Seelennot

[heine953]

Eines Tages flehte ich zu Gott,
doch dieser blieb stumm.
Für einen Moment war der
Teufel zu Gast,
ich bat ihn mich zu erlösen.
Doch er lachte nur!

Da Gott und der Teufel nur Spott
für mich hatten, schrieb ich dem Papst,
doch dieser weilte gerade nicht in
Italien.

Verzweifelt, verspottet und stumm,
umarmte ich eine Eiche, sie spürte
die namenlose Angst und umarmte mich,
während ihre Äste meine Seele berührten.
Plötzlich wusste ich, ich habe einen
Freund gefunden.

[klaatu]

Besonders der letzte Absatz gefällt mir ausgesprochen gut! Die ersten beiden könnten noch ein bisschen bissiger sein, finde ich. Neulich hatte ich die "Vision", dass Gott und Satan gemeinsam in einem Kinosaal das Leben der Menschen betrachten, während sich ihre Hände flüchtig im Popcorneimer berühren und sie schüchtern verliebte Blicke austauschen. Daran musste ich beim Lesen wieder denken...
LG
k

[joiedevivre]

Guten Morgen,

ich habe gerade dein Gedicht gelesen. Es gefällt mir wirklich gut. Auch spannend, dass Du Papst und Gott nochmal unterschieden hast
Ich studiere kath. Theologie und finde deinen Umgang damit total spannend. Der schweigende Gott ist mir durchaus auch ein Begriff.
Aus christlicher Sicht würde ich die Verbundenheit zur Natur wieder zur Schöpfung und somit zu Gott zurückführen - vielleicht ist er ja dann doch nicht mehr so stumm?
Wer weiß das schon.

Gerne gelesen.

Herzliche Grüße aus der Vorlesung!