Sisyphus´ Überdruss

[Tiefgang]

Den Brocken zur Hügelspitze geschoben
Gewollt, gedrückt, gerollt
Und endlich droben

Abgewetzt, abgehetzt und
Endlich abgesetzt

Eine Eule zuviel nach Athen getragen
Gewühlt, gesucht, gefühlt
Die gleichen Fragen

(... und die Antwort stumm im Schwarm auf Eis gekühlt)

Den Lerneffekt mit Halbwert-Zeiten belegt
Gekeilt, entzweit, zerteilt
Und Wissen zersägt

Gerumpel, Gepolter und
Von vorne die Folter

[Elemmire]

Hallo Tiefgang,

das Gedicht enthüllt leider gar nichts über Sisyphus´ Überdruss, wie die Überschrift vermuten lässt. Zumindest blieb mir dieser Teil verborgen.

Den Anfang und das Ende finde ich witzig geformt und gereimt, der Mittelteil hingegen scheint mir nicht recht dazu zu passen. Dort werden viele Begriffe eingeworfen, die dann wie Treibgut im Gedicht herumschwappen und nicht wirklich dazugehören: Eulen, Schwarm auf Eis, Lerneffekt, Halbwertzeit und Wissen. Diese Elemente tragen nicht dazu bei, Sisyphus´ Überdruss zu erklären, sondern wirken eher wie eine Liste unfertiger Gedanken, die dem Leser kommentarlos hingestreut werden.

Der Witz in der ersten und letzten Strophe ist recht gelungen. Nimmt man den für sich, erhält man ein Destillat, das sowohl zum Beschmunzeln als auch zum Bedauern - also zum beschmunzelnden Bedauern - der Mühsal des armen Sisyphus´ dienen kann.

Viele Grüße,
Elemmire