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Sprüche und Kurzgedanken Prosatexte, die einen Sachverhalt möglichst kurz und knapp schildern.

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Alt 27.10.2013, 23:49   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Vollkommen

Der Augenblick ist vollkommen,
bis ich darüber zu schreiben wage.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2013, 00:29   #2
weiblich simbaladung
 
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Das bringt einen ganz schön zum Nachdenken.

Ich denke, für die wirklich ganz großen Dichter gilt das nicht, oder?

Und wir Hobbypoeten sollten lieber schweigen? Nur, weil unsere Worte nie
ganz genau das Gefühlte einfangen können? Ich glaube, auch wenn was "verloren geht", muss der Mensch sich mitteilen, (auch durch Worte, manchmal auch ohne Worte), um, ja was? alles besser einordnen zu können, sich im Du wiederzufinden oder sich besser abgrenzen zu können? Dinge mit den Augen des anderen neu zu sehen?
Ich fänd´s schön, wenn du dazu auch noch was sagen würdest.

Guter Anstoß,
Schmuddel,
simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2013, 00:46   #3
männlich Schmuddelkind
 
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Danke für die reflektierte Rückmeldung, liebe simba.

Das ist ein Thema, das mich oft beschäftigt, weil es mir weh tut, dass es mir, so sehr ich mich bemühe, kaum gelingt, wirklich die Essenz eines Momentes wiederzugeben. Die Sache liegt ja auch auf der Hand: wenn ein Augenblick vollkommen ist, dann ist alles daran notwendig, um den Augenblick zu vervollkommnen. Wenn wir etwas beschreiben, haben wir aber immer nur eine begrenzte Zahl von Beschreibungen zur Verfügung und kommen an Auslassungen nicht vorbei - mal ganz abgesehen davon, dass es für manche Dinge einfach keine Worte gibt, nur metaphorische Annäherungen an das wahre Bild.

Zitat:
Ich denke, für die wirklich ganz großen Dichter gilt das nicht, oder?
Ich denke, selbst für die gilt das. Zumindest haben das Einige bestimmt so empfunden. Mir kommt da die Stelle aus Goethes Werther in den Sinn: "Wenn's dann um meine Augen dämmert, und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruhn wie die Gestalt einer Geliebten – dann sehne ich mich oft und denke : ach könntest du das wieder ausdrücken, könntest du dem Papiere das einhauchen, was so voll, so warm in dir lebt, daß es würde der Spiegel deiner Seele, wie deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes! – mein Freund – aber ich gehe darüber zugrunde, ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser Erscheinungen." Und später: "Ich habe heute eine Szene gehabt, die, rein abgeschrieben, die schönste Idylle von der Welt gäbe; doch was soll Dichtung, Szene und Idylle? Muß es denn immer gebosselt sein, wenn wir teil an einer Naturerscheinung nehmen sollen?"

LG
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Alt 28.10.2013, 09:00   #4
Thing
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Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
kommen an Auslassungen nicht vorbei - mal ganz abgesehen davon, dass es für manche Dinge einfach keine Worte gibt, nur metaphorische Annäherungen an das wahre Bild.


"Wenn's dann um meine Augen dämmert, und die Welt um mich her und der Himmel ganz in meiner Seele ruhn wie die Gestalt einer Geliebten – dann sehne ich mich oft und denke : ach könntest du das wieder ausdrücken, könntest du dem Papiere das einhauchen, was so voll, so warm in dir lebt, daß es würde der Spiegel deiner Seele, wie deine Seele ist der Spiegel des unendlichen Gottes! – mein Freund – aber ich gehe darüber zugrunde, ich erliege unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser Erscheinungen."
LG
Genau so ist es!
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Alt 28.10.2013, 12:33   #5
männlich Schmuddelkind
 
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Fein Thing, du verstehst mich.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2013, 15:57   #6
weiblich simbaladung
 
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Beiträge: 3.073

Mascha Kaleko:

Mein schönstes Gedicht?
Ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es.
Ich schwieg es.

Fiel mir gerade ein.

lG, simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2013, 16:30   #7
Thing
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Ja.
Es gibt einige Dichter, die das so herrlich formuliert haben.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2013, 18:57   #8
männlich Schmuddelkind
 
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Ja, stimmt. Das von Mascha Kaleko kannte ich auch. Das passt auch sehr gut. Ich denke, das ist einfach ein grundsätzliches Problem eines jeden Kunstschaffenden; aber gerade deshalb sollte man sich der künstlerischen Tätigkeit nicht entziehen. Darin steckt doch die Herausforderung!
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2013, 19:07   #9
Thing
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Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Darin steckt doch die Herausforderung!

Nicht nur.
Sondern auch ansatzweise die Möglichkeit, das Unbenennbare doch noch in etwas Namenähnliches zu kleiden.
Wenn Du verstehst, was ich meine.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.10.2013, 19:58   #10
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Klar, auch das ist Teil der Herausforderung. Es ist eben auch interessant, wie nah man dem wahrhaftigen Ausdruck beispielsweise eines Gefühls kommen kann.
Schmuddelkind ist offline   Mit Zitat antworten
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