Die Sommerfrau bei Poetry.de

Lux · 22.07.2011, 14:37

Sie schleicht sich leise durch die Stunden,
schon ewig schmerzen Haupt und Glieder
und innen brennen andre Wunden.
So müd‘ – sie schlägt die Augen nieder.

Mit zagem Schritt streift sie durchs Land,
legt bleiern Schwüle auf die Auen.
Gewitterschwer folgt ihr das Grauen,
gewebt mit altersschwacher Hand.

Ach, dass es endlich Winter würde!
Und Reif bedeckte alle rauen Wunden,
Sie zu befreien von der alten Bürde.
Im wehen Scheiden fände sie Gesunden.

by Lux, 22. Juli 2011

Ilka-Maria · 22.07.2011, 15:00

Lux, das ist spitzenklasse - welche Bilder! Hab's gleich zweimal hintereinander gelesen.

LG
Ilka-M.

Thing · 22.07.2011, 15:57

Ich auch!
Große Dichtung!

Thing

(Wieso fiel mir die Roggenmuhme ein?)

Lux · 22.07.2011, 16:48

Liebe Ilka, lieber Thing,

habt beide Dank für das große Lob! Ich freue mich sehr darüber. Zu dem Gedicht hat mich (ein wenig) "Der Winterschmied" von T. Pratchett inspiriert. Außerdem gibt es diese Sage - ich kenne ihren Ursprung leider nicht mehr - in der es um die Beziehung von Winter (männlich) und Sommer (weiblich) geht. Der Winter, ein mürrischer Alter, hat sich in den Sommer, eine blühende junge Frau, verliebt. Er verschleppt sie zu sich in die Unterwelt, doch die Schöne wird dort immer unglücklicher und auf der Erde wird es Winter. Das Flehen seiner Liebsten kann der Alte aber nicht ertragen, und so entlässt er sie wieder zurück in die Menschenwelt. Er nimmt ihr aber das Versprechen ab, dass sie nach der einen Hälfte des Jahres zurück kehren muss, um die andere mit ihm zu verbringen. Deshalb, so die Sage, haben wir den Sommer auf der Erde und den Winter.
Tja, ich habe mir gedacht, dass die Sommerfrau am Ende des Sommers unglaublich ausgelaugt, müde und gealtert sein müsste. Vielleicht ist sie ja ganz froh darum, zu ihrem Liebsten hinab zu steigen und erst im Frühjahr wieder aufzuerstehen.

Liebe Grüße an euch beide
Lux

p.s.: Thing, die Roggenmuhme begegnet mir derzeit auch öfters - und zwar in den Büchern von Walter Moers (zurzeit "Rumo und die Wunder im Dunkeln")

Thing · 22.07.2011, 16:54

Die Sage erinnert mich an Dis und Proserpina!

Lux · 22.07.2011, 16:56

Ja, ich denke, das ist auch der Ursprung. Mir ist wieder eingefallen, woher ich die Geschichte kenne. Sie stammt aus einem Kinderbuch, welches leider verschollen ist. Sicher war diese Sage Vorbild für die Kindergeschichte.

Thing · 22.07.2011, 17:03

Dein Gedicht gefällt mir besser als die Sage, die auch von E. Langgässer zur Novelle verarbeitet wurde.

Lux · 22.07.2011, 17:12

Oh, da kann ich nur demütig "Danke" sagen.

22.07.2011, 14:37	#1
Lux Dabei seit: 03/2010 Alter: 38 Beiträge: 839 Meine Gedichte Meine Favoriten	Die Sommerfrau Sie schleicht sich leise durch die Stunden, schon ewig schmerzen Haupt und Glieder und innen brennen andre Wunden. So müd‘ – sie schlägt die Augen nieder. Mit zagem Schritt streift sie durchs Land, legt bleiern Schwüle auf die Auen. Gewitterschwer folgt ihr das Grauen, gewebt mit altersschwacher Hand. Ach, dass es endlich Winter würde! Und Reif bedeckte alle rauen Wunden, Sie zu befreien von der alten Bürde. Im wehen Scheiden fände sie Gesunden. by Lux, 22. Juli 2011

22.07.2011, 15:00	#2
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.117 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lux, das ist spitzenklasse - welche Bilder! Hab's gleich zweimal hintereinander gelesen. LG Ilka-M.

22.07.2011, 15:57	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich auch! Große Dichtung! Thing (Wieso fiel mir die Roggenmuhme ein?)

22.07.2011, 16:48	#4
Lux Dabei seit: 03/2010 Alter: 38 Beiträge: 839 Meine Gedichte Meine Favoriten	Liebe Ilka, lieber Thing, habt beide Dank für das große Lob! Ich freue mich sehr darüber. Zu dem Gedicht hat mich (ein wenig) "Der Winterschmied" von T. Pratchett inspiriert. Außerdem gibt es diese Sage - ich kenne ihren Ursprung leider nicht mehr - in der es um die Beziehung von Winter (männlich) und Sommer (weiblich) geht. Der Winter, ein mürrischer Alter, hat sich in den Sommer, eine blühende junge Frau, verliebt. Er verschleppt sie zu sich in die Unterwelt, doch die Schöne wird dort immer unglücklicher und auf der Erde wird es Winter. Das Flehen seiner Liebsten kann der Alte aber nicht ertragen, und so entlässt er sie wieder zurück in die Menschenwelt. Er nimmt ihr aber das Versprechen ab, dass sie nach der einen Hälfte des Jahres zurück kehren muss, um die andere mit ihm zu verbringen. Deshalb, so die Sage, haben wir den Sommer auf der Erde und den Winter. Tja, ich habe mir gedacht, dass die Sommerfrau am Ende des Sommers unglaublich ausgelaugt, müde und gealtert sein müsste. Vielleicht ist sie ja ganz froh darum, zu ihrem Liebsten hinab zu steigen und erst im Frühjahr wieder aufzuerstehen. Liebe Grüße an euch beide Lux p.s.: Thing, die Roggenmuhme begegnet mir derzeit auch öfters - und zwar in den Büchern von Walter Moers (zurzeit "Rumo und die Wunder im Dunkeln")

22.07.2011, 16:54	#5
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Die Sage erinnert mich an Dis und Proserpina!

22.07.2011, 16:56	#6
Lux Dabei seit: 03/2010 Alter: 38 Beiträge: 839 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ja, ich denke, das ist auch der Ursprung. Mir ist wieder eingefallen, woher ich die Geschichte kenne. Sie stammt aus einem Kinderbuch, welches leider verschollen ist. Sicher war diese Sage Vorbild für die Kindergeschichte.

22.07.2011, 17:03	#7
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Dein Gedicht gefällt mir besser als die Sage, die auch von E. Langgässer zur Novelle verarbeitet wurde.

22.07.2011, 17:12	#8
Lux Dabei seit: 03/2010 Alter: 38 Beiträge: 839 Meine Gedichte Meine Favoriten	Oh, da kann ich nur demütig "Danke" sagen.