Der Gedichtespucker

[Gylon]

Der Gedichtespucker ist unterwegs
das Diktaphon schon ganz verklebt
fahrende Zeilen während des Reisens
da kein Stillstand
kann es entgleisen

Das Mikrophon fängt alles auf
der Magnetkopf schreibt es drauf
hin und hergespult werden die Worte
dazwischen ergibt sich eine neue Sorte

Abbruch
Ende
und Gestotter
die Batterien sind leer
mit Stift geht’s doch flotter

[Merith]

lieber Gylon,

kannst du dir vorstellen, dass ich in der Oberschule als Wahlfach Stenographie und Maschinenschreiben belegt hatte - damit man noch etwas "Handfestes"
außer Herrn Pythagoras hatte ?
Und Jahrzehnte später versuchte ich mich an den elektrischen Schreibmaschinen, jetzt beklopfe ich meine Tastatur fürs E-Mail-Schreiben,
aber ich besitze noch einen Füllfederhalter und wunderschönes Briefpapier
für Herzensangelegenheiten und daran ändere ich nichts....

Liebe Grüße
Merith

[ANOUK]

Lieber Gylon,
die Idee Deines Gedichtes finde ich wunderbar und auch Meriths Kommentar habe ich mit großem Interesse gelesen.Ich kann es wunderbar nachvollziehen, dass man einen großen Unterschied macht zwischen elektronischer Wortverarbeitung und der guten alten Füllfeder auf Papier. Ich selber schreibe alles (!), auch längere Geschichten, stets mit Bleistift auf Papier, bevor ich mich der Tastatur und Word bediene. Die helfen mir nämlich nur bei der Feinarbeit (schieben, kürzen, Wort austauschen...)

Eben da ich die Idee Deines Gedichtes so gut finde, würde ich Dir vorschlagen, es ggf. zu überarbeiten

fahrende Zeilen während des Reisens
da kein Stillstand
kann es entgleisen

Diese Passage ist vom inhalt her nicht wirklich eindeutig. Sie wirkt ein wenig wie "nur des Reimes wegen" so formuliert...

Da das Anliegen Deines Gedichtes ja eigentlich eine Herzensangelegenheit ist, (für mich spricht da schon das "Herzblut des Dichters" aus der Thematik) finde ich es schade, dass das Gedicht ein wenig salopp endet:

und Gestotter
die Batterien sind leer
mit Stift geht’s doch flotter

Ich persönlich fände es auch gut, wenn Meriths Input (dass das Handgeschriebene auf Papier ja auch einen ganz anderen Stellenwert besitzt, als per Tastatur geschriebene Zeilen) mit anklingt. Das "geht doch flotter" nimmt nur Bezug auf das Unkomplizierte von Stift und Papier...

Wie gesagt, ich finde das Gedicht wirklich gut, aber ich denke mir, man kann es noch verbessern. Ich meine wirklich, dass die dem Gedicht zugrunde liegende Idee es definitiv wert wäre, noch ein bisschen Zeit und Denkarbeit hineinzustecken. Es ist gut - geht aber noch besser! Du kannst das!

lG,
Anouk

[Gylon]

Liebe Merith,
meine Oma schrieb ihre Briefe in Steno vor und später dann mit Füller ins reine. Mich befällt ein regelrechtes Unwohlsein wenn ich etwas mit der Hand schreiben muss was über meine Unterschrift hinaus geht. So ändern sich die Zeiten.

Liebe Grüße Gylon

Liebe Anouk,
ich befürchte Du hast mit allem recht und ich habe es mir zu einfach gemacht. Erstaunlicher weise scheinst Du mehr Vertrauen in mein Gekritzel zu haben wie ich selbst! Ich habe mal eine erste Überarbeitung vorgenommen. Es soll ja niemand behaupten ich würde Kritik nicht annehmen. Vielen Dank für deine ausführliche Kritik die ich überaus schätze!


Liebe Grüße Gylon

Der Gedichtespucker

Der Gedichtespucker ist unterwegs
das Diktaphon schon ganz verklebt
wenn Kopfsteinpflaster begleitet das Reisen
kann der Wortfluss schnell entgleisen

Das Mikrophon fängt alles auf
wenn er drückt den roten Knauf
hin und hergespult werden die Worte
dazwischen ergibt sich eine neue Sorte

Bandsalat und andere Tücken
reißen ihm schnell große Lücken
auch nervt zuweilen das Gestotter
er nimmt den Stift dann fließt es flotter


besser?

[ANOUK]

Hallo Gylon:

wenn er drückt (ein "s" zu viel, Tippfehler)

Schon viel besser
lG
Anouk

PS: Danke , dass Du mir das nicht übel genommen hast, der/die eine oder andere hätte es sicher in den falschen Hals bekommen...

[Gylon]

Liebe Anouk,
Ich habe zu danken!

Liebe Grüße Gylon