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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 17.12.2023, 00:38   #1
männlich Eisenvorhang
 
Benutzerbild von Eisenvorhang
 
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Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.691

Standard Ein gemeinsames Leben im Junimorgen

Im Herbste sehen zwei den Dauerregen:
Sie ist aus Wolken, er das Firmament.
Sie möchte sich in sein Geheimnis legen,
doch er ist der, der zu den Sternen rennt.

Es rosten Dosen in den Abfalltonnen
und im Gewirr der Städte weht kein Blatt,
im Dönerladen dreht man Fleisch um Sonnen,
die Döner werden von den Menschen satt.

Das Fett vermehrt sich in den Mündern,
der Nettosäufer säuft im wanken Schein;
nur Kinder können diesen Anblick lindern,
doch jene weinen sich ins Großstadtsein.

Sie wird zur Nacht und er ist nun ein Stern.
Als Teil des Ganzen glimmt er wie ein Span.
Sie rollt den Mond aus ihrem dunklen Kern
und schuppst den Stern aus seiner Umlaufbahn.

Das schwache Licht legt sich auf alle nieder.
Die Abfalltonnen schafft man von den Straßen,
die Kinder schlafen, und sie träumen wieder,
der Säufer blickt ins Licht und liegt im Rasen.

Im Junimorgen sehen zwei die Blumen:
Sie ist aus Schönheit und aus Elfenbein.
Auf seinem Schoße liegen Weißbrotkrumen –
die Welt ist wunderschön und seidenrein.

Es dösen Krähen in der Wälderpracht,
und in dem Treiben sind die Bäume stumm,
als hätten sie erst jahrelang gelacht.
Der Wind streicht alle jungen Blüten krumm,

und schlägt die Sommerbrisen in den Wiesengrund,
der Teer zieht Menschenfüße in sich ein,
und Kinder essen sich am Stieleis rund,
ein alter Herr mit Hut kratzt sich am Bein.

Mit Fremden lässt sich wie mit Schwestern reden,
ein Jeder trägt die Liebe im Gesicht;
es ist das Land im immergrünen Eden,
die Welt lockt uns ins Junimorgenlicht.

Sie flüstert leise, dringend gar, drei Worte:
"Verlier mich nicht!", ihr Duft aus Pfirsich und
Kakao und Apfel schläft in ihrer Borte
des Kleides und am Hals, an ihrem Mund.

Nun eilt ein Jahr so schnell zum nächsten hin.
Er blickt zurück, geschätzte zwanzig Jahre,
ihm rinnt sehr scharf die Träne übers Kinn.
Er legt die Zeit zurück in ihre Haare.
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