Treue zu den konventionen

[otto]

Nimm, was ich leide, leid gibs immer mehr.
Bis dass ich scheide, bleibst du stets bedacht,
Woran du trägst, und leidest du zu schwer,
Nehm ich zurück mir, was ich dir vermacht.

Doch auch mein glück vergeudet ich an dir,
Aus freude ganz. Wir sind schon viele jahr
Im festen haus, bewohnt von dir und mir,
Und als gepaartes fest am sockel klar.

Zuweilen ändern wir und stellen neu,
Erproben altes, was uns lebenslang
Auf alten stühlen hielt, und bleiben treu
Im altern fest, kein wandel macht uns bang.

So bleibt der alltag friedlich uns auch spät,
Wenn einst der eine vor dem andern geht.

[Thing]

Lieber otto,

ist das eine bestimmte Sonettform? Die englische?
Ein wunderschönes, sanftes, sehr zartes und tiefes Liebesgedicht, das mich sehr berührt.
Lediglich in V2 steckt ein Fehler.
korrekt:
bis dass

Herzliche Abendgrüße
von
Thing

[otto]

Ja Thing, es ist die englische Version eines Sonettes.
Und vergib mir meine Flüchtigkeit.
Natürlich fehlt ein s. Danke.

Sonst aber, selbstkritisch bewertend, ein eher mittelmäßiges Gedicht, eher für die Schublade. Falls Du es nicht schon bemerkt haben solltest, ich habe es auf einen ironischen Nenner gebracht. Hätte ich es mit dem Titel versehen: " Für meinen Lehrer", dann wäre es ein Gebrauchsgedicht geworden. Das habe ich von meinem Lehrer gelernt. So aber ist es...gerade noch poetisch, eher Mittelmaß. Dennoch danke für die unverhältnismäßige Anerkennung.

Gruß otto.

[Thing]

Lieber otto -

Deine Antwort ist zugleich Dein 100. Beitrag.
Ich bleibe dennoch bei meiner Beurteilung, auch wenn Du selbst Dein Gedicht nicht so hoch einschätzst.

Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
Ich habe Zeitgenossen bei Hesse-Gedichten, die mich völlig kalt ließen, vor Hingerissensein weinen gesehen.
So ist das nun einmal.

Lieben Gruß
von
Thing