Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Zeitgeschehen und Gesellschaft

Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 31.05.2018, 17:32   #1
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Standard You too ...

Im Ton hast du dich nicht vergriffen,
jedoch in ihrem Schritte wohl.
Die Klippe wolltest du umschiffen
mit einem Gläschen Alkohol.
Mit Piccolo, ums Eis zu brechen,
mit jovialem Charme und Schmalz,
Altherrenwitz und ein paar frechen
Bemerkungen zu ihrem Hals,
hast du den Arm ganz väterlich
um die noch Lachende gelegt
und nur ganz wenig später nicht
verstanden, was sie aufgeregt,
ja, geradezu entrüstet hat.
Du warst halt geil und sie doch auch.
Dass ihre Mienenspiel glatt
mit deiner Hand auf ihrem Bauch
und kurz darauf im Schambereich
entgleisten, das entging dir schlicht.
Sie wurde stumm und kreidebleich,
erwehrte - so perplex - sich nicht.

Das Ganze ist schon Jahre her
und damals ist sie weggerannt.
Für dich kein Ding, doch ihr fiels schwer.
Sie hat dich tief ins Hirn verbannt.
Es brechen alte Wunden auf,
weil sie wohl nicht die einzge war.
Sie nimmt die Pöbelwut in Kauf,
positioniert sich laut und klar.

„Was soll da schon gewesen sein?
Das war doch mehr ein Kompliment.
Es hätt sich jede gern im Schein
des Stars gesonnt, mit ihm gepennt.
Warum sie nun nach langer Zeit
sich plötzlich zickig offenbart,
doch sonst kein Kind von Traurigkeit,
nun einem armen Alten hart
und seitlich in den Karren kracht,
ihm fiese in den Rücken fällt,
das ist der Griff nach seiner Macht.
Sie wittert wohl das große Geld.“

Die Opferrolle klebt wie Pech,
doch sie bleibt standhaft und loyal,
denn andern geht es gleichsam schlecht.
Nicht immer gibt es echte Wahl.

Geändert von Ilka-Maria (02.06.2018 um 22:06 Uhr)
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2018, 17:47   #2
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Hi Stachel,

gut, wie du dich dem Thema annäherst und wie du es verarbeitest.
Ein wenig störte mich manches, wie:

"weil sie wohl nicht die einzge war.
Sie nimmt die Pöbelwut in Kauf,
positioniert sich laut und klar."

Die Abkürzung ist im Text auffällig und deshalb unüblich.
Pöbelwut, warum? Wer regt sich denn als Pöbel in dieser Debatte auf?
Positionierung betone ich XxxXx, deswegen unpassend in diesem Rhythmus.

"Wass" ein "s" zu viel.

"Die Opferrolle klebt wie Pech,
doch sie bleibt standhaft und loyal,"
Hier könnte jemand spitzfindiges meinen, mit "sie" sei die Opferrolle gemeint.
Sie begibt sich ja auch nicht wirklich in die Opfer"rolle", sie ist ein tatsächliches Opfer und schauspielert nicht.

Abgesehen von diesen mickrigen Dingen: schön! Gut geschrieben.

Liebe Grüße
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2018, 15:39   #3
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Hallo Miaukuh,

es ist schön, dass du fragst.

Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
"weil sie wohl nicht die einzge war."
[...]
Die Abkürzung ist im Text auffällig und deshalb unüblich.
Da hast du vollkommen Recht. Mich stört es ebenfalls etwas, aber die Alternativen gefielen mir allesamt weniger gut. Diese Variante trifft die Bedeutung am besten.

Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
"Sie nimmt die Pöbelwut in Kauf,"
[...]
Pöbelwut, warum? Wer regt sich denn als Pöbel in dieser Debatte auf?
Wie ist die Frage gemeint? Geht es um die Zusammensetzung der Pesonen? Einige "Argumente" der Seite habe ich in Strophe 3 zusammengefasst. Oder ist die Frage eher ironisch-rhetorisch gemeint und du willst sagen, dass der Pöbel sich doch eh selbst disqualifiziert? Das mag moralisch richtig sein, aber für diejenigen, die dem Hass und den Shitstorms der sozialen Medien ausgesetzt sind, ist die Belastung greifbar bis hin zu Lebensangst aufgrund von Morddrohungen.


Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
"positioniert sich laut und klar."
[...]
Positionierung betone ich XxxXx, deswegen unpassend in diesem Rhythmus.
Ich freue mich, dass dir das aufgefallen ist. Die Positionierung bringt den Leser ins stocken. "Sie" stellt sich für manche damit ins gesellschaftliche Abseits, zerstört das Bild einer heilen Welt, die es aber - das wissen wir natürlich - eh nicht gibt. Hier wird also auch das Ebenmaß des Rhythmus gebrochen. Die Hebung tritt aus der Mitte heraus an den Rand, sie macht einen Schritt nach vorne.

Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
"Die Opferrolle klebt wie Pech,
doch sie bleibt standhaft und loyal,"
Hier könnte jemand spitzfindiges meinen, mit "sie" sei die Opferrolle gemeint.
Sie begibt sich ja auch nicht wirklich in die Opfer"rolle", sie ist ein tatsächliches Opfer und schauspielert nicht.
Oh nein, es geht hier keinesfalls um Schauspiel. Dieser Rollenbegriff wäre viel zu eng gefasst. Wir alle haben soziale Rollen. Sie bestimmen unsere Funktion und unser Handeln im jeweiligen Kontext. Sie können aber auch einschränken und jemanden in sich festhalten, wobei das die Rollen natürlich nicht in personifizierter Form selbst machen, aber das findest du unter dem Link ganz gut erkärt.

Und falls jemand wirklich so spitzfindig sein möchte, dass diese Person die im Kontext einzige naheligende Bedeutung absichtlich missverstehen möchte, dann kann ich da leider auch nicht helfen. Ich fände es langweilig so gar keine Transfairleistung von der Leserschaft zu erwarten.

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für You too ...

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.