im tiefen licht

[Perry]

durch die sonnenbrille sehe ich
die welt abgedunkelt mit rändern
unter den augen wirken blicke
schwerer wiegen versprechen
angesichts der drohenden nacht

im sinkenden licht flimmern mücken
delphine zeichnen herzfiguren ins rot
bis ich ins kalte springe aufzuwachen
doch ich sehe die fische nur greller
durch die taucherbrille der tiefe

[Bullet]

Lieber Perry,

die erste Strophe ist WELTKLASSE! Die Stimmung, die Umbrüche...ganz besonders die letzten drei Zeilen haben es mir angetan. Die drohende Nacht unter der Last der Versprechen. Das passt alles, ist atmosphärisch sehr dicht und genau das richtige für so einen alten Melancholiker wie mich. Dazu noch die Mehrdeutigkeit im Blick durch die Sonnenbrille aus fie Welt!

Die zweite Strophe habe ich mehrfach gelesen, bleibt mir aber rätselhaft. In Strophe 1 sitzt das LI an einem Strand, beobachtet den Sonnenuntergang und macht sich dabei so seine Gedanken über die Welt im Allgemeinen und sein Leben im besonderen. In Strophe 2 geht oder springt das LI ins Wasser (angedeuteter Selbstmord?).

Die Delphine haben mich als erstes stutzig gemacht. Zeichnen sie Herzfiguren in das rot-schimmernde Wasser der untergehenden Sonne, oder ist das Wasser rot vom Blut, wenn ja wessen?

Was ist mit den Fischen? Warum siehst das LI diese greller? Ich denke mal nicht, dass du die Delphine meinst, denn das sind ja keine Fische. Oder willst du den Blick ndes im Meer Versinkenden beschreiben, der - weiter versinkend - nach oben gegen die helle Wasseroberfläche die Kontouren der Fische sieht? Da ich den - nennen wir es - dramaturgischen Ablauf nicht verstehe, erschließt sich mir der Sinn nicht und mir fehlt hier der Ansatz für eine Interpretation. Vielleicht kannst du mir ein paar Hinweise geben.

wie immer, trotzdem gerne gelesen.
Gruß
Bullet

[Perry]

danke für dein Hineinspüren in die Wortbilder.
"im tiefen licht" gibt den Hinweis auf die zweite Strophe, in der das LI den Blick durch die Sonnenbrille des Lebens abwendet von der Herzromantik akrobatischer Delphine und den Sprung ins Tiefe wagt. Real ist es das Meer in das es abtaucht und es sind die Leuchtfische der Tiefe die es durch Taucherbrille sieht. Im übertragen Sinn ist mit dem grellen Licht die Erkenntnis gemeint, die ihn blendet, die wir uns alle erhoffen, wenn wir den Schritt ins Jenseits gehen.
Das ist aber nur meine Intention, sie muss nicht eins zu eins beim Leser ankommen.
LG
Perry

[Bullet]

Hallo Perry,

danke für das "Erhellen". So wird ein Schuh drauss! Vielleicht müsstest du das ggf. etwas deutlicher machen. Es ist für den Leser (zumindest für mich) schwer diese "äußere" Handlung, sozusagen den Plot, zu erkennen und somit wird auch das Nachempfinden oder Interpretieren der Bedeutungsebene schwierig. Klar muss man dem Leser nicht alles bis ins Kleinste vorkauen, aber ein oder zwei "Hinweise" mehr - finde ich - wären hier ganz gut.

Vielleicht wenn du einfach "Leuchtfische", "Tiefseefische" o.ä. schreibst, anstatt eben einfach nur "Fische".
Eventuell auch das Absinken ins Dunkel. Wenn ich dich recht verstehe, soll es ja so sein, dass durch das Tauchen unter die Oberfläche und das Schwinden des Lichts in der Tiefe, das Leuchten der Fische heller ist, je tiefer man sinkt?...

naja...du siehst, dass ich mich damit beschäftige und das spricht für deinen Text. Aber ich will es jetzt mal dabei belassen und nicht an Kleinigkeiten rummeckern.

Gruß
Bullet

[Perry]

danke fürs Feedback. Ich werde die zweite Strophe nochmal überdenken.
LG
Perry

[Thing]

Halli Hallo, perry -


hier kam ich wirklich nicht mit.
Aber ich bin mit der Tiefsee nicht auf gleichem Niveau.

Ich finde es immer wieder bedauerlich, wenn man seine Texte erklären, erläutern und dadurch sozusagen entblößen muß.

Daher nur e i n Wort:
Neuartig.


Thing

[Perry]

das ist ja das Gute an Lyrik-Foren, da kann man so etwas schon mal machen, um miteinander konstruktiv an Texten zu arbeiten und voneinander zu lernen.
Mittlerweile habe ich die zweite Strophe neugestrickt und stelle sie mal hier drunter, vielleicht kommt damit ja meine Intention leichter nachvollziehbarer rüber.
Danke fürs "Neuartig" und LG
Perry

"im dunklen wasser flimmern fische
ich springe ins kalte aufzuwachen
doch im lichtlosen sehe ich
die bizarren geschöpfe der tiefe
nur greller durch die taucherbrille"

[Bullet]

Na geht doch!

So macht es für mich Sinn. Ein sehr guter Text! Ich habs gerne gelesen.

LG
Bullet

PS:
Finde es lobenswert, dass du es tatsächlich nochmal überarbeitet hast. Ich bin meistens zu faul dafür.

[Perry]

meine Triebfeder ist, möglichst druckreife Texte hinzubekommen, damit sich der nächste Gedichtband füllt.
LG
Perry

[Ex-Ralfchen]

ich mag die ursprüngliche version ganz besonders:

im sinkenden licht flimmern mücken
delphine zeichnen herzfiguren ins rot
bis ich ins kalte springe aufzuwachen
doch ich sehe die fische nur greller
durch die taucherbrille der tiefe

hier gleitet mein - seit vielen jahren - hochgeschätzer freund ins "albertschweizerische" ab. wir lesen z1 und denken an die neuesten medikamente für malaria-prophylaxe und folgen den vom überfischen bedrohten delphinen (hatte vorige woche noch delphin-steak, medium, in leinsamen-kruste) in z3 denken wir an die mutigen navy seals der u.s. army. und auch ein wenig an den in späten jahren farbenblind gewordenen HANS HASS. und in z4: hoppla das brennt in den augen, undichte brille!!!

[Bullet]

@ Ralfchen: Irre! Absolut irre! aber ich mag das. Schonmal mit Kinski verglichen worden?

LG
Bullet

[Ex-Ralfchen]

hahahahaha...hoffe ich konnte dich mit einem grinser ins bettchen schicken, junger freund.

der alte perry wird um diese späte stunde schon in der umarmung seines zotteligen stoffhundes im riesigen gitterbett schnarchen. den holt um diese zeit keine katze mehr aus den federn.


ps.: Kinsky - hm, war ein wirr-brillianter mann. seine tochter war mal mit der tochter von HORST BUCHHOLZ mit anderen leuten in unserem haus in malibu zufallsgast.

[Bullet]

Zitat von Ralfchen

in unserem haus in malibu

ich warte auf eine Einladung

[Perry]

das mit dem Gitterbettchen war ein guter Scherz. Intellekt sollte man aber nicht mit Großmannssucht verwechseln. Der wahre Geist braucht keine Kulisse, auch wenn sich darin trefflich lebt, auf die Dauer ihn aber trübt.

Ralfchen hat mal wieder seine satirische Brille aufgesetzt und einige treffliche, mit dem Delphinsteak aber leider auch makabere, Facetten des Textes aufgedeckt.

Bis dann und Gute Nacht
Perry

[Ex-Ralfchen]

Zitat von Bullet

ich warte auf eine Einladung

leben nun schon seit langem wieder in europa.

also bist du, lieber PERR doch noch wach gewesen, meint erstaunt und nun schon schlafestrunken euer...

kleines ralfenkind