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Alt 29.05.2011, 20:35   #1
weiblich Truth
 
Dabei seit: 05/2011
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Standard ~True-The whole Truth~

Kapitel 1: Wo alles beginnt

Im Lagerhaus herrschte eine außergewöhnliche Ruhe. Denn, wenn der Big Boss etwas zu sagen hatte, dann musste jeder, wirklich jeder, gerade wie ein Baumstamm stehen und jedes seiner ausgesprochenen Worte nicht nur hören, sondern auch umsetzen. Ihn mal nicht zu verstehen, war keineswegs selbstverständlich gewesen, denn seine Befehle waren wie die des großen Herrn.
Diese Anweisungen waren gleichzeitig auch Gesetze für die Mitarbeiter.
Widersetzte sich jemand dagegen, dann wurde gnadenlos gehandelt und die Strafe dieser Unachtsamkeit sofort ausgeübt.
Das Lagerhaus war ein Gebäude mitten in der Stadt von Surem. Im Grunde auch unübersehbar. Ein Altbau von ungefähr 100 Jahren. Die Wände waren nicht farbenfroh und stabil. Die Farbe war in einem dunklen braunen Ton und Risse zogen sich an den Wänden entlang. Das Haus schien um die 2-3 Etagen zu haben. Die Fenster waren sehr groß, aber der Durchblick schien immer abgedämmt zu sein. Außerhalb war den Einwohnern das Gebäude als Fabrik bekannt. Eine Fabrik, die irgendetwas Unbekanntes zu produzieren schien.
Doch was da wirklich ablief und gemacht wurde, wussten nur die Mitarbeiter selbst.
Die große Eingangstür öffnete sich und Schritte näherten sich über den langen Flur zur nächsten Tür. Die Halle des ersten Stockwerkes wirkte zwar durch den helleren Steinboden und dem Lichteinfall von der Decke sehr elegant, aber er strahlte auch eine auffällige Leere aus. Außer eine Dreier Couch und ein paar Schränken auf der anderen Seite, wurde der Raum durch nichts besonderes ausgeschmückt.
Die Sitzung in der Eingangsetage schien gerade beendet worden zu sein. Ungefähr 15 Leute teilten sich auf und gingen in verschiedene Richtungen.

Der Junge, der gerade das Haus betreten hatte, schien zu der Sitzung zu spät gekommen zu sein, aber niemand sagte etwas und wenn der Big Boss persönlich nichts sagte, dann musste es auch seine Richtigkeit haben zu spät kommen zu dürfen.
Der jüngere und der ältere Herr gingen aufeinander zu und ein Grinsen breitete sich auf beiden Lippen aus.
„ Da ist ja unser Geburtstagskind…“, sagte der Big Boss zu seinem gegenüber und erlaubte ihm das Wort zu übernehmen, in dem er mit seiner ausgestreckten Hand die Geste zum Wortwechsel verdeutlichte.
„ Danke, Boss! Ich komme so eben von einer erfolgreichen Mission zurück. Ich habe die Informationen, die wir brauchen. Einen Tag brauche ich für die Vorbereitung und am Wochenende kommt schon unsere erste Gelegenheit zur Ausführung.“
„ Ich wusste, dass dir solche Missionen am besten liegen. Bereite dich jetzt noch vor.“
Damit wurde ihm gewehrt weiter zu gehen.
Die nächsten Schritte führten zu einer Tür, aber diese schien nicht das Ziel zu sein, denn neben der Tür führte eine Treppe nach oben. Wohlmöglich konnte man von dort aus auf die nächste Etage des Hauses wechseln.
Nachdem er die Treppen hochgegangen war, kam ihm ein strahlendes Gesicht mit ausgestreckten Armen entgegen.
„ Patrick!“, rief er den amerikanischen Namen des Jungen und umarmte ihn sehr freundschaftlich. Diese geschlossene, feste Umarmung schien auch von dem nun bekannten Jungen namens Patrick erwidert worden zu sein.
„ Ich habe schon gedacht deinen 16ten alleine feiern zu müssen.“
„ Tut mir leid Danny, aber die Mission hat mich noch eine Weile aufgehalten. Jetzt habe ich auch keine Zeit. Ich muss Vorbereitungen für meinen neuen Auftrag treffen“, erklärte Patrick sehr schnell und schien nicht in Geburtstagstimmung zu sein. Außerdem zog er seine noch unbekannten Aufträge seinen 16ten Geburtstag vor. Die beiden blieben nach dem sie zusammen die Treppen hochgegangen waren mitten im langen Flur stehen.
Danny, der Spitzname des eigentlichen Namens Daniel, auch aus dem amerikanischem, seufzte leicht über das Verhalten seines Freundes, aber schien ihn gewähren zu lassen.
„ Ich werde erst in einigen Monaten 16 Jahre alt, aber vor meinem Geburtstag wirst du nicht flüchten können. Außerdem willst du nicht mal dein Geschenk bekommen?“
„ Später okay? Ich habe jetzt wirklich keine Zeit Danny, aber mach dir keine Sorgen. Ich habe auch ein Geschenk an mich selber. Wenn ich fertig bin rufe ich dich zu mir herein. Bis später!“, überbrachte Patrick noch schnell um dem Gespräch ein Ende zu setzen.
Nur mit einem „Ok…“, sah Danny seinem weiter gehenden Freund nach.

Patrick war mit seinen 16 Jahren ca. 1,75cm groß. Seine Haare hatte er schwarz und kurz geschnitten. Meistens waren die vorderen Haare nach oben gegellt. Viel auffälliger waren seine Augen gewesen. Sie waren schwärzer als die Farbe schwarz. Nicht mal ein ganz dunkles braun erkannte man in ihnen. Sie waren Pech schwarz gewesen.
Patricks Körperstatur war sehr männlich, gut durchtrainiert und zur Perfektion ausgezeichnet durch seinen modebewussten Kleidungsstil.
Dieser fiel meistens auf schwarz oder auf sehr dunkle Jeanshosen zurück.
Danny dagegen wirkte neben diesem viel zierlicher. Er war höchsten 1,65cm groß, hatte ebenfalls kurz geschnittene dunkelblonde Haare und eine durchschnittliche Körperstatur. Er war zwar dünn, aber nicht geprägt von Muskeln oder einem besonders auffälligem Kleidungsstil.
Die beiden Jungen schienen sich jedenfalls schon eine längere Zeit zu kennen. Trotz Patricks Zurückweisung seinen Geburtstag zusammen zu feiern, schien zwischen ihnen ein vertrautes Verhältnis zu herrschen.

Der Flur war ebenfalls lang und am Ende des Ganges führte die nächste Treppe nach oben. Doch vorher gab es jeweils auf der linken und rechten Seite des Ganges mehrere Zimmertüren.
In die erste Zimmertür auf der linken Seite war Patrick verschwunden.
Das Zimmer war recht dunkel gehalten. Es sah nicht wirklich nach einem Jungendzimmer aus. Das Zimmer war ausgestattet mit schwarzen Möbeln und für die eigentliche Größe nicht ausgefüllt.
Mitten im Raum stand ein Bett, mit einem Nachttisch und einer dazugehörigen Tischlampe.
Gegenüber stand ein Fernseherschrank und auf diesem ein breiter LCD-Fernseher.
Ein Schreibtisch war noch in einer Ecke des Zimmers aufgestellt. Wie es sich dazu gehörte, lag auf dem Tisch ein Notebook.
Patrick zog seine schwarze Jacke aus und schmiss diese auf das Bett. Unter dieser trug er ein schwarzes Hemd mit kurzen Ärmeln.
Aus einer Schublade griff er nach einer kleinen schwarzen Tasche und holte verschiedene Sachen heraus. Unter anderem waren darunter ein Löffel, ein Feuerzeug, Tampons, etwas Säureartiges und irgendetwas Pulvriges.
Ein bestimmter Vorgang schien sich da nun abzuspielen, denn Patrick schüttete aus einer Flasche, die auf dem Boden stand etwas Wasser auf den Löffel. Dazu kamen die eigenartige Säure und das Pulver. Erhitzt wurde das ganze darunter mit einem Löffel.
So langsam nahm die Handlung ein Bild an. Es war die Herstellungsform für Heroin, welches man sich mit einer Spritze in die Ader führte.
Die Mischung kochte langsam auf dem Löffel auf. Kurzerhand legte er ein Stück des Tampons auf den Löffel und dieser saugte das flüssige Gift in sich auf.
Während dies geschah holte Patrick aus der schwarzen Tasche neben sich eine kleine, schmale Spritze heraus und stach mit der Spitze in den Tampon. Aus diesem saugte er nun das Heroin in die Spritze hinein.
Patricks Handlungsweise wirkte sehr kontrolliert und zielsicher, als würde er nichts anderes kennen.
Er legte die Spritze kurz zur Seite und nahm ein Gummiband aus der Tasche, schnürte sich daraufhin seinen Oberarm eng zu und setzte sich gemütlicher auf das Bett.
Mit dem Rücken lehnte er sich dann an die Wand und griff nun mit seiner rechten Hand wieder nach der vorhin zur Seite gelegten Spritze.
Seinen linken Arm streckte er aus, um die passende Ader besser sehen zu können. Mehrere Einstichstellen zeichneten Patricks Arm aus.
Damit schien er also diesen Vorgang des Öfteren zu begehen. Nachdem er eine Ader fixiert hatte, legte er die Spritze an und zögerte keine weitere Sekunde um sie unter seine Haut zu führen.
Langsam drückte er dann die Flüssigkeit komplett aus der Spritze, direkt in seine Blutbahn.
Heroin wirkte sehr schnell, da es sich bei dieser Einnahmeform sofort mit dem Blut vermischt.
Der nachgeforschte und nachgewiesene Grund wieso man diese Drogenform überhaupt nutzte war, dass sie sich schmerzlindernd auswirkte. Desweiteren machte sie einen schnell schläfrig.
Schon beim eindrücken der Flüssigkeit in die Ader wurde Patrick müde und lehnte seinen Kopf an die Wand. Seine Augen klappten immer ein Stück weiter nach unten. Sie öffneten sich wieder und sie fielen dann wieder zusammen. Nach jedem Mal blieben diese auch länger geschlossen.
Sein Körper rutschte immer ein Stück weiter nach unten und als die Spritze ganz leer war hatte er sie nur noch aus der Haut gezogen, um Verletzungsgefahren zu vermeiden. Es war ein befreiendes Gefühl gewesen, wenn er spürte wie sich die Droge im ganzen Körper verteilte. Probleme und Sorgen waren für diesen Moment aus der Welt geschaffen. Vielmehr kamen noch Glücksgefühle hoch.
Für Patrick war es schon Alltag dies mehrmals am Tag zu tun, denn je öfter er sich den Schuss gesetzt hatte, umso früher bekam er Entzugserscheinungen. Spätestens nach 6 Stunden brauchte er also die nächste Spritze. Er konnte und wollte nach dieser freiwilligen Handlung wohl auch nicht auf die Droge verzichten. Damit sich die Wunden am Arm nicht weiter ausbreiteten, nahm er die Drogen auf anderer Art und Weise zu sich. Manchmal rauchte er sie und an anderen Tagen zog er sich das Zeug durch die Nase.
Es tat ihm gut, es tat ihm so gut das man das Leben, was man dafür aufs Spiel setzte, nicht mehr wahrnahm und augenblicklich war er auch schon eingeschlafen…

Also fanden außer der legalen Arbeit in dieser vermeintlichen Fabrik auch Drogengeschäfte statt.
Ob Danny auch Drogen konsumierte? Konsumierten die anderen überhaupt Drogen? So wie man in einem Traum reist und wandert, so wandert auch die Geschichte nun einige Jahre zurück in die Vergangenheit, denn um alles zu begreifen muss man den Kernpunkt der Geschichte verstehen.

Ein schönes Haus stand abseits von Surem. Schon fast an der Stadtgrenze.
In der Küche bereitete eine Frau des mittleren Alters das Essen vor. Den Tisch deckte sie für 3 Personen und rief kurzerhand: „ Das Essen ist fertig. Kommt ihr nun?“
Ein Junge kam dann zum Tisch gerannt und setzt sich an seinen Platz. Gegenüber von diesem platzierte sich auch die Frau und am Tischkopf setzte sich wohl der Herr des Hauses.
„ Du kommst gleich noch mit, oder?“, fragte der Mann den Jungen und wartete auf eine Antwort. Sein Blick wirkte stolz und unnahbar.
Allerdings ging von ihm keine unsympathische Aura aus, aber er schien in der Familie sehr respektiert zu werden.
„ Ja! Ich freue mich schon darauf. Deshalb möchte ich ganz schnell essen und sofort los fahren Papa.“
„ Das Essen sieht sehr lecker aus, aber ich habe jetzt wirklich keinen Hunger. Am besten mache ich mich jetzt noch für die Fahrt fertig und wenn unser Sohn auch bereit sein sollte, dann fahren wir auch am besten direkt los. Es wird nämlich einige Stunden dauern bis wir da sind.“
Der Mann stand auf und ging durch die Küchentür hinaus.
Einige Koffer standen schon an der Tür, also schien es sich um eine weite Reise zu handeln.
Schnell aß der Junge sein Essen auf und rannte seinem Vater hinterher.
Bevor die noch recht junge Mutter den Tisch abräumte, ging sie den beiden Männern nach und bereitete die Sachen ihres Sohnes vor.

Schon einige Minuten später standen die drei vor der Haustür und die Frau verabschiedete ihre beiden Männer mit einer liebevollen Umarmung.
„ Bitte passt auf euch auf…es ist schon spät und meldet euch sofort, wenn ihr angekommen seid.“
„ Werden wir machen Schatz…es sind ja auch nur ein paar Tage. Sei du am besten hier vorsichtig. Immerhin bist du die nächsten Tage alleine.“
„ Ja…ich liebe dich.“
Mit einem zärtlichen Kuss hatten die beiden sich auch schon verabschiedet.
Der Junge wartete ungeduldig und endlich öffnete sein Vater die Tür.
Er stürmte schon nach unten zu ihrem Auto und wartete dort auf seinen Vater.
Wann würde dieser endlich nach kommen. Die Sekunden konnte er kaum noch abwarten, als würden sie keine Zeit haben ihr Ziel so schnell es geht zu erreichen.
Dann öffnete sich die Türe und der große, gut gebaute Mann im schwarzen Anzug kam heraus.
„ Endlich Papa! So und jetzt fahren wir auch sofort los…“
Auf der Fahrerseite öffnete der Mann die Tür und stieg in das Auto. Sein Sohn verschwendete keine Zeit und stieg ebenfalls auf der Beifahrerseite ein.
Rasch wurde das Auto gestartet und die beiden starteten nun ihre lange Strecke.

Mehrere Stunden waren sie nun schon unterwegs gewesen. Sie fuhren auch seit geraumer Zeit auf der Autobahn.
Der Junge war schon einmal kurz eingeschlafen, aber jetzt auch wieder wach.
Laute Musik lief im Auto und sie hatten richtig Spaß auf der Fahrt gehabt.
Es war eben für einen Jungen etwas ganz besonderes mit seinem Vater solch eine Reise zu unternehmen.
„ Nicht mehr lange und wir sind da, mein kleiner…“
„ Super! Ich kann es kaum erwarten Papa. Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut.“
Der Vater visierte die Ausfahrt und richtete sich auch langsam nach dieser.
Er ließ seine Geschwindigkeit herunter sinken und…

Der Junge versuchte krampfhaft seine Augen zu öffnen, aber er war schwach. Sein Körper fühlte sich an wie Beton und zog ihn immer wieder zum Boden zurück.
Die Musik vom Auto war noch zu hören, aber nebenbei hörte er auch noch zwei Stimmen miteinander sprechen.
„ Ist er das?“
„ Ja…das ist der Junge.“
„ Wie alt ist er denn überhaupt? Der ist doch nicht einmal in der Pubertät.“
„ Er ist 10 Jahre alt, aber er wird sehr gut formbar sein.“
„ Alles klar…ich nehme den jetzt mit und fahre zurück zum Lager.“
„ Mach das! Ich habe noch etwas zu erledigen.“
Dann spürte der Junge wie jemand einen Arm um seinen geschwächten Körper legte und ihn aus dem Auto zog.
Ein paar Bluttropfen fielen bei dem Wechsel zu einem fremden Auto auf den Boden.
Dann wurde er schon hinten in einen Wagen geschmissen.
Bevor er in Ohnmacht stürzte nuschelte er noch: „ Pa-pa…“

Im nächsten Moment wachte er in einem großen Bett eines verdunkelten Zimmers auf.
Dies hielt aber nicht lange an und das Licht blendete von oben herab sofort in seinen Augen.
„ Grahh…“, stöhnte er als das Licht in seine Augen fiel.
Als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er die zwei fremden Männer. Keiner von ihnen sah nach seinem Vater aus.
„ Wer seid ihr…? Was wollt ihr von mir…? Wo ist mein Papa?!“, fragte er ganz hektisch und stand vom Bett auf.
Doch einer der Männer stieß ihn brutal auf das Bett zurück.
Der andere kam auch schon einige Schritte näher. Die eine Stimme hatte der Junge sogar wieder erkannt. Es war die Stimme gewesen die er noch gehört hatte, bevor er in Ohnmacht gefallen war.
Die beiden schienen im Alter von 20-25 Jahren gewesen zu sein. Was wollten sie bloß von ihm und wo war sein Vater geblieben?
„ Der wird das doch nicht mal überleben. Was denkt sich unser Boss bloß dabei gerade so ein Kind bei uns aufzunehmen?“
„ Er hat große Erwartungen an ihn. Ich weiß auch nicht wie er darauf kommt, aber wir müssen eben seinen Auftrag ausführen und unser neues Mitglied wird sicherlich nichts dagegen haben, wenn wir ihn jetzt einweihen“, sagte er mit einem fiesen Grinsen und streckte seine Hand seinem Kollegen entgegen. Dieser übergab ihm dann auch die von ihm gemeinte Spritze.
„ Ich denke, dass er doch etwas dagegen haben wird. Von daher helfe ich dir ihn ruhig zu halten. Kleiner…das ist nur nett gemeint. Sonst wirst du dir sehr weh tun.“
Die beiden machten ihm fürchterliche Angst.
Er schluckte tief, aber sein Hals bekam nichts herunter.
Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und lief ihm kurz danach über das Gesicht.
Die Finger machten auch schon, was sie wollten. Sie zitterten und sein Körper irgendwann auch.
Was wollten die beiden nur von ihm und wieso kamen sie ihm mit der Spritze näher?
Diesen Zustand nannte man wohl eindeutig Angst und Panik.
Der eine Typ packte ihn von hinten unter die Arme und hatte seinen Griff schnell gefestigt.
Ein 10 jähriger könnte sich unmöglich hier heraus befreien, aber zappeln tat er trotzdem.
Auch geschrien hatte er, in der Hoffnung sein Vater wäre hier irgendwo und würde ihn noch retten kommen. Retten…er war in so einer schrecklichen Lage das er schon an Rettung dachte und nicht mehr an Hilfe.
Von vorne sah er das pervers grinsende Gesicht auf sich zu kommen und dann hielt er auch noch diese Spritze in seiner Hand.
Er wusste nicht einmal, was in dieser war. „Vielleicht Beruhigungsmittel“, dachte er. Sie wollten bestimmt, dass er still wurde und einschlief.
Oder es war direkt Gift um ihn umzubringen. Aber sie sprachen von dem Boss, der Erwartungen an ihn hatte.
Also konnten sie ihn noch nicht umbringen. So viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf und keine dieser gab ihm die Sicherheit gerettet zu werden.
Immer wieder zappelte er und holte mit seinen Füßen aus um seinen Peiniger zu treten, aber dieser hatte sich schnell mit seinen Knien auf ihn gesetzt und ihn so mit außer Gefecht gesetzt.
Die beiden fixierten sich nun auf seinen linken Arm. Der Kerl hinter ihm hielt diesen fest und der vor ihm hatte ihn auch noch stützend mit der einen Hand gehalten.
Mit der anderen führte er die Spritze zum Arm.
Sein Atem wurde schneller, sein Herzschlag war bestimmt schon zu hören gewesen. Die Augen waren weit aufgerissen und sahen panisch zu der Spritze die sich seinem Arm näherte.
Immer wieder kamen kurze Zuckungen um sich zu befreien, aber es war hoffnungslos. Das musste er nun einsehen und über sich ergehen lassen wie die Spritze in seine hauch dünne Haut eingeführt wurde.
Unglaublich schnell fühlte er, dass für ihn fremde Zeug in seinem Körper. Er kreischte und hatte schon keine Stimme mehr.
Noch nie zuvor hatte er so stark gewinselt. Er drückte seine Hände zu geballten Fäusten und verzog sein Gesicht. Seine Augen presste er mit Gewalt aufeinander, sodass ihm die reinen Tränen am Augenwinkel herunter liefen.
Sie waren so rein und hell gewesen das sein unschuldiger Körper beschmutzt von diesem Zeug wurde.
Er wurde so verdammt schwach, so machtlos,…wehrlos diesem Überfall gegenüber. Immer wieder dachte er an seinen Vater und an ihre Reise, aber aussprechen konnte er dessen Namen nicht mehr. Sein Körper verlor jegliche Beherrschung.
Das Licht eines noch ungeschliffenen Diamanten schien sich zu verfinstern. Es wurde dunkel, dunkler und am Ende würde es komplett erlöschen.

Wie viel Zeit war nun vergangen? Denn, als er die Augen öffnete, schien das Licht in das Zimmer hinein, in welchem er fest gehalten wurde.
Lebte er noch…ja, er lebte. Das alles war kein Traum gewesen. Sein Arm schmerzte noch höllisch und er sah sich einen rot und schon leicht bläulichen Fleck ausbreiten.
Was war bloß passiert und vor allem, warum war das passiert?
Nicht einmal Zeit blieb ihm, um darüber nachzudenken, denn ein recht kleiner dicker Mann kam zu ihm in den Raum.
Er hatte einen ziemlich bösen und eiskalten Blick gehabt. Einmal war er um das Bett herum gegangen. Der Junge konnte sich nicht von seiner Stelle rühren. Sein Körper war noch ziemlich geschwächt. Lag das an diesem Zeug von vorhin?
„ Na? Bist du endlich aufgewacht Patrick?“, nannte er ihn mit einem Namen der gar nicht zu ihm gehörte.
Doch ehe er seinen richtigen Namen aussprechen konnte, unterbrach ihn der Mann schon und sagte: „ Nie wieder will ich diesen anderen Namen hören. Wenn du also weiter leben möchtest, dann wage es dich nicht ihn nur noch einmal in den Mund zu nehmen. Ich werde es überall hören. Egal ob ich da bin oder nicht. Vergiss diesen Namen, vergiss dein ganzes Leben bisher. Jetzt bestimme ich über deine Zukunft. Ich habe viel für deine Anwesenheit hier bezahlt.“
„ Bezahlt…“, kam es entsetzt aus seinem Mund wiederholend heraus.
„ Ich mache es kurz und knapp. Dein Vater hat dich uns für eine bestimmte Geldsumme verkauft. Deine Eltern sind nun nicht mehr hier zulande. Sie sitzen bestimmt schon im Flieger in ein neues Leben. Du wirst von ihnen für tot erklärt, damit du unter deinem neuen Namen deinen Job antreten kannst.“
„ Neuer Name…Job? Ich verstehe überhaupt nichts! Ich möchte sofort zu meinem Vater zurück. Wo ist er!“, brüllte er noch hilflos und verstand diesen Typen nicht.
Er wollte nicht realisieren was er ihm da alles gerade erzählt hatte.
Damit konnte er doch unmöglich sagen, dass er nie geliebt wurde und tatsächlich von seinem Vater dazu noch verkauft wurde.
Nein! Solch einer Geschichte konnte er keinen Glauben schenken.
Mit seiner Angst und Einsamkeit ließ dieser fremde Kerl ihn auch allein im Zimmer zurück. Er ließ ihn die ganze Geschichte erst einmal verdauen.

Zwei Stunden hatte er mit den Beinen an seinen Körper gezogen auf dem Bett gesessen und sich diese Worte durch den Kopf gehen lassen. Unterbrochen wurde sein allein sein, dann von demselben Mann der eben schon herein gekommen war.
Er schmiss ihm eine Zeitung vor die Nase. Auf der Titelseite stand groß und breit: „ Eltern trauern über den Tod ihres erst 10 Jahre alt gewordenen Kindes…“
Den Rest musste man schon gar nicht lesen. Es war mit Text und Bild bestätigt das er gestorben war. Doch er lebte! Er war noch da gewesen. Wieso wollten seine Eltern ihn also nicht?
In unendliche Einzelteile zerbrach sein Herz. Sein kleines Herz konnte diesem Verrat einfach nicht folgen. Wie sollte Verstand das überhaupt verarbeiten?
Natürlich wurde die Enttäuschung immer größer, aber ganz den Glauben an die Rückkehr seiner Eltern verlor er nicht.
Doch erst als schon 5 Tage an diesem Ort vergangen waren, begriff er die bittere Wahrheit.
Seine Eltern hatten ihn verlassen, er war gestorben und verlor jegliche Persönlichkeit.
Das Leben des Patricks schien damit also doch zu beginnen. Ein für ihn noch so fremdes Leben und vor allem eins was nicht einmal in seinen Augen schön war, aber das Schöne würde man ihm dort noch schnell lehren.
Heute war die erste Sitzung gewesen an der Patrick teilnehmen sollte. Ihm wurde schon gesagt, dass er dem Team vorgestellt werden würde und man ihn darüber informieren würde worum es in dieser Organisation eigentlich ging.

Vorne stand der Chef und unter den Mitgliedern war er als Big Boss bekannt. Wer ihn nicht so nannte, der erwies ihm nicht den erforderlichen Respekt.
„ Herzlich Willkommen zu unserer heutigen Sitzung und damit auch zu einer ganz besonderen. Wie ihr die letzten Tage mitbekommen habt sitzt nun ein neues Gesicht in unserem Boot. Es ist Patrick. Er ist jung, aber ich habe noch viel mit ihm vor. Von euch erwarte ich die perfekte Einweisung in unsere Aufträge.“
Es war ganz still im großen Raum. Niemand schien sich zu trauen etwas zu sagen, wenn man ihnen dies nicht mündlich erlaubte.
Sicherlich würde man sich nicht einmal trauen etwas zu sagen, wenn man es sogar erlaubt bekommen würde.
Mit seiner neuen Identität müsste Patrick erst einmal klar kommen.
Die Leute waren im Gegensatz zu ihm wirklich Älter gewesen. Die jüngsten schienen schon 18 Jahre alt zu sein.
Was wollten sie also mit einem 10 jährigen, ahnungslosen Jungen?
Mitten zwischen diesen großen Männern stand er und hörte seinem wohl neuen Boss zu.
Sollte er ihm überhaupt vertrauen? Wenn er leben wollte, sollte er sein früheres Leben vergessen hatte man ihm gesagt.
War das denn so einfach gewesen? War das überhaupt möglich und erging es den anderen ebenso?
„ Josh! Du wirst dich um Patrick kümmern und ihn zu deinen Aufträgen mit nehmen. Ich möchte, dass er schnell lernt und schon in wenigen Wochen eigenständig Aufträge übernehmen und ausführen kann. Bring ihm alles bei was er können und wissen muss. Vergiss auch nicht die entstandenen Schmerzen unseres neuen Mitglieds zu lindern“, sagte er am Ende mit einem eigenartigen Unterton.
Als könnte man diese Trauer überhaupt annähernd lindern. Dann auch von diesem Josh.
Aber eins musste man diesem Boss lassen. Er machte allen und vor allem auch Patrick Angst und dadurch war er nicht fähig gewesen sich ihm entgegen zu setzen.
Nach Ende der Sitzung war Patrick zwar um einige Informationen schlauer, aber den Verlauf seiner Anwesenheit hier hatte es nicht geklärt.

Dann ging Josh, mit seiner Ansicht nach, dem Quälgeist hoch auf Patricks Zimmer.
„ Sagen Sie…wann darf ich wieder nachhause?“, fragte er noch weiter in Hoffnung.
„ Ts! Naiv und Dumm seid ihr kleinen Kinder. Hast du es nicht begriffen? Du wirst nie wieder nachhause kommen. Du bist dort nämlich tot. Hier ist jetzt dein Leben und du wirst hier groß werden und auch mit diesem Job zusammen sterben.“
„ Mit diesem Job sterben? Ihr sprecht immer von diesem „Job“, was soll ich darunter verstehen? Erklären Sie es mir!“
Josh grinste und schien sichtlich Spaß daran zu haben sich lustig über Patrick zu machen.
„ Hör mal kleiner…ich finde es beschissen mich um so ein etwas wie dich zu kümmern, aber der Boss hat es mir befohlen. Warte noch ein paar Stunden, dann wirst du von unserem Job mehr erfahren bzw. von meinem heutigen Auftrag. Nur sollte ich mich ja nach Anweisung vorher um deine Schmerzen kümmern.“
Am Ende musste dieser sogar noch lachen, wenn er von Patricks Schmerzen und seinem Leid sprechen musste.
Schon das zweite Mal in dieser ersten Woche sah er die Spritze.
Da er nun wusste was sie damit das letzte Mal gemacht hatten, ging er jetzt schon einige Schritte nach hinten.
„ Bitte nicht…bitte nicht schon wieder“, flehte er und bekam eine knallharte Abfuhr zurück.
„ Soll ich dir schon die erste Reglung hier lehren? Flehe und winsele niemals um Gnade. Was gesagt und verlangt wird, wird auch gemacht. Befehle sind für uns Gesetze. Frage nie nach warum und weshalb. Wir alle tun was der Boss uns sagt und du tust jetzt, was ich dir sage. Tust du es nicht, dann sage ich dir jetzt schon einmal, dass ich die Erlaubnis vom Boss habe dir sehr weh zu tun, wenn du dich weigerst!“
Wieder einmal schien Patrick keine andere Wahl zu bleiben. Er wurde zu seinem „Glück“ tatsächlich gezwungen.
Dieses Zeug wollte er nicht noch einmal in seinem Körper spüren. Doch langsam musste man in die Realität zurückkehren und an seiner Stelle verstehen, dass er aufgeben musste.
„ W-Was für ein Zeug ist das überhaupt? Ich will das nicht in mir drinnen haben!“
„ Das hier? Hat man dir das nicht beim ersten Mal schon gesagt? Oh, dann sollte ich mit meinen Kollegen schimpfen. Dieses Schmerz und Problemlindernde Mittel nennt sich Heroin! Aber du mit deinen lächerlichen 10 Jahren kennst das bestimmt nicht.“
Heroin? Hatte er wirklich den Namen dieser starken Droge genannt? Die war selbst Patrick bekannt gewesen.
„ Nein! Auf keinen Fall…auf keinen Fall lasse ich das Zeug in meinen Körper!“
„ Pass mal auf kleiner. Es geht auf die nette und die nicht so nette Tour. Du wirst das Zeug irgendwann so wieso lieben“, sagte er und kam auf Patrick zu. Er drängte ihn mit jedem Schritt weiter in die Ecke.
Genau so ging Patrick immer weiter rückwärts einen Schritt weiter und wusste irgendwann hinter sich an die Wand zu stoßen, aber aus Reflex ging er trotzdem weiter zurück.
„ So ein Gift werde ich niemals lieben! Darauf können Sie lange warten.“
„ Du wirst es irgendwann gar nicht anders aushalten können.“
„ Ich halte alles aus! Hauptsache ich muss das meinem Körper nicht antun!“
„ Du wirst es sogar selber tun…“, sprach er weiter ohne Patricks Meinung Antwort oder Glauben zu schenken.
Als Patrick die Wand in der Ecke spürte versteckte er seine Arme um Josh nicht näher an sich heran zu lassen. Aber dieser griff ihn brutal am Arm und schmiss Patrick nur mit einem Stoß zu Boden.
So schwach war er bzw. so stark war sein Gegenüber.
Er hatte sich beim Aufprall ziemlich den Kopf gestoßen und ehe er sich auf den Knien wieder abstützen konnte um aufzustehen, drückte ihn von oben ein Fuß wieder zu Boden und setzte sich letztendlich auch auf ihn drauf.

Sich zu wehren schien schon wieder zwecklos zu sein. Patrick verzweifelte und bemitleidete seine eigene Situation schon.
Er schlug mit seinen Händen gegen die Brust von Josh und wurde immer wieder mit harten Schlägen gegen seine Arme und teilweise auch in sein Gesicht abgewehrt.
Irgendwann liefen ihm wieder still die Tränen am Gesicht herunter und man hörte nur noch ein leises Schluchzen.
Auch das Schluchzen wurde von Minute zu Minute leiser. Seine Hilflosigkeit wurde nun eindeutiger denn je.
Zwar bedeuteten seine Tränen immer noch das er sich gegen seine Lage und Chancenlosigkeit wehrte, aber seinen linken Arm hatte er schon liegen gelassen und damit gezeigt das er gegen Josh kapitulierte.
Die andere Hand hielt er auf sein Gesicht und ging sich immer wieder über die Augen.
Er wollte gar nicht sehen was Josh da jetzt machen würde. Bis er irgendwann den Stich in seinem Arm spürte. Der Stich, der nun zum zweiten Mal diese Droge in seinen Körper führte. Jede tiefere Bewegung in seine Ader fühlte er ganz genau. Doch viel genauer spürte man die Flüssigkeit die sich daraufhin wieder in seinem Blut breit machte.
Wie lange würde es also dauern bis er wie Josh ihm schon angekündigt hatte es gar nicht mehr ohne die Droge aushalten würde?
Sein Verstand war jetzt noch nicht so weit diesem Gift eine Chance zu lassen.
Doch im Gegensatz zu Patricks Verstand war die Droge in der Lage ihn in eine Abhängigkeit zu zwingen.
Patrick war gerade einmal 10 Jahre alt gewesen. Wie sollte er überhaupt den ständigen Konsum von Heroin überleben? Er wusste, dass die Menschen hier ihm das Zeug so lange einführen würden bis er süchtig werden würde und am Ende selbst derjenige wäre der sich spritzt.
Vielleicht wäre er dann sogar eine der Personen die andere dazu zwingen würde Drogen zunehmen.
Diese Gedanken machten Patrick Angst, denn das alles wollte er einfach nicht.

Daraufhin hatte Patrick einen tiefen Schlaf gehabt.
Nicht einmal mitbekommen hatte er, wie sein Zierlicher Körper dem Heroin unterlag und bewusstlos geworden war. Patrick hätte noch viele Stunden geschlafen, aber Josh weckte ihn dann ziemlich unsanft auf.
Er hatte diesen nämlich wortwörtlich aus dem Bett gezogen und kurz gegen die Wange geschlagen um ihn zu wecken.
Patrick hustete mehrmals hintereinander und legte dabei beide Hände vor seinen Mund. Er musste zuerst einmal zur Besinnung kommen. Das alles war einfach zu viel für ihn.
Seine Beine hielten sich kaum auf dem Boden. Sie zitterten, sein Körper fror ihm war total schlecht und er hatte das Gefühl jeden Augenblick zu brechen.
„ Wir fahren jetzt gleich los, also reiß deine Augen und Ohren auf. Wenn du nichts kapierst bekommst du ärger, nicht ich.“
„ Josh…ich kann nicht. Ich fühle mich so verdammt schlecht. Mir ist schwindelig, ich habe das Gefühl gleich brechen zu müssen. Bitte!“
„ Erinnere dich an die Regel! Hier wird um nichts gebeten. Was getan werden muss, muss getan werden. Wenn jeder nur wegen ein bisschen Unwohlsein hier bleiben würde, dann würden wir mit unseren Aufträgen in 10 Jahren nicht fertig werden. Also hör auf rum zu jammer und komm jetzt mit nach unten.“
Immer wieder hustete Patrick und war schon ganz blass im Gesicht. Seine Augenränder waren die letzten Tage auch schon viel dunkler geworden.
Patrick stieß so langsam nicht nur körperlich, sondern auch seelisch an seine Grenzen. Sein Tiefpunkt war erreicht.
Unten im großen Raum stand auch schon ihr Boss und empfing die 3 die nun dort wegen ihres Auftrags standen.
„ Patrick…das hier ist Kevin! Josh und Kevin werden dich durch diese Mission führen. Für dein erstes Mal ist es dir gestattet zuzugucken, aber behindere die anderen beiden nicht und vergiss nicht dabei zu lernen.“
Sollte ihn das jetzt motivieren von diesen beiden zu lernen? Josh hatte für ihn schon eine große Klappe gehabt. Warum sollte dann dieser Kevin besser sein.
Am liebsten hätte er sich jetzt wiedersetzt und gesagt, dass er nicht mit wolle, aber das würde mit Sicherheit ganz böse für ihn ausgehen, also hielt er sich ungewollt zurück und ließ „seinen“ Boss sprechen.
Dieser hatte Patricks schlechten Zustand gesehen und ihn feste am Oberarm gepackt und ihn in die Küche gezogen. Diese stand in dem großen Raum, rechts in der Ecke.
Besonders groß war sie nicht gewesen, aber sie wurde so wieso nicht oft benutzt.
Zurückhaltend beobachtete er was sein Boss dort machte. Er holte aus einem Schrank ein Glas heraus und füllte dieses mit Wasser. Dann gab er es ihm mit einer Tablette. „ W-Wofür ist die Tablette?“
„ Frag nicht und schlucks runter. Sie wird deinem Körper einen Ausgleich geben.“
Was wohl in diesem Fall wieder mit Ausgleich gemeint war, brauchte Patrick wohl nicht weiter zu hinterfragen.
Am Ende kassierte er sowieso wieder nur die blöden Sprüche ein und wiedersetzen brachte ja auch nichts, also schluckte er die unbekannte Tablette einfach herunter.
Hauptsache ihm würde es danach irgendwie besser gehen und er würde die Nacht auf dieser Mission überstehen.
War dieser Gedanke nun der erste Anstoß, dass er seine Schmerzen mit Drogen linderte? Er wusste ja im Grunde nicht was in der Tablette genau drinnen war.
„ Jetzt geh!“
Patrick nickte nur kurz und schloss sich seinen zwei „Kollegen“ an. Wohl oder übel mussten sie ja seine Kollegen werden.
Nur eine Sache interessierte ihn jetzt doch: Was für geheime Aufträge mussten die Leute hier erfüllen, denn hier sprach keiner etwas laut aus.

Sie verließen dann das Haus und vor der Tür wartete schon ein schwarzes Auto auf sie.
Natürlich musste sich Patrick hinten platzieren und die anderen beiden machten es sich vorne gemütlich.
Josh sah zu Kevin herüber und deutete auf den braunen Umschlag den dieser in seinen Händen hielt.
„ Zeigst du mir noch mal die Bilder Kevin?“
„ Ja…das ist der Typ der auf der Liste steht.“
Also hatte ihr Auftrag etwas mit einem Menschen zu tun und wieso stand er auf der Liste? Auf was für einer Liste stand er denn? Patrick verstand überhaupt nichts, aber Joshs Blicke wanderten über seine Schulter in Patricks Gesicht.
„ So! Diesem Typen statten wir jetzt einen Besuch ab. Wir haben eine Rechnung mit ihm offen und werden diese mit ihm abgleichen.“
Das verriet ihm Josh schon einmal.
Was Patrick logisch daraus schlussfolgerte war, dass der Mann auf dem Foto bei ihnen Ärger gemacht zu haben schien.
Jetzt wollten sie es ihm wohl heimzahlen. Er wollte sich noch weitere Gedanken über ihren Auftrag machen um die Puzzleteile zusammen zu fügen, denn Sinn ergab alles noch immer nicht.
Das Auto setzte sich daraufhin in Bewegung und Kevin gab in ihr Navigationssystem die Daten des Wohngebiets von dem gesuchten Mann ein. Nach dieser Information fuhr Josh dann auch schon in Richtung Ziel.
Die ganze Fahr über hatte niemand einen Ton von sich gegeben. Kevin schenkte Patrick überhaupt keine Beachtung und Patrick selber hätte auf keinen Fall von sich aus ein Thema angefangen. Draußen war es stockfinster gewesen, denn schließlich fuhren sie mitten in der Nacht.
An der Uhr im Auto konnte Patrick erkennen, dass es 2 Uhr Nachts war. Vielleicht klang das jetzt nun in Patricks Gedanken blöd, aber er dachte daran, dass er früher um diese Zeit schon seit Stunden am schlafen gewesen war.

Nach ca. einer Stunden hörte man vom Navi: „ Sie haben Ihr Ziel erreicht.“
Irgendwie wurde Patrick auf einmal nervös, denn er wusste nicht was jetzt auf ihn zukommen würde.
Josh hatte das Auto in einem unauffälligen Bereich von vielen Bäumen und Gebüschen zum Halten gebracht.
Die beiden großen Männer stiegen als erste aus und als dritter folgte dann Patrick. Er ging stets hinter den beiden her und versuchte aufmerksam zu sein.
Dann standen sie zu dritt in einer Reihe vor einem riesigen Haus. Es war wirklich groß.
Das Bild vor ihren Augen war nichts anderes als eine Luxus Villa gewesen.
Josh und Kevin grinsten, denn sie kannten das Spiel wahrscheinlich schon sehr gut, hatten Spaß daran und freuten sich jetzt schon.
„ Dann lassen wir das Spiel mal beginnen, oder?“
Sie versteckten sich dann eine ganze Weile im Gebüsch und warteten darauf, dass die Feier in der Villa zu Ende ging.
Viele Lichter leuchteten am Haus und in dessen Garten. Patrick wurde nach der Tablette kurzzeitig besser, aber er fühlte sich jetzt schon wieder ziemlich schlecht.
Sein Körper zitterte leicht, aber nicht vor Entzug, sondern deshalb, weil sich sein Körper stark gegen das Zeug wehrte.
Seine Konzentration war dadurch ziemlich beeinträchtigt.
„ So! Gleich ist es so weit…die Gäste verlassen das Haus und wie zu erwarten kommt unser Ziel als letzter.“
„ Wie Schade für ihn“, sagte Kevin dann und lachte schon fast herzlich darüber.
Gerade wollte der Mann die Gitter seines Tores schließen, da machten Josh und Kevin einen großen Sprung.
Sie schlugen den Mann nach hinten und standen nun mitten in dessen Garten.
Patrick war den beiden nur mit langsamen Schritten gefolgt und hielt dazu noch einige Meter Abstand.
„ Ah! Was wollt ihr schon wieder von mir?“, fragte er und schien damit diese Leute zu kennen. Also mussten sie schon öfter miteinander zu tun gehabt haben.
Das meinte Patrick daraus schließen zu können. Immer mehr drehte sich bei ihm alles und er hatte das Gefühl seine Füße nicht mehr zu spüren.
Durch Joshs Stimme wurde er aus seiner schwächlichen Lage gerissen, da dieser plötzlich eine Waffe…tatsächlich eine Pistole in seiner Hand hielt und sie geradewegs auf den Mann auf dem Boden richtete. Hierbei handelte es sich um eine Jericho FBL Pistole. Kaliber 9 mm und Platz für 15 Patronen.
Natürlich war Patrick diese genaue Information nicht bewusst gewesen, aber was seine Augen da sahen war trotzdem eindeutig genug.
So etwas konnte Patrick einfach nicht glauben. Die beiden waren doch nicht wirklich Mörder gewesen? Wo war er bloß gelandet? An wen hatte man ihn nur verkauft?


„ Nein…nicht. BITTE NICHT!“, schrie er und im selben Moment fiel ein dumpfer Schuss.
In Sekunden verteilte sich das Blut auf dem Boden entlang. Von dem Mann war kein Ton mehr zu hören.
Er fiel sofort nach hinten und blutete noch bis zum Schluss aus.
„ Wow! Das war ein direkter Schuss in seinen Kopf Josh. Seit wann bist du so großzügig?“
„ Ich habe einfach keine Lust länger hier abzuhängen. Mission erledigt, oder?“
Sie sprachen so leichtfertig nachdem sie gerade einen Menschen umgebracht hatten? Josh hatte ihm eiskalt und gnadenlos in den Kopf geschossen. Der Mann war sofort tot gewesen und die beiden Sprachen, als sei das nichts Besonderes.
Der 10 jährige war entsetzt, geschockt, sein Blick wurde starr und sein ganzer Körper steif.
Er wollte seine Blicke von dem toten Mann abwenden, aber es funktionierte nicht. Dieser dumpfe Schuss, das Blut, der dort liegende tote Mann. Die Bilder gingen ihm immer und immer wieder durch den Kopf. Das zittern wurde unheimlich stark und er verlor erneut die gesamte Körperbeherrschung.
Plötzlich kippte er nach hinten und während seine Augen sich drehten, sah er noch den schwarzen Himmel über sich.
Kurz darauf wurde alles finster und die beiden hörten einen Aufschlag hinter sich.
Patrick lag Bewusstlos auf dem Boden. Das war für diesen Tag und für die gesamten Tage hier die Höhe gewesen.
Vor seinen Augen einen Menschen zu erschießen und dann ausbluten zu lassen. Die Krönung war dann noch ihr Gerede, als würde ihr Alltag nur aus so etwas bestehen. Er kam nicht einmal so weit, darüber nach zu denken, dass genau dies zu seinem Job werden sollte.
Josh und Kevin hatten sich umgedreht und den bewusstlosen Patrick dort liegen gesehen.
„ Klasse…jetzt kippt er uns noch um.“
„ Josh…er ist 10. Erinnere dich selbst mal daran wie du mit 10 Jahren warst. Da hast du vielleicht noch eine unbeschwerte Kindheit gehabt. Natürlich sind meine Forderungen nicht geringer wie die unseres Bosses, aber du solltest nicht direkt mit so einer Miene an die Sache gehen“, erklärte ihm Kevin und zeigte das erste Mal eine Gefühlsregung die sich um Patrick drehte.

Trotzdem packte Josh Patrick unsanft und trug ihn zurück zum Auto.
Die Mission war erledigt und für diese Nacht stand auch nichts weiter an.
Während am nächsten Morgen Patrick noch seinen Rausch ausschlief hatte Josh schon sehr früh in der Küche eine Besprechung mit seinem Boss gehabt.
Dabei sprachen sie über 3 Themen. Zum ersten über die nächste Mission, zum zweiten über die Mission der vergangenen Nacht und zum dritten über den weiteren Verlauf ihres neuen Mitglieds Patrick.
„ Er hat die Mission gestern nicht wirklich gut verdaut. Da braucht er wohl noch Jahrelanges Training für, Boss. Ich weiß nicht ob er schon geeignet ist sich so etwas überhaupt anzusehen und schon gar nicht selber auszuführen.“
„ Nicht so Hoffnungslos denken. Ich habe großes mit dem Jungen vor. Aber wenn du sagst er ist überhaupt nicht fähig unsere Drogen und Aufträge zu verarbeiten, dann lasse ich mir dafür etwas anderes einfallen. In erster Linie sollten wir uns jetzt damit beschäftigen ihn zu pushen und abzuhärten.
Wenn er an Sensibilität und Empathiefähigkeit verliert, dann haben wir es auch leichter ihm solche Bilder zu zeigen und ausführen zu lassen.“
„ Ich stehe vollkommen hinter Ihrer Meinung. Sprechen Sie mich einfach an, wenn ich Ihnen bei den Plänen Hilfe leisten kann.“
Mit einem Kopfnicken ließ der Big Boss Josh gehen.
Der Boss stand nun alleine in der Küche und ging einige Schritte vor und wieder zurück.
Sein Blick verriet das er tatsächlich am überlegen war, denn irgendwie schien es für ihn Wichtig zu sein, dass sein Experiment mit Patrick nicht scheiterte. Dieser sollte und durfte nicht sterben.
Wenn es sein musste einen Gang zurück zu schalten um Patrick nicht dieser Belastung auszusetzen, dann musste er dies auch tun. Keinesfalls, weil ihm Patricks Wohl vor ging oder wichtig war.
Seine Marionette durfte nur nicht gefährdet werden, denn er hatte für ihn ein großes Risiko in Kauf genommen und dafür sollte er auch die perfekte Waffe werden.
„ Nur ein paar Jahre…nur das bisschen brauche ich, dann wirst du gar nicht mehr genug von den Aufträgen bekommen. Ich mache aus dir noch die reine Perfektion.“
Grinsend und Zielsicher verließ der Big Boss dann auch die Küche.
Bis zum nächsten Morgen hatte Patrick ausgeschlafen und fühlte sich, als er dann aufwachte auch endlich wieder ein kleines bisschen mehr Kind und nicht wie ein geforderter Erwachsener.
Er beugte sich nach vorn und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und daraufhin durch die Haare.
Langsam legte er dann die Hände auf seine Oberschenkel und sah rechts von sich aus dem Fenster.
Wie lange hatte er nun seine Eltern schon nicht gesehen und wann hatte er das letzte Mal wie ein typisches Kind gespielt?
Patrick fühlte sich fürchterlich schlecht, immer fester wurde dabei sein Griff in die Decke auf seinen Beinen.
Dass nebenbei die Tür aufging und jemand herein kam bemerkte er nicht einmal.
Ausgerechnet Josh stand mit genervtem Gesicht im Türrahmen und pfiff kurz um Patrick wieder aus der Trance zu holen.
Dieser schrak auf und sah überrascht nach links zur Tür und zu Josh der dort stand.
„ M-morgen…“, sagte er aus für ihn normaler Höflichkeit. So hatten es ihm doch seine liebenden Eltern beigebracht. Dabei fiel ihm dann aber ein, dass sie doch nicht so liebend hätten sein können. Sie hatten Patrick verkauft und ihn im Stich gelassen.
Wieder zog sich ein großer Stich durch seine Brust und erschwerten ihm die Atmung. Daran erinnert zu werden allein und verlassen zu sein, machte ihm erneut klar wie schwer das alles für ihn zu verkraften war.
„ Wir habe eine kleine Planänderung für dich. Natürlich wirst du nicht gefragt ob du das annimmst oder nicht. Es wird deine Pflicht sein zuzustimmen. Bevor du dein Mund aufmachst spreche ich gleich weiter. Ich habe eine große Mission in einem anderen Land und werde in einigen Stunden dorthin aufbrechen. Geplant war dich mit zu nehmen und dir auch Einsätze zu geben, aber weil du für nichts zu gebrauchen bist wirst du hier bleiben. Was mich so wieso nicht stört. Jedenfalls richte ich dir vom Boss aus das du ein hartes Training hier absolvieren wirst, damit du wenigstens in ein paar Jahren uns etwas nützt. Also steh auf und mach dich jetzt fertig. Der Boss erwartet dich unten. Näheres erfährst du dann dort.“

Josh hielt sich nicht mehr lange bei ihm auf und ging dann auch schon wieder heraus.
Patrick durfte nicht einen Ton von sich geben. Egoistisch wie er diesen Mann erlebt hatte, passte auch dieses Verhalten zu diesem für Patrick arroganten Kerl.
Seine kindliche Wut kochte in ihm auf, denn er fühlte sich hier nicht nur misshandelt, sondern wirklich herunter gestuft.
Mit nichts konnte er sich durchsetzen, er hatte nichts zu sagen gehabt. So langsam reichte ihm das auch. Wenn er doch hier keine Chance hatte weg zu kommen, dann musste er doch das Beste daraus machen. Aber was war das Beste? Menschen töten und Drogen zu nehmen? Ein toller Anfang wäre das nicht gewesen.
Dabei fiel ihm ein, am besten jetzt den Boss nicht zu verärgern. Er stand vom Bett auf und ging zum Fenster. Wenn er nach draußen schaute, dann wirkte die ganze Welt völlig normal.
Genau er saß im Zentrum der Anomalität. „ Klasse“, dachte sich Patrick dabei nur und hatte sich die paar Klamotten angezogen die er hier zur Verfügung hatte. Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarze Socken. Alles schwarz. Das war nicht gerade die Lieblingsfarbe eines fast 11 jährigen gewesen. Patrick wollte Geburtstag feiern. Seinen Freunden hatte er doch auch schon Einladungen geschickt. Diese Feier und wohlmöglich auch jede weitere in seinem Leben würde es nicht mehr geben.

Kapitel 2: Freddy

Gedanken überströmt zog er sich dann auch endlich komplett an.
Nur vorsichtig öffnete er die braune massive Holztür und wagte sich einen Schritt nach draußen auf den Flur.
Erst sah er nach links in die Leere und dann nach rechts in den Gang wo niemand zu sein schien.
Nicht einmal einen Mucks hörte er.
Da es nach seiner Erinnerung nach rechts ging um nach unten zu kommen, schlug er auch diesen Weg ein.
Als er schon die ersten Stufen der Treppe herunter ging, hörte er schon bekannte Stimmen.
Es war also immer noch kein Albtraum gewesen aus dem er bald erwachen würde.
Der Boss sah dann den kleinen, zierlichen Jungen die Treppe herunter kommen und unterbrach mit seinem Gegenüber das Gespräch.
„ Da bist du ja endlich Patrick. Jetzt beeil dich!“
Die Stimme flößte ihm schon Angst ein und ließ es ihm kalt über den Rücken, nein über seinen gesamten Körper laufen.
Mit gesenktem Kopf und einer sehr verkrampften Körperhaltung blieb er vor seinem Boss stehen.
„ Josh hat dich ja schon leicht über meine Pläne aufgeklärt. Ich spreche gerade mit deinem Trainer für die nächsten Monate und vielleicht auch Jahre. Du wirst jetzt sofort mit ihm gehen. Er hat ein Trainingslager und wird dich ab und zu wieder hier absetzen. Seine Gesetze gelten erst mal genau so, als wären es meine. Jetzt geh!“
Schon wieder! Schon wieder hatte er keine Möglichkeit gehabt sich ins Gespräch einzubringen.
Man nahm ihm ständig das Wort aus dem Mund. War das Absicht, oder gingen die einfach davon aus, dass er nichts zu sagen hatte? Die zweite Möglichkeit war es wohl eher gewesen.
Wie er es so oft schon durchmachen musste, griff man ihn unsanft am schmalen Oberarm und zog ihn hinter sich her.
Luft! Er spürte endlich mal die frische Luft des Tages.
Fast hätte sich ein Lächeln auf seinen Lippen geformt, aber dies vergaß er wieder ganz schnell.
Das Auto wartete schon direkt vor dem Haus auf die beiden. Der Typ war bestimmt an die 2 m groß. Mit Sicherheit auch ein Bodybuilder, oder so was in der Art.
Jedenfalls würde er wohl Patrick keine Ruhe lassen um mal nach Luft zu schnappen.
Während die beiden in den dunkel blauen Audi einstiegen, wurden sie von einem anderen beobachtet.
Die Person wollte gerade aus dem Gebüsch springen, da fuhr das Auto auch schon los.
Für Patrick begann dann in der große Halle ein harter Tag zum trainieren. Natürlich war alles für seine Maße berechnet gewesen. Es brauchte eben Zeit und diese musste sich der Boss nehmen wie er festgestellt hatte. Aus einem hell braunem PVC Boden bestand die Halle. Auf der einen langen Seite waren normale Wände und auf der gegenüber liegenden Seite nur groß flächige Spiegel. In diesen hätte Patrick sich durchgehend beobachten können. Vom Sinn her war es natürlich gut gewesen sich selber zu sehen und Fehler schneller zu erkennen, aber so was alles brauchte Patrick einfach nicht. Wozu machte er diesen Mist eigentlich? Da fiel ihm glatt wieder ein, dass er sich das ja nicht selbst ausgesucht hatte. Man hatte es ihm ja wahrlich aufgezwungen. Der große Mann und er waren alleine in der Halle gewesen und das Programm wurde dann oberflächlich erklärt.
„ Okay Junge…mein Name ist Freddy. Der Muskelaufbau ist eines der wichtigsten Aspekte in diesem Job. Muskeln und Grips! Dabei ist mit Grips nicht das gemeint was du wohl denkst. Du musst in deinen Missionen immer logisch und vorausschauend denken. Wenn du das nicht ernst nimmst, bist du schneller tot als du zwinkern kannst. Deshalb werde ich dir erst einmal beibringen wie du schnell das nötigste aufbaust… Irgendwann wird das schon zur Routine.“
Patrick konnte diesem fremden Kerl erst nicht folgen, so schnell wie dieser gesprochen hatte.
Was dachte dieser wen er vor sich hatte? Einen ausgebildeten Erwachsenen Profikiller, oder was? Er war ein Kind…einfach nur ein Kind.
Also was zum Teufel bildete er sich ein von einem Kind fordern zu dürfen?
„ Muss ich das machen? Eigentlich…“, fragte Patrick noch und beendete vorzeitig seinen eigenen Satz.
Er bemerkte, dass es einfach keinen Sinn hatte und zwecklos war sich dagegen zu widersetzen.

Die nächsten Wochen waren für Patrick sehr anstrengend gewesen. Er hatte Muskelkater und musste unter diesen Schmerzen weiter trainieren, aber es war gut. Von Tag zu Tag wurde es härter, aber sein Muskelkater nahm dauerhaft ab.
An die Arbeit hatte er sich mittlerweile auch schon gewöhnt. Das bedeutete nur noch lange nicht, dass es Patrick auch Spaß machte, was er hier tat.
Vor allem der Gedanke für was er so trainieren musste war sehr abstoßend gewesen.
5 Minuten hatte Freddy ihm gegönnt Pause einzulegen und Patrick konnte einen Schritt nach draußen in die für ihn so nahe und doch so ferne Welt machen.
Die Sonne blendete ihn…es wurde immer wärmer und doch schien die Wärme von Patricks Seite zu weichen.
Vielleicht war es ja auch Absicht und einfach sein Schicksal gewesen sich in diese düstere, verbitterte Welt zurück zu ziehen. Mit Sicherheit würde Patrick irgendwann vergessen haben wie alt er überhaupt ist. So Erwachsen wie er hier behandelt wurde konnte er nicht einmal mehr 11 Jahre alt sein.
In ein paar Monaten wäre er wohl in seiner Altersstufe das muskulöseste Kind gewesen.
Anstatt über diesen Gedanken erfreut zu sein, holte ihn ein ekelhaftes Gefühl ein. Mag sein das es Kinder gab die so etwas toll finden würden, aber Patrick wollte einfach nur Kind sein.
Ach wie sehr er es vermisste draußen mit seinen Freunden Fußball zu spielen, dies fiel ihm ein als er einen Stein vor seinen Füßen immer ein Stück nach vorne kickte.
Vermisste ihn überhaupt irgendjemand? Mit Sicherheit nicht, denn sonst hätte man ihn doch schon gefunden.
Sein Hoffnungsschimmer war ja gewesen von der Polizei gefunden zu werden. Josh hatte ihm nur oft genug erklärt das diese Organisation bisher unentdeckt geblieben war.
Ihre Verstecke waren nicht nur nahezu, sie waren perfekt. Nach welchem Ausweg suchte Patrick dann?
Dass ihm jemand gerade entgegen kam bemerkte er nicht, da er mit gesenktem Kopf und gedankenabwesend dem Stein nach ging.
Schon war ihm jemand an den Hals gesprungen und hatte ihn kräftig umarmt. Patrick war überwältigt von dieser schnellen Attacke.
Aus Reflex und dadurch, dass er schon leicht abgehärtet war, stieß er den fremden Jungen von sich. Doch dann…
Gerade wollte der etwas körperlich kleinere Junge seinen Mund aufmachen und wahrscheinlich einen verblassten Namen aussprechen.
Doch im selben Moment drückte Patrick seine Finger zu einer Faust, kniff die Augen zusammen und brüllte lautstark: „ SAG ES NICHT!“
Wogegen noch eine kurzfristige wärme herrschte, wurde es wieder eiskalt.
Patrick hatte die Situation mit einem Gebrüll völlig abgebrochen und seinen gegenüber in einen Schock Zustand versetzt.
Dieser unterbrach tatsächlich den Namen den er gerade aussprechen wollte und erkannte diesen Menschen gegenüber von sich nicht wieder, denn dieser Mensch war sein bester Freund gewesen. Lagen die Worte tatsächlich nur auf „war“?
Beide sahen sich danach einige Sekunden wortlos an. Bis Patrick das Schweigen brach und sich zu seinem neuen Namen bekannte.
„ Patrick...nenne mich nicht anders außer Patrick.“
„ Patrick? Ja, aber…was ist bloß mit dir los? Ich dachte schon du seist…“
Was er da dachte war wohl klar gewesen und Patrick sah bedrückt zurück zum Boden.
Zwischen ihnen lag noch der Stein von vorhin. Patrick beugte sich herunter und nahm ihn in seine Hand und sagte: „ Ich muss zurück. Wir sollten keine Freunde mehr sein. Das wäre ganz sicher nicht gut.“
„ Warum? Meine Eltern haben dich überall gesucht, die Polizei sucht dich ebenfalls. Du bist als vermisst gemeldet.“
„ Von meinen Eltern!“, platzte es aus Patricks Mund heraus und große Hoffnung baute sich wieder auf.

Es war in seinen Augen zu sehen gewesen wie glücklich ihn diese Meldung machte, sie glänzten und strahlten wie der hellste Stern am Himmelszelt, bis dann sein Freund mit kopfschüttelnder Miene sagte: „ Nein…deine Eltern sind auch nicht mehr hier. Wir haben dich als vermisst gemeldet.“
Schwarz…alles wurde schwarz. Die Realität hatte Patricks Wunschvorstellung mit einem Satz wieder zerstört.
Wie erbärmlich einer solchen Lüge die er sich selbst da gerade aufgestellt hatte einen Funken Glauben geschenkt zu haben. Aus welchen Grund hätten seine Eltern die ihn ja so wieso nicht mehr haben wollte eine Vermisstenanzeige stellen sollen?
Außerdem war die Stadt Surem so klein, dass man hätte ihn doch überall finden können.
Doch selbst die Polizei sollte ihn ja nicht gefunden haben. Vielleicht war die Suche wirklich so schwer…nein, es war jetzt wichtig nach vorne zu schauen und alles zu vergessen. Genau so sollte er es doch machen. Sein ganzes Leben zuvor vergessen und sich dem neuen widmen.
Diese alte Persönlichkeit war nichts mehr wert gewesen und um ehrlich zu sein brachte sie zur jetzigen Zeit nur Frust, Schmerz, Trauer und Einsamkeit.
Vor der Tür stand Freddy und rief in einem sehr harten Ton nach Patrick. Schlagartig hatte sich dieser umgedreht und geriet sogar leicht in Panik.
„ Ich muss zurück…sofort. Komm bloß nicht noch mal hier her. Wir können uns nicht sehen. Nie wieder!“
„ Ja, aber…“
Doch dann rannte Patrick schon schnell zurück um keinen Ärger einstecken zu müssen.
Sein Freund rief ihm trotzdem noch nach: „ Ich bin dein bester Freund! Ich werde immer für dich da sein…vergiss das nicht!“
Was erwartete man auch groß von einem 11 jährigen Jungen außer solch einen Satz, denn dieser war doch nicht fähig in diesem Alter die ganzen Probleme die auf Patrick einstürzten zu verstehen. Für ihn zählte gerade nur diese tiefe Freundschaft.
Ihr kurzes und nicht aufschlussreiches Gespräch war so mit beendet gewesen, aber der Junge dachte erst recht nicht darüber nach Patricks Rat zu befolgen. Er hoffte ihn hier öfters zu erwischen und irgendwie wieder einen Draht zu seinem Freund zu bekommen.
Unzufrieden mit dem Resultat des Gesprächs war er zu Fuß nachhause gegangen und überlegte auf dem Weg wie man mit so etwas nun umzugehen hatte, aber solchen Problemen war er einfach noch nicht gewachsen.
Aus Unsicherheit und Angst hatte dieser zu Hause nichts seinen Eltern erzählt. Vielleicht würden sie mit ihm schimpfen, oder Patrick würde das einfach nicht wollen. Zwar war er noch sehr jung aber daraus ließ sich nicht nur Dummheit schließen. Vielmehr überlegte er sich wie ein Kind, das er eben noch war einen einfachen Plan um an seinen Freund heran zu kommen. Er zerbrach sich schon fast seinen Kopf damit, um dafür eine Lösung zu finden. Nicht mal die Schule oder die anderen Freunde waren ihm so Wichtig gewesen wie jetzt Patrick und damit seinem besten Freund zu helfen.
Aus einem Aussichtslosen Weg schien sich dann doch langsam ein Lichtlein durchzuringen. Irgendwas hatte er nun doch am Ende entwickeln können.
Einen sehr typischer Plan wie sich bald herausstellen würde.


Ärger konnte Patrick nicht mehr aus dem Weg gehen, aber da dies nun wieder einige Tage vorbei war, ging es schon lange um andere Dinge. Training ging allem vor und jedes Mal wenn Patrick am Boden lag und kaum noch Luft bekam, wurde er nahezu wieder auf die Beine geprügelt.
Mit Gewalt und Brutalität zerrte ihn Freddy am Arm hoch, stieß ihn wieder zu den Sportgeräten um weiter zu trampeln.
Wenn das nicht schon Abhärtung bedeutete was wäre dann unter abhärten zu verstehen gewesen?
„ Ich kann nicht mehr…“
„ Halt den Mund! Von, ich kann nicht mehr, wird hier nicht gesprochen. Hier muss alles klappen. Von vorne bis hinten. Also mach jetzt weiter und schweig!“, so leicht wurden Patricks Worte zerschmettert.
Siegreich konnte man hier wohl ganz selten bzw. gar nicht heraus gehen. Nun fragte sich Patrick, wenn er stark genug werden würde…hätte er dann die Möglichkeit freier über sein Handeln zu entscheiden? Was blieb ihm anderes übrig als es zu versuchen? Mit dieser kleinen Motivation setzte er sich auf dem Fahrrad wieder auf und trampelte kräftig weiter um seine Beinmuskulatur zu trainieren.
Natürlich war allen klar wie stark sie Patrick fordern konnten, und diese Grenzen forderten sie auch, wirklich bis zum letzten Tropfen.
Total erschöpft und fertig mit den Nerven, fiel Patrick am Ende des Tages in sein Bett und wollte jetzt nur in sich sacken und nichts mehr tun. Keine Bewegung, kein nachdenken, mit niemanden sprechen.
Einfach nur für sich alleine sein, dösen und den nächsten Tag kommen lassen. Alles würde von vorne los gehen und irgendwann würde der Boss ihn wie dieser immer sagte als perfekte Maschine einsetzen.
Wie nicht anders zu erwarten war klappten ihm die Augen auf und zu. Sie hielten sich mit jedem Mal schwerer offen und irgendwann gaben sie ganz nach. Dadurch das er oft erschreckt wurde konnte er nicht mehr richtig tief schlafen, denn meistens nickte er nur zum ausruhen ein.
Nur mitbekommen hatte er nicht wie lange er weggetreten war, denn plötzlich schlug etwas gegen die große Scheibe in seinem so dunklen Zimmer. Das Bett lag so im Raum das er direkt links zur Seite hin nach draußen gucken konnte.
So schnell sprangen auch Patricks Augen wieder auf. Sofort sah er zur Scheibe aber erkannte dort nichts.
Müde und richtig erschöpft beugte er sich nach vorn und fuhr sich einmal mit der Hand durch die Haare.
Die Hand ließ er in seinen Haaren stecken und kratzte sich nur mit den Fingern leicht am Ober Kopf. War das jetzt ein Traum gewesen und dieses knallen war überhaupt nicht passiert? Wie so oft konnte Patrick immer schwerer die Realität von der Traumwelt unterscheiden.
Hoffnungen die theoretisch gesehen hätten wahr werden können, waren von Patrick sehr weit entfernt. Jedes Kind hoffte wohl die Eltern nie zu verlieren und diese Hoffnung wurde in den seltensten Fällen auch zerstört. Bei Patrick war das nicht so gewesen. Nicht nur ein Elternteil hatte er verloren, nein gleich beide verließen ihn auf diese brutale Art und Weise. Sie hätten ihn doch in ein Heim oder zur Adoption frei geben können.
Wieso also ausgerechnet zu solch einer brutalen Mafiagang? Als ihm die Mafia durch den Kopf schwirrte, fiel ihm wieder ein was damals Josh und Kevin gemacht hatten. Eiskalt einem Mann in den Kopf geschossen. Dies wäre die Routine die irgendwann einkehren würde. Eine abartige Vorstellung wie Patrick erneut feststellen musste. Zum Ausruhen kam er doch nicht wirklich, denn immer zu fielen ihm die Geschehnisse der letzten Wochen ein und versetzten ihn in ein noch tieferes schwarzes Loch.
Seit wann war er bloß hier mit dieser Truppe zusammen? Selbst das war schon in seiner Erinnerung so verblasst.
Patrick hatte das Gefühl sich sehr wahrscheinlich immer nur an die letzten paar Tage erinnern zu können. Vielleicht war es gut so oder gerade drum sehr schlecht. Kopfschüttelnd wollte er diesen Gedanken entfliehen.
Ein leichter Seufzer entwich seinen Lippen. Vielleicht war es auch eher ein gelangweiltes ausatmen gewesen was sich so ähnlich anhörte.
Patrick wandte sich vom Bett ab und ließ die Beine an der Bettkante herunter hängen. Einen Moment lang blieb er noch sitzen und streckte sich einmal kurz. Sein gähnen signalisierte das er noch nicht wirklich wach war.
Trotz, dass nichts am Fenster zu sehen war, wollte er nachsehen gehen und machte das Fenster auf.
Es kam ihm die frische Abendbrise entgegen und Patrick schloss die Augen. Die kalte Brise fühlte sich sehr angenehm auf seiner Haut an. An den Seiten des Fensterrahmens hielt er sich dann fest und wollte dieses angenehme Gefühl noch einen Augenblick auf sich einfließen lassen.
Nur für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl wieder Freiheit zu spüren. Jetzt würde er am liebsten aus dem Fenster springen und seine Flügel ausbreiten. Die Flügel die so extrem gestutzt wurden wieder der Freiheit hingeben. Wie ein kleiner Spatz der zwitscherte und nach seinen Freunden, um mit ihnen zu spielen rief. Ach wäre das schön…
Als er die Augen wieder öffnete überkam ihn schon wieder in so kurzer Zeit ein riesen Schreck.
Wer konnte bloß anderes dahinter stecken als sein Freund, der am Gebäude Hoch geklettert war und sich nun am Fenster festhielt.
„ Grah…zieh mich hoch!“
Patrick wollte ja eigentlich nicht, dass er nochmal kam, aber sollte er ihn jetzt einfach so hängen lassen oder runter stoßen? Nein…so was ging jetzt auch wieder nicht. Er fasste sich schnell einen Entschluss und zog mit beiden Händen den Jungen an den Oberarmen in sein Zimmer.
Patrick war richtig aufgebraust gewesen. Zum einen hatte er sich wahnsinnig erschreckt und so etwas ging im Moment gar nicht, denn sonst war er überhaupt nicht so schreckhaft gewesen.
Zum anderen sollte er doch nicht wieder her kommen. Wie sollte er ihm denn bloß erklären, dass er sich selber und auch Patrick in große Gefahr brachte. Ehe daran zu denken seine neu gelernten Fähigkeiten einzusetzen und seinen Freund um die Ecke zu bringen, wollte er diesem Helfen und aus der ganzen Geschichte raus halten.
Wie stellte man das denn an, wenn einer einen nicht in Ruhe ließ und man dieser Person nicht die Wahrheit sagen konnte?
„ Danny! Du Vollidiot was machst du hier?“, meckerte der sonst, in Dannys Augen so ruhigere Patrick ihn an.
Verschwitzt und außer Atem musste sich Danny erst einmal wieder fassen. Er war nach vorne gebeugt und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. Sein tiefes ein und ausatmen war noch einige Minuten zu hören gewesen. Nur langsam stellte er sich wieder aufrecht und sah zunächst mit einem breiten Lächeln oder vielmehr einem stolzen grinsen zu Patrick.
„ Ich hab´s geschafft…mein Plan hat funktioniert“, gab er begeistert von sich preis.
Patrick sah ihn ungläubig an und kehrte ihm den Rücken. Sehr gerne wäre er seinem ehemals besten Freund um den Hals gefallen. Er war seit Wochen der erste der in ihm die Gefühlsregung von Freude wieder hervor rief. Aber wenn er ihn so wieso wieder verlieren musste, wollte er keine Freude zulassen.
Wieder in sich vertieft bekam er nicht mit das Danny von hinten angesprungen kam und seinen Freund ganz feste umarmte.
Umarmung,…was für ein Fremdwort, dies mittlerweile für Patrick war. Ihn überkamen schon fast die Tränen, denn sein Freund würde mit Sicherheit jetzt nicht verstehen wieso ihn das so verletzte.
Nur langsam löste sich Patrick von dem Griff und setzte sich auf die Bettkante. Sein trauriger Hundeblick ging Danny mit nur einem Anblick sehr nah ans Herz. Er beugte sich vor seinen Freund auf den Boden und sah ihn von unten an. Diese so verletzten Augen konnte Danny einfach nicht deuten. Was war seinem Freund bloß so schreckliches wiederfahren, dass er so zerbrochen war, fragte sich Danny?
Patrick wusste niemanden außer Danny zum sprechen zu haben. Warum sollte er diesem also nicht die ganze Geschichte hier erzählen? Aber wenn dieser zur Polizei rennen würde.
Danny hatte ihn in der Zwischenzeit abermals gefragt, was ihm alles passiert sei und Patrick endlich mal mit der Wahrheit herausrücken sollte, aber Patrick sträubte sich davor die Wahrheit zu erzählen. Außerdem welche Wahrheit sollte er erzählen, wenn er selbst an der ganzen Horrorgeschichte hier zweifelte?
Nur Danny bemerkte wie sich Patricks Finger immer tiefer und tiefer in seine Hose bohrten. Die Hände die sein Freund auf Patricks Beine gelegt hatte, spürten die starke Vibration von Patricks zitternden Händen.

„ Patrick…ich werde bei dir sein. Ich werde dir helfen hier heraus zu kommen. Sag mir nur was ich tun soll.“
Lange bekam er keine Antwort auf diese flehende Frage und Patrick schaute bedrückt zur Seite.
Er konnte in diesem Moment Dannys blicken nicht stand halten. Zu lügen brachte nichts, aber von dem hier zu erzählen, würde sie beide am Ende nur umbringen.
„ Du darfst nichts tun Danny. Du darfst keinem von hier erzählen und auch nichts der Polizei. Auf keinen Fall! Die sind hier so…so mächtig. Sie sind unschlagbar.“
Jedes einzelne Wort was Patrick da ausgesprochen hatte, brannte sich in Dannys Kopf ein.
Sie waren so ehrlich und wahrheitsgemäß. Niemals hätte er jetzt seinem Freund in den Rücken fallen können. Wenn dieser sich so sicher war das es eine riesen Katastrophe geben würde, wenn Danny Hilfe dazu holen würde dann wollte er es auch nicht tun.
Was nur jetzt nicht bedeutete, dass er selber auch nicht mehr handeln wollte.
Zielsicher stand Danny wieder auf und hatte Patrick klar und deutlich gesagt, dass er bei ihm bleiben würde.
Genau an diesem Ort würde er nun bleiben und Patrick unterstützen. Wie stellte sich dieser das bloß vor, fragte sich Patrick. Er selber kam unfreiwillig hier her und Danny wollte sich freiwillig hier platzieren und wenn er ehrlich war fragte er sich, was sie an Danny finden würden. Er war ein stinknormaler Junge. Gut er müsste aufs Gymnasium die fünfte Klasse gehen.
Danny war ganz und gar nicht dumm gewesen. Schon immer wusste Patrick seinem Freund in diesen Hinsichten nachzuhängen. Kurz bevor dies hier passiert war wurde beschlossen das Danny auf das Gymnasium geht und Patrick selber auf eine Gesamtschule. Beide waren nicht dumm, aber Danny war der wirklich Intelligentere von ihnen.
Vielleicht war es die falsche Entscheidung, vielleicht war das genau sein Untergang und vielleicht war das gerade mal der Anfang vom Ende. Trotzdem beschloss Patrick endlich die Hilfe seines Freundes anzunehmen, denn ohne diesen würde er mit Sicherheit vollkommen untergehen. Jetzt fehlte nur ein Plan um dies einzufädeln.
Erst jetzt wurde Patrick klar, dass er um diesen Wunsch zu erfüllen sich vollkommen seinem Boss hingeben musste.
Wenn er sich weiter wehren wurde um seinen Kopf durchzusetzen, dann hatte er mit Sicherheit keine Chance.
Fürs erste musste Danny wieder verschwinden und Patrick versprach irgendwie ein Gespräch mit seinem Boss zu arrangieren. Seine Hoffnung war, dass der Boss so viel Wert in ihn legte und vielleicht mit ihm einen Deal eingehen würde. Die Frage die man sich nun stellte war, ob Patrick bereit war alles einzugehen was dieser Mann wollte, nur um Danny bei sich zu haben.

Nach 3 weiteren Tagen gelang es Patrick für eine Stunden seinen Boss zum sprechen zu bekommen.
Als dieser Patrick nach den ganzen Wochen sah, war er sichtlich über dessen Veränderung überrascht. Natürlich war er noch nicht sein optimaler Mann, aber in seinen Augen war er eben doch nur ein Kind. Trotzdem wirkte er wenigstens nicht mehr seinem Alter entsprechend, sondern weit aus Älter.
Mit hoher Erwartung sahen sich beide tief in die Augen, denn der eine erhoffte sich einen großen Wunsch mit diesem Gespräch zu erfüllen und der andere wollte nur hören, dass Patrick sich endlich dem ganzen Zeug hier hingeben würde und seine ganze Loyalität in die Gang stecken wollte.
„ Ich habe einen Wunsch…wenn Sie mir diesen Wunsch erfüllen, dann mach ich das auch unter der Bedingung von einem Deal“, sagte Patrick entschlossen aber mit einem starken Zittern in der Stimme. Die Hände ballte er zu Fäusten zusammen, da er sich einfach vor diesem man fürchtete. Er war nicht der größte Mann und trotzdem machte seine stabile Statur ihn furchterregend.
Dem Boss gefielen die brennenden Flammen in Patricks Augen. Sie zeigten schon den gesuchten Hauch an Bosheit, Stolz und Entschlossenheit. „ Ein Deal…das hört sich schon sehr gut an. Du scheinst ja doch zu lernen. Erzähl mir, sag es mir.“
Patrick nahm nun seinen ganzen Mut wieder zusammen und betete jetzt sogar das es klappen würde.
Große Angst kam in ihm hoch. Immerhin hätte er sogar Prügel für so einen Wunsch bekommen können. Was hatte denn auch ein anderes 11 jähriges Kind hier zu suchen? Kurz holten ihn die Zweifel wieder ein, ob das nicht alles zwecklos wäre.
Ehe Patrick noch umschwenken konnte war es auch schon aus seinem Mund geplatzt: „ Ich möchte, dass ein Freund von mir hier her kommt. Er wird seine Klappe halten und…und ich tu alles was Sie wollen, wenn Sie mir das genehmigen.“
Ein lauter Atemstoß kam aus Patrick heraus. Die Last aus seiner Brust dies zu äußern war ausgetreten. Doch leichter wurde es ihm damit nicht, denn jetzt musste erst die schon fast alles entscheidende Antwort kommen.
Dieser Mann schaffte es keine Miene zu verziehen, tot ernst zu schauen und man glaubte ihm, dass er keine Gefühlsregung zeigen konnte.
Als er dann dazu neigte seinen Mund zu öffnen, konnte Patrick es nicht glauben was dieser da sagte: „ Gut…wenn es nur so ein mickriger Wunsch ist. Es soll dir genehmigt werden, ABER…mit dem Preis den du mir dann zahlst…“
Würde es sich für diesen Preis nun lohnen dafür zu kämpfen? War Patrick tatsächlich bereit sich nun hinzugeben und seinem Boss zu Füßen zu liegen? Was war denn von seiner Persönlichkeit noch groß übrig geblieben. Patrick war zu einem Roboter mutiert, der keine eigenen Entscheidungen mehr treffen durfte. Alles wurde ihm vorgelegt und sein Schicksal war doch so wieso vorher bestimmt.
Also warum sollte er es nicht um jeden Preis den er hier zahlen musste tun?

In Patricks verdunkeltem Zimmer ertönte eine helle Stimme. Diese Stimme klang so hoch und so rein, dass sie irgendwie nicht hier hin passte.
Mittlerweile verbrachte Patrick wieder das Wochenende im Zentralhaus der Gang. Unter der Woche musste er weiterhin harte Trainingsstunden ableisten, aber nach seinem letzten Gespräch mit dem Boss hatte sich einiges geändert. Die Tür flog schon fast aus dem Rahmen als Danny in sein Zimmer herein gesprungen kam. Tatsächlich! Danny schien angenommen worden zu sein.
Ihre Abmachung lief so ab, dass Danny kommen und gehen konnte wann er wollte. Zu Hause musste er um jeden Preis schweigen und ehe er nur einen Ton sagen konnte würde man ihn umbringen. Das war beiden klar und genau aus diesem Grund waren sie sehr vorsichtig und Patrick wies ihn oft daraufhin sich nicht ausversehen doch zu verplappern.
„ Patrick…so ein Mist auch. Diese verdammten Aufgaben. Die haben auch echt keinen besseren gefunden als mich das machen zu lassen.“
„ So ganz ohne Arbeit geht es eben nicht Danny. Sei froh dass sie nur das von dir wollen. Ich weiß gar nicht wie ich meinen Aufgaben gerecht werden soll.“
Mittlerweile war auch Danny klar wohin sie Patrick treiben wollten. Danny selber musste hier ebenfalls Arbeiten erledigen.
Wenn sie neue Lieferungen bekamen, musste er manchmal zwei verschiedene sortieren. Für Patrick war diese Aufgabe natürlich sehr mager zu dem worin er dressiert wurde.
Die harten Training stunden zahlten sich aus, denn Patrick wurde immer stärker. Am Ende jeder Woche wurde gemessen das auch ja kein Fortschritt zurück ging. Wenn es mal so war, dann wurde doppeltes Training verordnet. Danny und Patrick hatten nie viel Zeit miteinander zu sprechen, aber diese genügte um Patricks tief verwundete Seele Trost zu schenken.
Sie saßen beide nebeneinander auf dem Bett und starrten nach draußen. Oft vergingen die Minuten auch nur mit einem schweigen. Aber es tat ihnen gut.
Danny tat Patrick gut. Für ihn war dieser liebe Mensch ein Freund wie keiner solch einen hatte.
Genau dieser Mensch wollte tatsächlich Patricks bester Freunde sein. Eine Ehre…eine unheimlich große Ehre für ihn.
Langsam stand Patrick vom Bett auf und zog sich an. Nach dem er seine Sporttasche gefüllt hatte, verabschiedete er sich für die nächsten Tage von Danny.
Die nächste Trainingseinheit musste in einem Zug gemacht werden. Die beiden standen voreinander und umarmten sich vorsichtig. Als wäre der jeweils andere so zerbrechlich das sie sachte miteinander umgehen müssten.
Ein aufgedrücktes lächeln setzte Patrick auf. Seine Hand hob er leicht an, als würde er winken wollen.
Danach war er auch durch die Tür verschwunden und ließ Danny in diesem tief dunklen Zimmer alleine zurück.
Immer mehr tat dem 11 jährigen sein bester Freund Leid, denn auch wenn er jetzt bei ihm war, so konnte er an dessen Schicksal nichts ändern.

Unten in der Eingangshallte standen schon Josh und Kevin. Die beiden konnte Patrick bis jetzt nicht ausstehen. Kevin war noch ganz in Ordnung. Mit diesem legte er sich nicht an.
Josh dagegen provozierte Patrick ständig und machte sich über ihn lustig. Zu seinem Schock hatte er heraus gefunden das er bei seiner Vermutung wie alt die beiden waren vollkommen danebenlag.
Für ihn hätten die beiden nur über 20 sein können, aber tatsächlich stellte sich heraus das Kevin gerade einmal 16 Jahre alt war und Josh nur zwei Jahre Älter und somit 18 Jahre alt. Man merkte wie getrimmt hier alle waren. Ihr natürliches Alter war nicht mehr deutlich zu erkennen.
Der Boss hielt Patrick noch auf und wollte den dreien jetzt noch etwas verkünden.
Erst jetzt fielen Patrick die Koffer in der Ecke auf und er fragte sich wohin es nun ging.
„ Du wirst gleich zu deinem Training gehen Patrick. Josh und Kevin werden nun für einige Jahre an einen anderen Ort verlegt. Du wirst erst mal nicht mehr mit den beiden arbeiten können“, erklärte er.
Zum Glück musste Patrick nicht mit den beiden auf die Reise gehen. Warum stand er denn jetzt hier und musste sich etwas anhören, was nur oberflächlich mit ihm zu tun hatte?
Josh erklärte dann weiter: „ Unser Flug geht erst heute Nacht. Wir nehmen dich Grünschnabel zum Training mit und von dort aus müssen wir uns glücklicher Weise lange nicht mehr sehen.
Der Boss nickte nochmals zur Bestätigung und ließ die drei dann mit einem Kopfschütteln zur Tür hin gehen.
Josh führte wieder als erster an, Kevin lief dicht hinter diesem her und Patrick schloss als letzter an die Gruppe an.
Für Patrick war es eigenartig das Kevin auch schon mit dem Auto gefahren war. Er war erst 16 und mit seinen Eltern schien er auch nichts zu tun zu haben. Wie durfte er also fahren? Man merkte einfach, dass Patrick noch immer nicht ganz in diesem Geschäft war, denn hier interessierte es niemanden wer mit wie viel Jahren schon Auto fuhr. Man musste es einfach lernen und teilweise auch ohne einen regulären Führerschein. Diesmal aber setzte sich Josh ans Steuer und Kevin zum Beifahrer.
Sehr schweigsam wurde die Autofahrt nach dem Josh den Motor gestartet hatte und los fuhr. Das waren die wenigen Momente wo sich Patrick die Stadt und die Umgebung angucken konnte. Sie wirkte von Tag zu Tag immer fremder.
Während der Fahrt fiel Patrick auf, dass Kevin der eigentlich nervöse im Auto war.
Seine Finger blieben nicht ruhig. Sie spielten am Türgriff, mit Papierstücken oder mit den eigenen Fingern hin und her.
„ Sag mal Kevin…kannst du aufhören so hibbelig zu sein? Das nervt“, erklärte Josh deutlich. Dabei dachte Patrick, dass wenigstens Josh zu Kevin nett sein würde. Aber dieser Kerl schien wohl niemanden so richtig zu mögen.
Wortlos versuchte Kevin danach ruhig zu sein. Vor dem Haus wo Patrick immer trainierte hielten sie an.
In einem Befehlston sagte Josh: „ Du kannst ja jetzt alleine rein gehen. Wir fahren noch wo anders hin.“
Ohne ein Gegenwort oder irgendeine Frage zu stellen stieg Patrick mit seiner Sporttasche aus dem Auto raus und ging in der Dunkelheit zur Haustür.
Kevin starrte auf den Rücken des kleinen Patrick der gerade zur Türe hinging.
Mit Zeigefinger und Daumen strich er leicht über seinem Kinn entlang und sagte dann zu seinem Kollegen: „ Ich traue ihm nicht.“
„ Wem? Dem Kind...haha. Du bist mir einer Kevin.“
„ Hör bitte auf so dumm rum zu scherzen. Du weißt genau, dass ich diesen Freddy meine. Du kennst ihn und du weißt wie er ist.“
„ Na und…der kleine hat es doch verdient.“
„ Aber ich hatte es nicht verdient? Er ist gerade mal 11 Josh.“
„ Bei dir war es anders. Wir können doch so wieso nichts dagegen tun. Wir erfüllen nur die Befehle von unserem Boss. Als beenden wir das Thema.“
Hier schienen zwei gewaltig mehr zu wissen, als Patrick von seinem Lehrer wusste. Kevin starrte besorgt zum Haus und sah wie Patrick durch die geöffnete Tür verschwand.
Kurz schloss er die Augen und wirkte sichtlich verunsichert. Allerdings musste er Josh recht geben, denn es lag nicht in ihrer Hand was der Boss plante und vor hatte.

Zunächst breitete Patrick seine Sachen für die nächsten Tage im Zimmer aus. Dabei holte er auch eine kleine Dose heraus.
Wenige Schritte ging er zum Fenster und das Licht des Mondes schimmerte auf die Schrift der Dose.
Patrick setzte sich auf einen Stuhl der neben dem Bett stand und nahm das Glas mit der Wasserflasche vom Tisch.
Aus der Dose nahm er sich dann zwei Tabletten heraus und wollte sie mit einem Glas Wasser herunter schlucken. Um es nicht umständlich zumachen schmiss er beide Tabletten zusammen in seinen Mund und trank direkt aus der Flasche das Wasser und spülte die Pillen herunter.
Diese Tabletten benutzte Patrick seit er diesen Deal mit dem Boss gemacht hatte. Vielleicht waren das ja Anabolika Tabletten. Sie hätten Patricks Muskeln pushen können, aber vielleicht steckte auch was ganz anderes hinter diesen Tabletten.
Nach dem Patrick alles im Zimmer erledigt hatte ging er ein Stockwerk tiefer. Auf dieser Etage war es wie in einem Fitnessstudio eingerichtet.
Freddy stand schon hinter der Theke und war dabei irgendwas Alkoholisches zu trinken. Wahrscheinlich ein Cocktail oder so.
„ Hallo…“, sagte er nur ganz leise und Freddy sah mit seinen kalten Augen zu Patrick. Er hasste dessen schmieriges Grinsen. Daran merkte Patrick, dass er schon wieder gute Pläne für ihn vorbereitet hatte. Ohne auf einen Befehl zu warten stieg Patrick direkt auf das Fahrrad und trampelte los. Aufwärmen war eben immer Schritt 1 des Trainings und das musste schnell gehen. Sie durften keine Zeit verschwenden, denn Patrick sollte so schnell es geht Top Fit werden.
Freddy ließ Patrick heute Ausnahmsweise die meisten Vorgänge selber entscheiden. Er blieb einfach auf dem Hocker sitzen und trank sich ein Bier nach dem anderen. Natürlich wurde das für Patrick dadurch nicht viel angenehmer. Er spürte egal wo er gerade saß die scharfen Blicke von diesem Mann. Plötzlich hörte Patrick Schritte auf dem Gang. Sie kamen immer näher und kurzerhand stand Kevin mitten im Studio.
Sofort hörte Patrick mit der Bewegung auf und sah verwirrt, so wie überrascht zu diesem hin.
Freddy stand auf und kam einige Schritte auf Kevin zu. Im selben Takt wich Kevin auch einige zurück.
„ Kevin…lange haben wir uns nicht gesehen. Der Boss hat dich ja so schnell in die Arbeit mit Josh gesetzt das wir beide gar nicht so viel trainieren konnte. Du kennst sicherlich meinen neuen Lehrling, oder? Er macht sich gar nicht mal so schlecht. Was kann ich denn für dich tun?“
„ Gar nichts…ich wollte nur nachsehen ob Patrick auch wirklich am trainieren ist. Lass dich beim trinken nicht stören.“
Er ignorierte ihn danach und ging auf Patrick zu. Mit dem Rücken blieb er dann zu Freddy stehen und flüsterte sehr leise und auffällig: „ Ist so weit alles okay?“
Patrick verstand diese Frage nicht, aber für ihn war Kevin ja auch schon vorhin im Auto so angespannt gewesen.
Vielleicht hatte es ja was mit ihm oder Freddy oder überhaupt diesem Ort zu tun. Da Patrick nicht genau wusste was Kevin meinte sagte er nur: „ Was soll denn nicht stimmen. Siehst du nicht das ich hier trainieren muss?“


Kevin sah ihn einen Augenblick an und ging danach auch wieder weg. Dieser Anblick wie Freddy da in der Ecke am saufen war machte ihm Sorgen. Erst gab er Patrick in einem bislang ungewöhnlichen Ton den Befehl weiter zu trainieren und ging dabei näher auf Freddy zu.
Dabei ließ Patrick sie nicht aus den Augen, aber konnte nicht verstehen was die beiden da sprachen. Es interessierte ihn aber um was es dort ging.
„ Hast du ihm was getan?“
„ Och Kevin…was soll ich ihm den schon getan haben. Klar kriegt der Mal eine gescheuert, aber so lange er gut trainiert ist auch alles okay.“
„ Wage es dich Freddy, denn sonst mache ich dich fertig“, drohte der sonst ruhige Kevin und ging dann aus dem Studio wieder heraus.
Josh saß noch im Auto und wartete auf Kevin. Als es länger gedauert hatte, stieg er aus dem Auto, um auch herein zu gehen. Da kam ihm allerdings Kevin schon entgegen.
Sein Kollege wartete am Auto bis dieser gekommen war und ehe er was sagen konnte sagte Kevin: „ Dieser Penner trinkt sich gerade unter den Tisch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der was im Schilde führt.“
„ Sollen wir jetzt noch Babysitten?“
„ Nein, aber ich schaue später noch einmal da drinnen vorbei. Heute Nacht fliegen wir so wieso, dann musst du dir das eh nicht länger von mir anhören.“
„ Zum Glück…“, sagte Josh noch und stieg dann mit Kevin zusammen in das Auto.
Patrick ging es die ganze Zeit nicht aus dem Kopf was Kevin da zu suchen hatte, aber er durfte sich jetzt nicht länger von diesem Gedanken ablenken lassen. Nach und nach wurde es dunkler und Patrick war dabei die letzten Zahlen rückwärts zu zählen und danach für heute auch fertig zu sein. Theoretisch gesehen hätte er heute sogar schummeln können, denn Freddy war sabbernd auf dem Hocker eingeschlafen. Widerlich sah dieser Anblick aus. Ganz leise und auf Zehenspitzen schlich sich Patrick nach draußen und ging die Treppen hoch.
Diese führten in sein Zimmer. Die Tür quietschte leicht beim öffnen. Von draußen sah Kevin dann das Licht in Patricks Zimmer brennen. Daraus schloss er, dass er nun fertig mit dem Training war.
Neben ihm war Josh schon im Auto eingeschlafen, denn in ein paar Stunden mussten sie auch zum Flughafen fahren. Danach würden sie nach der Ansage vom Boss einige Jahre nicht mehr hier hin zurück kehren.
Ganz genau beobachtete Kevin durchs Fenster wie sich Patrick im Zimmer bewegte. Nur noch dieses Lichtlein brannte in der ganzen Gegend. Sie machten auch Kevins Augen sehr schläfrig. Noch eine ganze Weile hatte er herein gestarrt, aber irgendwann schafften es seine Augen auch nicht mehr. „ Brenne…licht brenne…“, nuschelte er noch kurz und sein Kopf kippte leicht zur Fensterscheibe hin.
Die Augen waren zugefallen und Kevin schlief ein. Irgendwie schien dieser sich gewünscht zu haben das Patricks Licht die ganze Zeit über brennen sollte.
Währenddessen kam Patrick gerade aus der Dusche, denn so viel wie er beim trainieren schwitzen musste, musste er auch jedes Mal danach gründlich duschen. Er setzte sich auf sein Bett, lehnte sich mit dem Rücken hinten an die Bettlehne und nahm sich aus der Schublade im Nachttisch ein Buch zur Hand, welches ihm Danny mitgebracht hatte.
Es war ein Donald Duck ähnliches Comicbuch gewesen. Diese Bücher lenkten ihn ein klein wenig, nach diesem harten Training ab. Ganz still war es im ganzen Haus gewesen, als sich plötzlich seine Zimmertür öffnete.
Patrick schrak leicht auf, da es auf einmal ganz dunkel in seinem Zimmer wurde. Seine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Sein Atem wurde panisch und er blieb trotzdem ganz ruhig auf seinem Platz sitzen. Vielleicht war ja auch nur der Strom ausgefallen, aber wieso ging dann die Tür auf? Seine Finger krallten sich ganz feste in das Bettlacken, das Buch fiel vom Bett und blieb mit einer witzigen Szene offen liegen. Und es wurde noch ein Stück stiller in diesem so leeren, dunklen Raum…
Kevins Augen schlugen blitzartig auf. Er sah nach links, nach rechts und in die Dunkelheit.
„ Das Licht!“, brüllte er dann ganz laut und rüttelte stark an Joshs Schulter. Dieser wachte wütend auf und meckerte: „ Verdammt was ist denn jetzt schon wieder?!“
„ Das Licht Josh…es ist aus!“
„ Das ist mir doch scheiß egal…“
Jetzt wusste Kevin, dass er sich auf Josh nicht verlassen konnte. Er musste es selbst in die Hand nehmen. Wieso wurde er nur so aufgeregt wegen dem erloschenen Licht?
Kevin stieg sofort aus dem Auto und rannte zum Haus.
Dreimal stieß er mit der Schulter gegen die Tür und schaffte es beim vierten Mal die Türe auf zu schlagen.
Schnell rannte er die ersten Treppen hoch und sah in einem der hinten Zimmer das Licht brennen. Die halb offene Tür schlug er auf und sah dann wie sich Freddy Kokain durch die Nase zog.
„ WO IST ER!?“, brüllte er diesen an. Der schon total zugedröhnte Freddy sah zu Kevin rüber und erläuterte nur, dass Patrick in seinem Zimmer sein würde.
Wie spät war es eigentlich? Wie lange hatte Kevin geschlafen und wann war das Licht ausgegangen?
Die nächste Etage rannte er hoch und blieb vor der zugeschlossenen Tür von Patrick stehen. Es war ganz leise. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Türklinke. Auch er wurde in einem Zug sehr unruhig.
Seine Augen waren auf die Hand, die noch immer auf der Türklinke festgebissen war fixiert.
Sein Griff wurde immer fester und jeden Augenblick würde er diese nach unten drücken und in das Zimmer treten.
Ganz fest kniff er die Augen zusammen und biss sich auf die Zähne. Gleichzeitig drückte er die Klinke runter und öffnete die Tür. Auch jetzt quietschte sie noch einmal.
Stückweise wurde die Tür geöffnet und Kevin öffnete langsam die Augen.
Als die Tür ganz offen war, löste sich auch jetzt der feste Griff an der Türklinke und er trat ein paar Schritte in das Zimmer.
Von hinten sah er dann wie Patrick vor dem Fenster saß. Alles war dunkel, aber nur dieser kleine Bereich vor dem Fenster wurde immer noch vom Licht des Mondes beleuchtet.
„ Patrick?“, fragte Kevin vorsichtig und kam Schrittweise näher zu ihm.
Es kam keine Antwort zurück. Wieso antwortet er nicht? Vielleicht hatte er es nicht gehört. Deshalb wiederholte er dessen Namen noch einmal und sah dann rechts auf dem Boden das aufgeschlagene Comicbuch liegen.
Das Bett war nicht aufgeräumt und Kleinkram lag noch auf dem Boden verteilt.
Mittlerweile stand Kevin direkt neben Patrick und sah zu ihm herunter. Dieser starrte mit offenen Augen nach draußen und reagierte nicht auf Kevins mehrmalige Rufe nach dessen Namen.
Daraufhin hockte er sich nach unten zu Patrick und sah diesen von der Seite an.
„ Patrick…ist alles in Ordnung? Sieh mich doch an.“
Irgendwie machte ihm dieser 11 jährige Junge auf einmal Angst. Dabei war er doch mit Sicherheit viel stärker als sein gegenüber.
Abermals bat er Patrick darum ihn anzusehen oder wenigstens etwas zu sagen. Doch was dann kam, hätte er am liebsten nicht gesehen.
Als wäre er besessen drehte Patrick seinen Kopf nach links und starrte ohne einmal zu zwinkern oder zu zucken in Kevins Augen.
So schwarz, so tief schwarz waren diese Augen gewesen in die Kevin da gerade blickte.
Sie waren so Angsteinflößend und von Bosheit besessen. Für einen kurzen Augenblick dachte Kevin noch Patrick sei von einem Teufel besessen. Dieser Blick war nicht mit dem Gesicht des sonstigen Patricks vergleichbar gewesen.
Erst jetzt erkannte Kevin die schon getrockneten Tränen auf Patricks Wangen. Er war zu spät, er war eindeutig zu spät. Wäre er doch bloß nicht eingeschlafen. Gerade als er seine Hand ausstreckte, platzte Josh herein und riss Kevin am Oberarm zu sich hoch.
„ Sag mal bist du jetzt Lebensmüde geworden? Was machst du hier? Wir verschwinden auf der Stelle von hier.“
Kevin stand noch so unter Schock, dass er sich nur von Josh ziehen lassen konnte und sah wie er sich immer weiter von diesem kleinen unschuldigen Jungen entfernte.
Seine Hand war noch nach diesem ausgestreckt, aber er erreichte ihn nicht.
Erst als sie draußen waren und Josh Kevin nur leicht eine geklatscht hatte um ihn aus der Trance zu wecken sagte dieser: „ Er hat es getan Josh. Ich wusste es. Wir hätten ihn aufhalten können…das hat er nicht verdient! Wir dürfen das nicht zu lassen. Wir haben in seinem Leben schon so viel Unheil gebracht. Jetzt auch noch das? Dazu haben wir kein Recht und ich will das ehrlich gesagt auch nicht.“
„ Wir haben keine andere Wahl. Vergiss was du gesehen hast. Wir fliegen jetzt in ein anderes Land und dort gibt es genug für uns zu tun.“
Im ersten Moment wirkte Josh so, als würde ihn das alles nicht interessieren. Wenn man sich seinen Anblick genauer ansah, dann wurde deutlich, dass er einfach über diese Situation hinweg redete um das Thema zu unterdrücken.
Mit Gewalt drückte er Kevin auf seinen Platz im Auto und stieg sofort auf seinem Platz ein.
Schnell schaltete er den Motor an und fuhr sofort geradewegs zum Flughafen los.
Patrick saß noch immer auf dem Boden und starrte nach draußen. Das Auto in dem Kevin und Josh saßen, sah er noch wegfahren.
Erst jetzt kehrten die Gefühlsregungen wieder zurück und eine weitere Träne lief an seiner Wange herunter.
Er stand auf und riss alles Mögliche was er in die Hand bekam zu Boden. Immer wieder schrie er einfach laut los und ließ diese Wut egal wie heraus.
Doch dann wurde es wirklich bedrohlich. Er kippte die komplette Dose mit den Tabletten heraus und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden was er jetzt tun würde schluckte er eine Hand voller Tabletten trocken herunter. Den nächsten handvollen Schuss spülte er dann mit Wasser nach.
Tatsächlich schaffte er es alle Tabletten hintereinander zu schlucken und machte mit seinem Zerstörungswahn weiter.
Freddy bekam erst jetzt mit das Patrick oben am brüllen war und immer mehr zerschmettert und zerstört wurde.
Der 11 jährige ließ einen Zorn heraus den man in dem Alter doch unmöglich aufbringen konnte.
Als Freddy herein kam, bekam er direkt die Flasche zufällig entgegen geschmissen.
Dieser Griff sofort ein und hielt Patrick fest.
Allerdings wurde er auf dieser Weise noch viel lauter. „ Lass mich los! Fass mich nicht an. Nimm die Finger von mir…du Mistkerl!“
Aber Freddy griff noch fester nach diesem und Patrick biss ihm mit Gewalt in den Arm, er knurrte wie ein aggressiver Hund woraufhin Freddy Patrick mit Gewalt gegen die Wand stieß, klappte dieser erst jetzt bewusstlos zu Boden.
„ Was ist das denn für ein Psychopath!“
Danach ließ er ihn wie ein Stück Dreck auf dem Boden liegen und schlug die Tür mit einem lauen knall zu.
Die restlichen Stunden der Nacht waren dabei vergangen und Freddy betrat das Zimmer bis dahin nicht noch mal.
Er schlief in seinem Bett seinen Rausch aus und am nächsten Morgen meinte er mit Patrick normal weiter zu trainieren.
Mittlerweile war es schon gegen 10.00 Uhr und sie waren mit dem Training schon zwei Stunden zu spät dran.
Nach einem kurzen Telefonat mit dem Boss um den Zwischenstand mitzuteilen, worin Freddy nichts aus diesen Geschehnissen erzählte, ging er hoch in Patricks Zimmer.
Er öffnete die Zimmertür und sah wie Patrick immer noch auf dem Boden lag.
„ Hey du kleiner Wichser! Steh endlich auf! Das gibt heute extra eine Trachtprügel.“
Doch Patrick schien sich davon nicht wecken zu lassen.
Er ging dann einmal um diesen herum und sah dann eine weise Schleimspur auf dem Boden verteilt.
Ihm wurde sofort schlecht, als er das sah. „ Hey, ich habe gesoffen und gekokst. Wieso kotzt du flittchen mir den Boden voll.“
Das Patrick darauf nicht zu reagieren schien ging ihm gegen den Zeiger.
Um Patrick in seiner selbst vollgekotzten Lache nicht anzufassen, stupste er diesen nur mit dem Fuß an der Schulter an.
Regungslos rollte dieser auf den Rücken, sein Kopf fiel zur Seite und die Arme ebenfalls.
Freddy bekam plötzlich einen schrecklichen Verdacht. Erst jetzt beugte er sich zu ihm herunter und nahm ihn in seinen Arm.
„ Verfickte scheiße! Der ist tot!“, rief er dann.
Patricks Körper war schon kreideweiß und an den Lippen schon blau angelaufen. War dieser nun an der Überdosis an Tabletten gestorben, oder war es vielleicht doch Freddys stoß gegen die Wand gewesen.
Jedenfalls lag in seinem Armen ein regungsloser, toter Körper…
„ Nein, nein, nein, nein!“, sagte er in schneller Folge. Wenn der Boss herausfinden würde das er seinen besten Mann, zu dem Patrick werden sollte umgebracht hatte, dann hatte Freddy selbst abgedankt.
Der Boss hatte Freddy ausdrücklich davor gewarnt Patrick körperlich nicht zu nahe zu kommen, da er nicht sicher war wie Patrick damit umgehen würde. Um genau dieses Ergebnis zu vermeiden sollte Freddy die Finger von ihm lassen.
Aber er hatte sich so zu gesoffen das er diese Regelung ohne Rücksicht brach und doch über Patrick hergefallen war und sich genüsslich amüsiert hatte.
Erlebnisse die man mit gerade mal 11 Jahren einfach nicht hätte verarbeiten können. Das Resultat zeigte das sich ein Junge der doch so wenig Ahnung von der Welt und auch von der Seite der Liebe hatte einfach selbst umbringen wollte.
Ohne dabei überhaupt zu verstehen was Selbstmord bedeutete, hatte er sich mit den Tabletten vollgestopft.
Nur aus Filmen und Erzählungen wusste er was passieren würde, wenn man zu viele Tabletten schluckte
Weil diese perverse Tat einfach nicht begreifbar für ihn war und ohne hin sein Leben auf dem Kopf stand, wollte er gedankenlos seinem Leben ein Ende setzen.
Wie konnte man einem Leben das Ende setzen, wenn man nicht einmal wusste was Leben überhaupt bedeutete? Vielleicht war er einfach ZU Jung um diesem Druck stand zu halten.
Diese Geschehnisse lagen mittlerweile über 5 Jahre zurück.
In diesen 5 Jahren hatte sich nicht viel verändert. Der Boss verteilte seine Missionen, ließ neue Auserwählte ausbilden und die Mafia war mit ihren Opfern noch lange nicht am Ziel. Josh und Kevin waren fast 6 Jahre nicht zurück gekehrt, da sie Außerlande eine Mafiagruppe führen sollten und dort tätig waren. Das Gebäude und damit ihr Zentralgebiet, was für die ganzen Menschen so unnahbar aussah und niemand ahnte was dort weiterhin abging, ließ diese Gang auf weiteres nicht auffliegen.
Auch Freddy gab es nicht mehr, denn diesen hatte der Boss vor einem Jahr in einer unübersichtlichen Gasse umbringen lassen.
Viel zu oft verstieß er gegen die Gesetze von diesem mächtigen Mann und ewig wäre er nicht davon gekommen.
Außerdem lastete eine schreckliche Tat auf dessen Schultern, welche der Boss ihm bis heute nicht vergeben konnte. Mit dem letzten Mal als er gesündigt hatte gab er diesem Spiel ein Ende, und ließ Freddy von einem guten Scharfschützen in den Hinterkopf schießen.
Auch diese Tat blieb bis lang ungeklärt und würde irgendwann verjähren und als unabgeschlossen zu den Akten gelegt werden. Genau nach diesem gezielten Prinzip arbeiteten sie und würden auch so weiter arbeiten.

Kapitel 3: Der neue Patrick

Im Lagerhaus herrschte eine außergewöhnliche Ruhe. Denn wenn der Big Boss etwas zu sagen hatte, dann musste jeder, wirklich jeder, gerade wie ein Baumstamm stehen und jedes seiner ausgesprochenen Worte nicht nur hören, sondern auch verstehen. Ihn mal nicht zu verstehen war keineswegs selbstverständlich gewesen, denn seine Befehle waren wie die des großen Herrn im Himmel.
Diese Anweisungen waren gleichzeitig auch Gesetzte für die Mitarbeiter.
Widersetzte sich jemand dagegen, dann wurde gnadenlos gehandelt und die Strafe dieser Unachtsamkeit gerecht ausgeführt.
Das Lagerhaus war ein Gebäude mitten in der Stadt von Surem. Im Grunde auch unübersehbar. Ein Altbau von ungefähr 100 Jahren. Die Wände waren nicht farbenfroh und stabil gewesen. Die Farbe war in einem dunklen braunen Ton und Risse zogen sich an den Wänden entlang. Das Haus schien um die 2-3 Etagen zu haben. Die Fenster waren sehr groß, aber der Durchblick schien immer abgedämmt zu sein. Außerhalb war den Einwohnern das Gebäude als Fabrik bekannt. Eine Fabrik die irgendetwas zu produzieren schien.
Doch was da wirklich ablief und gemacht wurde, wussten nur die Mitarbeiter selbst.
Die große Eingangstür öffnete sich und Schritte näherten sich über den einen ungefähr 30m langen Flur zur nächsten Tür. Die Halle des ersten Stockwerkes wirkte zwar sehr elegant durch den helleren Steinboden und dem Lichteinfall von der Decke, aber er strahlte auch eine auffällige Leere aus. Außer eine dreier Couch und ein paar Schränken auf der anderen Seite, wurde der Raum durch nichts besonderes ausgeschmückt.
Die Sitzung in der Eingangsetage schien gerade beendet worden zu sein.
Ungefähr 15 Leute teilten sich auf und gingen in verschiedene Richtungen.
Patrick der gerade das Haus betreten hatte schien zu der Sitzung zu spät gekommen zu sein, aber niemand sagte etwas und wenn der Big Boss persönlich nichts sagte, dann musste es auch seine Richtigkeit haben zu spät kommen zu dürfen.
Patrick und der Boss gingen aufeinander zu und ein grinsen breitete sich auf beider Lippen aus.
„ Da ist ja unser Geburtstagskind…“, sagte der Big Boss zu seinem gegenüber und erlaubte ihm das Wort zu übernehmen, in dem er mit seiner ausgestreckten Hand die Geste zum Wortwechsel verdeutlichte.
„ Danke Boss! Ich komme ebenso von einer erfolgreichen Mission zurück. Ich habe die Informationen die wir brauchen. Einen Tag brauche ich für die Vorbereitung und am Wochenende kommt schon unsere erste Gelegenheit zur Ausführung.“
„ Ich wusste, dass dir solche Missionen am besten liegen. Bereite dich jetzt noch vor.“ Damit wurde ihm gewehrt weiter zu gehen.

Die nächsten Schritte führten zu einer Tür, aber diese schien nicht das Ziel zu sein, denn neben der Tür führte eine Treppe nach oben. Womöglich konnte man dort auf die nächste Etage des Hauses wechseln.
Nachdem er die Treppen hochgegangen war kam ihm ein strahlendes Gesicht mit ausgestreckten Armen entgegen.
„ Patrick!“, rief er ihn und umarmte Patrick sehr freundschaftlich. Diese geschlossene, feste Umarmung schien auch von Patrick erwidert worden zu sein und es schien zwischen den beiden immer noch ein vertrautes Verhältnis zu existieren.
„ Ich habe schon gedacht deinen 16ten alleine feiern zu müssen.“
„ Tut mir leid Danny, aber die Mission hat mich noch eine Weile aufgehalten. Jetzt habe ich auch keine Zeit. Ich muss Vorbereitungen für meinen neuen Auftrag machen“, erklärte Patrick sehr schnell und schien nicht in Geburtstagstimmung zu sein. Außerdem zog er seine Aufträge vor seinen 16ten Geburtstag. Die beiden blieben nach dem sie zusammen die Treppen hochgegangen waren mitten im langen Flur stehen.
Danny der Spitzname des eigentlichen Namens Daniel, auch aus dem amerikanischem seufzte leicht über das Verhalten seines Freundes, aber schien ihn gewähren zu lassen.
„ Ich werde erst in einigen Monaten 16 Jahre alt, aber vor meinem Geburtstag wirst du nicht flüchten können. Außerdem willst du nicht mal dein Geschenk bekommen?“
„ Später okay? Ich habe jetzt wirklich keine Zeit Danny, aber mach dir keine Sorgen. Ich habe auch ein Geschenk an mich selber. Wenn ich fertig bin rufe ich dich zu mir herein. Bis später!“, überbrachte Patrick noch schnell um dem Gespräch ein Ende zu setzen.
Nur mit einem „Ok…“, sah Danny seinem weiter gehenden Freund nach.

Patrick war mit seinen 16 Jahren ca. 1,75cm groß. Seine Haare waren schwarz und kurz geschnitten. Meistens waren die vorderen Haare nach oben gegellt. Viel auffälliger waren seine Augen gewesen. Sie waren schwärzer als die Farbe schwarz. Nicht mal ein ganz dunkles braun erkannte man in ihnen. Sie waren Pech schwarz gewesen.
Patricks Körperstatur war sehr männlich, gut durchtrainiert und zur Perfektion ausgezeichnet durch seinen modebewussten Kleidungsstil.
Dieser fiel meistens auf schwarz oder auf sehr dunkle Jeanshosen zurück.
Danny dagegen wirkte neben diesem viel zierlicher. Er war höchsten 1,65cm groß, hatte ebenfalls kurz geschnittene dunkelblonde Haare und eine durchschnittliche Körperstatur. Er war zwar dünn, aber war nicht geprägt von Muskeln oder einem besonders auffälligem Kleidungsstil.
Die beiden Jungen hatten wohl schon seit vielen Jahren den Kontakt zueinander behalten und verstanden sich den Umständen entsprechend gut. Trotz Patricks Zurückweisung seinen Geburtstag zusammen zu feiern, schien zwischen ihnen weiterhin ein vertrautes Verhältnis zu herrschen.
Der Flur war ebenfalls 15-20m lang und am Ende des Ganges führte die nächste Treppe nach oben. Doch vorher gab es jeweils auf der linken und rechten Seite des Ganges mehrere Zimmertüren.
In die erste Zimmertür auf der linken Seite war Patrick verschwunden.
Das Zimmer war recht dunkel gehalten. Es sah nicht wirklich nach einem Jungendzimmer aus. Das Zimmer war ausgestattet mit schwarzen Möbeln und für die eigentliche Größe nicht ausgefüllt.
Mitten im Raum stand ein Bett, mit einem Nachttisch und einer dazugehörigen Tischlampe.
Gegenüber stand ein Fernseherschrank und auf diesem ein breiter LCD Fernseher.
Ein Schreibtisch war noch in einer Ecke des Zimmers aufgestellt. Wie es sich dazu gehörte lag auf dem Tisch ein Notebook.
Patrick zog seine schwarze Jacke aus und schmiss diese auf das Bett. Unter dieser trug er ein schwarzes Hemd mit kurzen Ärmeln.
Aus einer Schublade griff er nach einer kleinen schwarzen Tasche und holte verschiedene Sachen heraus. Unter anderem waren darunter ein Löffel, ein Feuerzeug, Tampons, etwas Säureartiges und irgendetwas Pulvriges.
Ein bestimmter Vorgang schien sich da nun abzuspielen, denn Patrick schüttete aus einer Flasche, die auf dem Boden stand etwas Wasser auf den Löffel. Dazu kamen die eigenartige Säure und das Pulver. Erhitzt wurde das ganze darunter mit einem Löffel.

So langsam nahm die Handlung ein Bild an. Es war die Herstellungsform für Heroin, welches man sich mit einer Spritze in die Ader führte.
Die Mischung kochte langsam auf dem Löffel auf. Kurzerhand legte er ein Stück des Tampons auf den Löffel und dieser saugte das flüssige Gift in sich auf.
Während dies geschah holte Patrick aus der schwarzen Tasche neben sich eine kleine, schmale Spritze heraus und stach mit der Spitze in den Tampon. Aus diesem saugte er nun das Heroin in die Spritze hinein.
Patricks Handlungsweise wirkte sehr kontrolliert und zielsicher, als würde er nichts anderes kennen.
Er legte die Spritze kurz zur Seite und nahm ein Gummiband aus der Tasche, schnürte sich daraufhin sein Oberarm eng zu und setzte sich gemütlicher auf das Bett.
Mit dem Rücken lehnte er sich dann an die Wand und griff nun mit seiner rechten Hand wieder nach der vorhin zur Seite gelegten Spritze.
Seinen linken Arm streckte er aus um die passende Ader besser sehen zu können. Mehrere Einstichstellen zeichneten Patricks Arm aus.
Damit schien er also diesen Vorgang des Öfteren zu begehen. Nachdem er eine Ader fixiert hatte, legte er die Spritze an und zögerte keine weitere Sekunde um sie unter seine Haut zu führen.
Langsam drückte er dann die Flüssigkeit komplett aus der Spritze, direkt in seine Blutbahn.
Heroin wirkte sehr schnell, da es sich bei dieser einnahmeform sofort mit dem Blut vermischt.
Der nachgeforschte und nachgewiesene Grund wieso man diese Drogenform überhaupt nutzte war, dass sie sich schmerzlindernd auswirkte. Desweiteren machte sie einen schnell schläfrig.
Schon beim eindrücken der Flüssigkeit in die Ader wurde Patrick müde und lehnte seinen Kopf an die Wand. Seine Augen klappten immer ein Stück weiter nach unten. Sie öffneten sich wieder und sie fielen dann wieder zusammen. Nach jedem Mal blieben diese auch länger geschlossen. Sein Körper rutschte immer ein Stück weiter nach unten und als die Spritze ganz leer war hatte er sie nur noch aus der Haut gezogen, um Verletzungsgefahren zu vermeiden.
Es war ein befreiendes Gefühl gewesen, wenn er spürte wie sich die Droge im ganzen Körper verteilte. Probleme und Sorgen waren für diesen Moment aus der Welt geschaffen. Vielmehr kamen noch Glücksgefühle hoch.
Für Patrick war es schon Alltag dies mehrmals am Tag zu tun, denn je öfter er sich den Schuss gesetzt hatte, umso früher bekam er Entzugserscheinungen. Spätestens nach 6 Stunden brauchte er also die nächste Spritze. Er konnte und wollte nach dieser freiwilligen Handlung wohl auch nicht auf die Droge verzichten. Damit sich die Wunden am Arm nicht weiter ausbreiteten, nahm er die Drogen auf anderer Art und Weise zu sich. Manchmal rauchte er sie und an anderen Tagen zog er sich das Zeug durch die Nase. So konnte er größere Hautverletzungen vorbeugen.
An manchen Tagen wurde es zum Teil unerträglich, da die Variante des direkten Kontakts mit dem Blut, am schnellsten wirkte.
Es tat ihm gut, es tat ihm so gut das man das Leben was man dafür aufs Spiel setzte nicht mehr wahrnahm und augenblicklich war er auch schon eingeschlafen…

Erst ein paar Stunden später wachte er wieder auf. Seine Augen wollten sich gar nicht öffnen und taten sich schwer sich wecken zu lassen.
Er griff mit der Hand nach seinem Handy, welches auf dem Nachttisch lag und schaute auf die Uhr. Sie hatten schon viertel nach sechs gehabt.
Kurz seufzte Patrick und setzte sich dann auf die Bettkante. Er fuhr sich durch die strubbligen Haare und gähnte kurz. Danach räumte er den ganzen Kram der um ihn herum lag wieder zusammen.
Nicht mehr lange und er würde sowieso wieder den nächsten Schuss brauchen, aber noch hielt sich sein Drang in Grenzen.
Da fiel ihm jetzt auch Danny wieder ein und er wollte diesen nicht den ganzen Tag warten lassen.
Außerdem wollte dieser ihm ja unbedingt ein Geschenk geben. Da er ein wenig geschwitzt hatte zog er sein Hemd aus und nahm sich ein neues schwarzes aus dem Kleiderschrank.
Während er es anzog und zuknöpfte, ging er schon aus dem Zimmer heraus. Schwarz verkörperte seine ganze Haltung auf Patricks Haut. Seine Haltung zum Leben, zu dem wofür er arbeitete und vor allem auch die Haltung über sich selber. Eine andere Farbe würde seinen Charakter nicht mehr so deutlich präsentieren. Sein Kleiderschrank bestand trotzdem nicht nur aus schwarzen Hemden. Rot trug er auch gerne, denn rot hatte etwas sehr aktives und wildes an sich gehabt. Vor allem verkörperte in seiner Branche rot den Sinn von fließendem Blut. Dunkles blau favorisierte er ab und an auch. Dies geschah eher wenn er sich zurück zog und mal für sich sein musste.
Weiß…weiß war das schmutzigstes was er hätte je tragen können. So beschmutzt wie er war, würde er zum ersten die Farbe beleidigen und zum zweiten würde die Farbe ihn entehren.
Nur wenige Türen weiter war auch Dannys Zimmer gewesen. Das Hemd hatte er mittlerweile schon zugeknöpft.
Mit der Handrückenseite klopfte er an die Tür und kam dann auch leise herein.
„ Danny?“, fragte er ins Zimmer hinein.
Aus dem Badezimmer hörte er dann jemanden nuscheln, aber er verstand die Worte nicht so genau. Als er dann die Badezimmertür öffnete, sah er wie Danny gerade dabei war sich die Zähne zu putzen. Patrick lachte kurz und klappte dann den Toilettendeckel herunter und setzte sich auf diesen drauf. Gegenüber von diesem stand eine Waschmaschine und auf diese legte er seine Beine.
Rechts von sich war Danny am Waschbecken und spuckte gerade die Zahnpasta heraus um deutlicher sprechen zu können.
„ Ich dachte, dass du gar nicht mehr kommst. Das ist bestimmt schon das fünfte oder sechste Mal das du dein Geburtstag nicht wirklich genießt. Das ist etwas ganz wichtiges im Jahr. Es ist dein Tag.
„ Danny ich leg da nicht so viel Wert darauf. Sei froh, dass ich immer wieder zu dir komme nur, weil du dir das so sehr wünschst. Außerdem habe ich schon bald wieder eine neue Mission zu erfüllen und dafür muss ich noch arbeiten. Du hast eben hier nicht besonders viel zu tun“, erklärte Patrick.
So wie damals schien also Danny nur ab und an hier zu sein. Er erledigte zwar schon leicht größere Arbeiten die mit dem Versand der Drogen zu tun hatte, aber zum Mörder war er bisher nicht geworden. Sein bester Freund dagegen hatte mittlerweile schon einiges auf dem Gewissen gehabt. Die beiden verstanden sich nach wie vor noch sehr gut. Bis jetzt hatte Patrick es nicht bereut ihn damals hier angeheuert zu haben, aber was war bloß damals passiert? Es war definitiv klar, dass Patrick lebte, aber was war mit seinem angeblichen tot damals und seit wann war er selbst zu dem geworden, welcher er nie werden wollte?

Auch Patrick hatte sich diese Fragen ab und zu noch gestellt. Wie war er bloß hier hin gekommen? Viel Zeit war seither vergangen. Gerade als er wieder daran dachte, überraschte ihn Danny mit einer ziemlich unerwarteten Nachricht.
„ Während du am schlafen warst habe ich mit dem Boss gesprochen. Er hat dir etwas Wichtiges zu verkünden. Du solltest nach dem aufwachen zu ihm gehen.“
Es war komisch, denn Patrick war nie überrascht wenn der Boss mit ihm sprechen wollte. Sie mussten eben oft über Missionen und Opfer sprechen. Manchmal gab es auch Planänderungen.
Seit einem Jahr hatte Patrick eine Chef ähnliche Position erreicht. Er war gut, er war sehr gut. Viele die sogar Älter wie er waren mussten noch damals dem 15 jährigen gehorchen. Der Boss schien recht zu behalten mit dem Potenzial, dass er in diesem gesehen hatte.
Patrick stand auf und klopfte Danny noch kurz auf die Schulter. Leider musste er diesen darum bitten ihm sein Geschenk später zu geben, denn der Boss war jetzt wichtiger.
Er kehrte kurz nochmal in sein Zimmer zurück und öffnete die Schublade des Echtholzschrankes, welche schwarz lackiert war. So gut wie alle Möbel in seinem Zimmer bestanden aus diesem Material. Er ging zur Schublade einer der Schränke und öffnete sie.
Ein silbernes Schmuckstück glänzte nach und nach in Patricks dunklen Augen. Es war seine Waffe, es war DIE Waffe gewesen, die sich hier jeder gewünscht hätte. Das Zeichen eines Anführers. Nur diese durften solch eine Waffe besitzen.
Patrick Griff nach der Desert Eagle Magnum Waffe. Kaliber 44 und 8 Schussmöglichkeiten. Natürlich war dies für eine, in dem Sinne Dienstwaffe nicht gerade die beste Schussanzahl, aber genau darin bestand der Sinn wieso sie so besonders war.

Die Desert Eagle hatte eine nahezu perfekte Zielmöglichkeit. Die Trefferquote war deutlich besser wie bei den anderen Waffen. Nur wenige Schüsse konnten erheblichen Schaden anrichten bis hin zum gezielten Tod. Dazu kam noch, dass die Waffe vom Gewicht und der Größe her sehr unpraktisch in Einsätzen wäre, aber dies war für Profis nicht das entscheidende Problem.
Wer taktisch mit dieser Waffe umgehen konnte der würde auch nur mit 8 Schüssen auskommen und genau deshalb war dies die perfekte Waffe für jemanden wie Patrick.
Solch eine teure Waffe trugen nur die wenigsten bei sich, denn sie zeichnete einen jeden Profi aus. Trotz dieser Bestätigung seiner Fähigkeiten durfte sich Patrick nicht auf dem Ruhm, den er seit einem Jahr genießen durfte ausruhen, denn er hatte ja auch seinen Cheftitel zu verteidigen. Für ihn bedeutete es eben immer perfekter zu werden. Er wollte aus der Entfernung nicht 2-3 Schüsse zum töten brauchen. Nein, irgendwann sollte nur ein Schuss reichen. Dieser eine Schuss, der so perfekt angesetzt wäre, dass man keine Chance hatte zu fliehen.
Diese Waffe war für Patrick schon fast sein ganzer Stolz, denn mit ihr hatte sich für ihn ein neuer Lebensabschnitt geöffnet.
Er steckte die Waffe rechts in die Hose, sodass man oben nur noch den Griff und ein wenig der silbernen Farbe sehen konnte.
Dabei zog er sich seine schwarze Jacke drüber, die seine Waffe so gut wie komplett verdeckte und damit sehr unauffällig wurde.
Um ehrlich zu sein fand er es zu schade für so ein Prachtstück, aber was brachte es ihm wenn er an der nächsten Ecke festgenommen werden würde und die nächsten Jahre im Gefängnis absitzen musste?

Ohne weitere Zeit zu verlieren ging er aus seinem Zimmer und machte sich auf den Weg zu seinem Boss. Dieser war so gut wie immer ganz unten in der Etage. Es sei denn er war selber geschäftlich unterwegs. Der Boss schoss seit vielen Jahren nicht mehr auf Menschen. Dafür bildete er sich eben die perfekten Männer aus. Sie sollten das übernehmen, was er anfangs auch gemacht hatte. Außerdem suchte er nach einem genau so perfekten Nachfolger. An wen er da schon lange dachte war ja hier keine Frage mehr gewesen.
Meistens sah er schon beim herunter kommen seinen Boss herum laufen. Genau wie jetzt auch.
Die beiden kamen mittlerweile sehr gut miteinander klar. Patrick hatte sich ihm untergeordnet, aber dafür genoss er viele Privilegien die kein anderer hatte. Sie kamen aufeinander zu, als beide sich wahrgenommen hatten.
„ Neuigkeiten erwarten mich?“, fragte Patrick als er vor diesem stand.
Mit 16 Jahren war Patrick schon genau so groß wie sein Boss. Dieser würde nämlich nicht mehr wachsen. Höchstens weiter in die breite gehen, da er jetzt bestimmt an die 110kg wog und dies von Jahr zu Jahr mehr geworden war. Die meisten Mitarbeiter waren weitaus größer wie dieser Mann.
Nicht mehr lange und Patrick würde über diesen hinweg ragen und sein gut gebauter Körper war auch nur zum neidisch werden. Seine Muskeln waren alle auf natürliche Weise gewachsen. Sie wirkten keinesfalls zu dick oder unattraktiv. Sie waren genau so wie jede Frau nur dahin schmelzen konnte.
Der Boss nickte diesem zu, denn es gab Neuigkeiten zu berichten. Patrick war schon ganz gespannt, da er schon die ganze Zeit das Gefühl hatte jetzt würde etwas Besonderes oder etwas ganz anderes wie sonst komme.
Man spürte es einfach in der Luft. Die Blicke seines Gegenübers verrieten es ihm auch schon.
Er dachte nur daran, dass er es endlich heraus lassen würde. Worum ging es? Was machte die Situation gerade so extrem spannend?
„ Wir bekommen Besuch“, kam es aus seinem Mund nur heraus. Klasse…und mehr kam da jetzt nicht?
Patrick hatte doch schon so gespannt gewartet und irgendwie wirkte er enttäuscht. Deshalb fragte er auch nicht wirklich begeistert: „ Ah ja…von wem denn? Irgendwelche Neuen die ich ausbilden soll?“
Der Boss hatte ihn eine ganze Weile angesehen und sein Blick sagte Patrick jetzt erst recht, dass er sogar recht hatte.
Klasse…anstatt das Mal was ganz neues passieren würde, kam wie immer dasselbe.
Irgendwo wollte sich Patrick wegen dieser Eintönigkeit beschweren, aber andererseits wollte er seinen Mund auch nicht zu weit aufreißen bzw. sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Hinterher würde er tiefer als nötig fallen.
Demnach das sein Boss nichts mehr zu sagen hatte, wollte Patrick wieder zurück gehen und sich um Dannys Geschenk zu kümmern. Vielleicht würde da mal was anderes auf ihn warten, wenn da nicht sein Boss plötzlich weiter gesprochen hätte.
„ Josh und Kevin…sie werden in ca. 2 Stunden hier eintreffen. Ich wusste es schon seit drei Tagen, aber du solltest nicht an deiner Mission gehindert werden. Dann warst du wieder hier und bist schnell in dein Zimmer geflüchtet.“
Während sein Boss sprach hatten sich Patricks Augen geweitet und eine Blässe zog sein Gesicht her. Welche Namen hatte er da gehört? Diese waren über 5 Jahre in diesem Haus nicht mehr gefallen. Sie waren wie vergessen gewesen. Die zwei Menschen die Patrick das Leben anfangs zur Hölle gemacht hatten kamen also zurück, seine Erinnerungen daran waren dabei gewesen zu verblassen. Jetzt würde alles nach und nach zurückkehren. Seine Mutter, der verräterische Vater, das erste Mal einen Menschen sterben zu sehen und vor allem Freddy. Alles was in Patricks Leben eine tragende Rolle spielte.
Doch sein Boss hatte einen wundervollen Plan gehabt. Dieser würde wohl allen Beteiligten die Überraschung des Tages bieten…

Man hatte kaum bemerkt wie schnell diese zwei Stunden zum Abend hin vergangen waren und das erwartete Auto vor dem Haus parkte.
Tatsächlich stiegen aus diesem Auto Josh und Kevin aus. Sie waren die letzten 5 Jahre in Amerika und in China tätig gewesen. Die Nachrichten von mysteriösen Mordfällen waren auch in Deutschland verbreitet gewesen. Da nur keine Namen bekannte waren kam Patrick auch nie darauf, dass es sich hier um die eigenen Leute handelte.
Aus der linken Hintertür stieg Josh aus und aus der rechten Hintertür kam Kevin.
Die beiden blickten auf das Haus welches sie viele Jahre nicht mehr gesehen hatten. Die ganze Gegend wirkte für die beiden sehr verfremdet.
Trotzdem grinsten sie, denn sie waren wieder zurück, zu Hause. Auch die beiden trugen so gut wie keine Erinnerung mehr an Patrick in sich. Denn was sie damals gemacht hatte war Alltag gewesen. Viele solcher Neulinge mussten sie einführen. Jedenfalls musste das Josh noch öfter wie Kevin machen, da er einige Jahre länger dabei war. Der einzige Unterschied der von Patrick als bleibende Erinnerung war, war sein unglaublich junges Alter für die Mafiagruppe.
Damals war Josh 18 Jahre und Kevin 16 Jahre alt. Mittlerweile waren die beiden zu richtigen Männer geworden. Josh entsprach optisch wirklich einem 23 jährigen Mann und Kevin wirkte nicht mehr wie ein süßer Sonnyboy auf den kleine Mädchen standen. Jetzt war er 21 Jahre alt und damit ein vollwertiger Mann.
„ Lang ist es her Kevin, was? Ich bin schon richtig gespannt die neuen Gesichter zu sehen. Wer weiß wie viele Frischlinge dazu gekommen sind.“
„ Ja, stimmt. Hoffentlich bleiben wir auch die nächsten Jahre hier und fliegen höchstens in den Urlaub von hier fort“, sagte Kevin lachend und Josh kam herum und legte seinen Arm um Kevins Schulter.
Sie lachten zusammen und machten sich auf den Weg zur Tür.
Die Freundschaft zwischen ihnen schien auch etwas Besonderes zu sein. Sie waren sich schon immer sehr nah gewesen. Dabei wirkte Josh bislang immer unnahbar, als würde er nur diesem einen Menschen seine Gefühle offenbaren.

Als die Tür den beiden geöffnete wurde, waren sie tatsächlich aufgeregt gewesen.
Was für ein Gesicht würden sie erblicken und wie hätten sich die alten bekannten verändert? Das wirkte alles sehr spannend für die beiden zurück gekehrten.
Der Boss hatte einen Empfang für die beiden vorbereiten lassen. Viele der Mitarbeiter waren in der Halle gewesen und Wodka, so wie Whiskyflaschen standen auf einer Ablege fläche. Es musste gefeiert werden. Für den Boss waren Josh und Kevin auch wichtige Personen gewesen. Sie gehörten in seinen Augen zu den Auserwählten die zum Prof sein geboren waren. Jedenfalls Josh gehörte dazu und Kevin war eben der Begleiter, der die perfekte Taktik übernahm.
„ Josh! Kevin! Willkommen zu Hause. Lasst es euch über diesen Abend gut gehen. Es wird schnell wieder an die Arbeit gehen, also genießt es jetzt noch.“
Der Boss hieß einen selten herzlich Willkommen, da dieses „herzlich“ etwas Liebevolles hatte. Dies passte einfach nicht in die Gruppe. Josh und Kevin waren sichtlich erfreut über diesen positiven Empfand und ließen es sich mit den alten und neuen Freunden richtig gut gehen. Auch Danny hatten sie kurz kennen gelernt, aber dieser mied die große Gesellschaft und war deshalb auch schnell wieder verschwunden. Das Patrick noch nicht da war hatte einen besonderen Grund der mit dem Plan des Bosses zu tun hatte. Zunächst einmal sollten alle in Ruhe in Feierstimmung kommen. Laute Musik wurde abgespielt und alle feierten als wären sie in einer Disco. Ausnahmsweise ließ der Boss dies auch gewähren. Bald würden sich eben viele Dinge verändern. Altes sollte gehen und neues kommen.
Nach 00.00 Uhr wurde es auch immer stiller. Ein paar Mitarbeiter waren schon verschwunden und die anderen blieben noch um die große Verkündung des Bosses mit zu erleben. Von dieser hatten auch Josh und Kevin schon mitbekommen. Man wies sie aber darauf hin, dass sie es später erfahren würden.
Ein großer Kreis hatte sich im Raum gebildet und inmitten des Kreises stand der Boss. Es war Zeit, die Veränderungen und Neuigkeiten mitzuteilen. Es war Zeit für eine große Rede des Mannes der hier alles beherrschte.
„ Schön, dass ihr euch alle hier versammelt habt. Wir ihr alle gesehen habt sind zwei unserer Profis zurück. Ich schickte sie damals weg, weil niemand besser dafür geeignet war. Sie haben endlose Missionen in Amerika und China erledigt. 5 Jahre haben wir hier auf die beiden verzichtet und jetzt sind sie wieder in unserer Mitte.“
Josh fühlte sich wirklich cool so etwas zu hören. Er war gerne die Vorzeigeperson. Keine Mission ließ er an sich vorbei ziehen, denn dafür als Schlaffi bezeichnet zu werden war es nicht wert gewesen.
Kevin braucht Ruhm nicht unbedingt, aber als perfektes Team mit Josh bezeichnet zu werden fand auch er gut. Sie waren eben ein unschlagbares Team und wieso sollte er dafür sein Lob auch nicht genießen? Die Rede war aber noch lange nicht beendet, denn dafür war sie noch nicht spektakulär genug.
„ Es hat sich hier viel verändert und deshalb möchte ich, dass ihr euch erst langsam wieder an die Gruppe gewöhnt. Für euch wäre es fatal jetzt schon wieder Missionen zu übernehmen. Deshalb möchte ich jetzt neue und größere Teams einführen. Von jeweils drei bis vier Mann pro Gruppe. Zu den Missionen werdet ihr Gruppenweise antreten, aber die Handlungen übernimmt wie üblich jeder in Einzelarbeit. Die Teams habe ich schon zusammen gestellt und euch beide direkt mit hinein integriert.
Da ich sicher war, dass ihr euch schnell wieder einleben würdet habe ich euch nur einen neuen Teamkollegen zugeteilt.“
Jetzt fing sein Grinsen an deutlicher zu werden und sein Plan langsam zum Vorschein zu kommen. Josh legte die Hände auf den Hinterkopf und konnte noch nicht viel damit anfangen. Es war doch gut wie es war, wieso sollte er jetzt in sein Zweierteam ein drittes Rad am Wagen bekommen? Der Boss interessierte sich doch sonst auch nicht dafür wie jemand nach der Rückkehr klar kommt. Sie mussten halt selbst dafür sorgen sich wieder in die Gruppe zu finden. Das alles kam Josh jetzt schon eigenartig vor, aber die Krönung war noch lange nicht da.
Immer noch hatte der Boss fortzuführen gehabt wie sein Plan weiterhin aussah.
„ Seit nicht von seinem Alter überrascht. Er wird euer Gruppenleiter sein und mit Sicherheit sich auch als gut herausstellen. Da bin ich sehr zuversichtlich. Würdest du bitte kommen“, rief er dann nach hinten zu einem offenen stehenden Raum. Aus diesem traten dann auch schwarze Lackschuhe hervor. Ein junger Mann in dunkler Jeanshose, einem schwarzen Hemd und einer drüber gezogenen schwarzen Jacke trat hervor. Sein Kopf war gesenkt und ein paar Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht.

Josh wollte es nicht glauben. Ein Kind sollte sich als ihr Boss aufspielen? Wie lächerlich war das denn. War heute der erste April oder wie sollte Josh das zu verstehen haben? Während Josh sich anfing aufzuregen, dass er damit überhaupt nicht einverstanden war sich von einem Kind führen zu lassen, schaute Kevin sehr skeptisch zu dem jungen herüber. Irgendwas hatte er und es fühlte sich von weitem komisch an. Kalte Luft kam ihm entgegen und irgendeine verblasste Erinnerung wurde in ihm wach. Der Boss merkte sofort, dass der raffinierte Kevin eine leichte Ahnung bekommen hatte. Dieser ging nicht mehr auf Josh ein, sondern sprach Kevin auf seinen verdächtigen Blick an. „ Was ist Kevin? Siehst du auch etwas Besonderes in ihm? Ich weiß…er ist faszinierend, oder?“
Diese Art wie er sprach erinnerte so langsam auch Josh an etwas Vergangenes. Er sprach so gut wie nie von seinen Mitarbeitern so positiv. Meistens halt von Kevin und ihm. Damals gab es aber auch noch jemanden der so viel Potenzial in den Augen des Bosses hatte.
Josh fiel es ein, aber viel zu unrealistisch war diese Vorstellung gewesen. Kevin dagegen wirkte unsicherer und zweifelte weniger daran wer gerade vor ihnen stand.
Selbst als sein Name aus dem Mund vom Boss fiel, wollten beide keine Verbindung zu dem Kind von damals setzen.
„ Patrick…du erinnerst dich noch an die beiden? Ich wünsche dir viel Spaß dabei jetzt selber die Gruppe anzuleiten. Zeig ihnen was deine Desert Eagle drauf hat.“
Das konnte immer noch nur ein blöder Scherz sein. Kopfschüttelnd wich Josh zwei Schritte nach hinten.
Die Hände die noch auf seinem Hinterkopf lagen, legte er auf die Hüften und wollte, dass in keinem Fall glauben. Selbst als er den Namen gehört hatte. Um ehrlich zu sein war auch Kevin sich sicher, dass es sich hier um einen fiesen Scherz handelte.
Doch dann kam der alles entscheidende Punkt der Kevin mit nur einem Augenblick vom Gegenteil überzeugt hatte.
Patrick beugte seinen Kopf nach oben und wie ein direkter Treffer sah er in Kevins Augen. Eiskalt, schwarz und so böse wie kein anderer schauen konnte. Das waren sie, dass waren die Augen in die Kevin damals vor der Abreise angesehen hatten. Die Augen, die hätten jeden Augenblick jemanden nur beim ansehen töten können. Diese Augen gehörten nur einem einzigen. Dem kleinen Jungen von damals.
„ J-Josh…das ist er. Das ist Patrick. Er ist es wirklich.“
Zwar stotterte Kevin das nur vor sich hin, aber es war so glaubwürdig wie sonst nie gewesen. Die beiden sahen diesen völlig veränderten Menschen an und konnten einfach nicht begreifen, was aus ihm geworden war.
Ein muskulöser, großer und vor allem gnadenloser Mann. Das Kind von dem man nicht glauben würde, dass er einen Menschen töten könnte oder gar jemanden etwas Böses wünschen könnte.
Von diesem unschuldigen etwas, war nichts mehr übrig geblieben. Nur diese kalten Augen an die sich Kevin erinnerte, als wären nicht darüber 5 Jahre vergangen.
Josh stand jetzt unter dem Jungen, den er damals hier her gebracht hatte und dafür sorgen sollte, dass er töten lernt? Das war mehr als nicht zu glauben.
Sie mussten erst einmal kräftig schlucken um das zu verarbeiten. Der Boss sah grinsend zwischen den zwei konkurrierenden Fronten hin und her. Er wollte genau dies bei Josh bewirken. Er wollte ihm einen Grund geben noch brutaler zu werden. Neben Patrick schwächer zu sein würde dieser mit Sicherheit nicht dulden. Von daher mussten sie nun zusammen arbeiten und sich arrangieren. Das würde mit Sicherheit nicht einfach werden. Genau das wollte der Boss auch provozieren. Patrick selber genoss es, jetzt derjenige am längeren Hebel zu sein. Die Feier nahm so langsam aber sicher ein Ende.
Die Begrüßungsfeier war geglückt und auch die Überraschungsnachricht war ein reiner Erfolg. Besser hätte es sowieso nicht mehr kommen können.
Kevins und Joshs alte Zimmer waren noch immer nicht besetzt gewesen. Deshalb waren beide für ihre erste Nacht dorthin gegangen und sollten über diese Neuigkeiten schlafen, um am nächsten Morgen vorbereitet zu sein und den Aufgaben entgegen zu gehen, ohne sich dabei gegenseitig umzubringen. Vorwiegend ging es hier natürlich um Josh und Patrick. Um Kevin machte der Boss sich keine Sorgen, denn dieser war von Grund auf ein anderer Fall wie Josh. Die beiden waren wie schwarz und weiß. Deshalb bis lang auch ein unschlagbares Team.
Ähnlich wie auch Patrick mit Danny ein gutes Team war. Nur, dass Danny nicht bei den Missionen dabei war. Dies war ihr wesentlicher Unterschied.

Kevin lag die ganze Zeit mit dem Rücken auf dem Bett und starrte an die Decke. Er konnte das einfach nicht begreifen. Der kleine Patrick hatte ihm damals so Leidgetan und die Geschichte mit Freddy ließ ihn, damals in Amerika lange keine Ruhe. Josh dachte nur ans konkurrieren, aber Kevin fragte sich vielmehr was aus Patrick geworden war, oder viel mehr wie dieser Mensch aus ihm geworden war. Diesem musste er unbedingt nach gehen. Am besten jetzt direkt. Da er sich noch nicht umgezogen hatte stand er auf und ging ganz leise aus dem Zimmer. Patricks Zimmer war genau dasselbe Zimmer nur eine Etage unter seinem gewesen. Dies wusste er noch von damals. Auf Zehenspitzen schlich er sich dann nach unten, um weder von Josh aufgehalten oder noch von jemand anderem aufgehalten zu werden.
Patrick hatte sich damals einen Balkon gewünscht, da er mit 13 Jahren zum Raucher wurde und in seinem Zimmer den ständigen Zigarettengeruch nicht ertragen konnte. Auch er war noch nicht am schlafen und stand am Geländer angelehnt und hielt die Zigaretten gerade an seinen Mund. Selbst diese Handlung sah nicht erzwungen aus. Patrick war freiwillig zum Raucher geworden.
Abermals bat Danny darum, mit den Drogen und dem Rauchen vorsichtig zu sein, aber da stieß Danny gegen eine harte Mauer.
Kevin hatte in der Zwischenzeit schon mehrmals geklopft, aber bekam keine Antwort. Dabei war er sich so sicher, dass Patrick bestimmt noch nicht am schlafen war.
Er wollte gerade wieder zurück gehen, da hörte er das Pfeifen des Windes und einen kalten Luftzug unter der Tür durchwehen.
Erst jetzt dachte er, dass vielleicht Patrick das Klopfen nicht gehört haben könnte.
Zwar war er sich nicht sicher, ob dieser wirklich wach war aber er wollte sein Glück versuchen.
Deshalb öffnete er langsam die Tür und trat herein. Patrick, der das öffnen der Tür nicht gehörte hatte pustete unbesorgt den Rauch der Zigarette nach oben in die Luft.
Auch dieser Anblick war für Kevin zu unrealistisch gewesen, wenn er jetzt das mit dem Heroin erfahren würde dann würde er endgültig denken im falschen Film zu sein.
Vorsichtig näherte er sich dem Balkon und stand dann im Türrahmen. Zunächst blieb er Wortlos stehen und betrachte sich diesen älter gewordenen Jungen von hinten. Irgendwo suchte er in diesem Zimmer immer noch nach dem kleinen unschuldigen Jungen, aber dieser stand als veränderter Mensch jetzt vor ihm.
„…Patrick…“, flüsterte er dann schon fast unsicher. Als würde er den falschen Namen aussprechen, so kam es ihm vor.

Dieser zuckte nur kurz mit den Schultern und sah mit seinen tief schwarzen Augen über die Schulter.
Die Zigarette brannte noch zwischen Zeige-und Mittelfinger. Der Rauch stieg weiterhin in die Luft.
Ohne eine Antwort drehte dieser seinen Kopf wieder nach vorne und blieb am Geländer abgestützt stehen. Die Zigarette führte er langsam wieder zwischen die Lippen und zog noch einmal kräftig daran. Ein paar Sekunden speicherte er den eingezogenen Rauch in seiner Mundhöhle und stieß ihn erst etwas später wieder aus, sodass eine dicke Wolke in einem Zug hinauf stieg.
Kevin wagte sich näher zu kommen und beugte sich genau neben Patrick über das Geländer.
Jetzt fehlte einfach ein Wortwechsel der zum Eisbrecher werden würde.
Selbst Kevin war hier unschlüssig wie er sprechen sollte. Erinnerte sich Patrick denn wirklich an die beiden? Vielleicht an Josh, aber Kevin fiel doch nicht besonders auf.
Nachdem Kevin einmal tief Luft geholt hatte, wollte er einen weiteren Versuch starten um aus Patrick irgendwelche Sätze heraus zu locken. Vielleicht würde es wenigstens zu ein paar Worten kommen.
Selbst das wäre ausreichend gewesen und würde seine Erwartungen erfüllen.
„ Du rauchst…? Du arbeitest und das alles freiwillig? Muss ich das jetzt wirklich glauben, ich meine…ich kann mir so eine extreme Veränderung nicht vorstellen. Jedenfalls nicht nachdem, wie ich dich das letzte Mal erlebt habe.“
Es schien, als wolle Patrick diesem keine Beachtung schenken. Nicht einmal seine Augen schauten zur Seite und signalisierten, dass er seinem Kollegen zuhörte. Ziemlich unterkühlt wirkte das Verhältnis zwischen den beiden jungen Herren.
Ganz deutlich und leicht mit Absicht ließ Kevin einen lauten Seufzer heraus. Wenn dieser Josh auf die Nerven ging, dann antwortete er ihm irgendwann auch nicht mehr. Dieses Verhalten war er sogar gewohnt.
Anscheinend hieß es doch nur Geduld haben, denn Patrick fand doch noch ein paar Worte an Kevin zu richten. „ Wir haben nichts zu besprechen. Verschwinde!“
Ziemlich hart und ungewohnt solch einen Satz zu hören. Dennoch wollte Kevin diesen Wunsch respektieren. Ehe er darauf rumstochern würde, wollte er Patrick die Zeit geben sich, wieder an die beiden zu gewöhnen. Er war sich sicher, dass er Josh für eine Brutalität hasste und Kevin für den Verrat damals bei Freddy. Aus diesen Gründen meinte Kevin ganz ehrlich nicht Vergebung zu verdienen, aber die tatsächliche Frage war ob man Vergebung für etwas benötigte was einfach in den Jobregeln stand?
Da wohl nichts weiter kommen würde machte Kevin ein paar Schritte rückwärts. Danach drehte er sich um und blieb im Türrahmen noch einmal kurz stehen.
Patrick blieb weiterhin nach draußen geneigt und zog das letzte Mal an der aufgerauchten Zigarette und schmiss sie zeitgleich mit dem Rauchausstoß runter. Irgendjemand würde das schon Sauber machen. Er war doch jetzt wie ein Angestellter. Andere mussten jetzt für ihn arbeiten. Patrick wartete nur darauf, dass Kevin endlich verschwinden würde, dann würde er sich noch den abendlichen Schuss setzen und die restlichen Stunden der Nacht ruhen. Kevin schloss sachte die Augen und zum Kontrast griff er an den Türrahmen. „ Damals…ich wollte dich nicht im Stich lassen. Ich hoffe, dass du das weißt.“
Erst nachdem er diesen Satz los geworden war ging er aus dem Zimmer.

Dieser Satz ging Patrick mehr als nur einmal durch den Kopf. Er wollte ihn damals nicht im Stich lassen…er fragte sich ob er sich überhaupt im Stich gelassen gefühlt hatte. Sie waren nie aufeinander angewiesen und keiner hatte dem anderen versprochen aufzupassen. Wozu entschuldigte Kevin sich dann für eine Tat, mit der er nichts zu tun hatte. Außerdem wollte Patrick an Freddy überhaupt nicht denken. Es war gut, dass dieser Mann tot war und auf ewig sollte er unter der Erde liegen. In der Hölle, der Hölle sollte er verbrennen und kreischen. Jeder Stich den er Patricks Herz versetzt hatte, sollte ihn jetzt bestrafen. Diesen verhassten und verfluchten Mann in seinem Leben. Ein Abschnitt den er überstanden hatte, aber nie vergessen würde.
Mit einer von null auf hundert aufgebauten Wut, ging er herein und schlug die Balkontür mit starker Wucht zu. Schnell zog er sich dann sein Hemd und die Hose aus. Nur in Short bekleidet legte er sich dann auf das Bett und wollte jetzt so schnell es ging von dieser Erinnerung weg kommen. Dagegen konnte ihm jetzt nur eine Sache helfen und Patrick freute sich richtig darauf gleich wieder befreit zu sein.
Keineswegs war es gut was sich da Patrick mittlerweile antat und nicht ewig hätte er so leben können. Seine Sucht fing damals nach der Sache mit Freddy erst an. Die Überdosis an Tabletten hatte in ihm die Entzugserscheinung gebracht. Er musste sich einfach hingeben. Erst später erfuhr er, dass diese Tabletten ganz leichte Herointabletten waren. Sie waren Patricks Preis um Danny bei sich zu haben. Durch weitere Umstände fing er mit 13 Jahren das Rauchen an. Jetzt steckte er tatsächlich im Drogensumpf. Immer wieder gab er sich der Spritze hin, die seine Haut durchbohrte und reines Gift in seine Ader abließ.
Natürlich wusste er, dass die Glücksgefühle nicht ewig anhalten würden. Irgendwann kehrte man immer in die Realität zurück, wenn auch manchmal nur für kurze Zeit.
Aber Patrick hatte sich für die Spritze entschieden, denn sie linderte Leid welches er alleine nicht mehr tragen konnte.
Wenn er den ganzen Tag ohne diese Glückszustände aushalten müsste…das wollte er sich nicht vorstellen, denn es würde nicht funktionieren. Die Ablenkung wäre zu gering gewesen. Zumal man zu mindestens ohne den leichten Drogenkonsum kaum Missionen bewältigen konnte. Dafür hatte man sonst noch ein zu schlechtes Gewissen. So überstand Patrick die einzelnen Tage, Monate und mittlerweile schon die vergangenen Jahre.
Nach außen hin bemerkte so gut wie niemand, wie es in ihm heute aussah. Er zeigte stets den Spaß an seinem Job und die Freude sich mit allem möglichem Gift vollzupumpen. Nur Danny wusste das sein Freund oft die coole Masche aufsetzte und eigentlich noch in vielerlei Hinsichten der kleine Junge von damals war.
Aber es war nicht gelogen, denn Patrick wollte aus dieser alten Persönlichkeit heraus brechen und sie von sich schmeißen wie eine Schlange die sich häutete. Diese beschmutzte Haut wollte er los werden.
Ihm war klar, dass die Haut die er dann haben würde nicht weniger beschmutzt war. Doch der wesentliche Unterschied war, dass sie dann von ihm selber und nicht von jemandem anderen verunreinigt sein würde.
Manchmal schlief Patrick in einer angenehmen Zimmertemperatur und manchmal wurde es auch Eiskalt in seinem Zimmer. Meistens, wenn es ihm selber schlecht ging und er sich an zu viele Details der Vergangenheit erinnerte. Um ehrlich zu sein waren seine Eltern so weit in seinem Gedächtnis verblasst. Tatsächlich stellte er sich ebenfalls die Frage ob er sie heute noch auf der Straße erkennen würde? Sie würden ihn ja auch nicht wieder erkennen. Warum sollte er also einen Wert darauf legen ihre Gesichter in Erinnerung zu behalten, wo er sowieso nur Hass damit verbinden konnte.
Patrick sah es nicht für notwendig mit anderen darüber zu sprechen, denn diese Themen gingen nur ihn etwas an. Also wollte er das alles auch stets mit sich selber klären.

Die kurze Nacht verging auch bei allen mit verwirrten Gedanken. Heute Abend würde Patricks Mission anstehen. Diese hatte er ja die Tage zuvor schon vorbereitet. Nachdem er vom Boss erfuhr, dass Kevin, Josh und er ein Team bilden würden, war auch klar, dass die Mission heute schon direkt die erste gemeinsame sein würde. Alle waren gespannt wie das klappen würde. Während Patrick erst gerade aufgewacht war und sich vor dem Spiegel fertig stylte, saßen Josh und Kevin unten im Besprechungssaal und erfuhren von der ersten Mission. Mit Absicht verlangte der Boss von Josh sich die näheren Informationen von demjenigen zu holen der sie sich auch besorgt hatte. Natürlich war damit Patrick gemeint. Dies stieß bei Josh nicht wirklich auf Begeisterung, aber er musste sich zügeln.
Patrick und er…was war das bloß für eine kranke Kombination gewesen? Der Boss sorgte doch damit, dass seine zwei besten Männer sich gegenseitig ab metzeln würden, aber wenn er es so wollte.
Fertig gestylt und mit einem reizvollen Aussehen kam er dann herunter. Ähnlich wie gestern trug er die dunkle Jeans mit einem schwarzen Hemd. Um zu provozieren hatte er sich eine dicke, schwarze Sonnenbrille aufgezogen und die Haare als Stachelfrisur nach oben gegelt.
Josh verzog jetzt schon die Miene und Kevin versuchte so gut es geht noch darüber zu lächeln. Dieser merkte jetzt schon sich zum Streitschlichter zu entwickeln.
„ Schön das ihr solch ein Respekt erweist und auf euren Chef schon vorher gewartet habt. Das erkenne ich euch fast an“, sagte Patrick dreist zur Situation.
Wütend griff Josh plötzlich Patrick am Hemdkragen und sah ihn zornig an. „ Du verdammter Penner kannst lange darauf warten mein Chef zu sein. Lieber schieß ich dir dein Hirn aus den Ohren, als deine Stimme zu ertragen.“
Kevin wollte gerade dazwischen springe, da spürte Josh schon die Spitze einer Waffe in seinem Rücken. Es konnte nur sein Boss sein, der am liebsten die Pistole an seinen Kopf gerichtet hätte. Aufgrund seiner Größe kam er aber nicht so weit und hielt sie deshalb auf seinen Rücken.
Wortlos musste Josh von Patricks Kragen ablassen und zulassen, dass sein Boss diesen in seinen Augen, widerlichen Kerl bevorzugte.
„ Sie tun sich keinen Gefallen mit dieser Gruppenkonstellation. Das wird mit Mord und Totschlag enden und ICH werde gewinnen.“
Patrick hatte nur ein kurzes dreckiges lachen von sich gelassen und ging an den beiden vorbei.
Auf Joshs Niveau wollte er sich gar nicht herab lassen und er wusste, dass der Boss von Anfang an schon viel Wert in Patricks Entwicklung gesteckt hatte und Josh ziemlich nebensächlich wurde. Dieser würde mit der Zeit nur mehr eifersüchtig auf Patricks Position werden.
Er hatte das alles ja nicht einmal in den hintern gesteckt bekommen. Dies hatte er sich bis jetzt alles durch harte Arbeit geleistet und an Josh würde er diesen Rang erst nicht abgeben.
Der Boss hatte dazu nichts mehr zu sagen und schickte die beiden mit einer Kopfbewegung nach links auch raus. Sie sollten sich endlich mit ihrer Aufgabe beschäftigen und nicht weiter wie kleine Kinder um ihre Position streiten. Außerdem wurde Josh jetzt richtig klar das er im Moment nicht den höchsten Rang beim Boss hatte, aber diesen würde er sich in ein paar Wochen wieder zurück geholt haben.

Patrick hatte sich schon im Auto vors Lenkrad gesetzt. Ähnlich wie bei Kevin hatte dieser heimlich gelernt Auto zu fahren. Falsche Ausweise bzw. zwei Ausweise sorgten für einen perfekten Deckschutz. Niemals würde heraus kommen wer genau wie alt war.
Jetzt musste Kevin nach hinten weichen, denn seinen Kumpel jetzt noch hinten zu setzen, wäre wohl die Demütigung pur gewesen.
Schon diesen um viele Jahre jüngeren am Steuer sitzen zu sehen regte ihn auf. Die beiden würden sich wohl noch sehr oft am Kragen hängen, aber genau dies sollte geschehen. Nur aus solchen Situationen würde man lernen miteinander umzugehen. Der Boss brauchte ein perfektes Team und dafür mussten die besten Leute, egal wie sehr sie sich hassten zusammen arbeiten können. Ohne sich dabei umzubringen.
Josh hatte die Tür aufgerissen und sich mit der beleidigten Miene hinein gesetzt. Patrick ignorierte er dabei total und dies demonstrierte er in dem er mit seinen Augen weit rechts aus dem Fenster schaute. Kevin seufzte hinten und sah zwischen dem beleidigten Josh und dem grinsenden Patrick hin und her. Wollte der Boss ihm das mit Absicht an tun? Auf diese zwei riesen Babies aufzupassen?
Patrick startete lässig den Motor und schob noch seine schwarze Sonnenbrille hoch auf seinen Kopf. Das er Josh ärgern wollte war klar gewesen. Dass er dies auch noch schaffte war die Härte für Kevin. Dieser hätte einfach nicht erwartet, dass sein Freund sich so stark von dem 16 jährigen provozieren lassen würde.
„ Okay! Patrick, du weißt mit Sicherheit wohin es geht. Dann fahren wir erst einmal zum Zielort. Gib mir schon mal den Plan nach hinten und ich schaue während der Fahrt drüber“, sagte er um eine kleine Auflockerung im Gespräch zu schaffen.
Patrick sah dann zu Josh rüber und sagte in einem richtigen Befehlston: „ Die Sachen liegen im Fach vor dir. Gib sie ihm nach hinten.“
Joshs Wut entfachte dadurch natürlich noch weiter und diese Wut bündelte er zunächst noch in seiner Faust um nicht einen Unfall zu verursachen, wenn er Patrick jetzt an den Kragen gehen würde.
Deshalb griff er nicht gerade unsanft nach dem Fach vor sich und holte die Dokumente, die in einem Hefter waren heraus.
Ohne sich umzudrehen oder selbst hinein zu schauen streckte er seinen Arm nach hinten aus und übergab Kevin die Sachen.
Dabei sah er weiterhin aus dem rechten Fenster nach draußen und ließ Patrick ohne einen einzigen Blickkontakt fahren. Über dessen Fahrkünste konnte er jetzt auch nichts sagen, denn da gab es so gut wie nichts auszusetzen.
Kevin beschäftigte sich mittlerweile mit den Unterlagen zur Mission und blätterte die ersten Seiten nach und nach durch.
Dort stand so gut wie alles drin. Angefangen von der Opferinformation bis hin zum Hotel in welchem sie die nächsten Tage verbringen würden.
„ Magst du Partys?“, fragte Patrick plötzlich und schaute dabei in den Rückspiegel. Wieso sprach dieser jetzt auf einmal so vertraut mit Kevin? Noch vor einigen Stunden hatte er diesen durch und durch ignoriert. Er hatte ihn sogar aus dem Zimmer geschmissen. Wie kam ihm jetzt solch eine Frage in den Sinn?
Weil Kevin dadurch etwas verwirrt war, kam seine Antwort leicht verzögert.
„ Eh…also, mit Josh bin ich halt oft auf irgendwelchen Veranstaltungen gewesen. Ich muss da jetzt nicht unbedingt hin, aber mir macht das auch nichts.“
Patrick hatte immer zu in den Rückspiegel geschaut um zu sehen wie sich Kevins Gesichtsausdruck beim sprechen verändern würde. Ob eine gewisse Unsicherheit oder großes Selbstbewusstsein dahinter stecken würde. Zwischendurch musste er natürlich auch nach vorne schauen. Josh hatte desinteressiert getan, aber zuhören tat er wie ein Fuchs. Auch er fragte sich wieso Patrick plötzlich diese Frage gestellt hatte.
Und in Patricks Sinn lag es, es nicht bei dieser einzigen Frage zu belassen. Deshalb hängte er noch dran: „ Gut, dann sollten wir heute Abend noch vor oder nach der Mission auf die Feier im Hotel gehen. Wie wäre es schöne Damen aufzureißen? Ich gebe dir gerne Erfahrungstipps, wenn dein Kollege dich darin noch nicht so vorbereitet hat.“
Jetzt reichte es Josh wirklich. Er konnte sich nicht länger still halten. Ehe er diesem aber eine rein haute sagte er: „ Ich wette bis du eine abkriegst habe ich schon locker 50 ins Bett bekommen.“
Patrick grinste breit, denn genau das Gespräch wollte er wohlmöglich provozieren. Zum einen wollte er Joshs Kollegen auf seine Seite ziehen und mit ihm auf gute Freunde machen und zum anderen wollte er von Joshs Seite heraus eine Wette heraus kitzeln. Ganz schön raffiniert war dieser 16 jährige junge Herr gewesen.
„ Eine Wette? Kein Problem…im Hotel können wir uns auf Details einigen.“
Er war bereit auf solch eine Wette einzugehen. Frauen bedeuteten Patrick nicht viel außer ein Vergnügen für zwischendurch. Für festes gab es einfach keine Zeit. Zudem hatte er nicht wirklich die Erfahrung zu jemandem eine festere Bindung aufzubauen. Distanz war für ihn sehr Wichtig.
Niemanden wollte er an sich heran lassen, denn dies würde seine Schutzbarriere angreifen.

Vor einem 4 Sterne Hotel hielt Patrick mit dem Auto, auf dem riesen Hotelparkplatz an. Er stieg aus und ließ die beiden hinter sich her folgen, denn hierfür hatte er ja alles schon strukturiert durchgeplant. Daher mussten die beiden einfach nur Wert darauf legen, dass dieser alles in die Hand nahm und richtig machte. Ehe Josh daran dachte jetzt weniger Arbeit zu haben, regte er sich nur darüber auf noch hinter Patrick her Dackeln zu müssen.
Doch irgendwie würde dieser auch noch an seine Privilegien kommen, denn so leicht machte er auf keinen Fall Platz. Kevin ließ sich dagegen weniger von Patricks Führung stören.
„ Das wir nicht mit euch beiden gerechnet haben und ich kein Besuch erwartete, habe ich kurzfristig nur auf ein zwei Bettzimmer umbuchen können. Ihr teilt euch sicherlich ein Bett, oder?“
Es war gut, dass Kevin und Josh keinerlei Probleme hatten aneinander zu schlafen, denn sie verbrachten schon viele Jahre gemeinsame Tage und Nächte. Sie hingen sich permanent auf der Pelle und waren selten voneinander an genervt. Ihre Freundschaft war etwas besonderes, etwas Wichtiges. Für Josh gab es nicht mehr viel was ihm wichtig war, aber alles was einem anderen Menschen wertvoll wäre, legte dieser in den Wert von seinem einzigen Freund Kevin. Umgekehrt konnte man dasselbe behaupten. Allerdings hatte Kevin seine sozialen Kontakt aus der Schulzeit und die Familie nicht ganz aus den Augen verloren.
Er nahm keine Drogen und rauchte auch nicht. Nur trinken tat er, meistens in Gemeinschaft. An Joshs Seite war er so etwas wie Danny bei Patrick nur, dass er sich von Danny an seiner Seite gelöst hatte.
Er wollte ihn in die Sachen nicht hineinziehen, was für Kevin schon Alltag war.
Schon der Eingangsbereich glänzte in Gold- und Kupferfarben. Ein wahrlich seriöses Hotel stand vor ihnen. Woher sie die Gelder hatten war doch keine Frage mehr. Meistens kamen sie Illegal an diese und Patrick hatte viel zum ausgeben bekommen. Die tausender Grenze pro Woche war bei weitem durchbrochen, denn die Drogen alleine kosteten sie pro Tag teilweise schon ein paar hunderte Euros. Deshalb musste man ab und an, von den starken und teuren Drogen auf die etwas schwächere zurückgreifen. Diese machten es manchmal unerträglich, aber mit den Jahren der Erfahrung fand jeder für sich eine passende Mitte zwischen Erlösung aus der Realität und dem Geld welches nicht aus dem Fenster geschmissen werden durfte.

So sah es in diesem Milieu einfach aus. Wenn man sich nicht anpasste, dann geschahen zunächst die Dinge, die Patrick hart durchlaufen musste. Von Schlägen bis Missbrauch war man völlig ausgeliefert. Hier trug keiner mehr weiße Flügel, denn sie waren so gut wie alle Körper und seelisch stark beschmutzt. Wenn man mit diesem Gedanken nicht klar kam, dann führte das sehr schnell zum dem Schuss, den man sich selber in den Kopf setzte. Ein kurzer Schmerz würde sich durch den Kopf bohren und dich sofort auf die Knie zwingen und das Kartenhaus würde in sich zusammen brechen. Niemand würde dich vermissen und keiner wäre an deinem Grab. So wenig Wert war das Leben dieser Menschen in diesem Geschäft.
Ständig mit einem Fuß zwischen Leben und Tod.
Vorne an der Rezeption stand eine schlanke, große, blonde Frau bei der die drei eincheckten.
Patrick sprach mit ihr so charmant, als hätte er sich schon beim herein kommen um den Finger gewickelt. Der gerade einmal 16 jährige hatte die Begabung schnell und unkompliziert die Damen zu verführen. Die Frau war mindestens 24 und war tatsächlich hin und weg.
Wahrscheinlich wäre sie noch mit Patrick aufs Zimmer gegangen, hätte ihren Job damit riskiert und Patrick würde um eine Frau reicher werden.
Ihm war es doch Schnuppe ob die junge Dame danach keinen Job mehr haben würde. Wer sich auf ihn einließ war es dann doch selber schuld. Da sie nur jetzt nicht viel Zeit hatten, musste Patrick sich mit einem verführerischen Grinsen Richtung Aufzug verabschieden.
Bis zum vierten Stockwerk fuhren sie nach oben und auf dem Weg hatte niemand ein Wort verloren.
Doch jeder hatte einen zur Laune passenden Gesichtsausdruck gehabt. Patrick grinste Siegreich, Josh sah nur mit Abscheu zur Aufzugstür und Kevin eher verzweifelt zwischen diese zwei dicken Fronten.
Sie kamen daraufhin in einen langen Gang und konnte nach links und rechts gehen.
Patrick versuchte sich an den Zimmernummern zu orientieren und ging danach in den rechten Gang.
Die anderen beiden sahen sie noch eine Weile um und fassten visuell die Umgebung auf. Danach folgten sie ebenfalls dem rechten, wo sie schon sahen wie Patrick durch die eine Zimmertür verschwunden war.
Das Zimmer wirkte sehr elegant und gepflegt. Hier konnte man es sich wirklich gut gehen lassen.
Während die beiden die nachträglich erst herein gekommen waren sich umsahen, schob Patrick die Balkontür auf und zückte aus seiner Hosentasche sein klingelndes Handy.
Der Boss wusste genau die Uhrzeit wann Patrick im Hotelzimmer sein würde.
Er lehnte sich an das Geländer des Balkons und sprach die weitere Vorgehensweise mit ihm ab. Meistens bekam er die Hälfte der Zeit zum Feiern und die andere Hälfte für die Mission. Je nach Geschwindigkeit müsste man auf die private Zeit verzichten oder mit viel Glück bekam man bei besonderer Schnelligkeit noch mehr Zeit drauf. Nach früher Beendigung der Aufgaben wurde selten die übrige Zeit gestrichen.
Kurz und bündig hatten sie das Gespräch gehalten. Kevin war auf die Toilette gegangen und Josh hatte es sich auf dem Bett gemütlich gemacht.
Die Balkontür ließ Patrick auf und kam nach dem Gesprächsende auch wieder zurück.
„ Wir können den ersten Abend noch selbst etwas machen. Morgen früh werden die einzelnen Aufgaben von mir verteilt und im Laufe der Tage erledigen wir nach und nach unsere Mission.“
„ Danke für deine großartige Aufklärung. Ich freue mich wenigstens den Abend nicht direkt mit dir verbringen zu müssen und wir können unsere Aufgaben ruhig weit auseinander machen“, erklärte Josh deutlich, bei diesem Satz war Kevin wieder zurück gekommen.
Dieser war langsam nicht mehr von Joshs Einstellung begeistert.
„ Josh…so geht das nicht. Wir müssen uns hier alle arrangieren. Anders kommen wir nicht voran und wir gefährden unser Leben dadurch. Alle. Patrick…und dich bitte ich einfach nur darum uns nicht wie Kleinkinder zu behandeln.“
Dieser Satz klang aus Kevins Mund recht ungewöhnlich, dass er ziemlich hart und konsequent gesprochen hatte. Patrick zuckte als Antwort nur mit den Schultern und packte seine Sporttasche mit den Klamotten für die nächsten Tage aus.
„ Mir ist egal was ihr macht. Ich gehe jetzt runter um was aufzureißen.“
Er griff dann nach eine Armani Jeanshose, Hemd und Gürtel. Markenkleidung war ein Punkt um erfolgreich zu sein. Schnell beschlagnahmte er das Badezimmer und kam die nächste dreiviertel Stunde auch nicht mehr heraus. Kevin und Josh hatten in der Zeit zusammen auf dem einen Bett gequatscht. Sie waren immerhin noch zu zweit und hatten sich gegenseitig gehabt. So wurde es selten langweilig.
Fertig gestylt und nicht gerade unattraktiv kam Patrick wieder zurück und Punkt zwei um erfolgreich zu sein war das perfekte Parfüm. Schon zwei Spritzer an seinen Hals reichten um den Geruch bis zu Josh und Kevin zu verteilen.
Es roch in beiden Nasen sehr anziehend, aber wer würde das jetzt sagen?
Die Feinschliffe folgten durch attraktive Accessoires wie zum Beispiel eine Uhr. Danach war Patrick auch durch und durch fertig gestylt.
„ Gut siehst du aus…damit wirst du sicherlich Erfolg haben“, sagte Kevin der immer noch eine Bindung zu Patrick suchte.
Sie brauchten einen Eisbrecher. Unter diesem verstand man beispielsweise ein Gespräch, in dem der kühlere Mal von seinen Gefühlen sprach und die erste Vertrauensebene zu seinem Gegenüber aufbaute. In diesem Fall wartete Kevin nur darauf Patricks Leben näher zu kommen, aber schon am zweiten Tag merkte er wie unnahbar Patrick geworden war. Sein Fokus lag im Job und auf Partystimmung, aber er war sich auch sicher, dass dies nur eine Fassade war. Hinter dieser würde irgendwo noch der kleine Patrick stecken, der nie jemandem ein Haar krümmen wollte.
„ Ja, ich weiß es schon selbst. Danke für die Bestätigung. So Leute! Ich bin jetzt unten und schaue mal wen ich dort alles so treffe. An eurer Stelle würde ich auch kommen, denn wir wissen nicht ob wir nicht die ganzen anderen Tage beschäftigt sein werden.“ Danach zischte er schon schnell aus dem Zimmer.

„ Bor…ich könnte kotzen Kevin. Weißt du was ich meine? Dieser kleine Kotzbrocken geht mir so was von auf die Nerven. Spielt sich hier wie so ein Gigolo auf und meint wer weiß was er alles könnte. Dem würde ich am liebsten eine reinhauen, aber mal so richtig ins Gesicht. Damit er mit einem angeschwollen Gesicht und einem dicken blauen Augen rumläuft.“
„ Josh…lass dich nicht von ihm Ärgern. Nur so wirst du dich mit ihm irgendwie einigen können und ich bin mir sicher wir kriegen das zu dritt gut hin. Erst musst du dich zusammen reißen. Mach dir keine Sorgen. Ich krieg zu ihm noch einen Draht und dann werde ich von ihm dasselbe verlangen. Trotzdem hat er recht. Lass uns diesen Tag noch etwas machen. Ab morgen geht’s richtig los.“
Da mussten beide Patrick recht geben, denn auch Josh genoss gerne die freien Tage die man zwischen den Missionen hatte. Sie kamen nur hier zur Geltung, da sie sich keinen direkten Urlaub nehmen konnten. Nur diese paar Tage hatten sie zum ausnutzen.
Aus diesem Grund stand auch Josh auf und packte jetzt endlich auch seine Tasche aus und sortierte die Kleidung in den vorgesehen Schrank des Zimmers. Irgendwo musste er Kevin ja doch recht geben. Wieso regte er sich so über Patrick auf. Er konnte ihm doch sowieso nicht das Wasser reichen mit seinen mickrigen 16 Jahren. Wenn Josh sich ärgern ließ, dann erfreute es Patrick doch umso mehr. Von daher wollte Josh jetzt andere Methoden anwenden um gegen zu schlagen.
So spät war es noch nicht und dennoch war in der großen Halle viel los. Die Kellnerinnen sahen in ihren weißen Blusen und schwarzen Hosen sehr reizvoll aus. Da musste sich Patrick die Frage stellen welche Dame er heute abführen würde. Vielleicht sollte man das eher abfüllen nennen und danach erst abführen. Die Musik lud nur zum tanzen ein, aber ehe man sich auf der Tanzfläche breit machte musste getrunken werden. Die Halle war sehr groß. In einer Ecke waren Sitzplätze mit einem Buffet zur Selbstbedienung.
Davor war die breite Tanzfläche. Licht Effekte an der Decke machte das Ganze noch ein Stück attraktiver. Die Lichter wechselten auf der Tanzfläche zwischen verschiedenen Farben. Blickten auf, ab und wechselten ihren Beat.
Nachdem sich Patrick Schrittweise die Räumlichkeiten angesehen hatte ging er zur Bar. Dort setzte er sich auf einen der Hocker und wartete auf jemanden der seine Bestellung annehmen würde.
Zu seinem Pech war hinter der Theke keine flirtwillige Dame, da nur Männer herumliefen. Ohne den Gast lange warten zu lassen kam ein Barkeeper und fragte: „ Was kann ich Ihnen bringen?“
Patrick sah sich auf der Theke die Getränkeliste an und suchte nach einem appetitlichen Cocktail. Unter den Cocktailnamen stand auch immer der Inhalt drinnen. Einer mit Wodka sollte es sein. Schnell wurde er danach auch fündig. „ Einmal…den Blue Storm.“
Sofort fragte der Barkeeper dann nach Patricks Ausweis. Unter Volljährige ging natürlich Garnichts alkoholisches raus, aber auf so etwas war Patrick natürlich mit seinem gefälschten Ausweis vorbereitet und hielt seinen Ausweis vor die Nase des Mannes und schwupp war er mal ganz plötzlich 18 Jahre alt. Lange musste er dann nicht mehr auf seinen Blue Storm warten. Ein blauer Cocktail mit einem deftigen Schuss Wodka. Genau nach Patricks Geschmack um sich für die Tanzfläche aufzuwärmen.
Von Kevin und Josh war hier in diesem Raum weit und breit nichts zu sehen gewesen, aber das war ihm im Moment sowieso egal gewesen.
Während Patrick trank, saß er mit dem Rücken zur Tanzfläche. So hatte er nicht gerade die praktische Sitzhaltung um die Frauen sehen zu können. Ganz urplötzlich schien er das auch gar nicht zu wollen. Vielleicht würde das gleich wieder kommen, wenn er leicht angetrunken wäre. Dafür bestellte er sich denselben Cocktail ein zweites Mal und trank den letzten Schluck auf Ex.

Als er das zweite Glas ebenfalls zur Hälfte ausgetrunken hatte, bekam er schon so langsam immer ein Stück weniger um sich herum mit.
Er bemerkte nicht, dass ihn links jemand angesprochen hatte. Einmal, zweimal und ein drittes Mal.
Erst beim vierten Versuch zuckte Patrick kurz mit den Schultern nach oben und sah dann nach links. Ein nicht wirklich älterer Junge saß dann neben ihm. Rein optisch schätzte Patrick ihn für 15. Was hatte der denn hier zu suchen? Ach ja, sie waren in einem Hotel. Dort hätten auch kleine Kinder oder Babys sein können. Hier machte man ja üblicherweise Urlaub. Das vergaß er durch seine Arbeit sehr oft.
„ Was…?“, fragte er daraufhin sehr unhöflich. Wirklich angetan war er nicht von seinem Sitznachbern. Dieser lächelte trotzdem freundlich und bestellte sich dann altersgerecht eine Cola.
„ Wie alt bist du denn? Mal ganz unter uns…du bist doch mit Sicherheit keine 18. Wieso trinkst du dann so einen Cocktail.“
„ Ich BIN 18 du Vogel. Dann kann ich auch Cocktails trinken. Im Gegensatz zu dir, du kleiner Wurm. Trink deine Cola und lass mich in Ruhe.“
„ Warum so unfreundlich? Mir war gerade nur danach mich nett mit jemandem zu unterhalten. Da sah ich dich hier alleine sitzen und dachte mir mich dazu zu gesellen. Sich zu zweit zu langweilen ist weitaus besser als alleine vor sich hin zu träumen.“
„ Bist du immer so aufdringlich. Du kennst mich doch überhaupt nicht. Wieso sollte ich mich überhaupt langweilen. Das kannst du doch nicht für dich beschließen. Ich war gerade dabei mich anzutrinken und den Rest des Abends abzutanzen. Dafür brauche ich aber keine Begleitung.“
Doch im Gegensatz wie man es von Josh gewohnt war, zeigte dieser Junge keine Zeichen von Aufregung oder Wut. Er wirkte für seine wohl tatsächlichen 15 oder 16 Jahre sehr reif und ließ sich einfach nicht auf Patricks Niveau herab. Für ihn war er nicht so cool und unerreichbar. Dieser Jugendliche ließ sich einfach nicht aus der Ruhe bringen und lächelte vor sich hin.

„ Ich wollte dich ganz und gar nicht begleiten. Dafür kenne ich weitaus attraktivere Menschen. Die legen weniger Wert auf ein gekünsteltes Gesicht und strahlen von innen heraus.“
Dies hatte bei Patrick jetzt gesessen. Nur mit diesen paar Worten. Auf 180 hatte er ihn damit gebracht, sodass er tatsächlich der erste war, der Aufstand und sich einfach zwischen die tanzenden Leute brachte und anfing zu tanzen. Was bildete er sich bloß ein Patrick so zu beschreiben? Was wusste er schon von ihm? Wie sollte jemand von innen heraus strahlen, wenn er so dreckig war? Am liebsten hätte er diesem Typ das sofort gesagt, aber damit hätte er zu viel seiner Persönlichkeit verraten. Doch diese Persönlichkeit gehörte nur ihm alleine und niemandem wollte er von seinem Leben erzählen. Wer hätte sein Leid denn verstehen können? Ohne es selber durchgemacht zu haben, könnte ihn kein Mensch auf dieser Welt verstehen.
Der fremde Junge beobachtete ihn noch ein wenig und lachte kurz. Dieses Grinsen ging Patrick auf die Nerven, dabei war das ja nur ein nettes anlächeln gewesen. Er versuchte ihn einfach zu ignorieren und tanzte locker weiter. Dennoch zogen ihn seine Blicke nach ein paar Minuten wieder zur Bar hin, aber als er dann zur Bar geschaut hatte war er schon verschwunden.
Sein Fokus wurde aber ganz schnell wieder auf etwas anderes gelenkt, als ein dunkel haariges Mädchen auf ihn zu kam und ihn antanzen wollte.
Sie war definitiv älter als Patrick, aber bei dem Aussehen von Patrick würde man wirklich nicht bemerken, dass er eventuell ein paar Jahre jünger war. Die beiden waren schnell miteinander umschlungen und kamen sich mit jedem Schritt näher. Flirtwillig war sie in seinen Augen gewesen. Kurzerhand berührten sich auch ihre Hände und griffen ineinander über, die Tanzfläche gehörte augenblicklich nur den beiden. Ihre Lippen strahlten ganz besonders durch ihr rosa farbiges Lipgloss.
Sie hatte lange, gelockte Haare, die bei jeder Drehung wie in Zeitlupe in der Luft flogen.
Ihre Augen waren anziehend und zogen schon fast in einen teuflischen Bann. Genau so etwas hatte Patrick jetzt gewollt. Etwas heißes, Hübsches und zugleich sehr wildes.

Erst jetzt waren Kevin und Josh nach unten gekommen. Ziemlich schlecht fiel ihnen Patrick unter die Augen. Bis dahin hatte er die Dame schon längst im Griff gehabt. Dies war schnell zu erkennen gewesen und Josh konnte darüber nur noch seinen Kopf schütteln. Ein gerade einmal 16 jähriger, der wahrscheinlich selbst noch mitten in der Pubertät steckte, verdrehte hier einer mindestens 18 jährigen Frau den Kopf. Das, dass überhaupt möglich war konnte man nicht glauben, wenn man es nicht mit eigenen Augen jetzt im Augenblick gesehen hätte. Diese Altersklasse und Älter war doch eigentlich für Josh reserviert und da tanzte einfach sein Konkurrent ein und schnappte sich die schönste Frau im Saal und sie ließ es auch noch zu.
Schon jetzt ließen ihre Lippen nicht mehr voneinander los. Die beiden würden noch tief in die Nacht hinein feiern. Womöglich auch die Nacht zusammen verbringen und dann wäre dieser One-Night-Stand auch schon vorbei gewesen.
Mehr ließ Patrick nicht zu und mehr konnte er sich wegen der Mission auch nicht erlauben. Er zählte nicht mehr mit wie vielen Frauen er innerhalb von einem Jahr schon etwas hatte.
Mindestens einmal am Wochenende hatte er eine gehabt und wenn man die zwischendurch noch zählen würde, dann wäre die Summe sehr hoch geworden.
Meistens war von vorneherein klar das es sich hier nur um eine Nacht „ Spaß“ handeln würde.
Doch nicht selten passierte es das kleine, zierliche Mädchen sich in den gut aussehenden Patrick verliebten und dieser ihnen eine kalte Abfuhr geben musste. Eine Beziehung würde er nicht zulassen, denn dafür konnten die Frauen in ihm nicht das Gefühl aufbringen alles für sie tun zu wollen. Er hegte meistens ein starkes Interesse an ihrem Aussehen und natürlich auf körperlicher Ebene. Fast schon hauptsächlich auf dieser Ebene. Aber er empfand nichts dabei. Es gab nur schön und fürs Bett geeignet und nicht schön und damit für nichts zu gebrauchen. Hart und oberflächlich waren Patricks Ansichten gewesen, aber wenn man es reflektieren würde, dann würde deutlich heraus kommen, dass er einfach nicht fähig war jemanden aus tiefstem Herzen zu lieben. Wer an ein Herz nicht mehr glaubte, der konnte doch unmöglich sein Herz an jemanden verschenken.
Aus diesen Gründen wollte Patrick eben niemanden näher an sich heran lassen. Die Angst an ein Herz erinnert zu werden und wieder ein normales gewissen zu bekommen war sehr groß.
Während Josh und Kevin nachträglich noch den Abend gemeinsam, mit auch zu Recht erlaubten alkoholischen Getränken genossen, war Patrick im Hotelzimmer verschwunden.
Viele Stunden später machten sich auch die beiden auch wieder auf den Weg zurück und wollten herein, aber so leicht hätte es ihnen Patrick jetzt nicht gemacht. Denn dieser war nun mit seiner Lady im Zimmer eingeschlossen und ließ die anderen beiden nicht herein. Er hatte einfach den Schlüssel quer im Schloss stecken lassen. Die beiden hätten nur den Schlüssel im Schloss abbrechen können. Josh wurde richtig Sauer und schlug mit voller Wucht gegen die Tür. Was bildete sich dieser Volltrottel bloß ein und schloss die Türe ab. Das Zimmer hatte er doch nicht nur für sich alleine gemietet.
„ Dieses verdammte Arschloch!“, beschwerte sich Josh und schlug noch mal mit dem Fuß gegen die Tür.
Kevin versuchte ihn zu beruhigen, aber das ging nicht, wenn dieser so aggressiv auf Patrick war. Gerade bei ihm konnte sich Josh nur vergessen.
Da konnte keiner seinen Zorn so leicht bändigen. Den beiden blieb keine andere Wahl als wirklich zu gehen und zu hoffen später herein zu können.
Nach einigen Stunden in denen Josh und Kevin Däumchen gedreht hatten, kehrten die beiden auf einen zweiten Versuch wieder zurück. Erneut probierten sie mit dem Schlüssel herein zu kommen und diesmal ging es. Nicht wirklich leise schlich sich Josh herein, sondern brüllte direkt los.
„ Was bildest du dir eigentlich ein hier irgendwelche Weiber zu poppen und MICH draußen stehen zu lassen!?“
Doch Patrick gab ihm keine Aufmerksamkeit und blieb regungslos im Bett liegen. Wahrscheinlich hatte er die Frau schon weggeschickt und war danach selber tief und fest eingeschlafen. Er wollte ja Kraft für den nächsten Tag sammeln.
Kevin wurde jetzt auch wieder klar, dass es mit den beiden einfach nicht hätte gut gehen können. Sie fetzten sich ja pausenlos. Er freute sich schon auf das Frühstück am frühen Morgen.
Wie schon angekündigt mussten sich Josh und Kevin dann ein Bett teilen. Zum Glück hatten die beiden damit schon einmal kein Problem. Mit Patrick ein Bett teilen zu müssen würde für ihn Selbstmord gleichen. So hart sah er ihr Verhältnis, aber sicherlich würde mit der Zeit aufkommen wie viele Parallelen zwischen den beiden existierten und was beide in ihrem Leben schon durchgemacht hatten. Sie interessierten sich nicht für das Leben des anderen, da die eigenen Erlebnisse alleine schon zu viel zum verarbeiten waren.
Da passten die traumatischen Geschehnisse von anderen nicht noch mit hinein.
Schon die ersten, grellen Strahlen des Tageslichtes weckten Patrick. Sie schienen ihm direkt ins Gesicht, sodass er erst ziemlich stark die Augen zusammen kniff und nicht aufstehen wollte.
Das war ihm jetzt eindeutig zu hell gewesen, aber dieses Licht kündigte auch an aufstehen zu müssen.
Nur langsam beugte sich der nur in Short bekleidete Patrick nach oben und streckte sich erst einmal.
Kurz sah er nach links zum Bett herüber und sah dort die beiden anderen schlafen. Ein leichtes Grinsen überkam ihn, da er sich sicher war, dass die beiden sich und vor allem Josh geärgert haben mussten.
Dafür hatte er eine umso heißere Nacht gehabt. Es hatte sich in jeder Hinsicht gelohnt.
Patrick stand auf und ging zum Fenster. Direkt neben dem Fenster war die Tür auf den Balkon.
Patrick machte sie auf und ließ frische Luft eindringen. Er schloss kurz die Augen und atmete diese Luft tief ein. Wie gut die Luft doch manchmal roch und wie angenehm diese lauwarme Brise doch war. Schon damals hatte er es gemocht am frühen Morgen die Luft zu genießen. Dieser kurze Moment der Freiheit war nur dann auch einen Augenblick lang einzufangen gewesen. Danach flog sie auch schnell wieder davon.
Ohne es zu bemerken stand plötzlich Kevin in Short und T-Shirt bekleidet neben ihm.
„ Schön, oder? Ich mag es auch morgens auf dem Balkon zu stehen und einfach den Tagesbeginn zu genießen.“
Patrick antwortete nicht und schaute weiterhin gerade aus. Jetzt konnte Kevin ganz deutlich die Einstichstellen an beiden Armen von Patrick erkennen. Dieser musste also schon eine ganze Zeit lang Drogen abhängig sein. Er wollte ihn nicht direkt auf das Thema ansprechen. Auch aus Josh hatte er es nicht raus bekommen mit diesem Zeug aufzuhören, aber Kevin war auch nicht so in Missionen eingesetzt wie man es von Josh und Patrick erwartete. Deshalb verstand er die beiden sogar ein klein wenig.

Kevin lächelte und legte jetzt sogar seine Hand auf Patricks Schulter. Zuversichtlich sagte er dann: „ Es wird alles schon funktionieren…wir werden ein gutes Team und das weißt du auch, oder?“
Er ging danach wieder zurück und wollte Josh wecken. Es wäre gut gemeinsam zu frühstücken um den genauen Ablauf heute durch zu planen. Kevin versuchte also die Gruppe so gut es ging zusammen zu halten. Zwischendurch glaubte er, dass seine Aufgabe nicht wirklich leichter war wie die von Patrick und Josh zu erfüllen. Er musste nicht wenig tun um die beiden irgendwie an einen Tisch zu bekommen. Das war genug Arbeit für ihn.
Kevin kümmerte sich darum unten in der Cafeteria des Hotels zu Frühstücken und hatte auch Josh auf Vordermann gebracht. Dann sorgte er dafür weder diesen noch Patrick aus den Augen zu verlieren. Sie mussten auf jeden Fall an einen Tisch kommen. Unglaublicher Weise gestaltete sich dies leichter als erwartet. Beide kamen ohne ein Wort zu sagen mit Kevin nach unten.
Zum Glück von Josh und Patrick war es um diese Uhrzeit schon weitgehend leer in der Cafeteria geworden.
Die beiden mochten es eben nicht zwischen großer Masse zu frühstücken. Kevin und Josh setzten sich nebeneinander auf die dunkel überzogene Bank und Patrick hatte sich gegenüber platziert. Zwischen ihnen war ein rechteckiger Tisch aus dunklem Holz und setzte eine praktische Grenze zwischen den beiden Konkurrenten.
Die drei waren alle samt sportlich in einer kurzen Sommerhose und sportlichen Schuhen bekleidet. Passend trug Kevin noch ein T-Shirt, aber Josh und Patrick hatten noch etwas anderes zu verbergen gehabt. Sie trugen daher lieber ein langärmliges Hemd.

Das Essen konnten sie selber bestellen. Keine 15 Minuten mussten sie warten und jeder bekam sein Essen vor gesetzt.
Natürlich hatte Patrick einen deutlichen Blick auf die Kellnerin gesetzt, aber heute durfte er nicht so rann gehen. Er sah nach vorne und musste sich an diesem Morgen nur mit einem Glas Orangensaft zufrieden geben.
Die ersten Minuten vergingen eher schweigsam und niemand fing das Gespräch an. Musste das immer Kevin in die Hand nehmen, fragte sich dieser wieder einmal? Doch Ausnahmsweise nahm sogar Josh das Zepter in die Hand und sprach los:
„ Wir sollten aufhören uns hier so kindisch anzuschweigen. Ich jedenfalls bin nicht kindisch und habe so etwas nicht nötig. Wir haben hier ernsthafte Aufgaben zu erfüllen. Wenn du hier auch schon etwas erledigt hast, dann solltest du selber wissen das es eine gute Planung benötigt. Glaub ja nicht das ich den ersten Schritt auf dich mache, aber mein Leben und meine Arbeit geht mir vor deine miese Fresse.“
Patrick grinste, aber nicht, weil er sich als Sieger fühlte. So ähnlich dachte er im Grunde auch. Nur ausgesprochen hatte er das jetzt nicht so genau wie es Josh in die Hand genommen hatte.
Mit einem leichten Kopfschütteln zeigte er Josh sein zuzustimmen und Kevin war ganz besonders erleichtert darüber.
„ Wer übernimmt den Schuss?“, fragte Patrick daraufhin und sah schon gezielt zu Josh. Er war sich sicher, dass Kevin eher derjenige war, der Feuerschutz gab.
„ Schieß du ruhig…ich lenke alle um unser Ziel herum ab und Kevin wird darauf achten das an unserem Plan nichts schief geht“, erklärte Josh jetzt dazu und gab direkt eine Struktur für ihren Verlauf vor.
Kevin nickte und wollte seine Meinung auch noch mit einbringen.
„ Das wäre im ersten Moment schon ein guter Plan. Nehmen wir auch wirklich die große Tanzhalle? Ich meine da sind viele Leute. Wir müssen sehr gut aufeinander eingespielt sein um auch nur das Ziel zu treffen.“
Patrick grinste und zündete sich gleichzeitig eine Zigarette an. Er zog erst einmal an dieser, stieß den Rauch in die Luft und sagte dann erst: „ Wird schon klappen…wenn wir uns erproben sollten, dann auch direkt unter den normalen Rahmenbedingungen. Soft anfangen wird nichts bringen. Wir müssen direkt auf die Vollen gehen. Ich lege unser Ziel schon geschickt um.“

Was ihre Aufgabe anging, konnten sie sich erstaunlicherweise sehr schnell einigen und kamen zu guten zielen. Fast wie in einem aufeinander eingespieltem Team.
Würde sich das in der Praxis dann auch genau so erweisen, oder nahmen sich da Josh und Patrick vom Teamverhalten zu viel vor?
Kevin war jetzt doch ein wenig zuversichtlicher, dass sie diese erste gemeinsame Aufgabe gut überstehen würden.
Patrick hatte die Zigarette bis zur Hälfte aufgeraucht und legte sie dann im Aschenbecher ab.
„ Bin mal kurz auf der Toilette…“, sagte er knapp gehalten und ging.
Kevin und Josh hatten sich beide nur kurz angesehen, aber keiner der beiden sagte etwas.
Sie schienen eben doch leicht mit der Situation überfordert zu sein. Beide waren skeptisch was wirklich noch alles hinter Patrick steckte. War er vielleicht doch der gute Teamkollege, oder letztlich sogar der wahre Feind? Über diese Sache wollte Josh sich noch klarer werden. Vielleicht brachte ein genaueres Gespräch mit dem Boss mehr Licht ins dunkle. Aber so sehr wie dieser von Patricks Talent besessen war, würde er doch niemals gegen diesen schießen.
Also blieb es an ihnen heraus zu finden wie sich die Arbeit mit dem 16 jährigen gestalten würde.

Patrick ging dann in die Männertoilette, die nur einige Schritte von der Cafeteria entfernt war. Erst ging er durch einen Vorraum mit den Waschbecken und riesen spiegeln und danach durch eine zweite Tür zu den ca. 8 Toilettenkabinen.
Er klappte den Klodeckel herunter und holte aus seiner Hosentasche eine Kette mit einem Elefantenstoßzahnähnlichem Anhänger heraus. Dieser hatte einen auf drehbaren Deckel.
Patrick öffnete diesen und kippte das weiße Pulver was heraus kam auf den Klodeckel.
Passend dazu war natürlich ein Strohhalm in einer Mini Version. Mit nur einem Zug hatte sich Patrick das Zeug auch durch die Nase gezogen. Ob es nun Kokain oder Heroin als Pulver war, blieb fragwürdig.
Patrick machte erst einmal einen tiefen Atemzug und genau so auch einen deutlich langen Luftausstoß.
Er stand auf und steckte alles schnell wieder ein, rieb sich noch kurz unter der Nase entlang und verließ die Toilette.
Als er die Tür zum Vorraum aufmachte und dabei zu Boden schaute, stieß er gegen einen Hotelgast und sah erst danach wieder gerade aus nach vorne.
Ein bekanntes Gesicht stand da vor ihm und Patrick hob seine Augenbraue.
Wortlos ging er zum Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. Er sah in den Spiegel und konnte im Blickwinkel den jungen vom letzten Abend erkennen.
„ Was guckst du mich so an?“, fragte Patrick sehr unhöflich.
„ Nichts…ich dachte du willst mir vielleicht etwas sagen.“
„ Tss…nicht das ich einen Grund hätte.“
Patrick trocknete sich die Hände ab und ging auch schon hinaus. Der Junge sah ihm nach und ging dann ebenfalls weiter zur Toilette durch.

Patrick kam dann heraus und drückte leicht die Augen zusammen. Die Lichtverhältnisse waren ihm im Vergleich zu anderen deutlich zu stark und vor allem war es nach jedem Zug ein Mischgefühl aus Freude, Glücksgefühl und die Kehrseite von Nervosität und Angstzuständen.
Die Mischung führte dabei zum sogenannten „Crash“ Zustand. Diese Lage drückte sich am stärksten in Depressionszuständen aus und konnte erhebliche Folgen haben, wenn die konsumierte Menge nicht unter Kontrolle gehalten wurde. Über diese Dinge war sich Patrick aber im Klaren gewesen und deshalb konnte er meistens recht gut damit umgehen.
Als er wieder zurück am Tisch war setzte er sich hin und nahm für einen kurzen Augenblick alle Stimmen übereinander fließend war und auch sonst war die Umgebung schon was wie unter Halluzination gewesen.
„ Patrick? Alles in Ordnung?“, fragte Kevin schnell besorgt.
Patrick sah dann zu Kevin und antwortete leicht zu bemerken verzögert.
„ Ja…ja, alles in Ordnung. Mich hat nur so ein Idiot genervt, der mich gestern auch schon genervt hat. Was müssen wir noch besprechen?“
Josh hatte sich Patrick auch noch einen Augenblick länger angesehen. Ihm hätte dieser eh nichts vor machen können. Er konnte an vielen Merkmalen erkennen, dass Patrick sich da etwas durch die Nase gezogen hatte.
Zum ersten sah man die leicht gereizte Hautstelle unter der Nase, die gerötet war. Als zweites sprach die verzögerte Reaktion daraufhin, dass Patrick gerade noch in einem verwirrten Zustand war und zum dritten sprachen natürlich Patricks Pupillen für sich.
Alles genug Punkte für jemanden der selbst Drogen nahm um zu erkennen, ob sein Gegenüber auch sich etwas einflößte.
Was ihn dabei überhaupt beunruhigte war das Gefühl, dass Patrick ziemlich abhängig zu sein schien. Es sah für ihn ganz und gar nicht danach aus, als würde dieser nur zum Schnuppern das Zeug nehmen.
Dieser junge Mann schien es verdammt ernst mit dem konsumieren zu meinen. Doch Josh musste seine Konzentration auch langsam wieder zum Thema zurück lenken und hatte in der Zeit, wo er darüber nachdachte nicht mitbekommen, was Patrick und Kevin da weiter besprochen hatten.
Auf dem Tisch lag nun die Skizze der großen Tanzhalle und alle möglichen Verstecke bzw. Fluchtwege um das Hotel Notfalls schnell verlassen zu können. Wenn alles nach Plan lief, dann müssten sie das Hotel nicht einmal verlassen. Es würde wie immer niemand auf die Spur von ihnen kommen. Dafür aus allen Ecken perfekt geplant worden. Es gab von A-Z und wohl noch darüber hinaus genug Pläne um sich flexibel umzustellen. Doch mehr wie Plan A oder B brauchte Patrick bislang auch nicht, aber er war sich sicher irgendwann so eine knifflige Mission zu haben wo alle Stricke reißen würden und es um Leben oder Tod gehen würde. Tatsächlich wartete Patrick sogar begeistert auf diesen Tag, mit solch einem Auftrag.


Nach Joshs Gesichtsausdruck zu Urteilen schien er jemanden gesehen zu haben. Da dieser an Patrick vorbei schaute, musste diese Person hinter Patrick liegen.
Mit dem Oberkörper drehte er sich um und sah hinten an der Eingangstür zur Cafeteria einen großen, gut gebauten Typen stehen. Dieser sprach gerade mit dem Türsteher und Joshs Gesicht verfinsterte sich noch ein Stück mehr.
„ Mist…“, rutschte ihm dabei nur raus. Kevin schien auch direkt zu verstehen worum es ging. Diesmal war also Patrick derjenige der nicht auf dem laufendem war.
„ Würde mir jemand mal erklären was euch an dem da so verschreckt?“, fragte er und drehte sich wieder nach vorne.
Er fand die zwei entsetzten Gesichter schon fast witzig. So wie Joshs Augen sich bewegten, schien dieser Typ in ihre Richtung zu kommen. Patrick ließ es jetzt einfach drauf ankommen.
Er breitete seine Arme über der Bank aus und lehnte sich bequem nach hinten.
Der Typ kam, seine Schritte wurden zum Tisch hin immer ein Stück langsamer. Joshs und sein Blick waren fest aufeinander abgestimmt. Sie verloren sich nicht einmal für ein Augenzwinkern aus den Augen, bis er Typ an ihrem Tisch stehen blieb und sagte: „ Na…wird bald wieder ein Angriff starten? Pass lieber auf das ich nicht schneller bin.“
„ Wirst du nicht sein. Ich rate dir von hier zu verschwinden. Sonst wird es vielleicht sogar ernst für dich.“
Der Typ grinste nur drüber und hob lässig seine Hand in die Luft, als er den nächsten Schritt machte. „ Man sieht sich…“, sagte er in einem ziemlich abwertenden Ton und verschwand im nächsten Moment auch schon.
Patrick wartete interessiert auf die Erklärung. Kevin erkannte den fragenden Blick von Patrick und klärte diesen nun auch endlich auf.
Er beugte sich leicht über den Tisch und sprach etwas leiser. Jetzt wo er wusste das dieser Kerl hier war, konnte man nie sicher sein ob irgendwelche die um sie herum saßen zu ihm gehörten.
Daher flüsterte er die Geschichte lieber um auf Nummer sicher zu gehen.
„ Dieser Typ heißt Derek. Er ist so gesehen vom Rang her gleichgestellt wie Josh und gehört zum Konzern unserer stärksten Konkurrenten. Wenn wir gemeinsam auf Mission sind, dann kann das für die jeweilige Gruppe sehr gefährlich werden. Irgendwie halten sich unsere Bosse im Zaum, aber einen Krieg auf Mord und Totschlag schließen beide nicht aus. Wo wir und sie sind kann es nur zu einem schlechten aufeinander treffen kommen Patrick. Derek ist keineswegs dumm, also versuche ihn nicht zu verarschen. Er müsste so alt wie Josh oder älter sein.
Der ist auch schon ein alter Hase im Geschäft. Sei vorsichtig, wenn du dich mit ihm anlegen willst. Tu es im bestenfalls gar nicht.“
Patrick sah Kevin an und dann in die Richtung, in die Derek verschwunden war. Ein breites Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit.
„ Der Typ gefällt mir…ich lege mich gerne mit ihm an. Mit unseren Erzfeinden hatte ich es leider bisher noch nie so richtig zu tun gehabt.
Josh glaubte Patrick, dass dieser brennend daran interessiert war sich mit Derek anzulegen, denn genau so scharf war auch er gewesen diesen Typen umzulegen. Doch sie durften sich nun nicht von ihrer Mission abbringen lassen. Genau so erging es auch Patrick. Jetzt wo er nur von ihm wusste, würde er verstärkt auf dessen Schritte achten.


Kurz danach kündigte Patrick auch das Ende von ihrem gemeinsamen Frühstück an. Nach seinem Kokainzug hatte er auch keinen Hunger mehr verspürt. Kein Wunder das Patrick so dünn war und deutlich reife Muskeln hatte. Er trainierte viel im persönlichen Fitnessstudio und aß wegen der Drogen nicht so viel. Die Raumskizze hätten sie noch einmal kurz vor Mission beginn besprechen können.
Nachdem Patrick verschwunden war und Kevin etwas Privates zu erledigen hatte, nahm sich Josh die Zeit um seinen Boss wegen Patrick auszufragen.
Dieser nahm sein Nokia Handy aus der Hosentasche und ging auf die Außenanlage des Hotels. In eine ruhige Ecke, mit reichlich Schatte setzte er sich auf einen Stein und wählte die Nummer vom Boss.
Aus Sicherheitsgründen wussten alle die Nummer aus dem Kopf. Es wäre zu einfach gewesen diese Nummer im Handy gespeichert zu lassen. Ganz kluge würden sie trotzdem heraus bekommen, aber vollkommen leicht konnten sie es ihnen ja auch nicht machen.
Er musste meistens länger anklingeln lassen, da der Boss nicht gerade die Sportskanone war und schnell das Telefon im Hauptsitz erreichte.
Nachdem dieser endlich dran gegangen war, schilderte Josh die aktuelle Situation und erzählte auch von Dereks erscheinen.
Beide waren beunruhigt dadurch in ihrer Mission gestört zu werden, aber auch zuversichtlich die Gruppe von Derek abhängen zu können und in Ruhe ihr Ziel zu beseitigen. Um wen es sich handelte und wieso sie ihn umbringen mussten wussten manchmal Patrick, Josh und Kevin selber nicht so genau. Sie waren einfach nur die Ausführer ihrer Missionen.
Meistens war ihnen klar, dass diese Männer oder Frauen ihnen Quer gekommen waren, eventuell etwas von ihrer Identität wissen könnten. Diese waren schnell auf der Hauptliste, aber es waren auch unter anderem Leute dabei die politisch zu viel Macht hätten haben können und diese ihnen zum Nachteil ausspielen würden. Der Boss wählte nicht grundlos seine Ziele aus. Alles hatte in seinen Augen eine Richtigkeit und dieser Richtigkeit folgten eben seine Arbeiter.
Nachdem sie das Thema abgehakt hatten, kam Josh noch genauer auf Patricks Lage zu sprechen. Er wollte wissen was dieser die letzten Jahre gemacht hatte, wie dieser zu dieser Bosheit, Coolness und der Drogenabhängigkeit kam.
Wie nicht anders zu erwarten war der Boss nicht bereit intensiv darüber zu sprechen. Er deutete nur an das Patrick genug Erfahrungen gemacht hatte um zu begreifen keine andere Lebensmöglichkeit mehr zu haben.
Dazu bestätigte er dann, dass Patrick ganz von alleine mit den Drogen angefangen haben sollte. So unrealistisch wie das für Josh klang, so sicher war er, dass der Boss nicht lügen würde. Nicht in dieser Hinsicht.
Denn dieser hatte keine Probleme gehabt ehrlich zu gestehen Patrick zu all dem hin geprügelt zu haben. Doch dem schien nicht so gewesen zu sein.
Trotzdem war sich Josh sicher das hinter Patricks Fassade eine ganz andere Geschichte steckte. Er glaubte, dass Patrick ganz andere entscheidende Erfahrungen gemacht haben musste um sein Leben mit den Drogen und Morden abzuschalten.
Mit 16 Jahren so Mordlustig zu sein war entweder ein anderes, aufgesetztes Gesicht oder ein sehr, sehr gestörter Mensch. Josh wusste nicht genau warum, aber ihm ließ die Sache auch nachdem Telefonat keine Ruhe. Mit der Zeit würde er dahinter kommen und das würde nur gehen wenn die Teamarbeit funktionierte. Alles baute aufeinander auf und wer hätte wissen können, ob nicht genau das der Boss wieder erwartete?

Es war gutes Wetter und am liebsten wäre Patrick ja jetzt doch ein paar bahnen Schwimmen gegangen, aber seine Arme waren noch nicht deutlich genug abgeheilt. Die Wunden hätte niemand sehen dürfen. Wer weiß wie schnell die Polizei dann vor der Tür gestanden hätte.
Also legte er sich im Hotelzimmer auf dem Balkon, auf einen Liegestuhl und sonnte sich wenigstens so unter der prallen Sonne.
Wenn er die Augen schloss, dann spürte er dieses grelle Licht nicht so stark und meistens legte er sich auch sein Shirt übers Gesicht und war dann perfekt abgedeckt.
Wenn man die drei so in ihrem Alltag erlebte, dann würde keiner darauf kommen was sie am heutigen Abend vor haben würden. Gnadenlos und brutal würde ein Lichtlein von dieser Welt verschwinden…
Während Patrick so lag, fiel ihm auf einmal ein, einen guten, einen sehr guten Freund anrufen zu können. Die ganze Zeit hatte er nicht mit Danny gesprochen und dieser rief Patrick nicht an, da Patrick ihm oft sagte sich von seinen ständigen, „Ist alles okay, geht´s dir gut?“, anrufen genervt zu fühlen.
Aus der Hosentasche griff er nach seinem Handy und wählte schnell aus der Telefonliste die Nummer von seinem Freund. Nur zweimal musste es klingeln und Danny war schon ans Handy gegangen. Er ließ eben seinen besten Freund nicht lange warten.
Die beiden hatten sich lange nicht mehr gesprochen und das Gespräch hörte sich sehr trocken an, als wäre Patrick gar nicht daran interessiert mit ihm zu sprechen. Doch dem war nicht so gewesen. Patrick hörte sich wohl generell so am Telefon an und Danny war es auch schon gewohnt mit ihm so zu telefonieren. Hauptsache er fragte auch mal wie es ihm ging und wie er die Tage verbrachte.
Wie die Jahre zuvor saß Danny mehr im Hauptsitz und durfte dort irgendwelche Lieferungen trennen und neu sortieren. Manchmal musste er auch neu abwiegen und gewisse Mengen an Kokain beispielsweise in kleinere Päckchen umfüllen. Angenehm fand er diese Aufgabe nicht, aber aufgetragen zu bekommen Menschen umzubringen war dagegen eine ganz andere Liga.
Es wunderte ihn daher nicht, dass sein Freund so abgehärtet über Leben und Tod entschied und kein Problem damit hatte mit seiner Magnum Waffe auf die Köpfe anderer zu richten und sie zu erschießen.
„ Heute Abend ist es so weit…ich habe das Kommando und darf über diesen Mann richten. Stell dir mal vor du bist ahnungslos und rechnest nicht damit, dass in wenigen Stunden nicht mehr viel von deinem Leben übrig ist.“
„ Sieh es doch so Patrick…wenn er damit nicht rechnet muss er nicht verängstigt darauf warten bald zu sterben. Ich könnte mir selbst eine klatschen wenn ich mich so sprechen höre, aber was bleibt mir anderes übrig als das positivste aus der Sache zu ziehen?“
Patrick lächelte erst am Telefon leicht und dann fing er sogar an zu lachen. Danny war manchmal wirklich niedlich gewesen, wenn er Patricks taten irgendwie ins gute Licht stellen wollte. Jedenfalls versuchte dieser Patricks Gewissen zu erleichtern, aber dieser hatte doch ganz andere Dinge, um seinem Gewissen einen Gefallen zu tun. Wie oft doch Danny versucht hatte seinen Freund davon los zu bekommen, aber dieser war genau so hilflos dran wie es Kevin bei Josh war.
Danny versuchte das Telefonat so lange wie es ging zu ziehen, da er sonst nicht viel von seinem Freund mitbekam. Dieser kam kurz zurück und musste bald schon wieder auf Mission los. Nur ein einziges Mal durfte auch er Patrick außer Haus begleiten, aber dies war damals eher ein Zufall und nicht etwas was auf Dauer halten würde.
So langsam versuchte Patrick das Gespräch zu beenden, denn er fand jetzt seine Arbeit gemacht zu haben. Er hatte sich bei seinem immer noch besten Freund gemeldet und nach seinem Befinden gefragt. Mehr durfte man nun auch wirklich nicht von ihm verlangen. Danny erzwang sich die weiteren Antworten auch nicht mehr und legte danach auch fröhlich auf. Dies hatte man schon allein an seiner Stimme raus hören können. Mehr brauchte Patrick doch nicht.

Danach legte er sein Handy auf den runden Tisch neben seiner Liege und genoss noch ein wenig die Sonnenstrahlen. Wenn sie ihm zu viel wurden, zog er sich einfach die schwarze Sonnenbrille drüber, legte die Hände unter seinen Kopf und ließ sich von der Sonne einfangen.
Für jede Frau wäre dieser körperliche Anblick zum hinschmelzen gewesen, denn Patrick sah durch und durch perfekt aus. Er war der Mann der Männer und man wollte sich nicht vorstellen wie es weiter gehen würde, wenn er älter wurde. Schließlich war er noch 16 und voll in der Wachstumsphase. Patrick lief auch immer Glattrasiert herum. An jeglichen Orten seines Körpers.
Solche Dinge waren für ihn eben die Grundhygiene überhaupt gewesen. Das musste einfach stimmen.
Sein Gesicht war daher immer glatt rasiert und man sah keine einzigen Ansätze eines Barts.
Außerdem war sein After Shave eine Marke für sich gewesen, denn es roch einfach nur anziehend. Woran es nun letztlich lag das er jede Frau haben konnte, konnte sich jeder selber aussuchen.
Ob es nun am Aussehen, an seinem Charme, an seinem Geruch oder einfach nur an den einfachsten Worten lag.


Es war mittlerweile 18.00 Uhr geworden. Um genau 19.45 Uhr war Missionsbeginn und schon um Punkt 20.00 Uhr sollte der Mann umfallen. So schnell musste alles geplant werden und auch funktionieren.
Die Teamfähigkeit würde sich heute herausstellen. Und wenn es klappen würde, war es Talent oder doch nur Zufall? Von einem Mal hätte man nicht auf ein Gesamtbild schließen können.
Da es bald los gehen würde, wollte sich Patrick noch eine Spritze setzen. Diese sollte schon vorher wirken, damit er zur Mission selbst ganz anwesend wäre und trotzdem komplett vom Kopf her abgeschaltet sein würde.
In diesem Moment kam es dann nur auf die Erfüllung der Mission an und nichts anderes hatte mehr einen Wert gehabt.
Patrick war seit er sich von der Gruppe getrennt hatte alleine im Hotelzimmer und hatte sich auf dem Boden an das Gerüst vom Bett gelehnt und bereitete die Mischung auf dem Löffel, über dem glühenden Feuerzeug vor. Die Flamme die aus dem Feuerzeug kam spielgelte sich in Patricks schwarzen Augen wieder. Als würden seine Augen brennend nach Hilfe schreien und nach einem Ausweg, einer Lösung für dieses Dilemma suchen.
Vielleicht hatten seine Augen schon lange die Verzweiflung in der er steckte erkannt, aber sein Kopf, sein Körper und vor allem seine Seele waren zu geschädigt um aus der Verzweiflung Hilfe zu suchen und wenn, glaubte er nicht sinnvolle Hilfe zu finden.
Daher war die bessere Lösung sich wieder einmal der Spritze und dieser Droge hinzugeben, sie in seinen Körper fließen zu lassen und ein klein wenig vom dem was andere Glück nannten zu genießen. Inwiefern das letztendlich doch Glück war, musste Patrick irgendwann selber herausfinden.
Wenige Minuten später hatte er sich die Spritze an die bekannte Stelle am Arm gesteckt. Was für eine Kraft hinter diesem Drogenzug steckte konnte er jedes Mal aufs Neue spüren. Als würde sein Körper für einen kurzen Augenblick taub werden und sich dann über die Erlösung freuen.
Er zog gerade die entleerte Spritze wieder heraus und die Hotelzimmertür ging auf. Es war Josh, der herein kam, ohne Kevin. Zunächst einmal sagte dieser nichts.
Er wollte sich im Zimmer neu umziehen um gleich zur Mission runter zu gehen. Es dauerte nicht mehr lange bis zum Start der Mission.
Patrick hatte Josh schon direkt als er herein kam wahrgenommen, aber irgendwie musste sein Körper erst diesen Drogenschub verarbeiten. Daher blieb er ruhig und schaute nur leicht zur Seite nach oben, wo Josh stehen geblieben war.


Josh blicke verrieten, dass dieser ebenfalls vor der Mission sich irgendwas reinziehen würde, denn darin waren beide eben doch gleich gestrickt. Das bemerkte auch Patrick sehr schnell und wartete darauf das Josh etwas sagen würde, aber auch nach 2 Minuten anstarren geschah nichts. Bis Patrick plötzlich einen Satz sagte, der Josh mehr als die Sprache verschlug.
„ Willst du auch? Ich habe noch eine Ladung über?“
Das war ein Angebot. Das war tatsächlich ein Angebot von Patrick gewesen. Josh war hin und her gerissen ob er sollte oder nicht. Das lag nicht daran, dass er der Droge keine Chance geben wollte, sondern viel mehr daran das er von Patrick etwas annehmen müsste was er nicht so gerne wollte. Patrick hob schon seine Augenbraue, weil dieser schon lange mit seiner Antwort wartete.
„ Gut…so ein Angebot wirst du von mir nicht einmal sehen“, sagte dieser daraufhin und zündete sich eine Zigarette an.
Was Josh jetzt machen würde war ihm egal gewesen. Ihm war es ja nicht wichtig ob Josh wollte oder nicht. Schade war es eventuell für den Rest des Heroins, wenn er es weg schmeißen müsste. Zwei Schübe wären jetzt eindeutig zu viel für ihn geworden, also bot er es lieber an um es nicht wegschmeißen zu müssen.
Josh ging danach auf und ab. Er war kurz im Bad verschwunden, kam wieder heraus und sah auf Patricks Rücken wie dieser dort saß und Seelenruhig rauchte.
Dann zog er sich aus und stockte dabei ab und zu. Irgendwas schien ihn wohl verwirrt zu haben. Vielleicht hatte Patrick was Böses damit beabsichtigt ihm eine Spritze mit Gift oder etwas ähnlichem zu geben. Immerhin traute er diesem Jungen so etwas tatsächlich zu.
Patrick hatte die Zigarette schon ziemlich weit aufgeraucht und Josh war noch halb angezogen.
Die Jeanshose hatte er schon aus, aber als er sein Hemd gerade drüber ziehen wollte sah er doch noch einmal zu Patrick rüber.
Er schmiss sein Hemd kurzerhand auf das Bett und fragte: „ Kann ich sie noch haben?“
Patrick zuckte kurz mit den Schultern und fand es witzig, dass dieser so verspätet nun doch wollte.
Als er den Rauch aufsteigen ließ sagte er erst: „ Hat zwar gedauert, aber lass die Spritze nicht länger warten. Nimm sie dir.“
Da wollte Josh nun auch nicht mehr nein sagen. Er kam um das Bett herum und setzte sich direkt neben Patrick auf den Boden. Sie sahen sich beide nicht an und unterhielten sich schon fast Stumm.
Während Josh das Schaumstück, vollgesogen mit dem Heroin sah, aber keine Spritze fand holte Patrick eine neue aus dem Beutel. Ohne nach rechts rüber zu gucken richtete er seine Hand dahin und wartete bis Josh sie annehmen würde.
Danach rauchte er in Ruhe weiter und Josh hoffte es nicht im Nachhinein zu bereuen etwas von Patrick angenommen zu haben, aber jetzt im Augenblick war das alles zur Nebensache geworden. Für beide stand der Schuss ins Blut wohl über alles.



Eine viertel Stunde später war auch Kevin zu den beiden gestoßen. Er hatte eine große, pinke Sporttasche dabei. Diese schmiss er vor Josh und Patricks Füße und legte seine Hände auf die Hüfte.
„ Ich bitte euch…so schnell könnt ihr euch wohl zusammen schließen wenn es hier um diesen scheiß geht. Wir haben nicht mehr viel Zeit, also macht etwas schneller!“
Josh lachte kurz und fragte daraufhin: „ Eine pinke Tasche…bist du nun Schwul geworden Kevin? Also ich bitte dich…nichts gegen Schwule, aber…das ist doch nun hart für einen Mann.“
„ Jetzt mach mal halb lang Josh. Denk doch mal logisch nach. Eine pinke Tasche wirkt Schwul und bei einem femininem Mann wird keiner eine riesen Waffe zum schießen vermuten.“
Patrick hustete auf einmal lautstark. Er hatte sich an seiner eigenen Spucke verschluckt als ihm da eine ganz miese Sache klar wurde.
„ Bitte was? Willst du mir sagen, dass ich mit dieser pinken Tasche gleich runter soll?“
„ So sieht es aus Patrick und das am besten gleich“, sagte Kevin streng. Er meinte nicht nur sich um die beiden Streithähne vor sich kümmern zu müssen, sondern auch mal die Zügel anzuziehen wenn er merkte, dass die beiden von den Aufgaben abzuweichen schienen.
Mehr als mühsam standen die beiden auf und wollte sich jetzt doch ihrer Aufgabe stellen.
Patrick freundete sich nicht gerade mit dieser knall pinken Tasche an. Jeder würde doch denken er wäre Schwul und dann noch die ganzen hübschen Frauen. Damit wäre doch sein Erlebnis in diesem Hotel erledigt. Wobei er konnte doch einfach behaupten eine Wette verloren zu haben.
Männer kamen doch dann oft auf so verrückte Ideen zur Bestrafung. So würde er es am besten machen.
Außerdem war diese Tasche so auffällig, dass sie wieder unauffällig für Waffentransport wäre. Da würde doch niemand drauf kommen sie zu kontrollieren. Patrick würde sich irgendwo zwischen den Säulen über den Tanzhalle verstecken und von dort aus auf Joshs Ablenkungsmanöver warten. Dann würde man daraus einfach einen kurzen, schnellen Prozess machen.
Nachdem sich alle drei vorbereitet hatten und Patrick sich die Sporttasche auf seine Schulter legte, gingen sie auch schon los. Sichtlich unwohl fühlte sich der 16 jährige mit dieser blickanziehenden Tasche. Diesmal störten ihn die Blicke sogar.
Sie fuhren mit dem Aufzug runter und die kichernden Mädchen waren deutlich auf Patrick gerichtet.
Dieser beugte sich zu Kevin und flüsterte: „ Ich mach die kalt, wenn wir fertig sind!“
„ Das bin doch nicht ich Schuld, du Idiot!“
Daran war nun wirklich nicht Kevin schuld gewesen. Diese Ansage war persönlich vom Boss gekommen und da Patrick das Schießen übernehmen wollte, musste dieser auch die Tasche mitnehmen.
Vor dem Tanzsaal war eine Menschenmasse versammelt. Leicht würde es nicht werden hier gezielt nur einen zu erschießen. Doch die Stopfung an der Tür hatte einen anderen Grund, als Joshs Handy plötzlich klingelte und er dran ging. Der Boss war am Telefon und machte eine sehr negative Aussage. Joshs Gesicht verzog sich sehr schnell und er hielt Patrick an der Schulter fest, damit dieser nicht weiter ging. Jetzt ahnte er auch, dass es wohl Probleme gab. Wie konnte das denn jetzt passieren?
Die drei warteten dann noch und ließen die anderen Gäste vor gehen. Da ging an Patrick schon wieder dieser Junge, den er schon das dritte Mal sah an ihm vorbei. Er schaute ihn auch sehr skeptisch an und Patrick hatte zwischendurch das Gefühl dieser wäre von mehr informiert wie er glaubte. Vielleicht wusste er ja alles und nervte Patrick deshalb so aufdringlich.

„ Fuck!“, fluchte Josh los, „ Irgendwie ist eine Information bei den Wachmännern angekommen das es hier einen Übergriff geben könnte. Jetzt untersuchen sie alle Gäste bevor sie reingehen. Die werden 100 pro die Tasche untersuchen.“
Das hörte sich wirklich nicht gut an. Direkt die erste Mission mit solchen Problemen zu bewältigen war eine Herausforderung. Immerhin wussten Josh und Kevin nicht wie Patrick arbeitete und umgekehrt war es genauso. Sie mussten sich schleunigst etwas einfallen lassen, denn der Boss hatte befohlen, dass die Mission trotzdem fort gesetzt wird. Sie sollten sich selber eine Lösung überlegen und wenn man sie erwischen würde, dann war es halt ihr Pech. So sahen die Dinge halt aus.
Alle schluckten tief und schnell musste ihnen etwas einfallen.
Sie hatten schon zehn vor acht Uhr gehabt. In 10 Minuten musste dieser Typ flach liegen, da man um 20.00Uhr beim tanzen die Lichter abdunkeln würde und so Patrick eine bessere Möglichkeit hatte unauffällig zu schießen.
Plötzlich zerrte Josh Patrick wieder am Arm mit sich und schien einen Plan zu haben, aber Patrick traute ihm überhaupt nicht. Am liebsten hätte er sich los gerissen, aber so würde er alle 3 in große Gefahr bringen.
Kevin folgte den beiden, da Josh mit seinem Auge über Patricks Kopf hinweg gezwinkert hatte.
Die beiden hatten sich sofort verstanden. Nur Patrick begriff nichts von dem Plan.
Die drei standen kurz davor an den Wachmännern vorbei gehen zu müssen. Sorge breitete sich bei Patrick stärker denn je aus. Alleine war er bislang noch nicht in so eine Situation gekommen.
Als sie nur noch hinter einem Paar das kontrolliert wurde standen, stolperte Josh bewusst mit ziemlich viel Druck nach vorne, in die Arme des einen Wachmanns. Dabei hatte er gleichzeitig Patrick so stark am Rücken angestoßen, dass er einfach zwischen den beiden Kontrolleuren hindurch in die Tanzhalle rutschte.
Kevin war mit dem zweiten Wachmann beschäftigt und daher fiel beiden nicht auf, dass sich einer durchgeschleust hatte.
Das war eine riskante, aber gelungene Aktion. Josh und Kevin kamen danach natürlich auch problemlos durch. Wichtig war ja eben die Waffe durch zu kriegen.
Irgendwo in der Mitte trafen sie sich und Patrick hustete kurz. Für alle war klar, dass es eine knappe Aktion war und nun bleiben ihnen nur noch 8 Minuten zur Durchführen. So bald die Lichter für einige Sekunden komplett ausgehen würden, hätte Patrick schießen müssen.
Daher machten sie schnell wie geplant weiter. Schließlich war Patrick ziemlich spät dran. Über die eine Treppe in der linken Ecke des Saals, schlicht sich Patrick nach oben und positionierte sich zwischen zwei Säulen. Die Weitschusswaffe musste er nun aber schnell richten und gezielt auf seinen Einsatz warten.
Kevin sah sich Sicherheitshalber um und schaute immer zwischendurch auf die Uhr. Drei Minuten blieben noch bis 20.00 Uhr.
Josh übernahm auch direkt seinen Part und suchte nach ihrem Opfer. Er sprach diesen reichen, älteren Geschäftsmann wie ein begeisterter Fan an und verwickelte ihn in ein sehr interessantes Gespräch.
Dabei führte er ihn auf einen perfekt geplanten Standpunkt, denn dort hätte Patrick optimal mit der Waffe zielen und treffen können.
Während er mit breiten Gesten erzählte, hielt Josh auch die anderen Gäste um sich herum weg.
Es wäre nicht das Schlimmste mehrere zu treffen, aber vorwiegend ging es eben nur um die Zielperson und nicht um das was drum herum geschah.

Die letzten 60 Sekunden liefen auch schon und Josh versuchte mit allem was er heraus lassen konnte den Mann an seiner Stelle zu halten. Eigentlich waren so Bereiche eher für Kevin gemacht, denn dieser hatte es besser drauf begeistert und fesselnd zu sprechen. Warum diesmal Josh die Sache in die Hand genommen hatte war wohl doch eher ein Zufall, als mit besonderem Hintergrund.
Für Patrick hätte dieser Mann jetzt nicht perfekter stehen können. Noch durfte er die Waffenspitze nicht zwischen den Säulen raus gucken lassen. Er hielt sie bereit und blieb hinter der einen Säule sicher sitzen. Auf seiner Uhr lief die Zeit punktgenau ab, also würde alles auch zeitlich geschehen. Er zog sich eine Nachtlichtbrille an, damit er auch im Dunkeln alles perfekt sehen würde.
Jeden Augenblick würde es los gehen und Kevin sah sich weiterhin um.
Jede kleine Bewegung hätte fatale Folgen haben können. Kevin achtete darauf, dass kein Wachmann Patrick doch noch hätte sehen können.
Kurz machte Patrick sich noch Gedanken über dieses kleine Problem an der Eingangstür. Wie konnte das bloß passiert sein? Da fiel ihm gerade noch was ein, aber dafür hatte er nun keine Zeit mehr.
Er musste in Position gehen, denn das Licht fing an langsam dunkler zu werden. Ab einem bestimmten Grad schaute Patrick dann mit der Waffenspitze auch zwischen den Säulen hervor.
Schnell hatte er durch die Nachtlichtbrille sein Opfer fixiert und wartete noch genau bis 20.00 Uhr und auf die volle Finsternis im Saal.
Der normale Ablauf wäre nun eigentlich gewesen, das innerhalb der nächsten 10 Sekunden blaue Lichter angehen würden und damit der Tanz zur Eröffnung läutete. Dieser Plan würde nun nicht mehr so eintreffen, denn wenige Sekunden später hatte den Mann ein dumpfer Schuss mitten in die Schläfe getroffen. Die Menge fing plötzlich an zu schreien, alle rannten wild durch die Gegend und Josh musste mit Kevin mit ziehen. Sonst würden die beiden auffallen und sich damit der Polizei ausliefern.
Patrick war sofort hinter der Säule verschwunden. Er packte die Waffe in die Tasche zurück und ging auf Zehnspitzen auf die gegenüber liegende Seite. Die panische Menschenmasse verschaffte ihm die Möglichkeit ungesehen davon zu kommen. Von dort aus floh er durch eine Hintertür raus und gelangte von dem hinterem Hotelausgang nach draußen.
In einem Gebüsch hatte er sich dann versteckt und beobachtete wie alle nach draußen rannten und die Polizei schon alarmiert wurde. Auch Hubschrauber waren über der Hotelanlage in Sicht. Was alles geschah, wenn ein besonderer Mensch erschossen wurde. So besonders würde Patrick sowieso niemals werden.
Keine zwei Minuten musste er versteckt warten, da hielt auch das schwarze Auto vor seiner Nase.
Patrick sprang mit samt der Tasche hinein und sie fuhren sofort von der Hotelanlage weg.
„ Hat doch gut geklappt“, sagte Patrick und sah noch nach hinten wie alle Menschen in Sicherheit gebracht wurden.
Diese machten jetzt natürlich unnötige Panik, denn mehr würde jetzt nicht mehr passieren.
Patrick drehte sich wieder nach vorne und beugte sich nach vorne zwischen die beiden Sitze.
„ Ich denke, dass Derek uns in die Pfanne hauen wollte. Mit Sicherheit hat er die Wachleute gewarnt, dass etwas passieren wird. Tja…und wir haben triumphiert.“
Er lehnte sich wieder nach hinten und war froh endlich mit dieser Aufgabe fertig zu sein. Nur für einen Sekundenkurzen Schuss musste man so viel planen, denn dieser kurze Schussmoment hätte für jeden mit dem Gefängnisaufenthalt enden können.
Nun konnten sie in Ruhe zurück fahren, denn ab jetzt hätte ihnen nichts mehr passieren können. Auch wenn sie im Wagen noch ihre Waffen mit führten.
Auf dem Weg rief Kevin den Boss an um ihm sein „Ok“ für die erfolgreiche Mission zu geben. Natürlich brachten sie nicht jeden zweiten Tag jemanden um. Sie verbrachten viele Tage eigentlich mit der Vorbereitung, denn nur so blieben sie seit Jahren unentdeckt. Ihre Vorbereitung war einfach auf alles durchgeplant und jede Situationsänderung konnte einer bestimmten Planfolge angepasst werden. Ihre Struktur wurde dadurch nie zerstört und sie agierten auch mit Plan Z noch sehr professionell und zielsicher. So gut wurden sie eben durch Übungen ausgebildet.
Kevin führte seine Aussprache zu Ende und legte danach auf.
„ Gute Nachrichten für euch beide. Wir sollen jetzt die Nacht zurück und können die nächsten Tage halbtags arbeiten. Spricht bis mittags müssen wir uns auf die nächsten Aufgaben vorbereiten und abends können wir feiern oder etwas anderes privates machen.“
Das klang für Josh wirklich gut. Er hatte auch wieder mal Lust richtig Feiern zu gehen und nicht alles mit einer bevorstehenden Mission zu verbinden.
„Sehr gut…ich freue mich schon endlich wieder ein Mädel aufzureißen. Dazu kam ich jetzt mal so gar nicht.“
Kevin lachte leicht und Patrick behielt seine Gedanken für sich.
Am späten Abend waren sie wieder zurück im Lagerhaus und ließen die pinke Tasche mit der Waffe zusammen von den Hilfsarbeitern wegräumen. Die drei stiegen aus und ging hinein.
Der Boss wartete schon auf beide und klatschte schon aus der Ferne laut in die Hände. Er sprach seine vollste Zufriedenheit aus, denn diese Gruppenkonstellation arbeitete zum ersten Mal so gemeinsam und alles war doch gut gelaufen.

Fortsetzung folgt...
Truth ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.06.2011, 17:20   #2
weiblich Di NuaXxSaphire
 
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Standard Oh Gott

Ganz schöner Hobbyschreiber
Ich wag mich immer an kleinere Texte, und das ist ja oho.

Gut, nun zu meiner Kritik:

Du hast ziemlich ausführlich und erklärlich wirklich jede Situation geschildert und beschrieben, auch bei der Personenbeschreibung hast du nie Lücken gelassen. Manchmal jedoch hättest du die Wörter nicht so leiern lassen sollen sondern etwas diskreter schreiben sollen.


Mehrere Stunden waren sie nun schon unterwegs gewesen. Sie fuhren auch seit geraumer Zeit auf der Autobahn.
Der Junge war schon einmal kurz eingeschlafen, aber jetzt auch wieder wach.
Laute Musik lief im Auto und sie hatten richtig Spaß auf der Fahrt gehabt.


diesen Teil empfinde ich selbst als ein wenig überflüssig. Du hast öfters ein Punkt gesetz, wo eigentlich auch ein Komma hinkommen könnte. Und es kommt da einiges nebensächliches vor. Eigentlich ist das kein Problem, für den Leser bloß ein wenig schwieriger, bei so großem text noch auf jedes Detail zu achten. Meiner Meinung nach...

Ansonsten ein DH für deine Ausführliche Mühe !
Di NuaXxSaphire ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.06.2011, 17:56   #3
weiblich Truth
 
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Standard Vielen Dank!

Oh ja,da hast du wohl recht.
Ich bedanke mich vielmals für deine Kritik,denn sie war sehr konstruktiv.So was ließt man dann sehr gerne.^^

Ich sammel die Feedbacks ein und überarbeite meine Geschichte damit wieder.
Ich kann dann demnächst auch das nächste Kapitel reinstellen. *.~

Gruß
Truth
Truth ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.06.2011, 11:32   #4
weiblich Di NuaXxSaphire
 
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Standard Das ist schön

...Das ich Helfen konnte ! ;D
Di NuaXxSaphire ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.06.2011, 13:56   #5
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Standard Kapitel 4 Teil 1

Habe das nächste Kapitel etwas eingeteilt,damit es nicht zu viel wird.^^


Kapitel 4: Abschied
Er hatte die Hoffnung, diesem Team nun weitaus mehr Aufgaben zuteilen zu können. Kompliziertere und Aufgaben von höherem Rang.
Dieser war sichtlich zufrieden und für gute Leistungen gab es seinerseits sogar oft Belohnungen. Diese waren zwar eigenartig, aber für die langjährigen Mitarbeiter schon logisch und vor allem normal.
Freie Abende und mehr Drogen waren die besten Geschenke, die es gab, selten kamen außer Patrick, Josh und Kevin dazu, diese im Doppelpack zu bekommen.
Es gab hier viele die in der Ecke zusammengekrümmt liegen mussten. Diese litten unter leichten bis zu heftigen Entzügen. Manche hielten es auch nicht aus und starben tatsächlich, aber diese kleinen Opfer waren für den Boss leicht zu ersetzen.
Patrick traf sich noch einmal mit Danny in seinem Zimmer. Als sein etwas jüngerer Freund herein kam umarmten die beiden sich erst einmal.
Sie setzten sich einander gegenüber auf Patricks Bett. Danny im typischen Schneidersitz und Patrick lässig angelehnt und breibeinig an die Wand. Die Rollenverteilung war hier eindeutig zu sehen. Doch für Patrick war das kein Zeichen von Machtkampf und Danny verstand das auch nicht so.
Auf diese Weise konnten sie sich sehr gut verständigen und sprachen über die Erlebnisse der letzten zwei Tage.
Danny schien ebenfalls etwas zu wurmen, aber er war noch nicht bereit seinem Freund davon zu erzählen. Da gab es eine Sache mit seinen Eltern die ihm große Probleme machte und er war in großer Sorge, dass Patrick daran zerbrechen würde. Doch irgendwann würde er vor der Wahl stehen und sich entscheiden müssen. Er wusste noch nicht wie er das seinem besten Freunde hätte antun können, aber die Grenze war langsam erreicht und da Dannys Eltern von der Sache hier nichts wussten, ahnten sie auch nicht in welcher Lage Patrick, der für Dannys Eltern auch tot war, steckte.

Diese traurige Mine von Danny war Patrick schnell aufgefallen weshalb er fragte: „ Ist das zu hart für dich? Du willst nicht mehr hier sein, oder?“
Danny riss die Augen auf. Von dieser Ansage, war er plötzlich tief berührt. Das sein bester Freund so umsorgt und nachdenklich gesprochen hatte tat ihm richtig weh. Danny sah nach unten und drückte die Finger fester in die Bettdecke. Patrick fühlte sich bestätigt, als Danny dann aber seinen Kopf schüttelte.
„ Nein…natürlich werde ich das weiter machen. Du bist mein bester Freund Patrick und ich werde dich nicht im…Stich lassen.“
Doch dieser unsichere Satz ließ Patrick erneut darauf schließen, dass seinen Freund etwas ziemlich zu belasten schien.
Allerdings fand dieser keinen Anfang. Er konnte es nicht aussprechen. Da war etwas gewesen, etwas ziemlich ernstes sogar. Von Danny kam nur kein Ton. Dieser schien immer mehr Panik zu haben Patrick in die Augen zu sehen und ihn eventuell in irgendeiner Weise zu enttäuschen.
„ Nun sag es doch schon Danny. Wenn dich etwas belastet, wenn ich dich zu sehr belaste sag es mir. Ich weiß wie viel ich hier von deiner Freundschaft fordere…also.“
„ Nein!“, unterbrach Danny dann auf einmal und mit diesem Ausruf tropfte plötzlich auch eine Träne auf seine Handoberfläche.
Da schien etwas ganz gewaltiges auf Dannys Schultern zulasten, aber er war nicht bereit darüber zu sprechen.
Daher bat er darum das Gespräch zu unterbrechen und dieser bestätigte nochmals, dass von Patricks Seite aus alles in Ordnung war. Dieser schien nicht an ihm etwas für schuldig zu sehen.
Er plagte viel mehr über etwas, was ihn selber betraf. Doch mit der einen Träne von Danny blieb auch dieses eine Thema mitten im Raum stehen.
Schnell lächelnd nahm Danny seinen aller besten Freund in die Arme und drückte ihn außergewöhnlich fest an sich.
„ Du bist mein aller, aller bester Freund Patrick. Ich wünschte du könntest genau so lachen wie früher. Genau so wie in unseren früheren Zeiten…so sehr wünsche ich mir das…“
Patrick machte das jetzt sogar ein wenig Angst. Wieso so ein Geständnis der großen Freundschaft? Wieso diese einsame Träne aus Dannys sonst so strahlenden Augen? Er wollte es wissen, aber mehr Druck wie schon zwischen den beiden lastete, wollte er nicht aufbauen.
„ Weißt du was…ich sorge dafür, dass du in den nächsten Tagen an ‘nem Abend mit feiern kommen kannst, ja? Dann können wir beide wieder etwas zusammen machen.“
Über dieses Angebot freute sich Danny sehr. Auch wenn er hätte doch nicht mitkommen können, so fand er es ehrenhaft, dass Patrick so sehr mitdachte und seine Sorgen um seinen Freund auf diese Weise zeigte. Für diesen Moment war Danny wieder zum Lachen zu Mute und die beiden Sprachen wieder weit aus positiver als eben zuvor, noch einige Stunden weiter.


Als Danny zurück in sein eigenes Zimmer ging, legte sich Patrick ins Bett und drehte sich auf die Seite.
Patricks Ausblick nach draußen war immer mit dem strahlenden Mondlicht verbunden. Dieser beleuchtete sein Zimmer stark genug, sodass mein kein Licht mehr brauchte.
Alles Helle spiegelte sich in Patricks tief dunklen Augen wieder. Er war besorgt, sehr besorgt wie das mit Danny weiter gehen würde. So dumm war er doch nicht gewesen um zu bemerken, dass Danny etwas zu sagen hatte und es nur nicht aussprechen konnte. Irgendwie hatte er die bedrohliche Angst, dass bald tatsächlich etwas Schlimmes passieren würde. Verdiente er denn wirklich keinen Moment Ruhe? Keine Minute ohne über seine und Probleme anderer nachzudenken? Patrick presste krampfhaft die Augen zusammen und wollte einfach nur schlafen. Seit fast einem halben Jahr war er 16 und er fühlte sich manchmal doch noch wie ein 6 jähriger Junge. Die Sommertage waren heiß und Patrick war eindeutig ein Winterkind, denn zu dieser Zeit war er auch geboren. Nur sein Geburtsdatum behielt er von seiner vergangenen Persönlichkeit. Er erinnerte sich genau an den 14. Januar.
Dieser Tag war sein Geburtstag gewesen. Schon das sechste Mal hatte er diesen alleine gefeiert. Danny hatte jedes Jahr daran gedacht und ihm immer eine Freude machen wollen. Innerlich empfand Patrick das auch als Freude und das schien Danny auch genau zu wissen. Sonst würde er es doch nicht jedes Jahr wieder versuchen.
Immer war er für ihn da, dachte an seine Gesundheit, an seine Zukunft und manchmal auch an die Frau die Patrick irgendwann glücklich machen sollte. Danny war ein ganz besonderer Teil in Patricks Leben. Ohne diesen hätte er von dem wenigen Lebensmut, welchen er hatte, noch viel weniger gehabt.
Die Träne aus Dannys Augen ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. So lange hatte er eine solch menschliche Träne nicht mehr gesehen. Eine Träne die aus tiefstem Herzen kam.
Sie ging auch Patrick ziemlich nah, denn dadurch erinnerte er sich an seine Schreie um Hilfe. An die vielen Tränen die geflossen waren, als niemand bei ihm war.
Er wollte nicht, dass Danny traurig war und damit dies funktionierte, sollte dieser nicht erneut eine Träne verlieren müssen.

Am nächsten Abend nahm er sich zunächst selber etwas vor. Seinen Boss hatte er schon darauf angesprochen mit Danny zusammen mal weg zu wollen. Dieser hatte darauf noch keine genaue Antwort gegeben, also würde er vielleicht sogar zustimmen.
Patrick verbrachte diesen Abend in seiner Stammdisco. Dort war er schon als Aufreißer bekannt und trotzdem mochten sie ihn alle gerne. Alle jubelten, als er herein kam.
Lange hatte sich dieser dort nicht mehr sehen lassen, da er die letzten Tage auch viel mit anderen Dingen beschäftigt war. Natürlich wusste hier niemand was Patricks Job war. Niemand hatte auch nur einen Hauch davon.
Auf dem Weg über die Tanzfläche musste er viele mit der Hand grüßen und einigen Damen verpasste er auch Küsse auf die Wange. Nachdem was Patrick mit Körperkontakt durchgemacht hatte, gab es nur zwei Möglichkeiten. Die eine war es zu verabscheuen andere anzufassen und schon alleine die Nähe aus einigen Metern widerlich zu finden und die andere war die, die Patrick befolgte. Die Körpernähe wurde mehr als normal ausgenutzt und man stieg mit jeder Frau die einem gefiel ins Bett, aber dies deutete sogar noch mehr daraufhin, dass Patrick von sich selber nicht viel hielt und erst recht nicht von seinem individuellem Körper.
Er setzte sich auf den Hocker an der Theke und wollte wie üblich erst etwas Nettes trinken. Hier kannten alle Barkeeper Patricks Vorlieben an Cocktails und anderen Alkoholischen Getränken. Nach seinem Alter fragte auch keiner mehr, denn er war ja als 18 jähriger bekannt. Bis sein Cocktail kam, zündete er sich eine Zigarette an und rauchte diese an seinem Platz.
Die Sache mit Danny ließ ihm immer noch keine Ruhe. Er hatte ihn am Morgen nur kurz gesehen. Da wirkte dieser so, als wäre nichts geschehen. Doch darauf wollte sich Patrick nicht verlassen. Patricks Cocktail war noch nicht gekommen, als jemand neben ihm zu flüstern begann: „ Ann deiner Stelle würde ich die Waffe sicherer verpacken.“
Patricks Augen weiteten sich und er sah zur Seite. Schon wieder, es war schon wieder dieser Junge. Verfolgte er Patrick mittlerweile schon? Wieso kreuzte er überall auf, wo Patrick gewesen war und vor allem wie konnte er die Waffe entdecken die doch von Patrick so gut unter seiner Jacke versteckt war. So raffiniert war zum Teufel nochmal, noch nie jemand bei ihm gewesen. Also was hatte er beobachtet um die Waffe an ihm zu erkennen? Dieser Typ erschien Patrick langsam wirklich mehr als merkwürdig. Irgendwas schien dieser von ihm zu wollen.
„ Wie…was willst du von mir?“, fragte dieser. Erst wollte er fragen wie er die Waffe entdeckt hatte, aber dann stellte er die Frage, was dieser ständig mit Patrick zu schaffen hatte.
Der Junge lachte und er lachte schon sehr erfreut.
„ Also hab ich recht. Du bist wirklich leicht herum zu bekommen, was?“
Er setzte sich neben Patrick auf den Hocker und lächelte. Er lächelte genau so wie damals im Hotel. Vielleicht wusste dieser auch von der Mordaktion dort. Wenn er von seiner Gang Wind bekommen hatte, dann musste er diesen so schnell es ging eliminieren. Doch dafür war er sich noch nicht sicher genug. Was hatte seine Anmerkung jetzt noch zu bedeuten? Patrick und leicht herum zu bekommen? Er bekam jede leicht herum, aber doch niemand ihn.
„ Ich habe sie nicht gesehen…ich habe es geahnt und es dir mit Absicht so gesagt, als wüsste ich es und ich habe sogar recht, ne? Hätte nicht erwartet es so schnell aus dir herauszubekommen.“
Patrick hätte nun tatsächlich mit offenem Mund da stehen können. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber dieser verdammte Typ hatte ihn wirklich verarscht. Er hatte etwas aus ihm rausbekommen ohne es gesehen zu haben. Mal übertrieben gedacht wäre er doch sehr gut für seine Gang geeignet. Ihm viel ja schon öfter auf, dass dieser sehr raffiniert war und auch so sprach.
Patrick grinste und schaute nach vorn, zu seiner langsam erlöschenden Zigarette. Sein Grinsen verriet wie begeistert er nun von dieser verarsche war.
„ Wer bist du? Was willst du von mir und wieso sprichst du mich über all an?“
„ Ziemlich viele Fragen für einen sonst so schweigsamen, wie du es bist.“
Schon wieder ein Volltreffer. Woher wusste dieser bloß, dass Patrick nicht gerade ein Künstler im reden war. Dieser Junge beunruhigte ihn von Sekunde zu Sekunde immer ein Stück mehr.
Irgendwas war mit ihm gewesen und er wusste etwas über Patrick. Die Frage war nur wie viel er von ihm wusste. Vielleicht auch gar nichts und dieser behauptete nur Patrick sei schweigsam, aber zweimal einen Volltreffer zu landen, konnte doch nicht nur mit Raten entstanden sein.
Länger wollte sich Patrick diese Nummer nun nicht gefallen lassen. Er hatte kein Interesse gehabt mit ihm zu reden, denn er machte ihm höchstens schlechte Laune.
Als sein Cocktail kam, trank er diesen auf Ex, damit er schleunigst von der Theke verschwinden konnte.
Der Junge sagte nichts, als Patrick sich desinteressiert von ihm abgewandt hatte. Es schien ihn einfach nicht zu stören, so abserviert zu werden. Patrick machte sich auf der Tanzfläche breit und ließ schnell zur Ablenkung seinen Charme bei den tanzenden Frauen spielen. Diese stiegen direkt darauf an und diesmal zogen ihn seine Blicke nicht zurück zur Theke.
Er wollte den Kerl nicht sehen und eigentlich wollte er auch nicht wissen, wer er war. Hinterher würde dadurch alles schlimmer werden. Aber es wäre schon gut zu wissen wie weit die Informationen von dem Jungen gingen. Er war doch nicht einmal so groß wie Patrick. Höchstens 1,70cm aber mehr auch nicht. Sein Gesicht wirkte viel kindlicher wie Patricks. Es regte ihn innerlich mehr auf, dass dieser über ihn gesiegt hatte, wie er sich eingestand.

Einige Tage später hatte er es geschafft mit Danny hier hin zu kommen. Ein paar Mal war Danny in den ganzen Jahren hier gewesen. Die meisten kannten ihn, aber er kannte sie nicht. Aber mit Patrick hier zu sein war schon ausreichend genug. Er wusste nicht wie oft die beiden noch etwas gemeinsam unternehmen würden. Vielleicht nach dieser Sache sogar nie mehr.
Patrick freute sich auch sehr Danny hier zu sehen. Er war die letzten Abende ständig hier gewesen und jeden Abend hatte er diesen nervenden Jungen gesehen, aber nach diesem einen Mal hatten sie auch nicht mehr miteinander gesprochen. Patrick bemerkte nicht, dass er die beiden beobachtete und sah wie gut sich Patrick mit Danny verstand.
Die beiden unterhielten sich lang und breit und Danny entlockte Patrick oft ein Lächeln. Der Junge bemerkte, das Patricks Gast wohl ein nahestehender Freund war und wohlmöglich auch der einzige wirkliche Freund von Patrick. In der letzten Nacht hatte er Patrick mit Josh und Kevin hier gesehen, aber er empfand deren Verhältnis für nicht so warm.
Das was er jetzt sah war deutlich freundschaftlicher gewesen. Die beiden saßen an den Tischen am Rand der Discothek. Zur Seite schauend sah man die Theke und die tanzenden Leute.
Hierbei fiel Danny ihr Beobachter auf.
„ Kennst du den Patrick? Ich guck schon das dritte Mal dorthin und der sieht uns die ganze Zeit an.“
„ Ach der schon wieder. Keine Ahnung was der von mir will. Der klebt mir wirklich am Arsch und der weiß Dinge von denen er nichts wissen sollte. Ich werde wohl oder übel ihm irgendwann den Mund schließen müssen.“
„ Tu das nicht Patrick…er ist doch sicher nicht Älter wie wir…“
„ Haha…ach Danny. Du bist einfach viel zu gut für diese Welt. Ich bring ihn schon nicht gleich um, aber ich muss herausfinden was er alles weiß.“

So war es auf jeden Fall gewesen, denn ohne etwas zu tun konnte Patrick die Sache nicht belassen. Dafür schwirrte etwas gewaltig in der Luft. Seit Tagen wurde er von diesem Typen beobachtet und nicht in Ruhe gelassen.
Patrick bat Danny darum sich nicht von ihm stören zu lassen und stieß mit ihm zusammen an. Sie tranken etwas, tanzten und hatten ihren Spaß. Danny wusste, dass Patricks kleines Lächeln und sein breites grinsen sehr, sehr weit vom glücklich sein entfernt waren. Doch er gab sich trotzdem viel Mühe seinem Freund ein klein wenig Freude zu vermitteln.
Dieser gemeinsame Abend hatte für Danny eine große Bedeutung. Patrick hatte dafür gesorgt, dass sie gemeinsam etwas machen konnten. Seit sie in dieser Lage lebten konnten sie sich unter Freunden so etwas nicht mehr gönnen. Außerdem spürte Danny wie besorgt sein Freund um ihn war und umgekehrt war es genauso, denn die Stunde der Wahrheit war in diesen kurzen Tagen voran gerückt und Danny hatte keinen Ausweg mehr.
Am nächsten Tag würde er mit Patrick ein offenes Gespräch führen und vielleicht würde ihre Freundschaft damit eine ganz neue Wendung nehmen und vielleicht würde von Patricks Seite her keine Vergebung kommen. Die Angst in Dannys Herzen war verdammt groß. Doch er war dennoch so tapfer und mutig sich selber vor Patrick zu stellen und diesem seine Offenbarung entgegen zu bringen. Wenn er es nicht am nächsten Morgen tun würde, dann würde er es nie wieder tun können und damit hätte er schon fast bewusst ihre Freundschaft riskiert. Nach dieser feierlichen Nacht lag Patrick zufrieden im Bett. Seine Sorgen waren wie vergessen, denn er dachte nicht mehr so stark an die Problemsache mit Danny. Hingegen Danny mit großem Magengrummeln im Bett lag. Wieder liefen ihm einzelne Tränen übers Gesicht und er kniff fest mit seinen Armen in sein Kissen. Er schluchzte die ganze Nacht durch, denn mit jeder Stunde kam er diesem Gespräch näher.
Er hatte doch lange hin und her gekämpft, aber es gab keinen Ausweg mehr. Keine andere Möglichkeit blieb ihm.
Würde er Patrick damit, tatsächlich als einziger Freund, das Herz brechen?
Für Patrick war es ein schöner Morgen gewesen, denn er durfte ausschlafen und hatte die letzte Nacht ausgiebig gefeiert. Besser hätte es doch nicht laufen können. Außerdem war er im glauben Danny wieder von seinen Sorgen befreit zu haben. Letztlich glaubte er, dass dieser an ihrer Freundschaft gezweifelt hatte und Patrick dies wohl doch mehr als nötig vernachlässigt hatte. Da er dies nun wieder nachgeholt hatte, war die Sache schon so gut wie erledigt. Doch für Danny war es ein grausamer Morgen.
In nicht allzu langer Zeit musste er ihm ein Geständnis machen. Ein Liebesgeständnis war ja wohl schon schwer, aber was Danny da zu sagen hatte grenzte schon fast dem größten Verrat einem Freund gegenüber. Gerade Patrick gegenüber empfand er das als Hochverrat. Dieser stand nun vor dem Spiegel im Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Immer wieder klatschte er das kalte Wasser in sein Gesicht und versuchte seine Gedanken zu einem zu fassen. Dies funktioniert sehr schlecht, denn Danny hatte furchtbare Angst Patrick zu begegnen. Jedes treffen hätte ihm nun nur mehr Leid bereitet.
Zu seinem „Pech“ platzte Patrick in sein Zimmer, schaute erst ob dieser im Bett lag und danach erst im Badezimmer.
Als er diesen dort vor dem Spiegel sah grinste er breit und schmiss seine Arme um Danny.
„ Hey du Trantüte! Hast wohl zu lange gefeiert, was?“
Danny hatte sich erschreckt, da er ziemlich abwesend gewesen war. Patricks gute Laune erfreut ihn sehr und zugleich hatte ihn das bestürzt. Vor allem brachte dies seine heutige Entscheidung wieder ins Schwanken.
Jetzt versuchte er einfach mit zu lachen und drehte sich zu Patrick. Er hatte ihn mit einem netten „guten Morgen“ begrüßt und fragte wie dessen Nacht war. Sie mussten so gut es ging noch nett miteinander sprechen, denn wenn er Patrick bald verlieren würde, wollte er diese schöne Erinnerung noch für sich behalten. Er war sich einfach zu sicher, dass Patrick ihm die Freundschaft dadurch kündigen würde. Anders hätte es nicht laufen können. Wegen dem Drogenkonsum hatte Patrick eigentlich seltener Hunger, aber Danny achtete immer darauf, dass dieser trotzdem etwas aß und damit nicht in die Situation fallen würde irgendwann nichts mehr zu essen, denn ein Abhängiger ging mit den Jahren auf diese Schiene. So umsorgt und gepflegt hatte dieser seinen besten Freund. Dafür war Patrick ihm sehr dankbar. Sie gingen zusammen gut gelaunt und schon fast mit Motivation runter.
Dort erfuhr Patrick, dass der Boss außer Haus war und Kevin sich mit Josh vom Acker gemacht hatte.
Die beiden schienen auch heute frei bekommen zu haben. Es war nur ungewöhnlich, dass sie schon am frühen Morgen weg gehen durften. Vielleicht waren sie aber auch zu zweit auf Mission und brauchten die dritte Person nicht. Jedenfalls beschwerte sich Patrick nicht, denn dadurch konnte er mit Danny in der kleinen Küche in Ruhe frühstücken.
Patrick stütze seinen Arm an der Kühlschranktür ab und sah einen Zettel an der Tür kleben. „ Kannst dir heute einen freien machen. Werde einige Zeit nicht da sein. Aufgaben werden zugeschickt.“
Besser hätte es doch nicht laufen können. Der Boss war weg und heute durfte er sich sogar einen ganzen Tag selber vergnügen. Vielleicht würde er mit Danny noch einmal feiern gehen. „ Geil…hast du heute Zeit? Lass uns wieder etwas machen? Ich habe frei und bei dir merkt er nicht, dass du weg bist.“
Danny sah Patrick nur einen Augenblick an. Er hatte sich schon hingesetzt und unter dem Tisch zitterten dessen Hände.
Dies konnte Patrick natürlich nicht sehen, denn Danny sah nicht mehr so wirklich viel Zeit mit ihm die Aussprache zu führen.
Er musste es ihm wenigstens jetzt ankündigen.
„ Ein bisschen denke ich schon…ich muss mit dir sprechen Patrick. Wenn es geht, dann würde ich später gerne mit dir am Strand entlang laufen. Das wäre sehr schön.“
Danny wusste was für eine Verbindung Patrick zum Meer hatte. Die Ruhe und irgendwo auch das Wilde gefielen ihm sehr gut.
Oft hatte er sich dort schon alleine die Sonnenauf- oder Untergänge angesehen. Patrick fühlte sich dem Meer verbunden, denn Wasser bewegte sich mal langsam, mal wild, manchmal hörte es sich traurig und manchmal auch wütend oder verzweifelt an.
Er spürte im Meer ein Gefühlschaos, ein Wirrwarr wie es in Patrick gewesen war. Ein entscheidender Vergleichspunkt war, dass Patrick einerseits glaubte das Meer wäre frei, aber im Grunde war es doch ziemlich eingegrenzt durch die umliegenden Länder. Genauso wie Patrick. Er durfte sich mittlerweile auch auf großen Flächen frei bewegen, aber dennoch fühlte er sich wie in einem riesen Käfig. Nur bis zu einem bestimmten Punkt und weiter würde es nicht mehr gehen.
So konnte sich Patrick mit diesem Naturelement gut in Verbindung setzen. Eigentlich wäre Patrick ein sehr romantischer Mensch geworden, denn er liebte den Anblick von der aufgehenden Morgensonne oder von dem Moment vor der Abenddämmerung.
All dies hatte auch Danny gewusst und genau deshalb wollte er mit Patrick an den für ihn angenehmsten Ort gehen.
„ Hmm…von mir aus okay. Wir können gerne direkt nachdem Frühstück dorthin.“
Dieser wirkte schon leicht von der Orts Wahl verwirrt, aber ließ sich von dem noch nicht so irritieren.
Die beiden saßen sich an dem kleinen, rechteckigen Tisch gegenüber. Sie tranken ausnahmsweise mal Wasser und Brötchen gab es heute auch noch. Patrick glaubte schon fast, dass dieser Tag zu perfekt anfing. Irgendwas würde noch nachkommen. Wie recht er wohl damit hatte…

Viel zu schnell war Danny die Zeit des Frühstückens vergangen. Sie hatten sich dann noch schnell eine Übergangsjacke angezogen und waren nach draußen gegangen. Patrick in seinem coolen Stil und Danny eher sportlich und wie der süße Sonnyboy von nebenan.
Sie liefen mehr im Spaziertempo und sprachen nebeneinander über alte, so wie aktuelle Zeiten. Langsam merkte auch Patrick, dass Dannys Probleme wohl noch lange nicht aus der Welt waren. Da dieser aber sagte mit ihm reden zu wollen würde dies doch mit Sicherheit auch gleich rauskommen. Patrick sprach sich in Gedanken Geduld zu und wollte abwarten. Beunruhigt war er nicht. Danny machte sich in seinen Augen schon über die kleinsten Kleinigkeiten zu große Sorgen.
Zu Fuß würden sie noch länger zum Meer brauchen, also beschlossen sie kurzerhand doch mit dem Auto dort rüber zu fahren. Auf dem Seitenstreifen hielt Patrick an und sie hatten vor sich eine Kilometer breite Meeresfläche. Wunderschön sah es hier aus. Sie standen vor dem Geländer und konnten das rauschen des Meeres bis hier hin hören. Wenn man nach unten schaute, gingen einige Meter nach unten und ein ganzes Stück Sandweg lag noch vor ihnen, bis zum Wasseransatz.
Auf diesem Sand war Patrick die letzten Jahren immer ab und zu spazieren gewesen.
Meistens sogar alleine. Hier konnte ihn eben die angenehme Stille einholen.
Im Hauptsitz war es eher eine unangenehme Stille. Hier war man mehr mit der Freiheit oder der Schwerelosigkeit verbunden.
Die Wellen, sie schlugen immer im selben Rhythmus ein. Vor und zurück. Die eine war höher wie die andere.
Patrick zerrte Danny am Handgelenk und zog diesen über die Treppe am Geländer hinunter. Er wollte jetzt auf dem Sand laufen.
Für Danny waren es unglaublich schöne Momente, diese innere Ruhe von Patrick zu spüren. Natürlich kannte er ihn auch von früher schon als sehr aktives Kind. Doch auch viele Entspannungsmomente hatte es gegeben. Diese kehrten hier immer seltener ein. Deshalb waren diese vergleichsweise zu früher ganz besondere Momente.
Sie liefen dann nebeneinander über den weichen Sandboden und sie erzählten sich noch weiter. Die Dialoge wurden nur mit den Minuten immer kürzer, die Stimmen leiser und die Themen ernster.
Beide spürten sich bald in der Mitte der Offenbarung zu treffen.
Jetzt wollte es Danny endlich in die Hand nehmen. Ehe noch etwas dazwischen gekommen wäre, musste er mit der Sprache rausrücken.
Er machte zwei größere Schritte und stellte sich Patrick in den weg. Damit signalisierte er sofort stehen bleiben zu müssen.
Erst sah Danny nach unten, dann schaute er in Patricks Augen und kurz danach wieder nach unten.
Patrick hingegen hatte diesen durchgängig angesehen und wartete nun auf dessen Anliegen.
Danny holte tief Luft und wollte anfangen, da brach er ohne ein Wort zu sagen ab und schüttelte sich. Erneut holte er tief Luft um mit einen zweiten Anlauf zu beginnen.
Doch seine verkrampfte Haltung zeigte wie schwer es ihm fiel.
Patrick legte seine Hände auf dessen Schultern und sagte beruhigend: „ Danny…du brauchst doch keine Angst davor zu haben mit mir zu sprechen. Sag mir einfach was dein Anliegen ist. Es ist schon okay.“
Danny schüttelte daraufhin seinen Kopf und fing nun auch beim dritten Anlauf an.
„ Nichts wird okay sein Patrick. D-du weißt aber, dass du wirklich mein aller bester Freund bist und ich würde dich gegen nichts eintauschen. Das weißt du doch, oder?“
Danny war es verdammt wichtig zu wissen, dass Patrick überzeugt davon war wie wichtig ihm ihre Freundschaft war und vor allem wie gerne er freiwillig diese Unterstützung gegeben hatte.
Er hatte es bis heute nicht bereut sich damals für die Hilfe von Patricks Lebensüberwältigung entschieden zu haben. Das würde er mit Sicherheit die nächsten Jahre ebenfalls nicht bereuen. Patrick hatte diesem zugenickt. Natürlich war ihm klar wie besonders ihre Freundschaft war. Sie beruhte nur auf eine Freundschaft, aber sie grenzte eben stark an eine Seelenverwandtschaft.


Noch einmal musste der 16- jährige Danny seinen Mut fassen und packte nun mit der Sache aus. Seine Stimme war sehr zittrig und schon zu Tränen gerührt.
Er versuchte nicht zu weinen, aber er wusste nicht wie lange er dies durchhalten würde.
„ Meine Eltern…sie haben mich vor einiger Zeit darauf angesprochen was ich so später mal machen möchte. Sie haben tolle…wirklich tolle Bildungsmöglichkeiten für mich heraus gesucht. Sie sind stolz auf den Abschluss den ich bald erreichen werde und wollen, dass ich direkt im Anschluss weiter lerne. Du weißt ja, dass mein Vater geschäftlich hoch beschäftigt ist. Er…er hat ein Angebot bekommen.
Ein richtig tolles Angebot was unserer Familie mehr Wohlstand und Sicherheit bringen würde. Ich…ich…“
Danny schien sich an dem Knackpunkt aufzuhängen.
Patrick ahnte nun wirklich die Krise die dahinter steckte. Er hatte die Vermutung, dass Danny nicht mehr im Hauptsitz bleiben konnte und deshalb seltener bzw. gar nicht mehr dort vorbei kommen konnte. Aber dies Verlangte er doch auch nicht. Wenn es für Danny gute Zukunftsperspektiven gab, dann sollte dieser ihnen auch nachgehen.
Wieso machte sich dieser nur so große Vorwürfe? So hörte es sich jedenfalls an.
„ Danny…es ist okay, wenn du nicht mehr zu mir kommen kannst. Wir können auch andere Termine vereinbaren oder…?“
„ Patrick ich gehe!“, unterbrach ihn dieser plötzlich lautstark. Er hatte eine solche Kraft in diese drei Worte gesteckt. Eine solche leidensstarke Kraft.
Dies hatte Patrick völlig vom Hocker gerissen und er blieb sprachlos stehen.
Was hatte dies zu bedeuten, dass dieser meinte zu gehen?
Jetzt hätte Danny einfach weiter sprechen müssen, denn Patrick hatte jetzt auch nichts mehr verstanden.
So hart und direkt hatte sein Freund noch nie gesprochen. Hatte er Danny vielleicht doch falsch verstanden und dieser meinte etwas ganz anderes? Vielleicht eine längere Reise. Selbst das wäre doch okay gewesen.
Doch als aus Dannys Augen still die ersten Tränen kullerten wusste Patrick, dass dem nicht so hätte sein können.
Er drückte die Hände zu Fäusten und versuchte tapfer die Tränen zu unterdrücken, aber sein Herz schmerzte. Dieser Moment hatte ihm so fürchterliche Angst gemacht. Diese Angst bestätigte sich jetzt nur noch mehr.
„ Ich gehe fort Patrick…ich werde vielleicht nie wieder hier her zurück kehren. Meine Eltern ziehen in ein anderes Land wegen dem Job meines Vaters. Ich soll mitkommen und dort eine Ausbildung anfangen. Wir… wir werden uns vielleicht Jahre oder nie wieder sehen können. Bitte…bitte vergib mir. Es war nicht in meinem Interesse dich so im Stich zu lassen.“
Danny zerbrach daran sich noch Freund zu nennen, wenn er jetzt doch gehen würde.
Die Enttäuschung war sichtlich in Patricks Gesicht geschrieben. Mit fast allem hatte er gerechnet, aber niemals damit, dass Danny ihn komplett verlassen würde. Seit Jahren war Patrick wieder so tief getroffen. Ein verdrängter Schmerz breitete sich wieder in ihm aus.
Der Schmerz verlassen zu werden und am Ende alleine, ohne alles da zu stehen. Danny war seine einzige Stütze und jetzt sah er ihn langsam und still von sich gehen.

Patricks Kopf senkte sich zum Sand. Auch er unterdrückte jetzt seinen tiefen Schmerz. Weinen würde er vielleicht nicht, da er damit keine Verbindung mehr hatte. Außer die zu seinem alten Leben, aber dorthin wollte er nicht mehr zurück.
Doch er konnte nicht unterdrücken, dass er sprachlos und zutiefst verletzt von dieser Nachricht war.
„ Du gehst also…du gehst weg von hier, ja? Gut, was soll denn daran so schlimm sein. Ich krieg das schon hin. Mach dir da keinen Kopf.“
„ Patrick bitte nicht…ich höre doch ganz genau, dass du es nicht so meinst. Es tut mir so unendlich leid. Ich habe keine andere Möglichkeit.“
„ Es ist gut Danny. Ich sagte doch, dass ich damit klar komme. Wann gehst du?“
Patrick riss sich wirklich extrem zusammen und Danny zerbrach in seiner Aussage immer mehr. Ein Fall ins Bodenlose. So fühlte es sich gerade an.
Sie machte ihm zu schaffen und obwohl er sich hätte nicht so fühlen müssen, fühlte er sich wie ein gnadenloser Verräter, denn er versprach immer bei Patrick zu sein und das auch in Form seiner Anwesenheit. Nun ging er ja doch fort.
Ein Geständnis nachdem anderen kam. Erst das Danny ja nur weg ging und danach direkt, dass er sehr weit weg ging und wohlmöglich nie wieder zurück kehren könnte.
Natürlich hätte er ihn besuchen kommen können, aber wie hätte sich unter diesen Bedingungen eine Freundschaft halten können?
Das war einfach nicht möglich. Nun kam auch schon die nächste Offenbarung.
„ Schon, schon heute. In wenigen Stunden muss ich bei mir zu Hause sein.“
„ Das heißt…wir haben nicht mehr so viel Zeit, um uns zu verabschieden? Gut, dann machen wir das am besten jetzt. Hinterher sehen wir uns ja doch nicht mehr. Ich hoffe, dass du jetzt mehr deine Zeit genießen kannst Danny. Ich gönne dir die Freiheit deine Zukunft zu gestalten. Du hast es dir verdient.“
Danny zog Patrick plötzlich in seine Arme und umarmte ihn fest. Das dieser von verdienter Freiheit sprach tat ihm noch mehr in der Seele weh.
Wenn jemand eine freie Zukunft verdient hatte, dann war es doch hier eindeutig der einsame Patrick gewesen.
So viel wie man ihm angetan hatte, so etwas hatte doch kein unschuldiger Mensch verdient. Das dieser verlassene Junge zum Drogenabhängigen und Mörder wurde war ungerecht, denn er hatte dies nicht freiwillig getan. In keiner Sekunde hatte er frei von sich heraus gesagt morden zu wollen. Als ihm irgendwann keine andere Wahl blieb entschloss er sich dazu, sich seinem neuen Schicksal zu fügen.
Selbst die Drogen konnte Danny verstehen, denn Patrick war ein guter, ein sehr guter Mensch gewesen.
Wie hätte dieser Mensch je zum Mörder werden können, wenn er nicht diese unterstützenden Einflüsse gehabt hätte.
Von Patrick jetzt noch aufgebaut und motiviert zu werden tat ihm nur mehr Leid, denn er wusste wie viel Mühe er sich geben musste nicht zu sagen wie enttäuscht er doch eigentlich war.
Patrick würde seinem besten Freund keine Vorwürfe machen, denn dies schien er sich nicht selber ausgesucht zu haben und genau so sah man eindeutig wie Leid es Danny tat.
Aus diesem Grund erlaubte es sich Patrick, nicht große Vorwürfe zu machen. So ein Recht hatte er nicht, denn das was er die ganzen Jahre bekommen hatte, war mehr als genug, als Freundschaftsbeweis.

Patrick hatte sich lange von Danny im Arm halten lassen und ging danach auch wieder einen Schritt nach hinten. Er wollte nicht, dass Danny sich jetzt Vorwürfe machte, also wollte er ihn so gut er konnte aufbauen.
So gut es in seiner Hand lag, sprach er ihm Mut zu, vor allem wollte er ihn von dem schlechten Gewissen befreien.
Wenn dieser nur noch wenige Stunden mit Patrick hatte, sollten diese nicht mit diskutieren drauf gehen. Beide mussten die entstandene Situation eben akzeptieren und das Beste daraus machen.
Darüber waren sich beide im Klaren. Die letzten Minuten des Gesprächs schalteten alle Nebengeräusche ab. Man hörte die Autos auf der Straße nicht mehr, das zwitschern der Vögel verschwand am Himmelszelt und die Aufschläge der Wellen waren stark gedämpft. Im Moment herrschte nur der Wortaustausch zwischen den zwei Freunden. Ein Abschied stand bevor. Keine freiwillige Trennung für eine längere Zeit.
Die Hoffnung in Kontakt zu bleiben, konnte letztlich beide nicht motivieren.
Sie wollten nicht alles überdramatisieren, aber man könnte negative Tatsachen auch nicht groß positiv sprechen. Wenn Patrick jetzt nicht stark und verständnisvoll geblieben wäre, dann hätte er seinem Freund ganz deutlich vermittelt es nicht anzunehmen, dass dieser ging und woanders sein Leben weiter führen würde.
Dannys neuen Chancen wollte er nicht im Wege stehen, denn mit Sicherheit hatte das alles auch sein Gutes gehabt.
Nicht nur auch…es war mit großer Wahrscheinlich die beste Entscheidung für dessen Zukunft.
Patrick hatte für sich keine besondere Zukunft mehr. Die Jahre die er noch hatte und vielleicht waren es nur noch Monate oder Tage, würde er vor sich hin leben.
Er wartete sprichwörtlich auf seinen Tod, denn was anderes hätte seine Bestimmung zu den jetzigen Verhältnissen nicht sein können.
Keiner außer diesem Menschen vor ihm, wusste von diesen inneren Gefühlen. Nun würde er alles in sich hinein fressen und mit gar keinem mehr seine Probleme teilen.
Er hatte am Ende auch das Gefühl, seinem Freund das Gefühl der Schuldlosigkeit vermittelt zu haben.
Dieser sollte jetzt ohne einen einzigen schlechten Gedanken gehen.
Sie waren nur wenige Schritte hoch auf die Straße gegangen und mussten sich dann auch ganz abrupt voneinander verabschieden.
Noch ein letztes Mal nahmen sie sich kräftig in die Arme. Eine lange Trennung stand ihnen bevor.
Natürlich war die Trennung von einem wichtigen Freund schwer, aber für sie war es eine ganz andere Lage, eine Situation in der sie sich gegenseitig gebraucht hätten. Insbesondere brauchte Patrick diese einzige Bezugsperson und dennoch ließ er diesen jetzt souverän gehen.
Danny drehte sich langsam um und ging in die entgegengesetzte Richtung. Mit der untergehenden Sonne, die sich vom Tag verabschiedete, hatte auch Danny sich von einem besonderen Menschen verabschiedet.
Patrick sah ihm lange nach, bis dieser irgendwann in der Ferne verschwunden war. Ein starker Schmerz machte sich in ihm breit. Fast, als würde man keine Luft mehr bekommen.
Das Schlucken viel ihm schwer und es viel noch schwerer normal zu atmen.


Genau zu diesem Zeitpunkt gab es keine neuen Aufträge. Die Einsamkeit ließ sich so noch mehr spüren. Für den Boss war nun klar, dass Danny auch nie wieder hier hin zurück kehren würde.
Die Drohung ihn bei einem Fehler umzubringen stand allerdings noch. Danny macht sich darüber aber gar keine Gedanken. So etwas würde mit Sicherheit nicht passieren.
Patrick stand in seinem Zimmer vor der Balkontür, als Kevin herein gekommen war. Josh und Patrick waren noch weit von einer Freundschaft entfernt. Sie nannten sich ja schon ungerne Kollegen. Kevin bezeichnete er ebenfalls noch lange nicht als Freund, aber sie hatten eine bessere Grundbasis zum sprechen.
Dieser näherte sich Patrick langsam und wusste woran dessen schlechte Stimmung lag.
„ An deiner Stelle hätte ich ihn nicht gehen lassen. Also ich meine ich hätte Josh niemals gehen lassen. Er bedeutet mir genau so viel, wie dir wohl Danny bedeutet.“
„ Wieso sollte ich jemanden aufhalten der so schöne Perspektiven hat. Danny ist schlau. Er hat was im Kopf und ist fähig irgendwann zu studieren. Aus ihm wird ein gebildeter Mann werden. Ich kann ihm das nicht durch mich kaputt machen.“
Kevin war überrascht, wie vorausschauend Patrick da gerade sprach und vor allem, dass er viel Wert darauf legen konnte anderen eine gute Zukunft zu ermöglichen. Er wirkte in keinem Wort so, als würde er Danny in sein verdorbenes Schicksal mit hinein ziehen wollen. Sehr vorbildlich dachte Kevin das erste Mal über Patrick.
Die beiden standen noch weiter schweigend nebeneinander. Kevin wollte so viel mehr über seinen jüngeren Freund wissen. Vor allem, was alles damals geschehen war, aber ihn über Freddy auszuquetschen war wohl keine so gute Idee. Dieser schien ja wohl verständlicherweise einen verdammt guten Grund zu haben über diesen perversen Kerl zu schweigen.
Das Patrick lebte war wie ein Wunder, denn nach dem Tablettenschock war er dem Tod kurz noch entflohen.
Damals hatte sich dieser aber gewünscht zu sterben und doch hatte er überlebt. Aber es gab Dinge von denen Kevin eben noch nichts wusste und diese waren weitaus entscheidender für Patricks Leben.
Verständnisvoll legte Kevin seine Hand auf Patricks Schulter. Dieser schaute erst auf die Hand auf seiner Schulter und dann in Kevins Augen.
Dieser lächelte ihn an, als hätte er jetzt gesagt: „ Es wird auch wieder schöne Tage geben“
So spürte er dessen Blick und dann sah er ihm nach, wie dieser das Zimmer verließ.
Patrick steckte seine Hände in die Hosentaschen und schaute wieder nach draußen. Vielleicht hatte dieser doch recht gehabt.
Dannys Abreise war eventuell ein neuer Abschnitt für Patrick. Er hätte jetzt zeigen können auch ohne ihn selbstständig zu sein.
Außerdem bekam er jetzt schon fast die Motivation, Danny bei einem Besuch irgendwann zu zeigen wie er sich entwickelt hatte.
Trotzdem war er noch weit davon entfernt sich dadurch wieder glücklich zu fühlen. Es war 17.30Uhr und bald würde an seinem lieblingsort die Sonne untergehen.
Er wollte sich jetzt wieder dorthin zurück ziehen und vielleicht auch an diesem Ort eine Entscheidung treffen.

Patrick verließ das Gebäude und stieg in sein Auto. Schwarz wie seine Augen und schwarz wie seine Seele war das Auto mit Hochglanz lackiert.
Er schaltete schnell den Motor an und fuhr los. Oft fragte er sich beim Fahren in was für einer Scheinwelt er lebte.
Jede einzelne Information über sein Leben und über seinen aktuellen Stand war erfunden. Die alte Person existierte nicht mehr, die neue Person existierte nur in dieser Fantasiewelt. Patrick sah seinen Körper, aber sein Geist war mit Sicherheit auch vor Jahren gestorben. So wie er für seine Eltern gestorben war. Nicht einen Ton hatte er in diesen Jahren von ihnen mitbekommen.
Manchmal hatte er noch nachgeforscht, ob er in alten Zeitungsausschnitten Vermisstenanzeigen finden würde. Vergebens…
Nie hatte jemand nach Patrick gesucht und keiner interessierte sich für sein Leben. Für alle war er tot, aber mit großer Sicherheit hatte er nicht einmal ein Grab. Wie konnte man jemanden der für die meisten tot war so ehren? Mit nichts was an ihn noch erinnerte.
In die alte Siedlung fuhr er schon seit zwei Jahren nicht mehr, denn die Gegend und die Spielplätze dort erinnerten ihn nur daran wie er mit seinem Vater auf der weiten Wiese immer Fußball gespielt hatte oder wie er mit seiner Mutter gemeinsam auf der Schaukel saß.
Vieles hatte er auch schon wieder vergessen. Wie seine Eltern aussahen wusste er auch nicht mehr so genau, aber eins wusste er ganz sicher. Seine Eltern hätten sehr jung sein müssen. Seine Mutter war sehr früh Schwanger geworden. Noch vor der Hochzeit trug sie Patrick unter ihrem Herzen und sie war die schönste Frau der Siedlung überhaupt. Von ihr hatte Patrick seine wunderschöne Haut und die glänzenden Haare gehabt. Sie wirkten so kräftig und zugleich so fein.
Seine Augen? Hatte er diese kühlen, schwarzen Augen schon immer gehabt oder waren sie vielleicht ein Zeichen seines kaltherzigen Vaters? Wie sehr er die beiden doch am Ende gehasst hatte.
Immer wieder sprach er sich selber seinen Hass den beiden gegenüber vor und dennoch lag er oft in seinem Zimmer, dachte darüber nach wieso er nie eine Erklärung dafür bekam.
Verdiente er es nicht einmal zu erfahren was er als Kind falsch gemacht hatte? War er denn ein so böses Kind?
Er erinnerte sich nicht daran so frech oder bösartig gewesen zu sein. Patrick glaubte nicht anders wie andere Kinder gewesen zu sein.
Also warum zum Teufel nochmal war er bei seinen Eltern so verhasst?
Patrick merkte wie jemand hinter ihm kräftig gehupt hatte. Es war schon lange wieder grün und Patrick fuhr erst jetzt los.
Genau an demselben Platz wie zuvor mit Danny hielt er seinen Wagen an.
Erst schaute er rechts aus dem Beifahrerfenster nach draußen.
Mit den Handgelenken blieb er am Lenkrad hängen und schien Hemmungen zu haben auszusteigen. Würde er jetzt mit diesem für ihn so friedlichen Ort doch traurige Erinnerungen in Verbindung setzen? Nein, so durfte es einfach nicht sein.
Patrick ermutigte sich und stieg aus dem Auto. Mit langsamen und kleinen Schritten wagte er sich wieder zum Geländer.
Er stützte sich an diesem mit beiden Händen ab und schaute nach oben. Langsam schloss er die Augen und machte einen tiefen Atemzug. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er einen Marathon gelaufen.
Immer fester griffen sich seine Hände um die Eisenstange. Wie gerne hätte er jetzt einfach geweint um diesen inneren Druck heraus zu lassen, aber es funktioniere einfach nicht.
Schnell versuchte er sich wieder zu fassen und kletterte mit den Füßen über das Geländer, dann setzte er sich drauf.
Hinter ihm das Auto welches ihn irgendwann wieder zurück in die Hölle bringen würde und vor ihm das weite Meer.
Ein weg der Grenzenlosigkeit und Patrick wusste ihn nicht gehen zu können. Wie paralysiert schaute er einfach nach vorne.

Es musste einfach Schicksal gewesen sein, dass diesen gerade so verletzt und zerbrechlich Aussehenden Patrick, der alt bekannte Junge aus dem Hotel und der Disco gesehen hatte.
Von weitem sah er den verträumten Patrick zum Meer schauen. Auch in ihm zog sich ein tiefer Schmerz durch die Brust. Er wollte Patrick nicht sein Mitleid zusprechen, aber hätte gerne dessen Probleme mit ihm geteilt. Nur so konnte man über Trauer hinweg kommen. Das wusste er, aber wusste es Patrick denn genau so?
Es war nicht das erste Mal, dass Patrick nicht bemerkte wie sich ihm jemand von der Seite annäherte.
Der Junge blieb in ca. einem Meter Entfernung vor ihm stehen und wartete, erst ob sich von Patrick noch eine Regung zeigen würde.
Als wie erwartet nichts kam und dessen Gesichtsausdruck ihm immer mehr Leid tat, musste er einfach etwas sagen.
„ Es gibt immer eine Lösung“, sagte er so als würde er Patricks Problem kennen.
Dieser zuckte leicht mit den Schultern und sah zur Seite. Anders wie sonst kamen keine blöden Sprüche und auch keine desinteressierte Miene. Es kam einfach gar nichts außer diesem zutiefst verletzten Gesichtsausdruck.
In diesem Moment wurde dem gleichaltrigen Fremden auch klar, dass es sich hier um eine wohl sehr ernste Sache handelte.
Trotz Patricks nicht einladender Reaktion setzte sich dieser mit auf das Geländer und sprach einfach weiter.
„ Manchmal passieren Dinge, obwohl man sie nie so erwartet hätte. Das sollte aber nie ein Grund zum Aufgeben sein. Es werden immer bessere Tage kommen.“
Patrick hörte sich das wirklich an, aber er wusste, dass dieser Typ einfach keine Ahnung von dessen Leben hatte. Nicht von dem was er durchgemacht hatte.
Natürlich gab es immer irgendwann bessere Tage, aber bei dem Leid und Pech welches Patrick verfolgte konnten es einfach keine guten Zeiten mehr geben.
„ Vielleicht klinge ich nicht glaubwürdig, aber glaub mir…wenn du wirklich jemanden näher an dich heran lassen würdest, müsstest du hier nicht so traurig und alleine sitzen.“
Hatte er eventuell recht gehabt? Patrick tat nichts dafür Freunde zu haben und erst recht nicht welche zu haben denen er sein Leben anvertraute. Ein Leben geprägt von Ekel und Sünden.
Patrick kotzte sich selber zutiefst an und wenn er diese Gedanken nicht abstellen könnte, dann könnte er sich im Spiegel nicht ansehen. Ansonsten würde er sein Spiegelbild auseinander brechen, um am besten auch sich selbst damit zu zerstören.
Niemand verdiente es an seinem abartigen Leben teil zu haben. Selbst Danny hätte er dies nicht an tun dürfen. Deshalb war er eigentlich auch froh, ihn in ein besseres Leben verabschiedet zu haben.
Der Junge bekam schon zum dritten Mal keine Antwort. Sollte er gehen oder weitersprechen?
Patrick hatte sich ja nicht für etwas gerechtfertigt. Er hatte das Gefühl dieser hörte ihm gerne zu, nur war er nicht in der Lage darauf zu antworten.
„ Du bist bestimmt nicht alleine…schon allein, weil ich Nervensäge neben dir sitze bist du nicht allein. Dann genieß es doch nicht alleine trauern zu müssen.“
Wo der Junge jetzt keine Antwort erwartet hatte, kam plötzlich doch eine.
„ Ich habe meinen einzigen Freund verloren. Es gibt niemanden dem ich so blind vertrauen könnte. Tu nicht so, als könntest du meine Lage verstehen.“
„ Ich tu auch nicht so, als wüsste ich über dich Bescheid. Du teilst dein Leben ja auch so was von mit, dass man ja auch nur alles wissen kann…nein, nur weil ein Freund gegangen ist, ist damit nicht alles vorbei. Es werden immer neue Menschen in dein Leben treten und der alte Freund wird niemals verwesen. Er wird immer bei dir sein und wie weit er noch von dir weg zu sein scheint. Manchmal brechen Freundschaften auseinander. Das ist genau wie die Liebe oder eine Partnerschaft. So etwas gehört zum Leben dazu und man muss lernen damit umzugehen. Das kannst du glauben.“
Dieser Typ sprach so vertraut mit Patrick. Zum einen nervte ihn das wirklich, denn er wollte nicht von irgendwelchen wildfremden Leuten verstanden werden die ihn einfach nicht hätten verstehen können und zum anderen fand er es doch ganz angenehm, von jemandem zu hören, dass nicht alles unterging wenn jemand einen verlassen hatte.
„ Trotzdem…ich zieh mein Ding alleine durch.“
Patrick sprang vom Geländer und wollte jetzt nicht weiter sprechen.#
Es wurde ihm wohlmöglich zu einfühlsam und zu intim mit einem Fremden noch weiter zu sprechen. Doch heute sollte der Tag anders wie sonst enden.
Der Junge sprang auch vom Geländer und sah wie Patrick zum Auto ging.
Gerade als dieser die Tür aufmachte und einsteigen wollte, sagte der Junge noch:
„ Ich wäre hocherfreut, wenn meine Worte in dir etwas bewegt hätten. Denn sie würden dir bei einer Einsicht gut tun und wenn wir uns irgendwo das nächste Mal wieder sehen, dann möchte ich, dass du mich Brian nennst, denn so heiße ich.“
Er lächelte und drehte sich um. Eine Antwort von Patrick brauchte er nicht und deshalb ging er auch einfach seinen Weg.
Patrick blieb wie angewurzelt stehen und sah Brian nach. Endlich hatte diese Nervensäge einen Namen bekommen.
Nie hatte es ihn interessiert wie dieser Typ hieß, denn er konnte ihn zutiefst nicht ausstehen.
Jetzt wo er dessen Namen kannte, fühlte er sich eigenartig gebunden. Als wären sie sich doch nicht so fremd wie Patrick es bisher immer empfunden hatte.
Mit vielen und verwirrten Gedanken stieg Patrick ein und verabschiedete sich von dem Ruhepol Meer und fuhr wieder zurück.

Es war schon dunkel geworden als Patrick wieder zurück gekommen war.
In der Eingangshalle war niemand. Im Moment war er desöfteren hier ganz allein.
Kevin und Josh zogen eben immer ihre eigene Sache durch und sie beschäftigten sich nicht oft miteinander.
Eigentlich war nach der ersten gemeinsamen Mission nicht mehr viel passiert. Ab und zu musste Patrick mit Kevin sprechen und mit Josh ging er sich so gut es ging aus dem Weg.
Doch alle schienen es akzeptiert zu haben, dass sie nun miteinander arbeiten mussten und dazu einfach ein gutes Klima brauchten. Patrick ging in die Küche und holte sich aus dem Kühlschrank eine Wodka Flasche. Heute wollte er sich im Zimmer einfach alleine die Kante geben. Irgendwie war ihm danach gewesen.
Unbewusst wollte er wahrscheinlich die ganzen Geschehnisse mit Danny, im Alkohol ertränken.
So abhängig er von den Drogen war, war er nicht vom Alkohol gewesen.
Auf den Partys waren zwar Cocktails, Wodka, Bier und andere Getränke immer dabei aber nicht, dass er eine Sucht danach entwickelt hatte.
Kokain, Gras und Heroin hatten eher einen Suchtwert aufgebaut. Ohne Danny würde Patrick im Moment wohl auch schwerer Grenzen in der Einnahme finden.
Vielleicht würde er sogar an einer Überdosis sterben. Solche Gedanken machte er sich immer zwischendurch.
Weil Patrick viel Zeit alleine verbrachte führte er in Gedanken Selbstgespräche.
Wenn er auf Brians Rat hören würde, dann müsste er sich schleunigst weitere Freunde oder Vertrauenspersonen suchen.
Mit Sicherheit sprach diese Klette wohl auch von sich selber.
War das nun einfach ein nettes Angebot, Aufdringlichkeit pur oder grenzenlos eingebildet?
Patrick konnte sich über ihn einfach keine Meinung bilden.
Nach den ersten kleinen Gläsern, gefüllt mit Wodka, war dieser Gedanke auch schon wieder verschwunden.
Mit der Flasche im Arm und voll besoffen war er irgendwann auf dem Bett eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wachte er mit einem deutlichen Kater auf. So langsam brauchte er wirklich wieder einen neuen Auftrag.
Es konnte einfach nicht mehr so weiter gehen, denn Patrick würde noch im Sumpf der Drogen und des Alkohols ersticken wenn er weiterhin mit sich selbst feiern musste.
Aus diesem Grund entschloss er sich an dem heutigen Abend in seiner Stammdisco zu feiern. Vielleicht würde er ein paar Frauen aufreißen und neue Erlebnisse sammeln. Wenigstens würde er dort mehr angehörige zum trinken, schnupfen oder spritzen finden. Die Idee fand er ganz gut.
Als er auf die Uhr schaute war es schon 13.00Uhr gewesen. Wenn man bis in die frühen Morgenstunden trank, dann schlief man üblicherweise auch ein wenig länger.
Patrick griff sich aus seinem Kleiderschrank ein schwarzes Muskelshirt und zog sich über dieses ein schwarzes Hemd mit langen Ärmeln.
Er ließ das Hemd offen und machte so aus einem elegant wirkenden Stil eher einen erotisch anziehenden attraktiven jungen Mann.
Perfektioniert wurde es noch mit einem teuren Gürtel und schon sah er zu gut für einen stinknormalen Morgen aus.
Patrick ging nach unten und sah sich um ob heute wenigstens jemand zu sehen war. Die ersten Geräusche hörte er direkt aus der Küche.
Anstatt dort interessante Gesprächspartner zu finden, waren da irgendwelche Idioten, die wohl neu hier im Geschäft waren.
Die beiden unterhielten sich über die Missionen und wurden auf einmal still als Patrick herein kam.
Hochachtungsvoll sahen sie ihn an und es fehlte nur noch die Verbeugung. Patrick hob seine Augenbraue und blieb kurz im Türrahmen stehen, danach schüttelte er leicht grinsend den Kopf und kam herein.
Er öffnete eine gekühlte Cola Flasche und schüttete sich etwas in ein Glas.
Danach drehte er sich um und lehnte sich an die Arbeitsplatte. An seiner Cola nippte er leicht und sah sich die beiden neuen einen Augenblick lang an.
Einer von ihnen erlaubte sich dann sogar noch etwas zu sagen: „ Wir haben schon viel von dir gehört. Du scheinst hier echt einen Namen verdient zu haben. Vielleicht würdest du uns etwas beibringen.“
„ Von mir was lernen? Ich würde euch mit Sicherheit nichts Gutes beibringen.“
Das war ja ein eigenartiger Satz für die beiden, denn ihnen war doch klar gewesen, dass Patrick ihnen in dem Sinne nichts Gutes beibringen würde.
Die beiden waren so perplex, da sie einfach zu viel Respekt und Achtung vor Patrick hatten.
Sie sagten nichts dazu und Patrick fand es sichtlich amüsant zwei Bewunderer zu haben.
Natürlich schmolzen auch die Frauen wie Eis unter der Sonne vor ihm hin, aber hier war das ja eine andere Sache.
Sonst bezog sich das auf den optischen Wert und hier ging es um Patricks Talent, welches bewundert wurde.

Josh kam um die Ecke und sah die drei nach und nach erst einmal an.
Auch er griff locker neben Patrick im Schrank nach einem Glas und schüttete sich ein Glas Cola aus der Flasche ein.
Dann blieb er neben ihm stehen und fragte sich wieso alle so schwiegen.
Für die beiden war nun ein gnadenloser Höhepunkt erreicht. Die zwei bekanntesten und beliebtesten Gesichter standen gerade nebeneinander.
Patrick fing jetzt sogar leicht an zu lachen. Da fragte Josh direkt: „ Was ist denn hier los? Hab ich was im Gesicht?“
„ NEIN!“, antworteten die beiden neuen sofort und entschuldigten sich danach.
Josh war nun auch deutlich anzumerken, dass er überrascht von dieser Reaktion war.
Schnell wurde ihm klar worum es hier ging. Sie waren wohl schon zuvor überwältigt von Patricks und mit Joshs Zuwachs wurde es ihnen nun zu heiß.
„ Ich wusste gar nicht, dass ich so beliebt bin“, sagte er zu Patrick und dieser konnte da auch nur nicken. Die beiden hatten eindeutig Fans gehabt.
Einer der beiden wurde sogar rot und nun bekamen Patrick und Josh ein wenig Angst. Wieso schämte man sich vor ihnen?
„ Ich ehm…also ich würde mich auch sehr freuen über so ein paar Trainingsstunden. Wenn du sie mir geben könntest Patrick“, fragte dann der eine.
Patrick wirkte nicht gerade interessiert irgendwelchen Leuten hier Hilfsunterricht zur Drogeneinnahme oder zum erfüllen von Missionen zu geben.
Bevor er etwas sagen konnte fing Josh laut an zu lachen. Er bekam sich nicht einmal mehr ein, so geplatzt war er dabei. Die beiden neuen wussten überhaupt nicht was los war und Patrick hatte es jetzt auch nicht wirklich verstanden.
Josh legte seine Hand auf Patricks Schulter und versuchte sich ernst zu halten.
„ Ha...haha…das solltest du haha das solltest du wirklich machen Patrick.“
Dann lachte er noch weiter und weiter. Dabei trank er sein Glas aus, winkte den Neulingen zu und verließ die Küche.
Patrick sah kurz zu den beiden rüber und begriff es immer noch nicht. Dabei war es nun so eindeutig geworden, wo er doch schon dahin geschaut hatte.
Da ihn das nun wurmte trank er auch schnell aus und ging Josh nach.
„ Hey, hey!“, rief er und holte diesen ein.
Er wollte auf der Stelle wissen, wieso er sich da vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte.
Dieser musste sich erst einmal fassen, um einen Satz zustande zu bringen.
„ Hast du das echt nicht gecheckt? Haha…der Typ fährt voll auf dich ab. Hilf ihm doch. Vielleicht werdet ihr ein Pärchen.“
„ Tickst du noch sauber? Ich bin doch nicht Schwul. Außerdem…warum sollte der auf mich…“
Als er dies gerade sagen wollte, wurde ihm die ganze Situation noch einmal bewusst. Das war nun zu viel. Verliebte sich jetzt schon ein Mann in Patrick? Nun musste er anfangen, hier im Haus, Abfuhren zu verteilen.
Also das ging doch nun wirklich zu weit. Josh lachte noch immer und ging weiter.
Patrick legte sich die Hände auf die Hüften und seufzte. Er musste hier schleunigst raus. Die Luft wurde ihm hier eindeutig zu Schwul.
Er hatte nichts direktes gegen Homosexualität, aber das er nun selbst betroffen war und wohl von einem Mann geliebt wurde, war die Höhe.
Aber für einen kurzen Moment hatte er wieder lachen können. Brians Worte würden wohl immer mehr bei Patrick einleuchten. Mit anderen zu reden brachte eindeutig mehr Spaß, als ständig alleine zu sein.

Leider hielt diese Laune nur für einen Moment und zur Abendzeit wurde Patrick gleich wieder depressiv wie zuvor als er aufgestanden war.
Seine Klamotten ließ er an und schaute nur ob alles an seinem Platz lag.
Er ging hinaus und zu seinem Pech ging er an seinem größten Fan vorbei der peinlich berührt war, wenn er Patrick sah und seinen Tomatenroten Kopf nicht verbergen konnte.
Selbst Patrick wurde es peinlich an ihm vorbei zu gehen.
Jetzt müsste er sich auch noch an diese Lage gewöhnen, denn sie würden sich ja nicht nur einmal sehen.
Dem Kerl hätte doch als zierliches, unauffälliges etwas klar sein müssen das ein Gigolo wie Patrick niemals auf so etwas stehen konnte.
Nicht einmal Frauen mit solchen Charakterzügen gefielen ihm. Er wollte was zum anpacken, etwas Wildes und attraktives. Das war sein Typ gewesen.
Wenig später war er in seiner Stammdisco.
Nach der langen Begrüßung seiner Ladies, setzte er sich an den Tisch, wo er vor einigen Tagen, noch richtig genüsslich mit Danny gefeiert hatte.
Manchmal vermisste man etwas erst wenn man es schon verloren hatte. Er hatte Danny schon damals nicht so oft gesehen, aber er konnte zu ihm wann immer er diesen gebraucht hatte und wenn sie miteinander sprechen wollten, ging es auch zu jeder Zeit.
Ob Tag oder Nacht war den beiden unwichtig. Sie waren immer füreinander da. Jetzt war dieser Platz gegenüber von ihm leer.
Er bestellte sich dann sein erstes Bier. Schon 10 Minuten später des alleinigen Seufzens, bestellte er sich ein zweites.
Irgendwann reichte ihm das nicht mehr. Die Welt um ihn herum war noch zu deutlich.
Er stand auf und ging auf die Toilette. Dort hatte er sich in einem schnellen Zug Kokain reingezogen.
Was dabei, hatte er so gut wie immer. Gerade in der Disco war es problematischer Heroin einzunehmen.
So ein Zug durch die Nase ging wesentlich schneller. Da Patrick stets versuchte darauf zu achten, sich nicht zu extrem zu verwunden, wechselte er auch zum Teil zwischen dem Pulver, der Spritze und den Tabletten.
Manchmal nahm er das Zeug auch mit Getränken ein und manchmal rauchte er es einfach.
Je nach Situation tat er das nächst passende.
Eine starke Nervosität holte Patrick ein. Dies geschah aber immer nach der Einnahme der Droge. Allerdings fühlte er sich diesmal besonders schlecht. Der „Crash“ Zustand.
Patrick stürzte unbemerkt in eine tiefe Depression. Danny war weg und er würde nicht wieder kommen. Ihre Freundschaft war beendet. So eingeschränkt war seine Meinung über die eigentlichen Tatsachen durch die veränderte Wahrnehmung.
Patrick kam wieder zurück und sah die ganzen Tänzerinnen verschwommen auf der Fläche.
Er ging sich leicht über die Augen, da ihm schon schwindelig wurde. Vielleicht war die Kombination von Bier und dem Kokain nicht so gut.
Wieso ging es ihm jetzt bloß so extrem schlecht und wo waren die Glücksgefühle. Plötzlich wurde Patrick klar vielleicht mit der Dosis nicht mehr zufrieden zu sein. Brauchte er nun noch mehr? Reichte ihm ein Zug nicht mehr?

Er setzte sich an seinen Platz zurück und bestellte sich nun direkt eine ganze Wodka Flasche, wollte alles wie üblich übertrinken.
Irgendwann würde er das auch wieder vergessen haben. Alkohol im Blut und dann auch hochprozentiges würde schon gut tun. Jedenfalls für einige Stunden vergessen lassen.
Patrick fand keine andere Möglichkeit als zu vergessen. Manchmal stand er hinter seiner Methode und bestärkte sie vor anderen Leuten und an anderen Tagen fragte er sich, wie verblödet er war, sich alles mit diesem Gift vergessen lassen zu wollen. Weg waren die Probleme dadurch ja nicht ewig. Nur für einen kurzen Moment sah die Welt anders aus.
Von weitem hatte Brian die ganze Szene schon lange beobachtet. Wie Patrick Bier trank, wie dieser auf Toilette ging und wie dieser sich jetzt mit Wodka zu dröhnte.
Neben Brian standen zwei Frauen die sich zunächst normal unterhielten.
Jedenfalls hatte Brian es so wahrgenommen, aber als er ab und zu rüber schaute bemerkte er ihr Gesprächsthema und dieses handelte schnell bemerkbar über Patrick.
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