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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 13.02.2012, 20:56   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Der Alchemist

Teil I: Die Erfindung der Liebe

Im zugestaubten, dunklen Keller presst
der Alchemist mit zielbewusster Kraft
in Bücher linsend einen teuren Saft.
Er hebt das Glas und stellt begeistert fest:

"Oh, du bittersüßes Kraut-Extrakt,
wo du durch Odem oder Trank genossen,
werden Menschen ins Gebet geschlossen,
schlagen Herzen zu dem gleichen Takt.

Wie werden sie, die solch Magie nicht kennen
diese Welt im Taumel wohl gestalten?
Wie ist mir bang, dich schweres Gift zu halten!
Ich möchte dich nun fortan "Liebe" nennen."

Er versprüht's mit Neugier in der Stadt.
Die Droge mag so Manchen gleich beglücken,
jedoch And're werfen sich von Brücken,
denen Liebe Leid erwiesen hat.
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Alt 14.02.2012, 10:43   #2
männlich Ex-Gamma
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Guten Tag Schmuddelkind

Wunderbar, Du arbeitetest am Stein der Weisen.

lgGamma
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Alt 14.02.2012, 12:21   #3
männlich Schmuddelkind
 
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Noch nie hab ich den Begriff "Stein der Weisen" in einem derart passenden thematischen Bezug gelesen.

Freut mich jedenfalls, dass dir der erste Teil gefällt!

Mal sehen, wie gut ich es schaffe, diesen Eindruck durch die voraussichtlich vier weiteren Teile zu zerstören.
Werde die restlichen Teile dann auch hier einstellen, bin aber für jede Wasserstandsmeldung zwischendurch dankbar. Vielleicht kann ich heute schon den zweiten Teil präsentieren...

LG
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Alt 14.02.2012, 14:31   #4
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Teil II: Am Bach

Eines Morgens sitzt der Alchemist
noch leicht verschlafen an dem nahen Bach.
Doch werden seine müden Augen wach,
als diese Schönheit dort zu sehen ist:

Sie schöpft das Wasser in den Krug und singt
und ihm ist so, als läge alles Glück
der Sinne in dem schlichten Augenblick,
so wie sie singt, bescheiden und beschwingt.

"Lass mich dir helfen, diesen Krug zu tragen!"
Er fasst zum Krug und fühlt sanft ihre Hand.
Ach, welche Seligkeit er selbst erfand,
das können Küsse mehr als Worte sagen.

Und er mag sich Unbeschwertheit gönnen,
als sie einander in die Augen sehen:
"Ich werde furchtlos mit dir weiter gehen,
als die frohen Augen blicken können!"
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Alt 14.02.2012, 14:51   #5
männlich Ex-Gamma
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Lieber Schmuddelkind.

Wacker, wacker.

In der Vase der Pandora, darin dir alles, das Geheimnis, "der goldenen Blüte" wird dir, trinke, alles offenbar. Nur Mäßigung kann vor der Gier des Wissens um Erkenntnis, uns befreien, dem Haben, dem Besitz. Die Armut in allem dem eigenen Gewissen.

lgGamma
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Alt 14.02.2012, 14:56   #6
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Ja, ganz recht! Das ist für mich immer ein wichtiges Thema: Die Gier nach Wissen (vielleicht auch nach Erleben). Aber ich möchte dazu zu diesem Zeitpunkt noch nicht mehr sagen, um nicht zu viel zu verraten...
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Alt 14.02.2012, 16:38   #7
männlich Schmuddelkind
 
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Teil III: Das Gegengift

Doch kaum, dass er den nahen Frohsinn schaute,
sieht er darin die Gefahr und trinkt
das Gegengift, das ihm die Klarheit bringt,
das er für solche Missgeschicke braute.

Denn in der Nähe sieht er Ungemach,
Ruin, wo Herzen aufeinander prallen.
Wo die Liebe vorsieht, hinzufallen,
wächst gewiss kein frisches Gras mehr nach.

Fortan meidet er die schöne Maid
und sagt ihr, als sie sucht, den Grund zu hören:
"Dein Liebreiz kann mich nimmer mehr betören."
Kein Blick, der sagt, es täte ihm doch leid.

In ihrem Herzen, ach, zerfallen Welten,
zu amorph, das Gestern einzufassen.
So kühl und wortkarg hat er sie verlassen,
die einst schien, ihm alles doch zu gelten.
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Alt 14.02.2012, 16:45   #8
männlich Ex-Peace
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Das ist wieder eine ganz tolle Trilogie von dir, Schmuddel.
Besonders der zweite Teil hat es mir angetan.
Das "amorph" des dritten Teils kenne ich auch...

Liebe Grüße (mit Begeisterung)
Peace
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Alt 14.02.2012, 16:49   #9
männlich Ex-Gamma
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Lieber Schmuddelkind

Gut durchgearbeitet. Dankeschön.

Konflikt zum Thema Wissen, Ergründen und Denken: Diagnose: Leibliche Befindlichkeit wird abgewehrt. Klärung: Verbindung mit allem.

Nur die Konfliktbereitschaft im sich verändernden Leben macht uns klüger. Das Wehwehchen ist nicht der letzte Schluss.

lgGamma
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Alt 14.02.2012, 16:59   #10
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Danke Gamma für deine reflektierten Betrachtungen und für dein Lob an meinem "Fleiß"(?)!

Zitat:
Konflikt zum Thema Wissen, Ergründen und Denken: Diagnose: Leibliche Befindlichkeit wird abgewehrt. Klärung: Verbindung mit allem.
Ja, so sehe ich das auch. Der Alchemist scheint von der Ergründung weltlicher Wirkzusammenhänge so durchdrungen, dass er die Klarheit des Geistes dem gefährlichen Einlassen auf einen Menschen vorzieht. Dabei ist ihm jedoch das Schicksal Anderer völlig egal.

Zitat:
Das Wehwehchen ist nicht der letzte Schluss.
Nein, das ist es gewiss nicht. Da kommt noch was...

LG
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Alt 14.02.2012, 17:04   #11
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Ups, da habe ich ganz Peace übersehen. Verzeihung!

Danke! Aber es ist noch nicht fertig, ist also keine Trilogie, auch wenn man es an dieser Stelle auch abbrechen könnte. Mir gefällt eigentlich bisher der dritte Teil am Besten, zumindest dramaturgisch - sprachlich vielleicht auch der zweite.

Ja, das Amorphe kennt wahrscheinlich jeder, der enttäuscht wurde und sich aus all seinen Deutungszusammenhängen herausgerissen wiederfindet.

LG
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Alt 14.02.2012, 17:57   #12
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Teil IV: Die geheime Formel

Wohin sie geht, sie trägt dorthin Gespenster
eines Morgens, der unsterblich schien.
Vor des Liebsten Haus sinkt sie auf Knien
und steigt entschlossen durch das Kellerfenster.

Zwischen Erlenmeyerkolben, Kräutern,
Büchern, findet sie ein Stück Papier,
darin die Formel für das Elixier.
Dies vermag ihr alles zu erläutern.

Sie sieht das Gegengift und trinkt und klagt:
"Oh, dass ich Dummchen nicht schon eher sah,
dass alles bloß ein fauler Zauber war!
Ich hätte nie ein solches Spiel gewagt."

Ganz nach dem Rezept presst sie den Trank
und kocht im Kessel ihn in rauhen Mengen,
so dass Dämpfe dem die Brust verengen,
der im Keller atmet den Gestank.
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Alt 14.02.2012, 20:06   #13
männlich Schmuddelkind
 
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Teil V: Die Verbreitung der Liebe

Als er einkehrt, sinkt er vor ihr nieder
und liegt trunken, machtlos ihr zu Füßen.
"Es ist kein Fehl Gewissheit einzubüßen,
schließt du mich in deine Arme wieder."

Doch diese Rose welkt schon, kaum erblüht.
Es ist ihr schlichtes Schütteln mit dem Haupt,
das ihn gänzlich des Verstands beraubt
und er steigt in den Kessel und verbrüht.

Von der Stube zieht die Liebe weiter,
sich an allen Orten und für alle Zeiten
über uns'ren Erdball auszubreiten
und sie stimmt seither die Menschen heiter.

Doch konnte wohl die Menschheit niemals lernen,
über diesen tausend Jahre alten
Zauber zu gebieten und zu walten.
Ob es je gelingt, liegt in den Sternen.




(Fertig!)
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Alt 14.02.2012, 23:49   #14
Thing
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Warum sind diese Goldkörnchen nicht als eigenständige "Nuggets" eingestellt?
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Alt 15.02.2012, 00:01   #15
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Nun ja, es ist schon als eine einzige, zusammenhängende Ballade in fünf Teilen gedacht. Nur nachdem ich gestern den ersten Teil fertigte, da hat mich die Ungeduld gepackt und wollte wissen, wie man es sehen würde. Und dann dachte ich mir, ich stelle jeden weiteren Teil nach und nach ein, sobald ich ihn geschrieben haben würde.

Das heißt, es gefällt dir? Oder ist es nur goldig? Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster (wobei, da es sich nur um meine Arbeit handelt, doch nicht so weit) und behaupte, das ist das Beste, das ich je geschrieben habe.

LG und verzeih mir meinen eitlen Moment!
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Alt 15.02.2012, 00:25   #16
Thing
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Ob es das Beste ist, kann ich leider nicht beurteilen, denn ich kenne nicht alle Deine Werke!
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Alt 15.02.2012, 00:39   #17
männlich Schmuddelkind
 
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Aber die allermeisten hast du tatsächlich kommentiert. Zwar habe ich mich (hoffentlich) stest vor Ort bedankt. Aber jetzt wird auch mal ein generelles Danke für deinen Rezensions-Fleiß fällig: Vielen Dank!

Freut mich aber, dass dieses Gedicht dir offenbar gefällt!

LG
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Alt 15.02.2012, 00:41   #18
Thing
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Ja. Es gefällt.
Und das ist kein hohles Lob.
(Kommt von mir sowieso nicht).

LG!
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Alt 15.02.2012, 00:45   #19
männlich Schmuddelkind
 
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Vielen, vielen Dank!

Ich bin überglücklich, dass es dir gefällt! Ich habe so viele persönliche Dinge versucht, zu einem Ganzen zu verweben und habe dabei die Erfahrung gemacht, mir selbst die Welt zu erklären. Wie bin ich der Welt so weit entflogen und dennoch so nah bei mir selbst!

Zitat:
Und das ist kein hohles Lob.
(Kommt von mir sowieso nicht).
Weiß ich doch.

LG
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Alt 15.02.2012, 01:04   #20
Thing
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Es wird ein Ganzes wahr gelingen,
formt man es uns in einem Guß..



Du weißt, daß in diesem Forum die schöne und gelungene Dichtung ihre (er-)kennenden Bewunderer hat.
Ich gehöre dazu.

LG
Thing
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Alt 15.02.2012, 01:07   #21
männlich Schmuddelkind
 
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Zitat:
Es wird ein Ganzes wahr gelingen,
formt man es uns in einem Guß..
Sehr schön, geradezu klassisch!

LG
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Alt 15.02.2012, 01:17   #22
Thing
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aber nicht gediebt!
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Alt 15.02.2012, 01:27   #23
weiblich KleinerSpecht
 
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soso das ist also die entstehunggeschichte der liebe

Gefällt mir! dankeschön.
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Alt 15.02.2012, 13:05   #24
männlich Schmuddelkind
 
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Zitat:
aber nicht gediebt!
Das dachte ich mir.

Zitat:
soso das ist also die entstehunggeschichte der liebe
Ja, und kein Wort ist gelogen.
Schön, dass es auch dir gefällt!

LG
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alchemist, erfindung, liebe



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