der nächtliche wanderer

[Peter von Glatz]

der nächtliche wanderer

auf der schärfe des daches wandelt er
die linke hand voll grauer asche
hart liegt in seiner rechten das eiserne rohr
und eine wohltat für die nackten füße
der scharfe unausweichliche schritt gen osten

zuzeiten streut er mit weicher hand
locker rieselnde asche
und wohlig senkt sich
über die linke hälfte des daches
das schweigen einer stillen winternacht

dann aber wirft er mit hartem schwung
das rohr aus seiner rechten
und klirrend zersplittern
zarte gebilde von eis
auf gefrorenen pfützen

endlich erscheint die sonne
und er durchschreitet
ein erlöster
das flammende tor

vergessen ist alles
und weit fällt von ihm ab
der zwang frostklarer nächte
hartes schmilzt
im glanz der gleißenden strahlen
und vor ihm liegt die wogende weite
warmroten daseins

[Gylon]

Lieber Peter von Glatz,
gefällt mir auch wieder gut!
Vielleicht „auf der Klinge des Daches wandelt er“ ?

Liebe Grüße Gylon

[Meishere]

Lieber Peter von Glatz,

du malst hier sehr schöne Bilder und dein Stil gefällt mir wirklich gut. Tatsächlich kann ich gar nicht viel mehr sagen, ich habe es auch ein zweites und drittes Mal gerne gelesen

Eine Anmerkung nur: in Strophe vier heißt es ja
"und er durchschreitet
ein erlöster
das flammende tor"

Der zweite Vers ist grammatikalisch irgendwie seltsam, was mich nicht stören würde, aber es scheint nicht zum Rest zu passen.
Sollte es vielleicht "und es durchschreitet" heißen?
Oder "als erlöster"?

Und jetzt schau ich mir auf jeden Fall noch andere Texte von dir an!


Liebe Grüße,

Marcel

[Peter von Glatz]

Grüß Euch, Gylon und Meishere! Ein Dankeschön Euren netten Zeilen! Muß wohl erst was erklären: Ich lag mit großen Schmerzen im Bett, hab wohl eine Überdosis Schmerzmittel genommen und war geistig ziemlich weggetreten. Neben mir eine Dame, der ich etwas vorstammelte. Sie schrieb alles auf, und am nächsten Morgen las ich dann mein neues Liedel. Hab mir Deinen Vorschlag überlegt, Gylon. Die Doppelung "schärfe" und "scharfe" in der ersten Strophe stört Dich wohl. Ist mir jetzt auch erst aufgefallen. "schärfe" soll wohl der Dachfirst sein. Bei "Klinge" denk ich sofort an eine Waffe. Paßt nicht! Also belassen wir's. Und Meishere: Hast ja recht, meint auch "als Erlöster". Normal geschrieben: "er durchschreitet, ein Erlöster, das flammende Tor". Eine Apposition, so recht? Wünsch Euch eine gute Zeit und noch viele schöne Entdeckungen! Servus, P v G .

[Ex-Ralfchen]

wunderschön

[Eisenvorhang]

Hallo Peter von Glatz

Dein Gedicht heizt meine metaphorische Synästhesie an.
Hier fehlt keine Kommasetzung und keine Orthographie - die Worte bewegen, kreisen, bunten, verdichten, trichtern und zeichnen. Sie bewegen, was sie bewegen wollen und geben keinen Jucks aufs Format.

Keinerlei Kritik meinerseits, außer ein großes Lob!
Von Dir kann ich noch viel lernen.

vlg

ev

[Thing]

jaja, die Interpunktion!
Läßt Du sie ganz weg, fehlt etwas und zwar besonders hier:

endlich erscheint die sonne
und er durchschreitet
- ein erlöster -
das flammende tor

oder

und er durchschreitet
als ein erlöster
das flammende tor


Ich tendiere zu den Gedankenstrichen.
Du weißt ja, seit wir uns kennen, wie ich zu der permanenten Kleinschreibung stehe -
trotzdem ist für mich auch dieses Gedicht wieder lesenswert. Ich mußte mich nicht dazu überwinden, einen kleinen Kommentar zu schreiben.

Lieben Gruß
von
Thing

[Peter von Glatz]

Und wieder hier! Ja auch Euch, Ralfchen, Ex Eisenvorhang und Thing, einen herzlichen Gruß und Dank Euren Zeilen! Besonders freut mich Dein einsames Wort, Ralfchen! Und natürlich Dein Lob, Ex Eisenvorhang. Du, Thing, hast ja vollkommen recht, und die beiden kleinen Pausen vor und hinter "ein erlöster" beim Vortrag sind auch meine Gedankenstriche. Bitte nicht bös sein über die Kleinschreibung! Ist halt so gewachsen. Machts gut alle mitnand! Servus, P v G .