Winter im Lockdown

[Eniv Mar]

Es schneit. Große, dicke Schneeflocken fallen langsam aber unergiebig den Nachthimmel herab …
Draußen ist es kalt, so kalt, dass man seinen eigenen Atem sehen kann.
Und die Schneeflocken fallen den Himmel herab…
Drinnen ist es warm, die Luft ist stickig vom Aus- und Einatmen derselben Menschen.
Und die Schneeflocken fallen weiter den Himmel herab…
Das Haus ist mit Menschen gefüllt, aber es sind immer dieselben Menschen die dieselben Räume füllen.
Und die Schneeflocken fallen weiter den Himmel herab.
Die Gedanken kreisen um längst vergangen Zeiten, Träume und Sehnsüchte, aber die Leere und die Ungewissheit gewinnen die Oberhand.
Und die Schneeflocken fallen weiter den Himmel herab.
Eine Leere breitet sich über dem Haus und seinen Bewohnern aus.
Und eine weiße Decke der Trauer und der Einsamkeit legt sich auf den Boden der verlorenen Zeit.
Und die Schneeflocken fallen weiter den Himmel herab…
Sie fallen und fallen, als wäre alles egal was um sie geschieht.
Sie fallen wie in Zeitlupe, konzentriert man sich auf eine scheint es als würde man mit ihr fallen.
Im selben Tempo fallen wir gemeinsam.
Alles scheint relativ, die Zeit, die Gefühle, die Welt.
Und die Schneeflocken fallen weiter den Himmel herab…
Irgendwann haben sie alle den Boden erreicht und fügen sich in das gemeinsame weiße Eins.
Bis die Sonne kommt liegen sie da, vereint in der eisigen Kälte des Winters.
Egal wie viele Schneeflocken fallen, egal wie dick die weiße Decke ist, irgendwann schmilzt sie die Sonne.
Es ist als wäre der Schnee nie dagewesen, nur die Erinnerung lässt uns zurückblicken zu der Zeit in der wir mit den Schneeflocken gefallen sind.
Und die Sonne strahlt wieder den Himmel herab.