Der Fernblick bei Poetry.de

Ex-DrKarg · 15.06.2015, 09:55

Der Fernblick

©Hans Hartmut Karg
2015

Ja, auch nach Süden will ich sehen,
Wo die Welt mir nicht geheuer,
Kann dorthin ja noch nicht gehen,
Lodert dort nicht Sündenfeuer?

Weil ich strikt nach Süden sehe,
Schläft die Sonne – nicht nur heute!
Wenn ich dann zum Fenster gehe,
Habe ich nur wenig Freude.

Waldsaum da und voller Nebel,
Hängt bis in das Tal hinab.
Die Natur mit eigenem Hebel
Gibt nicht immer Hoffnung ab.

Blickwärts geht nun versonnen,
Nebel findet auch den Rand.
Hat nicht der Countdown begonnen,
Wenn ich trag´ ein schwarzes Band?

Dort, schummrig, im Hintergrund,
Liegt der Hof, wo ich einst ruhe.
Da ist gar nichts hell und bunt
In der hölzern-dunklen Truhe.

*

Thing · 15.06.2015, 15:01

ein sehr, sehr melancholisches Gedicht.
Dieser Blick hat mit Deinem so geliebten Süden nichts (mehr) zu tun, er ist auf das Jenseits gerichtet.
Zum Glück kannst Du noch nicht gehen -
falls Du mit LI identisch bist.

Das gefällt mir von allen Deinen Gedichten am besten; es hat einen düsteren Reiz und ist für mich von außerordentlichem Wohlklang.
Trübes scheint bei Dir eine ganz bestimmte Saite zum Schwingen zu bringen.

Meinen "Platz" finde ich einst östlich von mir.

Herzlichen Gruß
v.
Thing

Ex-DrKarg · 16.06.2015, 07:17

Lieber Thing,
danke für die feinsinnige Aufnahme meines Gedichtes!
Tatsächlich gelingt ja nicht jedes Gedicht immer auch gleich gut.
Auch Dichter sind keine Maschinen....
Dennoch und trotz aller leidvollen Erfahrungen:
Lasst uns weiterhin Gedichte schreiben und uns um gute Gedichte bemühen!
Herzlliche Grüße!
H. H. Karg

Thing · 16.06.2015, 13:30

Aber ja!

"Es strebt der Mensch, solang er fühlt"
gilt in meinen Augen vor allem für Dichter/Schriftsteller/Wortsteller/Lyriker.

"Meine Sprache hat nur dann Schwerkraft, wenn sie aus meiner eigenen Erfahrung spricht"
(Zitat von Ralf Rothmann)

Alles Andere ist Selbstverliebtheit, Geplänkel, Tändelei, Spielerei, Wichtigtuerei und was derlei Flüchtigkeiten mehr sind.

Freundlichen Gruß:

Thing

Ex-DrKarg · 19.06.2015, 09:51

Lieber Thing,
schön geschrieben!
Aber: Gehört das Benannte alles zusammen nicht auch zu Menschen?
Herzliche Grüße H. H. Karg

15.06.2015, 09:55	#1
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Der Fernblick Der Fernblick ©Hans Hartmut Karg 2015 Ja, auch nach Süden will ich sehen, Wo die Welt mir nicht geheuer, Kann dorthin ja noch nicht gehen, Lodert dort nicht Sündenfeuer? Weil ich strikt nach Süden sehe, Schläft die Sonne – nicht nur heute! Wenn ich dann zum Fenster gehe, Habe ich nur wenig Freude. Waldsaum da und voller Nebel, Hängt bis in das Tal hinab. Die Natur mit eigenem Hebel Gibt nicht immer Hoffnung ab. Blickwärts geht nun versonnen, Nebel findet auch den Rand. Hat nicht der Countdown begonnen, Wenn ich trag´ ein schwarzes Band? Dort, schummrig, im Hintergrund, Liegt der Hof, wo ich einst ruhe. Da ist gar nichts hell und bunt In der hölzern-dunklen Truhe. *

15.06.2015, 15:01	#2
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Dr.Karg - ein sehr, sehr melancholisches Gedicht. Dieser Blick hat mit Deinem so geliebten Süden nichts (mehr) zu tun, er ist auf das Jenseits gerichtet. Zum Glück kannst Du noch nicht gehen - falls Du mit LI identisch bist. Das gefällt mir von allen Deinen Gedichten am besten; es hat einen düsteren Reiz und ist für mich von außerordentlichem Wohlklang. Trübes scheint bei Dir eine ganz bestimmte Saite zum Schwingen zu bringen. Meinen "Platz" finde ich einst östlich von mir. Herzlichen Gruß v. Thing

16.06.2015, 07:17	#3
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Der Fernblick Lieber Thing, danke für die feinsinnige Aufnahme meines Gedichtes! Tatsächlich gelingt ja nicht jedes Gedicht immer auch gleich gut. Auch Dichter sind keine Maschinen.... Dennoch und trotz aller leidvollen Erfahrungen: Lasst uns weiterhin Gedichte schreiben und uns um gute Gedichte bemühen! Herzlliche Grüße! H. H. Karg Geändert von Ex-DrKarg (16.06.2015 um 07:17 Uhr) Grund: Textkorrektur

19.06.2015, 09:51	#5
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Der Fernblick Lieber Thing, schön geschrieben! Aber: Gehört das Benannte alles zusammen nicht auch zu Menschen? Herzliche Grüße H. H. Karg

16.06.2015, 13:30	#4
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Aber ja! "Es strebt der Mensch, solang er fühlt" gilt in meinen Augen vor allem für Dichter/Schriftsteller/Wortsteller/Lyriker. "Meine Sprache hat nur dann Schwerkraft, wenn sie aus meiner eigenen Erfahrung spricht" (Zitat von Ralf Rothmann) Alles Andere ist Selbstverliebtheit, Geplänkel, Tändelei, Spielerei, Wichtigtuerei und was derlei Flüchtigkeiten mehr sind. Freundlichen Gruß: Thing