von einem Tagungsort ins Quartier entstanden.
LG

Ex-Richard 42 · 12.11.2016, 08:06

Alles ist möglich. Alles darf sein.

Findet halt nur nicht jeder gut. :-)

Wenn Du Deine Straße als lebendes Wesen empfindest, sollte das dann nicht auch im ganzen Text erkennbar sein?

Die Straße finden nur in zwei Versen Erwähnung. Du scheinst ja eher die Atmosphäre zu "malen", was Dir auch super gelingt. Von einer lebendigen Straße lese ich nichts.

lg

Richard

talking head · 14.11.2016, 00:18

ja, das ist in der Tat lustig, spricht dafür, dass du's gut getroffen.
LG
th

fennigpfux · 14.11.2016, 00:32

was zu kritteln wäre, hat ralphchen genau bekrittelt.
das schöne am text ist, dass ich - aller doppelbelichtung zum trotze - den ausgelösten moment scharf sehen kann.

08.11.2016, 14:48	#1
mcblie Dabei seit: 11/2016 Ort: Groß Siegharts Alter: 59 Beiträge: 58 Meine Gedichte	Nacht in fremder Stadt Nacht in fremder Stadt. Natriumdampfgelbes Straßenlicht gewellt und gekräuselt in den Lacken vergangenen Regens. Herbstkalter Windhauch pflückt letzte Blätter von den Bäumen. Beziehungslose Straßen führen ins unbekannte Irgendwo. Namenlose Schemen hasten belanglos vorbei. Schritte verklappern im Dunkel der Nacht in fremder Stadt.

11.11.2016, 09:05	#9
mcblie Dabei seit: 11/2016 Ort: Groß Siegharts Alter: 59 Beiträge: 58 Meine Gedichte	Feedback Als Neuling auf dieser Seite bedanke ich mich mal für die schon zahlreichen Rückmeldungen. Bezüglich der Straße: Ist es nicht gerade in der Lyrik eine Möglichkeit, auch eine Straße als lebendes Wesen zu empfinden? talking head: Lustig, das Gedicht ist auf dem Weg von einem Tagungsort ins Quartier entstanden. LG

Ähnliche Themen
Thema	Autor	Forum	Antworten	Letzter Beitrag
Fremder	Trembalo	Tanka-, Haiku- & Senryu-Gedichte	4	30.05.2015 06:49
Ein Fremder	Wolfmozart	Gefühlte Momente und Emotionen	5	14.02.2015 15:27
Fremder	Ex-Peace	Sprüche und Kurzgedanken	0	04.12.2011 21:49
In der Stadt, aber immer Stadt	Felix	Sonstiges Gedichte und Experimentelles	4	09.11.2006 15:59
Fremder	Silent Winter	Gefühlte Momente und Emotionen	5	02.07.2005 15:02

08.11.2016, 16:32	#2
gelberhund Dabei seit: 02/2015 Ort: erzgebirge Alter: 45 Beiträge: 1.625 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ganz gut gelungen. Ein wenig kurz vielleicht. Stadtnächte können seltsam sein, und doch sagen sie ein Stück Normalität. Es gibt ein Geheimnis in allem. Und dennoch den bekannten Menschenmund der es ausspricht. Oder anders herum, der Mensch ist das Geheimnis, und alles andere liegt offen. Es ist wie ein Feuer das in allem brennt. Und man muß als Mensch viel nachmachen. Ob die tausendste Kopie Gottes die Wahrheit ist? Oder, ist die tausendste Erfahrung die die uns erfüllen wird?

09.11.2016, 18:19	#4
Ex-Richard 42 abgemeldet Dabei seit: 07/2016 Beiträge: 339 Meine Gedichte Meine Favoriten	Eine Straße könnte bezugslos sein. Wenn man das mal bildlich sieht. Alles in allem aber schöne Bilder, zu denen Ralfchen schöne Alternativen geboten hat. Das mit dem Doppelmoppeln sehe ich persönlich nicht so eng. Kann ja auch eine Verstärkung sein. Man darf es nur nicht übertreiben. lg Richard

09.11.2016, 19:02	#5
Ex-Ralfchen abgemeldet Dabei seit: 10/2009 Alter: 77 Beiträge: 17.302 Meine Gedichte Meine Favoriten	grundsätzlich sehe ich es mit DM auch nicht eng nur es muss sinn-bild-bleibend geschrieben sein und nicht gegenseitiges auflösen mit sich bringen. vor allem das theme mit winddurchquälten finsteren strassen ist uralt und da muss man neue vitale metaphern schaffen.

09.11.2016, 23:21	#6
Unar die Weise Dabei seit: 10/2016 Ort: in einem sagenhaften Haus Alter: 42 Beiträge: 5.271 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich finde deine Formulierungen überhaupt nicht "abgelutscht". Natürlich ist das Bild einer nächtlichen Stadt, in vielen Gedichten thematisiert. Ich freue mich aber, das du neue Wortwendungen geschaffen hast, z.B. natriumdampfgelbes, verklappern im Dunkeln, gekräuselt. Das macht es spannend. Ich glaube, du hast Talent, mcblie. Lass dich nicht unterkriegen.Ich freu mich auf das nächste Werk. herzlichst, Unar die Weise

10.11.2016, 13:07	#8
talking head Dabei seit: 05/2016 Ort: NRW Alter: 63 Beiträge: 754 Meine Gedichte Meine Favoriten	"verklappern" gefällt mir, werd' ich aufnehmen in den Fundus neuer Wörter, vielleicht als Anker für ein eigenes Gedicht. Die Stadt bleibt fremd, keine Chance auf mehr weil belanglos die Schemen, beziehungslos die Straßen...; dichte Stimmung; hab mich in fremden Städten nach langen Sitzungen auf dem Weg ins Hotel schonmal so gefühlt...wenigstens war das Hotel kein Irgendwo... weiter so LG ,th

12.11.2016, 08:06	#10
Ex-Richard 42 abgemeldet Dabei seit: 07/2016 Beiträge: 339 Meine Gedichte Meine Favoriten	Alles ist möglich. Alles darf sein. Findet halt nur nicht jeder gut. :-) Wenn Du Deine Straße als lebendes Wesen empfindest, sollte das dann nicht auch im ganzen Text erkennbar sein? Die Straße finden nur in zwei Versen Erwähnung. Du scheinst ja eher die Atmosphäre zu "malen", was Dir auch super gelingt. Von einer lebendigen Straße lese ich nichts. lg Richard

14.11.2016, 00:18	#11
talking head Dabei seit: 05/2016 Ort: NRW Alter: 63 Beiträge: 754 Meine Gedichte Meine Favoriten	ja, das ist in der Tat lustig, spricht dafür, dass du's gut getroffen. LG th

14.11.2016, 00:32	#12
fennigpfux Dabei seit: 10/2016 Ort: auf Reisen Alter: 46 Beiträge: 304 Meine Gedichte Meine Favoriten	was zu kritteln wäre, hat ralphchen genau bekrittelt. das schöne am text ist, dass ich - aller doppelbelichtung zum trotze - den ausgelösten moment scharf sehen kann.