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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 24.11.2018, 23:10   #1
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Standard Zu spät

Große Liebe, warum trauern
um eine längst verpasste Zeit,
wenn jenseits ihrer hohen Mauern
noch die Erinnerung verweilt?

Ich fühl' noch heute deine Wärme
in deinen Armen, deinem Blick;
hör' deine Worte in der Ferne,
denk ich an jene Zeit zurück.

Ich weiß wie deine Augen strahlten,
damals, und wie dein Lachen klang;
wie wir mit unsrer Liebe prahlten,
die stolz aus unsren Herzen sang.

Die Mär begann einschleichend, leise,
und ganz bewusst im Irgendwo;
geziehlte Lügen, tröpfchenweise,
die uns verbrannten lichterloh.

Vertrauen hattest du verloren
und zurück blieb keine Wahl.
Nach Jahren kam dir nun zu Ohren
wer damals unsre Zukunft stahl?

Du sagst mir wieder jene Worte
und siehst mich an mit diesem Blick;
besuchst zufällig meine Orte,
zu spät. Es führt kein Weg zurück.
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2018, 23:05   #2
männlich Schmuddelkind
 
Benutzerbild von Schmuddelkind
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 4.798

Hallo Mohrel,

du pflegst hier eine ganz einfache, klare Sprache, die mich direkt berührt, sowohl was die nostalgisch verklärten, als auch die harten Betrachtungen angeht. Was mir direkt positiv ins Auge gestochen ist:

Zitat:
Ich weiß wie deine Augen strahlten,
damals, und wie dein Lachen klang;
Durch den Einschub des Wörtchen damals und die kleine erzwungene metrische Pause, die damit verbunden ist, wirkt der Gedanke an das Lachen wie nachträglich ins Bewusstsein empor gestiegen. Man denkt an die schönen Momente, an ein bezauberndes Detail und dann kommt nach und nach so viel mehr aus der Erinnerung hoch und übermannt einen. Das habe ich persönlich sehr intensiv erlebt.

Zitat:
Ich fühl' noch heute deine Wärme
in deinen Armen, deinem Blick;
Da kam in mir unwillkürlich eine Assoziation zu Goethes "Willkommen und Abschied" auf:

Zitat:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Jedenfalls schwang daher ein Teil der Emotionalität des Goethe Gedichts während meiner Lektüre mit und hat deine Verse schon erfühlbar werden lassen, ehe ich sie inhaltlich verstanden habe. Das hat sich dann noch verstärkt, da später ein Vers kam, der wieder ganz gut zu Goethes Gedicht resoniert:

Zitat:
und siehst mich an mit diesem Blick
Goethe:
Zitat:
Und sahst mir nach mit nassem Blick
Was ich außerdem sehr gelungen finde: dass du, was das Ende jener Beziehung angeht, Andeutungen machst, aber nicht allzu konkret wirst. Man kann sich das zwar alles ungefähr zusammen reimen, aber es wirkt wie an ein lyrisches Du gerichtet, das als Einziger alle Geheimnisse des Gedichts lüften kann, was das Gedicht authentisch, mystisch, aber nicht nichtssagend erscheinen lässt.

Der Gebrauch des Wortes "zufällig" im vorletzten Vers ist übrigens klasse.

Sehr schönes, klanghaftes und in sich stimmiges Gedicht!
Sehr gerne gelesen.

LG
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.12.2018, 16:59   #3
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Oh, wow, Schmuddelkind!
Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort und deine lobenden Worte! Da wird mir ja gleich ganz schwindelig Ich freue mich sehr!!
Ganz liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
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