So schön ist Nördlingen

[Ex-DrKarg]

So schön ist Nördlingen

©Hans Hartmut Karg
2016

Mittelalterflair,
wohin das Augen reicht –
und keine Kriege mehr!
Die schönsten Ecken
sind dort immer rund:
Rund ist das Ries,
rund die Stadtmauer,
rund diese Stadt,
rund sind die Türme,
rund ist das Leben...

Die Katastrophen – Geschichte:
Der Meteoriteneinschlag,
1634 die Schlacht bei Nördlingen,
die Exulantenströme später,
Weltkriege, leidtreibend,
die Flüchtlinge nach '45 –
und heute?

Hier heimisch werden
war/ist keine Kunst,
denn die Menschen hier
nehmen Fremde in die Arme.
Der Daniel grüßt von
St. Georg herüber
und beschützt alle.

Das Stabenfest,
Europas ältestes Kinderfest,
d´Meß als einstmals
größte Handelsmesse
Süddeutschlands im Mittelalter,
heute noch mit Würstchen,
die man anderswo
nicht bekommt.

Dann die Basteispiele,
das Scharlachrennen.
Wer auf der Stadtmauer
den Rundgang wagt,
der hat die Größe
des Mittelalters
erlaufen.

*

[Ex-Ralfchen]

Hans...du alter wortquälweingeist

[Ilka-Maria]

Darauf muss ich antworten, auch ohne direkten Bezug auf das Gedicht.

NÖRDLINGEN!

Eines der besten Jugendbücher spielt im Jahr 1613 in dieser Stadt. Es heißt "Der Bleisiegelfälscher", der Autor Dietlof Reiche bekam dafür den Deutschen Jugendbuchpreis.

Durch dieses Buch habe ich Nördlingen, wie es im zweiten Jahrhundert der Neuzeit war, kennengelernt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Leinweber, der, um ein Exempel zu statuieren, der Siegelfälschung an seinem Tuch angeklagt und hingerichtet wird.

In dem Buch gibt es eine Karte, wie Nördlingen mit seiner Stadtmauer 1651 aussah.

LG
Ilka

[Ex-DrKarg]

Liebe Ilka-Maria,
habe freundlichen Dank für Deinen schönen Kommentar mit dem Literaturhinweis.
Es gibt natürlich auch noch eine andere Seite Nördlingens - wie vieler mittelalterlicher Städte -, als in der Stadt im Hexenwahn Frauen (und Männer) als Hexen/Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Noch heute kann man dort auf der Marienhöhe den sogenannten "Hexenfelsen" mit dem Loch für den dicken Holzstamm besichtigen, an dem die zu Unrecht Verurteilten angekettet und verbrannt worden waren.
Eine der bedeutendsten Frauen war Maria Holl, die nach vielfacher "peinlicher Befragung" (härteste Folter mit Ohnmachten der Deinquenten!!!) freigelassen werden musste, weil sie nicht gestanden hat. Auch über diese großartige Frau gibt es - glaube ich zumindest - ein Buch.
Am Rathaus von Nördlingen ist ein steinerner Narr herausgearbeitet worden. Sieht man ihn an und liest den Text darunter, so ist zu lesen: "Jetz sin wir zwey".
Und unbedingt sollte man bei einem Besuch der Stadt in das Rieskratermuseum gehen, um zu erfahren, mit welcher Gewalt ein Meteorit das Ries geformt hat.
Vier Kilometer südlich von Nördlingen befinden sich die Ofnethöhlen bei Hohlheim. Dies ist die älteste dokumentierte und nachgewiesene Siedlungsstätte Bayerns nahe der Grenze zu Baden-Württemberg. Dort hat man 6000 Jahre alte Schädel gefunden, alle ausgerichtet nach Westen, wodurch zu vermuten steht, dass diese altsteinzeitlichen Menschen bereits eine Religion gehabt haben dürften.
Eine wunderbare Stadt! Für mich nach Venedig die zweitschönste Stadt der Welt - schließlich meine Geburtsstadt!
Herzliche Grüße H. H. Karg