Der übliche Wahnsinn

[Blutsschwester]

Der übliche Wahnsinn

Marzipan und Dufti-Kerzen
heute singen wir von Herzen
Jahr für Jahr das kennen wir
grüßt das jährlich' Murmeltier

Friede, Freude, Eierkuchen
wenn wir nach den Päckchen suchen
eingewickelt, aufdrappiert
so manch Gabe echaufiert

Dildos, Pfannen, Wonderbra
freuen mich wie jedes Jahr
Duft von Keksen oder Braten
betört uns wenn wir darauf warten

Dort hinterm Baum beim Telefon
befindet sich des Vaters Thron
Stolz prahlt er mit seiner Tanne
jedes Jahr aufs Gleiche panne

Am dritten Tage lodernd bricht
wärmend still ein Hoffnungslicht
Es fackelt seelig unser Baum
er ist erfüllt; der Weihnachtstraum.

[norbert]

...ein bisschen wacklig rhythmisiert - aber lustig!
liebe festgrüße
norbert

[Blutsschwester]

dann hat es seinen Sinn erfüllt

[Poesielos]

hallo schwesterchen!

ja ich wühle mich gerade durch deine texte und ja es macht mir tatsächlich spaß dass ich dieses schmuckstück übersehen habe, tut mir ja schon fast leid. mit den gereimten vierzeilern tust du meiner stilistisch orientieren lyrikerseele schon einen sehr großen gefallen - was die rhythmik angeht, hier ein paar veranschaulichungen und tipps:


Marzipan und Dufti-Kerzen
heute singen wir von Herzen
Jahr für Jahr das kennen wir
grüßt das jährlich' Murmeltier

XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxX
xXxXxXx

meine idee, um es metrisch anzugleichen und sprachlich zu verbessern:

(...)
Jahr für Jahr - das kennen wir:
Ewig grüßt das Murmeltier

XxXxXxX
XxXxXxX

so kannst du das apostroph weglassen und die etwas ungeschickte kombination "jahr für jahr" und "jährlich" umgehen.


Friede, Freude, Eierkuchen
wenn wir nach den Päckchen suchen
eingewickelt, aufdrappiert
so manch Gabe echaufiert

XxXxXxXx
XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxX

metrisch einwandfrei, allerdings stolpere ich über V4 "so manch". meine idee:

(...)
eingewickelt, aufdrappiert
Manche Gabe echaufiert

XxXxXxX
XxXxXxX

eigentlich kaum eine veränderung, aber so entsteht im lesefluss - zumindest für mich - kein aussetzer.


Dildos, Pfannen, Wonderbra
freuen mich wie jedes Jahr
Duft von Keksen oder Braten
betört uns wenn wir darauf warten

XxXxXxX
XxXxXxX
XxXxXxXx
xXxXxXxXx


ich denke in dieser strophe liegt das metrische hase im pfeffer begraben gerade weil hier einer der humoristischen pointen des textes liegt... leider will mir keine lösung für V3 und 4 einfallen ohne entweder den reim zu verändern oder den inhalt, was mir als kritiker nicht wirklich zusagt. können ja mal im icq darüber reden wenn du magst


Dort hinterm Baum beim Telefon
befindet sich des Vaters Thron
Stolz prahlt er mit seiner Tanne
jedes Jahr aufs Gleiche panne

xXxXxXxX
xXxXxXxX (?)
XxXxXxXx
XxXxXxXx

oO* oops, ein wechsel vom trochäus (Xx) zum jambus (xX)? warum denn? dabei war ich als leser gerade so auf die betonte erste silbe getrimmt. ich möchte es aber auf keinen fall als fehler ankreiden, ich kann es nur nicht so ganz nachvollziehen.


Am dritten Tage lodernd bricht
wärmend still ein Hoffnungslicht
Es fackelt seelig unser Baum
er ist erfüllt; der Weihnachtstraum.

xXxXxXxX
XxXxXxX
xXxXxXxX
XxXxxXxX

nun, der daktylus (Xxx) im letzten vers fällt eigentlich beim ersten lesen nicht wirklich auf; nur für den, der genau nachsieht, wird er als metrischer fehler tatsächlich auffallen. allerdings sehe ich keinen grund darin, hier was zu verändern, da du mit dem semikolon eigentlich schon verdeutlichen willst, dass hier das "ende vom lied" ist.


trotz diesem lehrerhaften fingerzeig an der metrischen tafel bin ich außerordentlich angetan von der lockeren erzählart und dem satirischen element darin, welches auch bei mir als leser, den von dir bereits erwähnten "sinn" erfüllt hat


liebe grüße,
Benne (der momentan nur in seinem namen auf groß- und kleinschreibung achtet )

[Blutsschwester]

hey,
dass du dich durch meine Texte wühlst, ehrt mich natürlich gaaanz besonders Nochmal frohes Neues. Werde mich morgen nüchtern an deine Verbesserungsvorschläge setzen. Und du siehst; ich kann auch jetzt noch Zehnfingerschreiben

Kussi
Deine Schwester