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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 09.12.2023, 21:19   #1
männlich Eisenvorhang
 
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Standard mimose

Ich möchte nichts bedeuten, weder meinen,
nichts sein, nichts werden und mich weder erden,
und nichts erbauen, heimlich rückwärtswerden,
im Bug der Liebe mich verwühlen, keinen

Vorwurf werfen wegen Lustbezirken,
nicht Küsse machen und im Februar
die Lust nicht aus der Hose boxen. Jahr
um Jahr um Jahr will ich bewusst verwirken,

ich möchte nichts verändern und nichts sein,
den Willen will ich nicht verwirklichen,
das zu verwirklichen will ich allein.

Die pinken runden, ja, die niedlichen
Mimosen pflück ich nicht am Abendhain,
und gehe langsam mit den Rosen ein.

Geändert von Eisenvorhang (09.12.2023 um 23:33 Uhr)
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Alt 09.12.2023, 22:05   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ich möchte nichts bedeuten, weder meinen,
nichts sein, nichts werden und mich weder erden,
und nichts erbauen, heimlich rückwärtswerden,
Wann schließt "weder meinen" und "weder erden" mit dem erforderlichen "noch ..."? Es heißt doch "weder ... noch". Oder?
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Alt 09.12.2023, 22:19   #3
männlich Eisenvorhang
 
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Hallo Ilka,

ich schätze wohl so!

Ich möchte nichts bedeuten, weder meinen,
noch sein, noch werden und mich weder erden,
noch bauen, will ich, heimlich rückwärtswerden,
im Bug der Liebe mich verwühlen, keinen

Vorwurf werfen wegen Lustbezirken,
noch Küsse machen, noch im Februar
die Lust aus Frühlingshosen boxen. Jahr
um Jahr um Jahr will ich bewusst verwirken,

ich möchte nichts verändern und nichts sein,
den Willen will ich nicht verwirklichen,
das zu verwirklichen will ich allein.

Die pinken runden, ja, die niedlichen
Mimosen pflück ich nicht am Abendhain,
und gehe langsam mit den Rosen ein.

Wie nimmst du die Weglassung wahr? (Abseits von der Vernichtung der Regeln)

Lg EV

Geändert von Eisenvorhang (09.12.2023 um 23:41 Uhr)
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Alt 09.12.2023, 23:42   #4
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Na ja, das Gedicht liest sich nicht, als sei es fertig. Aber wenn das gewollt ist ...

Ich meine, dass nach "weder" zwingend "noch" zu kommen hat, wie auch im Englischen nach "neither" ein "nor" zu erwarten ist. Aber wenn du das anders siehst, isses halt so.
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Alt 09.12.2023, 23:44   #5
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Aber wenn du das anders siehst, isses halt so.
Das war ja nicht meine Frage, Ilka.
Ich danke dir trotzdem, das reicht schon im Grunde...
Und ja, es benötigt noch Zuwendung.
Danke fürs Feedback.

Lg EV
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Alt 10.12.2023, 11:47   #6
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Hallo Eisenvorhang,

herrlich klingende Verse, von denen ich nur die letzten drei wirklich verstehe

LG DieSilbermöwe
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Alt 10.12.2023, 12:15   #7
männlich Eisenvorhang
 
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Hallo DieSilbermöwe,

es ist noch lange nicht fertig aber bald!

Die repetitiven Elemente im Sonett sollen einen kontemplativen, nahezu hypnotischen Rhythmus verfolgen, der den Leser in die introdpektiven Hallen des LIs hineinzieht. Mit Nachdruck die resolute Entschlossenheit akzentuieren, und sich von den üblichen Sehnsüchten und Zielsetzungen zu emanzipieren. Zugleich wollte ich dem Werk eine subtile Struktur und Kohärenz einbinden, die seine Zugänglichkeit und Wirkung steigert. Sind viele Wortverspielungen zu finden. Aber schwer verständlich sollte es nicht sein, da der Kern ja eine Verneinung und Ablehnung (etwas nicht zu wollen) widerspiegelt.
Das Lieben des LIs funktioniert ja nicht richtig und ich muss mich fragen, wie ich das einerseits so verbaue, dass es mir sprachlich gefällt und andererseits gut etwas Kaupttes darstelle, das nicht kaputt wirkt.

Ich weiß jetzt schon, dass bspw. viele den Sinn/Funktion der Wortwiederholungen wohl nicht verstünden und die Wiederholung kritisierten.
Nunja. Ein Dichter fürs breite Publikum bin ich ohnehin nicht.

Danke für deinen Besuch, liebe DieSilbermöwe!

Lg EV
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Alt 10.12.2023, 12:41   #8
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Sind viele Wortverspielungen zu finden
Ja, das ist mir aufgefallen und gefällt mir auch sehr.

Es kann ja auch am Leser liegen, wenn er etwas nicht versteht .

Vielen Dank für deine Erklärung! Ich bin gespannt auf das fertige Gedicht.
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Alt 10.12.2023, 13:53   #9
männlich MonoTon
 
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Das Thema gefällt mir, ich werde nur das Gefühl nicht los, das ich ständig eine Art "aber" im Text vernehme.
Wie wenn jemand sagt, "ich Liebe dich, ich bleibe ewig hier, es gibt nur dich, aber..."
Der Kontext soll eine Mimose veranschaulichen? Wenn negieren im Sinn Stand ist es denke ich sehr gut gelungen.
Und mir gefällt die Version im Bezug auf das "noch" besser als die Erste.

Repetitiv ist nichts verkehrtes, ich finde sowas nur schöner, wenn es sich um Schlüsselworte, wie bei Anaphern oder Allegorien dreht.
Begleitende Wörter wie "weder, noch, werden, sein" repetitiv zu erwähnen verwirren mich dezent, da sie gesagte Inhalte, die mir zunächst wichtig erscheinen sollen, wieder gefühlt ins Abseits stellen. Das hat wenig mit Mimose als mehr mit unentschlossenem Handeln zu tun.

These und Antithese der Quartette wirken "auf mich" unentschlossen, doch die Synthese der beiden Terzette gibt "mir" dennoch Aufschluss.
Ich lese heraus das gesagt wird, das man unter allen Rosen (Maß der Schönheit) als Mimose (unauffälliges Mauerblümchen bzw Bodengewächs) dem Untergang geweiht ist. Wenn man sie anfasst ziehen sie ihr feines Grün zusammen.
Ich lese das Sonett wie eine Gegenüberstellung von Narzissten (Rosen) zu Empathen (Mimose). Nicht selten gehen Empathen dabei ein, wenn sie sich nicht lösen können.

Mimosen sind Gelb.

abba cddc efe fee


Lg Mono
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Alt 10.12.2023, 14:55   #10
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
da sie gesagte Inhalte, die mir zunächst wichtig erscheinen sollen, wieder gefühlt ins Abseits stellen. Das hat wenig mit Mimose als mehr mit unentschlossenem Handeln zu tun.
Hi Mono,

deswegen die Auslassung von „noch“ und meine Frage nach der Wahrnehmung bei vorhandener Auslassung. Das dabei ein Störgefühl entsteht ist gut und gewollt. Mir ist es aber noch zu offensichtlich. Es bedarf Schleifung!

Dass das Weglassen von „noch“ gegen Regeln verstößt ist ja eigentlich der Lyrik egal. Da geht es ja noch viel wilder zu mittlerweile. (Ronya Othmann bspw)

Mimose als Sinnbild… Eher das Sichzusammenziehen bei Berühung. „Was bist du für eine Mimose!“

Gelb? https://www.saemereien.ch/blog/winterharte-mimose

Und ja, es gibt drei Grundreimschemata beim klassischen eingedeutschten Petrarca Sonett, die ich eigentlich nicht wirklich beachte…
Ließe sich einfach umstellen, aber wozu? Wichtiger erscheinen mir die weiblichen Kadenzen. Da diese erheblichen Einfluss auf das Sprachbild nehmen

Lg EV
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Alt 10.12.2023, 16:42   #11
männlich MonoTon
 
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Eine herkömmliche Mimose ist in unseren Klimatischen Umgebungen gelb blühend, die rosa Färbung ist eine Nebenerscheinung bei der Haltbarkeitserweiterung und Veredelung mit Winterharten Gehölzen - und/oder krautartigen Gewächsen die eher tropischer Herkunft ist.
Tut aber eigentlich auch nichts zur Sache.
Das empfindliche an jeder Mimose ist das Blattwerk das bei jeglicher Berührung sofort Schaden nimmt.

Ergänzung
Oha ich lasse das stehen, damit jeder meine Dummheit sieht und möchte mich berichtigen. Ich rede von der unechten Mimose wie mir scheint. Acacia Dealbata. Das war mir tatsächlich gar nicht bewusst. Ich habe die Pflanze und was mir da beigebracht wurde nie hinterfragt.
Du scheinst recht zu haben, vielen Dank.


Dein Argument mit der weiblichen "unbetonten" Kadenz trifft im Text nicht immer zu. Für mich bilden sich weibliche Kadenzen nicht wirklich bei (Februar XxX- boxen. Jahr XxX) (und nichts sein XxX- ich allein XxX)
"niedlichen" wäre ein suffix und mehr ein Daktylus Xxx mMn
Oder dürfen die Variieren? Ich bin in Sonetten nicht so unterwegs.

Lg Mono
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Alt 10.12.2023, 16:55   #12
männlich Eisenvorhang
 
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Hey Mono,

jup, ich schrieb nicht, dass im Text welche sind. Sondern nur, dass ich denke, dass WK wichtiger als Reimschemata (für mich) sind.
Hier hast du WK: https://www.poetry.de/showthread.php?t=88099
Ich glaube aber nicht, dass die finale Version auch welche haben wird, mal sehen.

Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen

Oder dürfen die Variieren?

Lg Mono
Das lässt sich nicht einfach beantworten, da die italienische Sprache im Vergleich zur deutschen ihre Besonderheiten hat. Wenn du ein schematreues deutsches klassisches Sonett schreiben willst, dann muss jede Silbe, jeder Reim und jede Kadenz zu 100 Prozent stimmen.
Die zeitgenössische Lyrik sieht das etwas anders. Die entschält sich. (aber nicht ohne Funktion).

lg EV
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