Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Liebe, Romantik und Leidenschaft

Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 22.11.2014, 14:35   #1
weiblich ANOUK
 
Benutzerbild von ANOUK
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Kreis Kleve am Niederrhein
Beiträge: 462

Standard bleiben

Wenn ich dich sehe,
lebe ich mich
aus dem Raster der Konventionen
hinein in einen Himmel,
dem der Klammergriff
goldener Ringe fremd ist.

Wenn ich dich berühre,
will ich tautrunken
und maigrün
an dich wachsen.

Wenn ich gehe, möchte ich tausend Worte sagen,
die noch nicht geschöpft sind:
Freudgetisiert,
hoffgeborgen,
liebrückt,
berge ich vom Grund meiner Seele.

Wenn ich gehe, möchte ich bleiben.
So einfach. So schwer.

© ANOUK
ANOUK ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2014, 19:13   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Du hast Talent, Anouk. Die ersten beiden Strophen sind brillant. Für Dein junges Alter bewegst Du Dich bereits sehr sicher zwischen freien Rhythmen.

Womit ich nicht klar komme, ist die folgende Strophe:

Zitat:
Zitat von ANOUK Beitrag anzeigen
Wenn ich gehe, möchte ich tausend Worte sagen,
die noch nicht geschöpft sind:
Freudgetisiert,
hoffgeborgen,
liebrückt,
berge ich vom Grund meiner Seele.
Sie klingt häßlich, unpoetisch,, gekünstelt und unoriginell. Was hat Dich geritten, um Mißgeburten wie "freudgetisiert", "hoffgeboren" und "liebgerückt" auf die Leser loszulassen? Hat "freudgetisiert" etwas mit Freude zu tun oder eher mit Psychoanalyse? Und was wird vom Grund der Seele geborgen?

Der deutsche Sprachschatz ist reich. Er ist so reich, dass ein Autor sehr viele Möglichkeiten hat, sich individuell und trotzdem verständlich auszudrücken, anstatt seinen Lesern absurde Wortschöpfungen zu präsentieren.

Schade um den schönen Beginn.

LG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2014, 20:35   #3
weiblich ANOUK
 
Benutzerbild von ANOUK
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Kreis Kleve am Niederrhein
Beiträge: 462


oje...
naja, es geht in dieser Strophe um Worte, die es eigentlich gar nicht gibt. Worte, die einem im Überschwang der Gefühle (in Situationen, in denen man nicht gleichzeitig fühlen UND denken kann) aus dem Mund stolpern. Unbeholfenes Gestammel eben.
Zumindest geht es mir so, dass ich dann etwas sagen will, aber die Gedanken fortrasen und die Zunge nicht so recht hinterherkommt. Und dann entstehen "Worte"/Ausdrücke wie
freudgetisiert = vor lauter Freude bzw durch die Freude energetisiert.

War wohl ein Griff ins Klo
Aber es drückt eben die Unbeholfenheit aus, die einen hoffnungslos verliebten Menschen befallen kann.

liebrückt: vor lauter Liebe entrückt
hoffgeborgen: man fühlt sich in seiner Hoffnung trotz all dem schwindelerregenden Verliebtheitsgefühl geborgen...

okay, ich hör schon auf....
Ach ja,und diese in der deutschen Sprache eigentlich nicht-existenten Worte werden dann vom Grund der Seele geschöpft. Und auf den Leser ( bzw das Gegenüber, das "Objekt der Begierde" des LI ) losgelassen

Danke fürs Feedback. Das ist doch auch schon mal was, womit ich arbeiten kann: guter Anfang, und dann... naja. War einen Versuch wert. Vielleicht kann ich es umschreiben. Dass es weniger grausam klingt und doch irgendwie zum Ausdruck bringt, was ich sagen will.
ANOUK ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 11:45   #4
weiblich shoshin
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2014
Beiträge: 1.073

Liebe Anouk,
Das gefällt mir!
Ich würde die Wortschöpfungen einfach weglassen
in etwa so:

Wenn ich gehe,
möchte ich dir tausend Worte sagen,
die noch nicht geschöpft sind,
sie bergen vom Grund meiner Seele.

Lieben Gruß
shoshin
shoshin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 12:03   #5
weiblich ANOUK
 
Benutzerbild von ANOUK
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Kreis Kleve am Niederrhein
Beiträge: 462

Danke, Charis. Ja, ich denke , es ist ein gute Idee, die vermurksten Worte einfach ersatzlos rauszukürzen.

lG,
Anouk
ANOUK ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 17:08   #6
weiblich anna amalia
 
Dabei seit: 01/2014
Beiträge: 3.534

Liebe anouk,

Ich bin ganz anderer Meinung als Ilka!!! Das Spiel mit den Worten passt zu den ersten Zeilen und warum sollen wir nicht einmal neue Worte schöpfen?

Zugegeben : die Kombination mit ge klingt recht hart, die als Missgeburt zu bezeichnen, klingt für mich jedoch härter!

Also , spiele, entdecke in deinen Worten mit Silben neue Gebilde, manchmal steckt im Aufbrechen des Gewöhnlichen das Geheimnis.

Beste Grüße

Anna
anna amalia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 19:26   #7
weiblich ANOUK
 
Benutzerbild von ANOUK
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Kreis Kleve am Niederrhein
Beiträge: 462

@ Anna Amalia

Danke auch für Dein Feedback. x Köpfe, x unterschiedliche Meinungen. Ich hatte gestern einen männlichen Leser bei uns daheim, der meine beiden Gedichte "was bleibt" und "bleiben" las und dem dieses hier ("bleiben") besser gefiel, da ungewöhnlicher und da "interessant aufgrund der Wortschöpfungen".


Was "Missgeburten" angeht, so denke ich, wollte Ilka mir nur in aller Deutlichkeit klar machen, dass die Worte nicht gut klingen.
Meine Intention war, "zusammengestupfelte" Worte zu schaffen, die hastig im Überschwang, quasi halbfreiwillig "geschöpft" werden (wie einem das manchmal passiert, wenn man nicht ganz Herr seiner Sinne ist.)
Ilka hat recht, wenn sie meint, es sei nicht gut, solche unschönen Worte auf den Leser loszulassen. Dem Leser sollte man ggf wirklich nur schöne Worte präsentieren, es sei denn, das Gedicht erfordert regelrecht "sprachliche Hässlichkeit"


Für mich gibt es nun 3 Möglichkeiten:

1) Die Wortschöpfungen wegkürzen, wie quasi Charis und Ilka mir nahelegen,

2) das "WILL neue Worte schöpfen " ersetzten durch etwas, das einem "muss" oder "kann nicht anders" gleichkommt, und dann passen die "gestolperten" Ausdrücke ( das war ja auch eigentlich meine Intention: zu zeigen, dass einem im Überschwang, wenn man nicht ganz Herr seiner Sinne ist, oftmals Dinge aus dem Herzen/der Seele fließen, die nicht logisch durchdacht sind. Dies wird nur leider - das merkte ich erst hinterher- durch das "will schöpfen" nicht wirklich deutlich, denn es klingt eher nach etwas, das wohl durchdacht und mit VORSATZ getan wurde)

3) oder aber das "will" stehen lassen und dann aber bessere, ästhetische und wohl überlegte Wortschöpfungen anführen: in dem Fall ist es die INTENTION des LI, sein geliebtes Gegenüber ( und somit auch den geneigten Leser) mit wunderbaren Wortkreationen zu beglücken.

Mal sehen was ich tun werde.

Danke fürs Lesen und Auseinandersetzen mit meinem Gedicht und fürs notieren Deiner Meinung.

lG,
Anouk
ANOUK ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 19:53   #8
weiblich anna amalia
 
Dabei seit: 01/2014
Beiträge: 3.534

Liebe Anouk,

Wenn ich gehe, möchte ich tausend Worte sagen,
die noch nicht geschlüpft sind:
freususaglücklich,
liebentflammt,
bin ich herzdrücklich
seelensamt



ein Versuch und , was " schön" ist für den einen, muss es noch lange nicht für den anderen sein. Wichtig, denke ich, ist es, dass wir uns mit unseren Worten wohlfühlen ..

alles Liebe

Anna
anna amalia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 20:04   #9
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Ich hatte ziemlich weit oben einen Kommntar geschrieben, der im Nirwana verschwunden ist. Darin hatte ich sinngemäß geschrieben: Die Idee mit dem hilflosen Gestammel ist gut, aber es gehört in ein gesondertes Gedicht, das im Tenor von Beginn an darauf hinarbeitet.

Wenn Du, Anouk, nicht erklärt hättest, was es mit den Wortschöpfungen auf sich hat, hätte es kein Leser verstanden, so weit weg sind sie vom Ton der ersten beiden Strophen. Warum überhaupt die dritte Strophe vollenden, wenn doch die Worte nicht mehr gesagt werden können ("nicht geschöpft sind" ist übrigens genial ausgedrückt)? Hier versagt die Schöpfung, also einfach drei Punkte machen - und fertig ...
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 20:06   #10
weiblich anna amalia
 
Dabei seit: 01/2014
Beiträge: 3.534

Liebe Ilka,

in diesem Punkt gebe ich dir vollkommen recht ..

Herzliche Grüße

Anna
anna amalia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.11.2014, 21:13   #11
weiblich ANOUK
 
Benutzerbild von ANOUK
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Kreis Kleve am Niederrhein
Beiträge: 462

@ Ilka

ja, da schließe ich mich ebenfalls an. Es scheint mir auch die sinnigste Lösung. Was noch nicht geschöpft ist, kann nicht von der Zunge purzeln... und die Idee werde ich ggf in einem anderen ,gesonderten Gedicht umsetzen. Ich wollte wohl wieder einmal zu viel auf einmal.

Du hast auf jeden Fall recht, wenn du sagst, dass hier 2 Dinge vermischt wurden, die sprachlich nicht passen. So war's ursprünglich auch mal gedacht, aber man kann ja schließlich dem Leser keine "Begleiterklärung" zum Gedicht geben. und was nützt ein Gedicht, das sich dem Leser nicht erschließt?
Und wozu kompliziert, wenns kürzer und einfacher und schlichter besser ist?

Nochmal danke, Ilka. Ich denke , ich bin mit folgender Lösung ganz zufrieden:

Bleiben

Wenn ich dich sehe,
lebe ich mich
aus dem Raster der Konventionen
hinein in einen Himmel,
dem der Klammergriff
goldener Ringe fremd ist.

Wenn ich dich berühre,
will ich tautrunken
und maigrün
an dich wachsen.

Wenn ich gehe, möchte ich tausend Worte sagen,
die noch nicht geschöpft sind.

Wenn ich gehe, möchte ich bleiben.
So einfach. So schwer.
ANOUK ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2014, 00:56   #12
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Perfekt.

Und ganz unverfälscht "Anouk".
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.11.2014, 22:43   #13
weiblich shoshin
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2014
Beiträge: 1.073

Liebe Anouk!
YESSS!! Das ist es!
Lieben Gruß
shoshin
shoshin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.11.2014, 11:34   #14
weiblich ANOUK
 
Benutzerbild von ANOUK
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Kreis Kleve am Niederrhein
Beiträge: 462

@danke, Charis.

So langsam finde ich mich. Dank all der Hilfestellungen von Euch allen!!!!
Bin sehr dankbar und froh darüber,

lG
ANOUK
ANOUK ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.11.2014, 22:30   #15
weiblich Whisperer
 
Dabei seit: 11/2014
Beiträge: 13

Ich finde es gut, wenn du es mit Wortneuschöpfungen probierst, diese hier sind zwar nicht ganz schlüssig aber jeder muss ja mal klein anfangen! Mach weiter so
LG Whisperer
Whisperer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.11.2014, 09:39   #16
weiblich ANOUK
 
Benutzerbild von ANOUK
 
Dabei seit: 10/2014
Ort: Kreis Kleve am Niederrhein
Beiträge: 462

Hallo Whisperer. danke fürs Lesen und deine Meinung. Generell habe ich die Idee der Wortschöpfung auch nicht aus den Augen verloren, aber in dem Fall hat Ilka recht: es passt nicht hierher. "Aus dem Raster der Konventionen herauswachsen" steht beispielsweise im krassen Gegensatz, sprachlich gesehen, zu meinem Versuch, mit neuartigen Worten verliebtes Gestammel zu erzeugen.
In diesem Gedicht also gestrichen, da vertraue ich mal ganz auf Ilkas Expertise (und auch auf Charis) und werde mir diese Idee für ein neues Gedicht vorbehalten, das dann von Anfang an darauf ausgelegt ist.

lG,
Anouk
ANOUK ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für bleiben

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Weg bleiben Seiss Gefühlte Momente und Emotionen 0 16.11.2014 23:50
Ich laß es ja doch nicht bleiben! Limmy Sonstiges Gedichte und Experimentelles 3 14.08.2007 22:55
Liegen bleiben Arno Sonstiges Gedichte und Experimentelles 0 11.06.2007 22:27
Sieger bleiben... Jeanny Sonstiges und Experimentelles 3 25.05.2007 23:10
Stehen bleiben Inline Gefühlte Momente und Emotionen 0 23.04.2005 20:51


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.