Der Auftritt

[Bob]

Ich bin dran, die Menge brüllt,
noch nie war der Marktplatz so gefüllt.
Unter meinen Tritten knarren die Bretter,
um mich herum ein herrlich Wetter.
Dann noch ein letzter Schlenker,
toll so'n Besuch beim Henker.

[Walter]

Da schlägt der Blitz schon wieder ein, und du zerrst den anmutigen Leser von seinem lieblichen Pfad! Toll gelungen, und das alles in einer einzigen Strophe! Und dann die Gegenüberstellung: Individuum - Pöbel, schreiend-keifende Masse! Ein kleiner Robbespierre in unseren Tagen!
Kurz, prägnant, aber dafür um so aussagekräftiger!

Viele Grüße
Walter

[Ilka-Maria]

Der Anfang ist gut, da liegt eine gute Portion Sarkasmus und Fatalismus drin, das durch das "herrliche Wetter" im vierten Vers konterkariert wird. So etwas macht Spaß.

Aber dann ...

Die beiden letzten Verse muten albern an. Was soll das überhaupt für ein "Schlenker" sein? Ach so, man nimmt Abschied ... oder versucht, noch schnell von der Schippe zu springen. Na, so recht klar ist das nicht.

Das Metrum stimmt auch nicht. Und ein paar Satzzeichen hätten das Gedicht gewürzt.

Kurze Zeilen erhöhen die Dramatik.

Und dann die Sache an den rechten Ort gebracht:

Heut bin dran, die Menge brüllt:
Nie war der Marktplatz so gefüllt!
Meine Tritte: spröde Bretter.
Über mir: das beste Wetter.
Handabdruck im "Way of Fame" -,
happyness to no ashame.

Nichts für ungut. Das Gerüst fand ich wirklich gut. Aber so, wie es jetzt dort steht, möchte ich es gerne für mein Werk verkaufen.

Einverstanden?

Besten Gruß
Ilka

[Bob]

Ich liebe wie ihr schreibt, doch es gibt doch so viele Möglichkeiten! Come on !

[Bob]

Liebe Ilka Maria, wir können uns ergänzen! So what!0°

[gummibaum]

Jetzt bin ich dran, die Menge brüllt,
nie war der Marktplatz so gefüllt,
wie herrlich knarrn die Bretter
und dazu, welch ein Wetter!
Dann mit dem Kopf mein toller Schlenker,
als ihn das Beil trifft. - Danke, Henker...

[Thing]

Zitat von Bob

Ich bin dran, die Menge brüllt,
noch nie war der Marktplatz so gefüllt.
Unter meinen Tritten knarren die Bretter,
um mich herum ein herrlich Wetter.
Dann noch ein letzter Schlenker,
toll so'n Besuch beim Henker.

Könnte sowohl auf Danton als auch auf Robespierre zutreffen, obwohl U. wegen seiner Schmerzen klagte und halb geschleppt werden mußte.

Tippe aber eher auf weitaus spätere öffentliche Hinrichtungen.
Obwohl da keine Stufen mehr knarrten - die waren solid.
Der "letzte Schlenker" ist ja im Grunde nur das blitzschnelle Festschnallen auf das Brett - was sollte das noch schlenkern? Das ging mit eingeübter Präzision vor sich - ob Place de la Revolution oder Plötzensee.

Irgendwie schmeckt mir das Gedicht in dieser Form nicht.
Mag sein, daß ich es nicht richtig interpretiert habe.

Falls Du - die vor dem "Absägen" - politische Schlenker meintest:
Die Henker sind ausgestorben.
Und die politischen Bühnenbretter tragen fest.

[Desperado]

Ich fühle seltsam mich erfrischt,
was kullert da, wird was vermisst?
Erwisch das Ding bei seinem Schopf,
doch halb so wild, ist nur mein Kopf.

[Bob]

Ist echt lustig, Desperado. Danke !

[Bob]

Hallo Thing, man kann auch ganz einfach nur gehenkt werden. Dann schlenkert jemand, wenn sich die Holzklappe öffnet. Und Hinrichtungen mit Holzgestellen - Aufbauten gibt es immer noch genug. Okay! Ne' natürlich nicht.
Alles Gute !

[Thing]

Stimmt, Bob -
Das hatte ich nicht vor Augen.
Dann trifft das mit dem Schlenkern zu - wie bei Till Eulenspiegel.

LG
Thing