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Alt 02.01.2019, 18:04   #1
männlich Robert Go
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Chemnitz
Beiträge: 85


Standard Kapitel 01 Der Dank der Meerjungfrau

Vom Bug des Fischerbootes ließ Jakob seinen Blick über das Meer schweifen.
Es kam ihm genauso unendlich vor, wie der wolkenlose, blaue Himmel über ihm.
Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. Er drehte seinen Kopf nach links und sah eine Seemöwe, die auf der Reling saß. Mit ihren großen, dunklen Augen blickte sie ihn fragend an. Er nahm die Schale, die vor seinen nackten Füßen stand und hielt sie ihr hin. „Tut mir Leid, aber ich habe nichts für dich.“ So als hätte sie ihn verstanden, erhob sie sich in die Luft und flog davon. Jakob beobachtete weiter das Meer. Die Aufgabe des zwölfjährigen bestand darin, nach anderen Booten und Schiffen Ausschau zu halten, die direkt auf sie zufuhren. Wenn dies der Fall war, so sollte er es umgehend seinem Vater, dem Fischer Karl, melden. Karl, ein großer, kräftiger Mann, stand auf dem Deck und angelte.
In der Kiste, auf dem Boden, lagen drei Dorsche. Zwei hatte Karl gefangen, sein Sohn dagegen nur einen, was ihn ein wenig verdross.
„He Jakob! Komm zu mir und bring den Kescher mit!“, rief Karl in diesem Moment.
Jakob seufzte, kletterte die Reling entlang, bis zum Deck und nahm den Kescher vom Dach der Kajüte.
Er stellte sich neben seinen Vater und tauchte den sechseckigen Rahmen, an dem das Fangnetz befestigt war ins Wasser.
Sein Vater schwenkte die Angel leicht nach links und brachte sie so in die richtige Position. „Jetzt!“, schrie er und Jakob hievte den Kescher ins Boot.
Zwei Fische zappelten darin. Der eine war groß, der zweite dagegen klein.
Karl nahm die Haken aus den Mäulern und griff nach dem Holzknüppel, der neben ihm auf der Sitzbank lag. Doch noch ehe er damit zuschlagen konnte, bückte sich Jakob und hob den kleinen Fisch auf.
„Der ist zu klein. Schenken wir ihm die Freiheit und nehmen dafür den anderen.“
„Hört sich gut an.“
Jakob hob den Fisch auf, beugte sich über die Reling und tauchte ihn ins Wasser.
Ein Ruck ging durch den kleinen Körper. Jakob ließ los. Die grün-blaue Oberfläche war so klar, dass er das Gefühl hatte, in einen Spiegel zu sehen.
Doch er traute seinen Augen nicht.
Denn der Fisch begann sich zu verändern: langes, saphirblaues Haar wuchs ihm aus dem Kopf. Die Augen färbten sich smaragdgrün, die Bauch-und Rückenflossen
verschwanden.
Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich der Fisch in eine bildschöne Meerjungfrau. Sie streckte den Kopf aus dem Wasser und lächelte Jakob mit ihren rubinroten Lippen an.
„Du hast mich verschont und wirst dafür zum Dank belohnt“, sagte sie mit heller Stimme.
Karl räumte seine Angel weg und stellte sich neben seinen Sohn. Er wollte wissen mit wem Jakob sprach.
„Wer bist du?“, fragte er.
„Mein Name ist Saphira, Prinzessin der Meere. Euch kennen zu lernen, ist mir eine Ehre.“
Eine Seemöwe flog auf sie zu und setzte ihr eine silberne Krone auf den Kopf.
Jakob und sein Vater verbeugten sich ehrfürchtig vor ihr.
Saphira zeigte auf einen Schwarm Seemöwen.
„Fahrt mit eurem Boot geschwind, dahin wo die Möwen sind. Viele Fische findet ihr da, viel Glück wünscht euch Saphira.“
Dann verschwand sie in den Tiefen des Meeres.
Minutenlang sprachen Karl und Jakob kein Wort, sondern starrten auf das Wasser.
Schließlich brach Karl als erster das Schweigen: „Es kommt mir vor, als würde ich träumen, doch ich bin hellwach.
„Ich weiß was du meinst. Auch ich habe diese Meerjungfrau gesehen und es gibt nur eine Möglichkeit herauszufinden, ob wir sie uns eingebildet haben, oder nicht.“
Karl hatte verstanden. Er ging in die Kajüte, startete den Motor und fuhr los. Direkt auf die Seemöwen zu.

Diese stoben laut kreischend auseinander als sie das laute Motorengeräusch hörten.
Karl stoppte den Motor und warf den Anker ins Wasser.
Dann nahmen er und sein Sohn ihre Angeln zur Hand.
Es dauerte nicht lange, bis der erste Fisch anbiss. Ihm folgte ein zweiter und dritter.
Schließlich war die Kiste bis zum Rand mit Fischen gefüllt.
„Es scheint so, als hätten wir uns diese Meerjungfrau doch nicht eingebildet“. Stellte Karl zufrieden fest, während er seine Angel wegräumte.
„Haben wir auch nicht“, sagte Jakob.
An seinem Angelhaken baumelte eine Krone. Sie war aus Silber und mit kostbaren Edelsteinen verziert. Am auffälligsten waren die drei großen Edelsteine in der Mitte, die wie ein Dreieck angeordnet waren: ein roter Rubin, ein grüner Smaragd und ein blauer Saphir.
Es war die Krone von Saphira.
Robert Go ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2019, 18:33   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.703


Hallo Robert Go,

ein schönes Märchen. Ich wollte es ja schon längst lesen, hat leider etwas länger gedauert.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Der Anfang macht neugierig und du hast schöne Bilder beschrieben.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.04.2019, 11:28   #3
männlich Robert Go
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Chemnitz
Beiträge: 85


Danke für dieses schöne Kompliment.

Ich habe gerade das vierte und das fünfte Kapitel von meiner Fantasy-Geschichte reingestellt.
Robert Go ist offline   Mit Zitat antworten
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Lesezeichen für Kapitel 01 Der Dank der Meerjungfrau

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