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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 18.01.2024, 00:20   #1
männlich Cornelius
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Lampertheim
Alter: 49
Beiträge: 394

Standard Quergelesen

Im Buch der Bücher steht geschrieben:
Wir sollen unsern Nächsten lieben.
So sagt im dritten Buch von Mose
(mein wirrer Kopf entsinnt sich lose)

Vers achtzehn im Kapitel neunzehn.
Wenn wir die Seiten auch gebräunt sehn,
so dürfen wir beim Tun und Dichten
uns gerne öfter danach richten.

Den Unterschied von Mensch und Tier
benennt Matthäus vier, Vers vier:
"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein" -
sein Geist will auch verköstigt sein.

Matthäus fünfzehn, vierzehn mahnt:
Ein jeder Weg sei klug gebahnt.
Ein Blinder führe keinen Blinden,
weil beide sonst im Loch verschwinden.

Ein guter Christ beherzigt fleißig
Matthäus sechs, Vers dreiundreißig:
"Es soll euch nicht vor morgen bangen,
das Paradies sucht zu erlangen!"

Erlangen? Wo liegt das noch gleich?
In Franken wär das Himmelreich?
Ernüchtert sehen, die sich hetzten:
Die Ersten sind darin die Letzten.

"Was du nicht willst, das man dir tu,
das füg auch keinem andern zu!"
Dies rät dir Jesu Goldne Regel,
Matthäus sieben, zwölf - du Flegel!

Den Ephesern geschrieben, fand sich,
Kapitel vier, Vers sechsundzwanzig:
Die Sonne mag den Zorn nicht sehen,
sie soll nicht drüber untergehen.

Gewöhnlich sehr gefährlich lebt,
wer andern eine Grube gräbt -
dies hat in inspirierter Nacht
zu Pergamentpapier gebracht

der weise König Salomo.
Ich neige gern mein Haupt. Chapeau!
Der Knabe konnte Sprüche dichten
und wusste manchen Streit zu schlichten.

Bei Hiob steht, man glaubt es kaum:
Die Erde hängt im leeren Raum.
An nichts hat Gott sie festgemacht.
Wer hätte sowas je gedacht?

Dem Meer gebot er, streng und heiter:
"Bis hierher darfst du und nicht weiter!"
Er hat die Welt (mitsamt Giraffen)
in einer Woche flugs erschaffen.

Ganz wörtlich ist das nicht zu nehmen,
zum Denken soll man sich bequemen:
Für Gott, wie man wohl ahnen mag,
sind tausend Jahre wie ein Tag.

Ist dieses Buch ein Überbleibsel
aus grauer Vorzeit? Nur Geschreibsel?
Was will es uns denn wirklich sagen?
Es bleiben Fragen über Fragen.

Nun lese ich zur guten Nacht
noch rasch Jakobus vier, Vers acht:
"Auf Gott sollst du dich zubewegen,
dann kommt er dir auch gern entgegen."

Gleich morgen gehe ich spazieren
und will es selber ausprobieren.
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2024, 10:18   #2
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Ich finde das gut gereimt, es liest sich flockig. Kommt auch daher, weil ich AABB immer irgendwie humoristisch wahrnehme. Aber Reime auf diese ganzen Zahlen zu finden, das muss nicht leicht gewesen sein.
Wenigstens muss ich jetzt die Bibel nicht mehr selber lesen, danke für die Zusammenfassung, ich gehe jetzt auch spazieren, vielleicht treffe ich Gott im Schneewald.
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2024, 16:11   #3
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Cornelius,

ist das die Predigt für nächsten Sonntag?

Zitat:
Zitat von Cornelius
Ist dieses Buch ein Überbleibsel
aus grauer Vorzeit? Nur Geschreibsel?
Fest steht, dass so manches erst Jahre nach Christus' Tod niedergeschrieben wurde. Zunächst wurde es von Mensch zu Mensch weitergegeben und wir alle wissen, was bei "Stiller Post" am Schluss so rauskommen kann.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.01.2024, 21:18   #4
männlich Cornelius
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Lampertheim
Alter: 49
Beiträge: 394

Guten Abend kofski,

und...bist du IHM im Winterwald begegnet?

...und Guten Abend Nöck,

es ist in der Tat schade, dass keine Augenzeugenberichte von Zeitgenossen über Jesu Leben erhalten geblieben sind. Immerhin stimmen die vier in den Kanon der Schriften aufgenommenen Evangelien im Wesentlichen überein, wiewohl sie nicht alle dieselben Details beinhalten und einzelne Episoden teils aus unterschiedlichen Blickwinkeln schildern.

Das Gedicht will im Übrigen kein Betrag zu irgendeiner theologischen Debatte sein, sondern in erster Linie die Bibel als Quelle zahlreicher noch heute in unserem täglichen Sprachgebrauch lebendiger Sprichwörter und Redensarten in Erinnerung rufen.

Grüße
Cornelius
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.01.2024, 20:37   #5
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Ja, er ist mir begegnet. Er begegnet mir überall in der Natur, sogar im Winter. Kann ich nur empfehlen: Leute, geht raus in die Natur und guckt euch mal den lieben Gott an, so lange er noch da ist.
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.03.2024, 12:55   #6
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 834

Zitat:
Zitat von Cornelius Beitrag anzeigen
Ein guter Christ beherzigt fleißig
Matthäus sechs, Vers dreiundreißig:
"Es soll euch nicht vor morgen bangen,
das Paradies sucht zu erlangen!"

Erlangen? Wo liegt das noch gleich?
In Franken wär das Himmelreich?

Ernüchtert sehen, die sich hetzten:
Die Ersten sind darin die Letzten.
Lieber Cornelius,

selten war ein langes Gedicht so kurzweilig und humorvoll (siehe auch Zitat).
Ich hoffe, Dein Spaziergang war erfolgreich!

Gott zum Gruße,
Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2024, 10:05   #7
männlich Cornelius
 
Dabei seit: 05/2023
Ort: Lampertheim
Alter: 49
Beiträge: 394

Standard Guten Morgen Georg,

...und danke fürs (Mit-)Lesen! Der Spaziergang war zauberhaft, und anschließend ist sogar ein Wunsch in Erfüllung gegangen...

Gruß
Cornelius
Cornelius ist offline   Mit Zitat antworten
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